Kapitel 7: *Verwirrte Pika-Geräusche*

Ein lautes Fauchen ist zu hören, als Kaminari über seine eigenen Füße stolpert und auf einem sehr aggressiven Kater landet. Lord Explosion Murder macht daraufhin kurzen Prozess mit Kaminaris Gesicht. Der blonde Mitarbeiter muss dem Kater echt öfter die Krallen stutzen.

Als wäre die Erniedrigung durch Lord Explosion Murder nicht schon genug gewesen, kommt auch noch Bakugou um die Ecke. Sein Gesicht sieht extrem gruselig aus, als er Kaminari am Kragen packt und in die Luft hebt. Der arme Mitarbeiter hätte sich fast eingepisst, wäre er Bakugous Wutausbrüche nicht schon so gewohnt. Trotzdem lies ihn der Todesblick seines Chefs jedes Mal aufs Neue in kaltem Schweiß ausbrechen.

"Oi, Scheißgesicht! Du bist schon den ganzen Tag so verdammt tollpatschig! Wenn du nur hier bist, um alles, was mir lieb und teuer ist, zu zerstören, dann kannst du deinen unnützen Arsch aus dem Gebäude schaffen und deine Kündigung gleich auf meinem Schreibtisch zurücklassen!" Ob wohl jemand dem Chef mitteilen sollte, dass sein Mitarbeiter deutlich mehr Schaden davongetragen hat, als der Kater?

Kaminari winzelt und sieht sich panisch nach einer Person um, die ihn aus der brenzlichen Situation befreien kann. Zum Glück steht ein paar Meter entfernt Todoroki, der gerade einer Kundin das beliebte Boom Boom Cat Parfait serviert.  Als er in Kaminaris Richtung sieht, versucht der Blonde ihm durch Blickkontakt klarzumachen, dass er Hilfe braucht. Eigentlich offensichtlich, wenn man betrachtet, in welcher Situation er sich gerade befindet. Doch so ahnungslos, wie Todoroki nunmal oft ist, versteht er überhaupt nicht, was Kaminari möchte.

Todoroki gibt ihm einen sehr verwirrten Blick und Kaminari fühlt sich auf einmal schlecht für all die Momente, in denen er selbst etwas nicht gecheckt hat. So wie damals, als er Jirou versehentlich vor der ganzen Klasse geoutet hat. Woher hätte er auch wissen sollen, dass ihre Vorliebe für die Songs von "Girl in Red" irgendetwas mit ihrer Sexualität zu tun hat?! Zugegebenermaßen hätte er sich vorher zumindest die Titel der Lieder ansehen können, bevor er Jirou lautstark danach fragte, ob er ihre CD ausleihen kann...

Aber seine vergangenen Taten wird Kaminari auch später noch bereuen können. Im Moment sollte er sich aufs Nicht-Sterben konzentrieren, was sehr schwierig ist, da Todoroki immernoch nicht verstanden hat, dass sein Arbeitskollege in Not ist. Zum Glück kommt ein paar Sekunden später Mina aus dem Pausenraum. Sie blickt Bakugou so an, als wäre er ihr ältester Sohn, der den jüngeren gerade verprügeln will, weil er ohne zu klopfen in sein Zimmer gekommen ist. Seufzend stemmt sie ihre Hände in die Hüften. "Sei nicht so hart mit ihm, Baku! Denki arbeitet schon den ganzen Vormittag. Gönn ihm eine Pause!"

Daraufhin lässt Bakugou tief knurrend den blonden Mitarbeiter tatsächlich los. "Geh deine Pause machen, Trottelgesicht! Und wenn du zurückkommst, will ich, dass du mir von Nutzen bist, klar?!" Kaminari nickt stürmisch, bevor er Mina einen dankbaren Blick zuwirft. Dann rennt er schnell in den Mitarbeiterraum.

Als er sich dramatisch auf einen der Stühle dort fallen lässt, sieht Sero verwirrt von seiner Arbeit auf. Der Schwarzhaarige checkt nämlich gerade die Bestelllisten dieser Woche. Er zieht überrascht seine Augenbraue hoch, als er bemerkt, wie zugerichtet sein Kumpel ist. "Dude, hast du dich wieder mit Lord Explosion Murder angelegt? Bald kann man dich schon nicht mehr von einem Kratzbaum unterscheiden!" Sero lacht über seinen eigenen Witz. Kaminari formt seine Lippen zu einer geraden Linie. "Ich bin gestolpert, ok?!" Jetzt lacht Sero nur noch mehr. "Dude, what the fuck?"

Kaminari atmet lange und lautstark aus, bevor er seinen Oberkörper frustriert auf der Tischfläche ablegt. "Ich kann mich nicht konzentrieren. Meine Gedanken hängen die ganze Zeit bei Shinsou." Sero wischt sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln. "Shit, Denki! Dich hat es schwer erwischt, was?"

Kaminari knurrt genervt. "Es ist nur..." Er hebt den Kopf leicht an, um seinem Kumpel ins Gesicht sehen zu können. "Erinnerst du dich daran, was ich über diesen Kerl erzählt habe, der uns Chargebolt gebracht hat?" Jetzt spiegelt sich Neugierde in Seros pechschwarzen Augen wieder. "Du meinst diesen mysteriösen Mann, von dem du locker noch drei Wochen lang geschwärmt hast? Ich dachte, du weißt kaum etwas über ihn... Außer natürlich deine unsterbliche Liebe gegenüber ihm. Bruh."

Nun lacht Sero wieder lautstark. Kaminari wirft ihm einen scharfen Blick zu, schafft es aber nicht ein Grinsen unterdrücken. "Könntest du das bitte ernst nehmen?!" Der Schwarzhaarige entschuldigt sich, während er seinen Bauch festhält, der vom starken Lachen zu schmerzen begonnen hat.

Kaminari seufzt. "Du hast schon auch recht. Ich wusste nicht, wer er war. Als er zur Tür hineinkam, fiel mein Blick schlagartig auf den verletzten Kater. Ich hatte also keine Gelegenheit ihm ins Gesicht zu sehen, bevor ich Chargebolt in das Krankenzimmer brachte. Während der Behandlung musste ich aber immer wieder an den Fremden denken. Er kam mir einfach total cool vor, weil er während eines verdammten Sturmes durch diesen heftigen Regen gelaufen ist, um einen Kater zu retten, der vorher eindeutig auf der Straße gelebt haben muss. Es war mir peinlich, so viel über ihn nachgedacht zu haben, weshalb ich mich nicht dazu bringen konnte, ihm ins Gesicht zu sehen, als ich mit Chargebolt im Arm wieder zurückkam. Dann wollte er den Kater streicheln, hat sich aber nicht getraut. Also habe ich seine Hand genommen und wir haben zusammen den Kater gestreichelt. Das hat sich übrigens echt gut angefühlt. Er hat wirklich tolle Hände. Sie sind warm und beruhigend. Er hat auch ein wenig Hornhaut an den Fingern. Es ist entspannend mit den eigenen Händen über seine verhärtete Haut zu fahren..."

Kaminari räuspert sich. "Jedenfalls hab ich nach ein paar Minuten bemerkt, dass er mich anstarrte, nicht auf die gruselige Art, sondern als würde ich ihm die Welt bedeuten. Dabei kannten wir uns doch gar nicht! Dann war da auch noch diese Stille, die nur von dem Kater unterbrochen wurde. Ich weiß, das klingt bescheuert, aber ich hatte wirklich das Gefühl, dass Chargebolts wohliges Schnurren eine Art Liebeslied sei."

"Das ist echt kitchig, dude."

Kaminaris Gesicht hat mittlerweile die Farbe einer Tomate angenommen. Sein Blick ist schon längst von Sero gewichen und stattdessen fokusiert auf seine Hände, die nervös mit einem Kugelschreiber herumspielen. "Es war auch kitschig! Natürlich habe ich mich danach erst recht nicht mehr getraut, ihn anzusehen oder sogar ein Gespräch anzufangen. Deshalb wusste ich auch nicht, wer der Kerl war. Aber jetzt weiß ich es." Kaminari atmet einmal tief durch, bevor er schließlich mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen sagt: "Es war Shinsou."

Seros Augen weiten sich überrascht. Kaminari wirft sich die Hände vor das hochrote Gesicht: "Und ich Idiot habe es nicht gewusst! Ich hatte meinen Magic Moment mit Shinsou schon lange bevor ich ihn trottelig angeflirtet habe! Fuck! Ich weiß einfach nicht mehr, wie ich mich in seiner Gegenwart verhalten soll! Nachdem er es mir gesagt hat, kam kurz darauf schon sein Bus und ich wurde mit heftigem Herzklopfen zurückgelassen. Ich bin so lahm!" Frustriert haut Kaminari  seinen Fuß gegen das Tischbein, sodass er seinen Zeh anstößt und vor Schmerz aufschreit.

Sero öffnet bereits den Mund um darauf etwas zu erwidern, doch jemand anderes kommt ihm zuvor. "Ich glaube nicht, dass Shinsou dir das übel nimmt." Der Schwarzhaarige und der Blonde drehen sich verblüfft zu Todoroki um, der gerade zur Türe hereinkommt und eben diese Worte gesprochen hat. Er macht eine entschuldigende Geste: "Sorry, ich wollte nicht mitten in die Geschichte reinplatzen. Also bin ich vor der Tür gestanden und habe von dort aus zugehört."

Kaminari und Sero ignorieren gekonnt, dass Todoroki sie schlichtweg belauscht hat und lassen ihn mit an den Tisch sitzen. Er führt das eben gesagte weiter aus: "Nur weil du etwas nicht wusstest, was für ihn wichtig war, heißt das nicht, dass aus euch nichts werden kann. Katsuki wusste im ersten Jahr der Highschool nichtmal, dass ich existiere." Sero klopft ihm aufmunternd auf die Schulter. "That's rough, buddy."

Todoroki nickt zustimmend, bevor er fortfährt: "Letztlich ist es ja so, dass Shinsou mit dir auf ein Date gegangen ist, obwohl er ja bereits wusste, dass du dich höchstwahrscheinlich nicht an eure erste Begegnung erinnern kannst. Demnach würde er nicht wollen, dass du dich plötzlich änderst, nur aufgrund von dem, was er dir offenbart hat. Mach dir keinen Kopf darum, wie du dich in seiner Gegenwart verhalten solltest. Schließlich mag er dich und nicht das gefälschte Du. Würde Liebe anders funktionieren, dann hätte mich Katsuki niemals akzeptiert, mit all dem Hass und der Angst, die ich dank meines Vaters verspüre."

Sero zieht skeptisch seine Augenbraue hoch. "Ich glaube, dass du eher Bakugous Hass akzeptierst, als umgekehrt."

Kaminari hingegen sagt nichts. Er hört nur das wilde Schlagen seines Herzens. Das passiert nur, weil Todoroki die Möglichkeit in den Raum geworfen hat, dass Shinsou den Blonden als die Person mögen könnte, die er wirklich ist. 

Außerdem war da noch dieses Wort, das Kaminaris kleines Gedankenreich nun völlig eingenommen hat: Liebe.




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