8.Kapitel

James Beaufork tobte innerlich. Da gab man alles um sich rechtzeitig um ein Problem zu kümmern und kam trotzdem zu spät! Wie sollte er das bloß Müdia erklären? Er hatte versagt.

Verärgert trat er mit der Schuhspitze gegen ein Steinchen. Der Unterricht war vorbei und er hatte nur noch ein paar Minuten um sich zusammenzureißen, bevor es Zeit war zum Lacrosse Training zu gehen. Für seine Mannschaftskameraden wollte er die Haltung bewahren und sich nicht amerken lassen wie aufgewühlt er war. Als Kapitän hatte man gewisse Verpflichtungen. Doch es half alles nichts! Er musste ständig an die unweigerlich erscheinenden Zeitungsartikel denken und an Müdias Gesicht, sobald sie sie sah.

Welche bescheuerte Überschrift würden sie wohl diesmal auswählen?

,,Schätzelein, geht's dir gut?" Alistair legte ihm besorgt eine Hand auf die Stirn. ,,Du wirkst irgendwie aufgebracht. Kriegst doch wohl kein Fieber?"

,,Es ist nichts." Brummte James. ,,Geh ruhig schonmal vor."

,,Kay." Alistair wandte sich um und lief im Hopserlauf quer über eine Blumenwiese und Richtung Lacrosse Feld. James wünschte sich er könnte ebenfalls so gay und sorglos sein.

,,He! Beaukork!"

Er drehte sich um. Ruby Wuff rannte auf ihn zu, der schäbige Rucksack auf ihrer Schulter auf- und abhüpfend.

James schob die Hände in die Taschen. ,,Ich muss zum Lacrosse Training."

,,Ein Wunder, dass dich irgendjemand ernst nimmt wenn du ausgerechnet diese Sportart spielst." Keuchte sie spöttisch.

Er zuckte mit den Schultern. ,,Immerhin kann ich dadurch locker von hier bis zur Schule laufen ohne ein Beatmungsgerät zu brauchen. War noch was? Oder kannst du dich einfach nicht von meinem gutaussehendem Gesicht losreißen?!"

Ruby beeilte sich wieder zu Atem zu kommen. ,,Lin hat es niemanden sonst erzählt, okay?" Japste sie, auf ihre Knie gestützt. ,,Niemand sonst weiß von der Sache mit Müdia und Mr. Sudden!"

,,Und?"

,,Und du willst doch sicher, dass das so bleibt?" Ruby Wuff lächelte dämonisch. ,,Du hast immer noch eine Chance Stillschweigen über das Liebesleben deiner Schwester wahren zu können. Es hat allerdings seinen Preis, so wie alles im Leben..."

James grinste. Er konnte nicht anders als Ruby Wuffs Dreistigkeit zu bewundern. Das war eine zukünftige Geschäftsfrau wenn er je eine gesehen hatte! Er stellte sich dichter vor sie.

,,Das heißt du willst das Geld wieder?"

,,Korrekt, du Genie."

Er seufzte tief. Eigentlich müsste er schon längst an der Umkleide sein. ,,Und dann ist die Sache wirklich vorbei? Du hältst dicht und sorgst dafür, dass deine plappernde Freundin es auch tut?"

Sie blinzelte nicht als sie mit fester Stimme sagte: ,,Versprochen!"

James ergriff ihre dargereichte Hand und schüttelte sie. Bei der Berührung machte sich ein unbehagliches Kribbeln in seinem Inneren breit. Würde er Ruby Wuff das Geld geben und danach einfach alles wieder so sein wie vorher? Würde er nie wieder mit ihr reden?

,,Ach ja, eine Sache noch," Ruby betrachtete beiläufig ihre Fingernägel. ,,Jetzt wo wir zu zweit sind braucht Lin natürlich auch Schweigegeld. Ich schätze dieselbe Summe noch einmal sollte ausreichen. Falls du das nicht zahlen willst hat ihr Vater übrigens eine ganz besonders enge Verbindung zur Presse."

James fiel die Kinnlade herunter. ,,Das ist nicht fair!"

Ruby stemmte die Hände in die Hüften. ,,Es geht hier nicht um Fairness, Beaufork! Es geht um etwas sehr viel Wichtigeres: nämlich Geld!"

Er schwieg einen Moment, dann machte sich ein Grinsen auf seinem Gesicht breit. ,,Du hast meinen Namen richtig gesagt!"

,,So schwer ist er auch eigentlich gar nicht." Gab Ruby zu. ,,Zurück zum Thema: Geld her oder du und Müdia sind geliefert."

Tief aufseufzend reichte er ihr die Scheine. Allmählich fühlte es sich so an als würden sie immer wieder nur dieselben fünfzehntausend Pfund untereinander austauschen, dachte James bei sich.

,,Dankeschön." Grinste Ruby. ,,Das Geld für Lin kannst du ihr entweder morgen persönlich geben oder ich tue es für dich. Oder ich geb dir ihr Paypal wenn du willst."

,,Hmhmh." Grummelte James wenig begeistert.
Trozdem ging sein Herz auf als er Rubys verzücktes Lächeln sah. Sie sah hübsch aus mit den Geldscheinen in der Hand, sie strahlte gradezu. Gleichzeitig könnte er sie umbringen.

Ruby Wuff soll nicht glauben, dass es das jetzt war, dachte er wütend, während er Richtung Lacrosse Feld lief. Das letzte Wort in dieser Angelegenheit war noch nicht gesprochen und wer zuletzt lachte, lachte nunmal am Besten. Schließlich musste es doch auch bei einer Ruby Wuff etwas geben, womit man sie erpressen konnte...

Er musste nur noch herausfinden was.

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