15.Kapitel
Obwohl James Beaufork natürlich keinen Teilzeitjob hatte (James Beaufork sein war ein Vollzeitjob der ihn vollkommen beanspruchte) konnte auch er am Samstagmorgen nicht ausschlafen. Sein Vater rüttelte ihn pünktlich um sieben Uhr wach.
,,Aufstehen, Sohnemann!"
James öffnete mühsam die Augen. ,,Papa? Was-?"
,,Wir gehen Sport machen und treffen anschließend meine Geschäftsfreunde zum golfen. Deine Zukünftige wird auch da sein." Mr Beaufork lächelte energisch. ,,Komm jetzt. Hopp Hopp!"
James drehte sich widerwillig auf die andere Seite. Verkatert war er nicht, Kater bekam er nicht, aber nach aufstehen war ihm trotzdem nicht zu Mute. Und nach seiner angeblich Zukünftigen noch viel weniger. Die nervte. ,,Muss das sein, Papa? Ich hab kaum geschlafen, ich hatte eine lange Nacht."
,,Die hatt ich auch und ich beklag mich nicht drüber!" Sein Vater strahlte geradezu vor Energie.
James verzog das Gesicht. ,,Waren Desirée und Kitty letzte Nacht wieder hier?" Das waren die zwei Lieblings Edelnutten seines Vaters, die er regelmäßig einfliegen ließ. Er hatte den Verdacht schon gehabt, als er gestern eine zusätzliche Limousine in der Einfahrt gesehen hatte. Auch die feinen weißen Linien auf dem Wohnzimmerzisch, die leeren Champagner Flaschen neben dem Whirlpool und die quer im Salon verteilten Sexspielzeuge waren eindeutige Indizien gewesen.
,,Vielleicht. Vielleicht auch nicht." Mr Beaufork grinste vielsagend. ,,Deine Mutter muss davon ja nichts erfahren oder? Sie vögelt schließlich auch den Chaffeur."
James seufzte. ,,Warum lasst ihr euch nicht einfach scheiden? Ich habe es satt, dass ihr euch gegenseitig nur betrügt und aus dem Weg geht!"
,,Ach komm, jetzt reg dich nicht auf! Vielleicht werden meine Kontakte zu den besten Strippern Europas dir eines Tages zu Gute kommen." Mr Beaufork zwinkerte ihm zu. ,,Wenn du mal eine Schulparty aufmischen willst oder dergleichen."
Wiederwillen musste James grinsen. ,,Bring mich nicht auf Ideen."
Sein Vater klopfte ihm gutmütig auf die Schulter. ,,Ich hab dir übrigens zehnausend Euro überwiesen, nur eine Kleinigkeit weil du so ein guter Sohn bist. Komm jetzt, wir gehen laufen."
James ergab sich seinem Schicksal. Er und sein Vater liefen ihre üblichen zehn Kilometer, stemmten noch ein paar Gewichte im Fitness Raum von ihrer Villa und trafen nach einer schnellen Dusche pünktlich auf dem Golfplatz ein. Als um kurz nach zwölf James' Handy klingelte saß er grade mit der ganzen Golfgesellschaft zum brunchen in einem Restaurant. Links von ihm saß seine sogenannte Zukünftige, rechts von ihm ihr Vater. James kroch mit großem Erfolg beiden abwechselnd in den Arsch.
,,Oh, den muss ich leider annehmen. Entschuldigt mich bitte kurz." Bat er in vollendeter Höflichkeit und stürzte auf den Flur, erleichtert einen Moment lang zu entkommen.
,,Hey, Bro?"
Es war Alistair. Und er hatte schlechte Laune mitgebracht.
,,Hey, Oh mein Gott, du heiliger Jesus Christus, du glaubst nicht was grade passiert ist!"
,,Okay, kling ernst." James runzelte die Stirn. ,,Was denn?"
Einerseits war er Dramatik von Alistair und aus seinem täglichen Leben gewohnt, andererseits wusste er, dass Alistair heute seine erste heißersehnte Verabredung mit Kieran hatte.
,,Also, ich hatte heute ja meine erste, heißersehnte Woche mit Kieran." Dramatische Pause. James zählte die Sekunden. Eins, zwei, drei, vier... Als es ihm zu lange dauerte fragte er: ,,Und?"
,,Und es war eine Katastrophe!" Rief Alistair theatralisch. ,,Zuerst einmal der Laden den er vorgeschlagen hat! Absolutes Drecksloch, sage ich dir! So ein Café mit krümeligem Kuchen und zerknickten Tischdecken, das sicher gegen sämtliche Gesundheitsvorschriften verstößt. Würde mich auch nicht wundern, wenn da Ratten in der Küche sind! Und halt dich fest: Ruby Wuff arbeitet da."
,,Ach, ehrlich?" James spürte wie sein Herz schneller klopfte. ,,Hast du sie gesehen?"
,,Ja, sie hat uns bedient. Mich und Kieran." Alistair klang mit jedem Wort schlecht gelaunter. ,,Deswegen habe ich mit Kieran auch praktisch nicht geredet. Er war völlig damit beschäftigt sie anzustarren. Ich habe versucht ihn kennenzulernen, ihm Fragen über sich gestellt, aber er hat immer nur entweder über Walschutz oder über Ruby Wuff geredet. Ich hab mich gefühlt wie der letzte Idiot!"
,,Na ja, ich hab dir gesagt das er sie mag." Formulierte James bedächtig.
,,Aber so sehr?!? Das war nicht mehr normal, Alter! Kieran ist besessen von der! Es ist als wär er mit nem Liebeszauber belegt worden. Oder eher einem Fluch! Der Junge ist so verliebt, der kann nicht mehr klar denken!"
,,Tja." James schnalzte mit der Zunge. ,,Erinnert dich das an jemanden?"
,,Was willst du damit sagen?"
,,Nichts, nichts." James warf einen Blick über seine Schulter, wo sein Vater ihn streng fixierte.
,,Hör mal, ich muss jetzt wieder zurück, aber lass uns morgen treffen und dann schauen wie es weitergehen soll, okay? Tschüss."
,,Was, James, Nein, leg noch nicht auf! Ich hatte grade das schlimmste Date meines Lebens, ich brauch emotionalen Beistand, hörst du? Ich-"
Aber James Beaufork hatte schon aufgelegt.
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