12.Kapitel

Ruby Wuff saß im Schneidersitz auf dem Boden ihres Zimmers und schmollte. Vor ihr lag ein aufgeschlagenes Buch über Quantenmechanik, doch selbst das vermochte es nicht sie aufzuheitern.

Sollte jetzt etwa alles umsonst gewesen sein? Die ganze Arbeit? Ruby knirschte mit den Zähnen. Oh, dieser James Beaufork, wenn sie den zu fassen kriegte...! Ihr Handy klingelte. Sie nahm ab.

,,Hallo?"

,,Hallo, Ruby, hier ist James Beau-"

Sie legte auf.

Zwei Sekunden später klingelte es erneut. Genervt hob Ruby ab.

,,Ups, da ist wohl die Verbindung abgebrochen." Lachte James. ,,Stör ich dich grade?"

,,Ja!"

Sie legte auf und blockierte die Nummer. Kurz darauf klingelte ihr Handy erneut.

Genervt hob sie ab. ,,Hallo?"

,,Hey, Ich bin's wieder! Diesmal von meinem anderen Handy. Damit hast du nicht gerechnet was?"

,,Nein." Sagte Ruby schlicht und blockierte auch diese Nummer. Sie hatte sich grade wieder in ihr Buch vertieft als ihr Handy erneut klingelte.

,,Bin ich denn in einer Endlosschleife gefangen?" Fragte sie sich, bevor sie abhob. ,,Hallo?"

Eine enthusiastische Stimme schallte ihr entgegen. ,,Hallo, sie haben ein Gewinnspiel gewonnen! Möchten sie ihren Preis in Bar oder aufs Konto überwiesen bekommen?"

Sie verengte die Augen. ,,Ich habe bei keinem Gewinnspiel teilgenommen."

,,Tja, so ein Pech aber auch!" Der Anrufer lachte fröhlich. ,,Dann muss ich sie jetzt leider weiterleiten an unsere Telefon Seelsorge für Leute die-"

Ruby schloss genervt die Augen. ,,Beaujork, ich kann hören, dass du das bist. Tschau!"

,,Nein Nein Nein, warte doch mal!" James' Stimme fand in seine übliche Tonlage zurück. Wieviele Handys besaß der Typ eigentlich?! ,,Ich wollte mich bei dir für die Sache mit Oxford entschuldigen: Es tut mir Leid."

Ruby umklammerte den Hörer und kam auf die Füße. ,,Was genau tut dir Leid?"

James geriet ins stocken. ,,Das- äh... also. Ich hätte nicht- äh." Er räusperte sich. ,,Ehrlich gesagt habe ich immer noch nicht ganz verstanden warum du dich so aufgeregt hast. Ich dachte wirklich ich würde dir einen Gefallen tun."

,,Einen Gefallen?!" Ruby boxte in ihr Kopfkissen. Der war doch nicht bei Trost! Und warum sollte James Beaufork ihr überhaupt einen Gefallen tun wollen? Bestimmt nicht aus der Güte seines Herzens! Er hatte bloß drauf gebaut, dass sie dann die Sache mit Müdia vergessen würde. ,,Du tust mir eher einen Gefallen, wenn du endlich aufhören würdest mich anzurufen!"

James seufzte. ,,Schau mal. Lass uns drüber reden. Wenn du den Mount Everest besteigen würdest-"

,,Warum sollte ich den Mount Everest besteigen wollen? Da sind über 300 Menschen bei gestorben und deren Leichen werden als Orientierungspunkte genutzt. So will doch niemand enden!"

,,Hast Recht, aber mal angenommen du würdest den Mount Everest besteigen, und es gäbe eine einfachere Route und eine schwere, gefährlichere, welche Route würdest du wählen?"

Ruby schüttelte verwirrt den Kopf. ,,Na ja, das würde doch in erster Linie mein Führer entscheiden."

,,Und wenn du keinen Führer hättest?"

,,Dann würde ich nicht den Mount Everest besteigen, den ich übrigens überhaupt nicht besteigen will, denn ohne einheimischen Führer kommst du da nicht weit."

,,Okay." James seufzte. ,,Aber was glaubst du welchen Weg dein Führer nehmen würde, den einfachen oder den schweren?"

,,Kommt vermutlich darauf an wieviel ich zahle." Murmelte Ruby, bevor sie kurz ernsthaft darüber nachdachte. ,,Den einfachen Weg. Warum sollte man die schwere, gefährlichere Route nehmen, wenn es auch eine einfache gibt?!"

,,Na also!" Lobte James sie. ,,Warum bist du also so besessen davon, die schwere Route nach Oxford zu gehen, wenn ich dir eine einfache anbiete? Das meine ich nicht böse, ich versteh's nur einfach nicht."

Ruby tappte durch ihr Zimmer und wischte ein nicht vorhandenes Staubkorn von ihrem makellos aufgeräumten Schreibtisch. Ihre Stimme war ungewöhnlich ruhig. ,,Das mit Oxford und dem Mount Everest kann man nicht vergleichen. Ich will in Oxford angenommen werden, um mir selber etwas zu beweisen."

,,Und das wäre?" Fragte James Beaufork.

,,Das man es auch schaffen kann, wenn man die schwere Route geht! Kein Geld, keine Beziehungen, keine Familie, nur Fleiß und gute Noten. Ich muss einfach sehen ob ich das schaffen kann. Und zwar alleine. Ohne irgendwelche schmutzigen Tricks." Ruby atmete aus. Ihr war gar nicht bewusst gewesen, dass sie die Luft angehalten hatte. ,,Und vorallem war ich ja schon so nah dran! Ich war kurz davor, das Gipfelkreuz sehen zu können und dann nimmst du mich einfach per Hubschrauber mit und setzt mich direkt davor ab? Das ist nicht fair!"

Rubys Stimme zitterte. ,,Der Moment sollte mir gehören! Jeder einzelne Schritt auf der langen, harten Strecke sollte mir gehören! Egal wieviele Blasen ich mir dabei an die Füße laufe, ich will den Weg gehen, denn am Ende wird das meine Waden und meinen Booty richtig juicy aussehen lassen!"

Eine Weile lang war es auf beiden Enden der Leitung still.

,,Es tut mir Leid." Sagte James ehrlich. ,,Ich hätte das nicht tun dürfen. Ich kümmer mich drum, ich mach es wieder rückgängig."

Ruby wischte sich über die Augen und merkte, dass ihre Hand nass wurde. Komisch. Hatte sie Allergien?

,,Und Ruby?"

,,Ja?"

,,Zieh dir was Schickes an. Mein Chaffeur holt dich in zwei Stunden ab. Ich kenn da ein Restaurant was dir gefallen wird. Zur Wiedergutmachung lad ich dich zum Essen ein."

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