18.Kapitel

,,Also, zuerst einmal musst du mir ein Bisschen was über deinen Vater erzählen." Ruby rieb sich die Hände. ,,Denn: Um Sun Tzu zu zitieren: The opportunity to defeat the enemy-"

,,Is provided by the enemy himself. Ja, ich hab das Buch auch gelesen." James Beaufork ließ seinen Blick niedergeschlagen zu Ruby wandern, der der Mund offen stand.

,,Du hast ,Die Kunst des Krieges' gelesen?"

,,Ja, natürlich. Schon mit zwölf oder so. Ich fand das damals total cool."

Ruby Wuff spürte wie sich ihre Wangen rosa färbten. Zuerst war es ihr unangenehm gewesen ihre knappe Zeit zwischen Schule und Arbeit ausgerechnet mit James Beaufork zu verbringen, aber sie fühlte sich immer wohler in seiner Gegenwart. Es war fast so als wären sie auf Augenhöhe. Was sie natürlich nicht waren, rief Ruby sich zurück ins Gedächtnis. Sie hatte die Überhand über ihn. Er brauchte ihre Hilfe und sie kannte das Geheimnis seiner Schwester. Doch sie musste sich eingestehen, dass sie das schon fast vergessen hatte. Momentan galt für sie nämlich nur eines: James Beaufork zu helfen.

Er ließ den Kopf hängen. ,,Was willst du wissen? Mein Vater ist ein reiches Arschloch und er kriegt am Ende immer was er will. Vielleicht sollte ich einfach zu der, dessen Namen nicht genannt werden darf, fahren und ihr diesen blöden Antrag machen, dann werde ich wenigstens nicht enterbt."

,,Immer mit der Ruhe. Noch haben wir Zeit." Besänftigte Ruby ihn. ,,Du sagst dein Vater sei ein Arschloch. Gibt es irgendetwas was ihn glücklich macht? Was ihn, du weißt schon, menschlich macht?"

James zuckte mit den Schultern. ,,Koks und Stripper?!"

,,Na gut, ich schätze mal das macht ihn menschlich." Ruby schlug grübelnd die Beine übereinander. ,,Was sagt denn deine Mutter dazu?"

,,Entweder sie weiß es nicht oder es ist ihr egal." James rieb sich den Nacken. ,,Sie verbringt eh die meiste Zeit im Bett. Der Psychiater sagt sie hat Depressionen."

,,Oh." Ein unangenehmes, bedrängendes Gefühl stieg in Ruby auf. Sie realisierte das es Mitleid war. Das sie Mitleid mit James Beaufork hatte.

Er war aber auch ein Häufchen Elend wie er da auf der Bank auf dem Schulhof saß. Mit hängenden Schultern und das Gesicht in den Händen vergraben.

Ehe Ruby sich beherrschen konnte hatte sie ihm eine Hand auf den Rücken gelegt.

,,Ich lass nicht zu, dass er dir das antut. Versprochen."

Mit der anderen Hand griff sie nach ihrem Handy, dass zum aufladen an James' powerbank hing. Bei den Wuffs Zuhause war nämlich grade wieder mal der Strom abgestellt worden. Ruby warf einen Blick auf den Akkustand 80% und einen Blick auf die Leuchtanzeige der Uhrzeit: 15:46.

,,Wann kommt dein Vater normalerweise nach Hause?"

,,Gegen 16 Uhr. Manchmal verlässt er das Haus aber auch gar nicht, wenn er keine Meetings hat. Er hat ein Büro im Untergeschoss von dem aus er arbeitet."

,,Interessant..." Ruby knetete ihre Unterlippe, eine Eigenschaft die sie von ihrem Kindheitshelden Justus Jonas übernommen hatte. ,,Und du hast ihm nicht gesagt um wieviel Uhr du zurück sein wirst?"

,,Er erwartet mich spätestens zum Abendessen. Und zwar verlobt. Das ist um neunzehn Uhr."

James sprach so als wäre das die Zeit seiner Hinrichtung.

Ruby räusperte sich. ,,Das was du heute Morgen mit ihm beredet hast... Das, wenn du eine andere wirklich lieben würdest, ob du nicht sie heiraten könntest anstatt die Tochter von dem Geschäftsfreund..."

,,Ja, das." James verzog den Mund. ,,Du hättest sein Gesicht sehen sollen. Er hat mich ausgelacht!"

,,Aber er hat nicht Nein gesagt?"

James überlegte. ,,So gesehen nicht. Er hat nur irgendwas über Männlichkeit und Disneyfilme gelabert." Er raufte sich stöhnend die Haare. ,,Was soll ich bloß tun?!?"

Ruby sprang auf die Füße, riss ihr Handy vom Kabel und gab ihm die Powerbank zurück.
,,Ich sag dir was du tun sollst: steig in dein Auto und lass den Chaffeur eine extra große Runde fahren bevor du dich in ein oder zwei Stunden nach Hause bringen lässt. Nicht früher!"

,,Oh - kay?" Er kam langsam auf die Füße. ,,Darf ich fragen was du vorhast?"

Sie schüttelte grinsend den Kopf. ,,Nein." 

Seine Mundwinkel zuckten, bis er unwillkürlich lächeln musste. ,,Danke, Ruby. Wenn du mich aus der Nummer rausbekommst dann hast du echt was gut bei mir."

Sie lächelte ihn an. ,,Keine Ursache."

Er wandte sich zum gehen.

,,Und James?"

,,Ja?"

Rubys dunkle Augen blickten ihn sanft an. Sie lächelte immer noch. ,,Mach dir keine Sorgen. Vertrau mir einfach."

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