Wirklichkeit

Kapitel 5 – Wirklichkeit


Levi hatte eine anstrengende Nacht hinter sich. Nachdem das Mädchen verschwunden war, war die Aufklärungslegion am Tor angekommen, doch zu ihrer großen Überraschung mussten sie feststellen, dass das Tor zum Trostbezirk zwar durchbrochen war, aber nun ein riesiger Felsen von innen das Loch verschloss. Sie hatten keine Ahnung gehabt, wie der dorthin gekommen war. Sie waren gezwungen gewesen, sich die Mauer hochzuseilen. Noch ein Punkt für die Nervensäge. Von oben hatten sie dann gesehen, dass ein Riese beim Felsen saß. Einige Soldaten der Stadtwache und Kadetten befanden sich bei ihm.


„Was zur Hölle passiert da unten?", fragte Hanji sich und blickte mit großen Augen durch ihre Brille. Sie waren fünfzig Meter hoch, man konnte wenig erkennen. Aber irgendetwas war mit dem Riesen am Felsen.

Levi wurde das zu blöd. Er schoss einen Haken seiner Ausrüstung in die Mauer und schwang sich nach unten. Erwin, der nach ihm rief, ignorierte er. Als er sich nach unten bewegte, wurden Einzelheiten erkennbarer.

Seine Augen weiteten sich. Der Nacken des Riesens am Felsen war aufgeschnitten worden. Dort saß ein blonder Junge und versuchte einen weiteren Jungen aus dem Nacken zu ziehen. Was zur Hölle...?, dachte er sich.

Eine Frau aus der Stadtwache sprang zu dem blonden Jungen auf den Nacken und half ihm, den anderen herauszuziehen. Vor dem sitzenden Riesen war noch ein schwarzhaariges Mädchen, das anscheinend die hinter sich decken wollte.

Vereinzelt entdeckte Levi noch Mitglieder der Stadtwache, aber die hatten alle Hände voll mit anderen Riesen zu tun. Zwei dieser Missgestalten bewegten sich auf die merkwürdige Gruppe am Felsen zu. Keiner von ihnen könnte sie aufhalten.

Wohlwissend, wann er gebraucht war, nahm er die Griffe mit seinen Klingen in die Hand und sprang sicher auf die Riesen zu. Sich schnell drehend schnitt er beiden den Nacken auf. Sie fielen um und dampften. Er landete auf einen von ihnen mit dem Rücken zur Gruppe auf dem sitzenden Riesen.

Die Sonne war fast untergegangen. Sein dunkelgrüner Umhang mit den Flügeln der Freiheit flatterte leicht im Wind, als Levi sich zu ihnen umdrehte. Er sah, dass der Junge aus dem Riesennacken dunkelrote Striemen an den Augen hatte. „Hey, ihr Kinder...", sprach er sie an. „Was ist hier los?"


Der Junge aus dem Riesennacken hatte danach das Bewusstsein verloren. Alle Soldaten, die sich in Trost befunden hatten, wurden erstmal auf die Mauer geschickt. In der Stadt hatte es nur so von Riesen gewimmelt... und das tat es immer noch, aber es waren schon deutlich weniger. Bereits in der Nacht hatte die Stadtwache angefangen, mit Kanonen auf die Riesen zu schießen. Granaten konnten ihre Nacken zersprengen.

Erwin und Levi waren unterdessen von Pixis, dem Kommandanten der Stadtwache, der wegen folgenden Vorfalls von der Mauer Sina aus angereist gekommen war, aufgeklärt worden: Der Junge aus dem Riesennacken hieß Eren Jäger und er kam aus der 104. Trainingseinheit. Der Aussage des alten Mannes nach konnte er sich in einen Riesen verwandeln. Als Levi und Erwin das hörten, waren sie äußerst überrascht gewesen. Zudem hatte Pixis erzählt, dass die Stadtwache, als sie dies herausfand, den Jungen festnehmen und erschießen wollte. Der Junge hatte zwei enge Freunde, die zu diesem Zeitpunkt bei ihm gewesen waren und die lautstark protestiert hatten. Sie hatten behauptet, dass ihr Freund als Riese der Menschheit dienen könnte. Sie hatten die Festnahme hinauszögern können. Schließlich war Pixis gekommen und hatte die Sache geklärt. Der Junge war nicht erschossen worden, stattdessen sollte er beweisen, dass er für und nicht gegen die Menschheit war. Er hatte einen Felsen, der bei der Zerstörung des Tores entstanden und mitten in die Stadt geflogen war, nehmen und vor das Tor platzieren müssen, was er auch schließlich geschafft hatte.

Dann hatte sich Pixis' Stimme verändert. Sie hatte Erwin und Levi klargemacht, dass nun etwas folgte, was von noch größerer Wichtigkeit war als die Tatsache, dass dieser Junge sich in einen Riesen verwandeln konnte. Der Junge, so hatte Pixis erzählt, trug einen Schlüssel bei sich, der zum Keller seines ehemaligen Hauses in Shiganshina führte. In diesem Keller befand sich angeblich das Geheimnis der Riesen. Den Schlüssel hatte der Junge von seinem Vater gekriegt, der war allerdings verschwunden und Eren selber konnte sich so gut wie gar nicht mehr an die Übergabe erinnern. Levi und Erwin waren daraufhin ziemlich misstrauisch geworden. Die Sache mit seinem Vater konnte nämlich keiner bestätigen.

Danach hatten die drei stundenlang überlegt, ob Eren zu trauen war oder nicht. Pixis war für ihn, das hatte man gemerkt; Levi war der Vorsichtigste und somit der Misstrauischste gewesen. Letztendlich waren sie zu keinem wirklichen Schluss gekommen. Erwin und Levi wollten am nächsten Tag nochmal darüber reden.

Jedenfalls war Pixis daraufhin zu dem Jungen gegangen und hatte sich den Schlüssel geholt. Zu diesem Zeitpunkt war er hinter die Mauer Rose gebracht worden, damit er dort versorgt werden konnte.

Allerdings hatte das nicht lange angehalten, denn die Stadtwache hatte die Militärpolizei informiert, die noch in dieser Nacht gekommen war und Eren in Gewahrsam genommen hatte. Er befand sich nun in einem unterirdischen Verlies innerhalb der Mauer Rose. Niemand, außer die Wachen der Militärpolizei, durfte zu ihm.

Was mit ihm nun passieren würde, wusste keiner. Es wurde immer noch darüber diskutiert.

Inzwischen war der Vormittag des nächsten Tages weit fortgeschritten. Levi war in seinem Zimmer im Quartier der Aufklärungslegion nahe bei Trost. Zum Mittagessen würde er sich wieder mit Erwin treffen, um weiter über den Jungen zu reden. Bis dahin hatte er Zeit, sich auszuruhen. Das hatte er auch dringend nötig. Er lag in Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln und Hose auf seinem Bett, die Arme hatte er hinter dem Kopf verschränkt, die ausgestreckten Beine übereinander geschlagen. Die Augen hielt er geschlossen. Aber er schlief nicht, er döste. In knapp zweieinhalb Stunden musste er auf den Beinen sein und mit Erwin reden.

Außerdem konnte er momentan nicht schlafen, auch wenn er wollte. Dafür gab es zu viel zu tun. Und viel zu viele Fragen, was diesen Jungen betraf. Vor allem, was er vorhatte. Das war das wichtigste, was sie wissen mussten. Dann gab es noch die Typen von der Militärpolizei. So wie Levi die kannte, würden die nicht klein beigeben. Sie ließen Erwin und ihn schon nicht rein. Es würde sich steigern. Die Militärpolizei würde die Kontrolle über jemanden wie diesen Jungen haben wollen. Innerlich seufzte er auf. Das würde noch ein Spaß werden...


„Da bist du ja!", rief eine weibliche Stimme freudig.

Levi schlug die Augen auf. Er blickte sich um. Er war in seinem Zimmer. Aber er war eingenickt. „Verdammt!" Er richtete sich schnell auf. „Wie spät ist es?" Er schaute durchs Fenster. Die Sonne stand hoch am Himmel, sie erreichte bald ihren Zenit. Er war erleichtert, auch wenn er das nicht zeigte. Er hatte höchstens eine Stunde geschlafen. Aber sein Körper machte ihm klar, dass das nicht reichte.

„Auch hallo", hörte er die Stimme wieder, nur diesmal war sie tonlos. Das Zimmer war nicht groß, er musste seinen Kopf also nur ein wenig drehen und er sah in der Mitte des Zimmers das Mädchen von gestern, schwebend und ein wenig durchsichtig. „Was machst du denn hier?", fragte er leicht verwundert. Über die Nervensäge hatte er sich gar keine Gedanken mehr gemacht nach der Sache mit diesem Jungen.

Sie zuckte mit den Schultern und runzelte die Stirn. „Ich muss zugeben, ich hab keine Ahnung", gestand sie. „Ich war den ganzen Tag wach, habe mein Leben geführt und bin abends schlafen gegangen und dann war ich wieder hier." Mit einer allumfassenden Armbewegung wies sie einmal um das Zimmer um sie herum, obwohl sie eigentlich diese Welt meinte. „Da draußen in Trost ist ja echt die Hölle los! Die Artillerie ballert auf die Riesen, was das Zeug hält! Jedenfalls... Ich hab dich schon seit einer halben Ewigkeit gesucht, ich hatte keine Ahnung, wo du bist."

„Hast du nicht gesagt, dass du hier so gut wie alles weißt?", erinnerte Levi sie. Ihm fiel auf, dass sie wieder die Rekrutenuniform trug. Er saß auf seinem Bett, seine Füße berührten den Boden, seine Unterarme hatte er auf seinen Oberschenkeln abgelegt.

Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß, was in der Geschichte vorkommt. Was du zu diesem Zeitpunkt machst, ist nicht dabei. Deswegen hat die Suche so lange gedauert."

„Verstehe", murmelte er leise und blickte zum Boden. Ein Teil von ihm verabschiedete sich von seiner Ruhepause, doch der andere herrschte ihn an, dass er sich nicht so anstellen sollte. Er blickte wieder zu ihr auf. „Wo warst du gestern?"

Mit großen Augen schaute sie ihn an. „Hab ich doch gesagt, ich war wach. Ich bin neben dir zurück nach Trost geflogen und im nächsten Moment war meine Mum da und hat mich geweckt. Gestern musste ich früher aufstehen, weil wir als Klasse eine Woche wegfahren."

Er merkte auf: „Du gehst in die Schule?"

„Klar, ich bin erst fünfzehn!", war ihre laute Antwort. „Natürlich geh ich noch in das gottverdammte Haus, das man Schule nennt!" Sie hielt inne. „Ach so... Stimmt... Bei euch ist man ja in meinem Alter ein Soldat... 'Tschuldigung, hab ich vergessen..." Verlegen kratzte sie sich am Kopf. Sie zuckte kaum merklich zusammen und nahm ihre Hand wieder runter. „Ähm... Levi?", fragte sie nun vorsichtig.

„Hm?", machte er zum Zeichen, dass er hörte. Er brauchte dringend Schlaf. „Ich", fing das Mädchen etwas zögerlich an, „bin mir gar nicht mehr so sicher bei der Sache mit dem Träumen."

Da war er wieder ein kleinwenig wacher. „Inwiefern?"

Zuerst sagte sie nichts. Sie kam etwas näher geflogen und streckte ihre Arme aus. Dabei rutschten die Ärmel ihrer Jacke etwas höher und er sah deutlich die Striemen an ihren Handgelenken, die er zu verschulden hatte. Allerdings waren sie nicht mehr rot, sondern blau. „Das hatte ich auch, als ich aufgewacht bin", erzählte sie ihm. „Den ganzen Tag über... Es hat auch wehgetan, wenn man draufgedrückt hat." Er war überrascht, doch er blieb still. Seinen Blick richtete er wieder gen Boden. Die Arme stützte er auf die Oberschenkel und er hielt sich das Kinn.

Er dachte nach, wenn auch sehr langsam. Sein Hirn war müde. Er konnte sich nicht konzentrieren, immer wieder schlichen sich die Überlegungen über den Riesenjungen in seinen Kopf. Davon bekam er Schmerzen. Er schloss die Augen. „Geht's dir gut?", fragte das Mädchen ihn. „Du bist so blass."

„Alles in Ordnung", brummte er. Seine Augen hielt er geschlossen.

„Nicht einschlafen!", mahnte sie ihn laut. „Ich brauch deine Hilfe! Das ist verdammt seltsam, was hier mit mir vorgeht! Wie kannst du jetzt pennen?! Ein Mädchen aus einer anderen Welt ist gerade zu Besuch! Und das scheint wirklich der Fall zu sein! Du wirst jetzt doch wirklich nicht...?!"

„Halt die Klappe", meinte er ruhig, „und nerv nicht. Denk selber nach."

Sie hielt inne. Er konnte quasi sehen, wie sie ihn verdattert anblickte. „Was ist denn mit dir los? Bist du mit dem falschen Fuß aufgestanden?!"

Dazu muss ich erstmal schlafen..., dachte er bei sich. Doch das Mädchen folgte tatsächlich seinem Rat, wenngleich es eher unabsichtlich war. „Ich kann's nur nochmal sagen: Ein-Mädchen-aus-einer-anderen-Welt-ist-hier-und-du-hast-die-Ehre-es-wahrzunehmen! Auch wenn sie nicht die ganze Zeit da ist, sondern nur wenn sie schläft... Aber trotzdem springt sie zwischen beiden Welten hin und her, das bestätigt meine Verletzung..." Sie hob ihre Hände und wies auf die Handgelenke hin. „...die übrigens du verursacht hast!" Sie streckte ihm die Zunge raus, doch er blieb ruhig und ließ ihre Worte in sein Hirn ankommen. Sie war noch nicht fertig: „Und das Mädchen kann noch mehr! Fliegen, überall hindurch sausen und sich manifestieren! Dieses Mädchen weiß ganz schön viel über die Geschehnisse hier! Also hör auf, mich zu ignorieren, und guck mich nicht immer mit deinem Mir ist alles so scheißegal-Blick an!"

Er hob seinen Kopf, öffnete seine Augen und schaute sie an. „Da!", meinte sie aufgebracht und zeigte mit ihrem Zeigefinger auf ihn. „Genau den meine ich!" Er sagte nichts, sondern schaute weiter. Er wartete ab, bis sie begriff, was sie da alles soeben gesagt hatte.

Eine Weile blieb es still, in der die beiden sich einfach anschauten. Das Mädchen mit einem Blick voller Wut, Levi mit einem voller Gleichgültigkeit. Doch ganz langsam fiel ihre Fassade. Man sah, wie es ihr wie Schuppen von den Augen fiel. „Oh", meinte sie schließlich nur leise.

„Da haben wir's", erwiderte er. „Sobald du schläfst, kommst du hierher. Und es ist tatsächlich ein Sprung zwischen zwei Welten, den du da machst." Er stand auf. „Die Sache mit der Materie deines Körpers müsste jetzt noch geklärt werden."

„Ja?", meinte sie verwundert.

Er nickte. „Also, Nervensäge, ich hab nicht viel Zeit und die letzten dreißig Stunden nicht geschlafen, mach also lieber, was ich sage, wenn du keinen Stress willst. Kapiert?"

„Als ich gekommen bin, hast du geschlafen", erinnerte sie ihn unschuldig.

„Kap-...?", wollte er nochmal scharf wiederholen, doch sie ließ ihn nicht ausreden: „Außerdem bist von uns beiden, glaub ich, du, derjenige, der keinen Stress will." Daraufhin erntete sie einen bitterbösen Blick seinerseits, doch sie störte das weniger. Sie hob bloß leicht abwehrend die Hände. „Ist ja gut."

„Gut", seufzte er. „Dann versuch mal, dich zu manifestieren."

„Wie?" Sie blinzelte ihn fragend an und legte den Kopf leicht schief. „Jetzt? Einfach so?"

„Wo ist das Problem?", wollte er wissen.

„Ähm..." Sie zögerte etwas. „Okay...?" Sie hob eine Hand und starrte sie durchdringend an. Einige Momente passierte nichts, außer, dass sie rot anlief.

„Was genau soll das werden?", fragte Levi schließlich nach.

„Ich konzentriere mich", presste sie hervor.

„Luftholen ist, glaube ich, schon erlaubt", meinte er, doch sie fauchte ihn an: „Lass mich!"

Er ließ einfach seinen Mund zuklappen. Ein paar weitere Momente der Stille folgten. „Und?", kam es irgendwann von ihm.

„Ich hab keine Ahnung", gab sie zu. Immerhin atmete sie jetzt. Nachdenklich betrachtete sie ihre Hand.

„Versuch mal, mich zu berühren", verlangte er und sie schwebte näher. Etwas zögerlich streckte sie die Hand nach ihm aus. Schließlich wollte sie sie auf seinen Kopf legen, doch sie rutschte durch. Automatisch wich er aufgrund der Kälte einen Schritt zurück. „Uh...!"

Sie zog ihre Hand zurück. „Sorry", meinte sie und blickte bedrückt zu Boden. Er sagte nichts, kam aber wieder einen Schritt näher.

„Weißt du", sagte sie, blickte dabei auf ihre angehobene Hand und krümmte und spreizte ihre Finger, „immer wenn ich durch etwas Festes hindurchfahre oder –fliege, spüre ich Widerstand." Er blieb stumm und hörte ihr zu. „Es kommt immer ganz darauf an, was es ist. Riesen oder die Mauer haben beispielsweise einen ähnlichen Widerstand, er ist nicht so groß. Bei Menschen ist es schon schwieriger. Sowohl bei Eren als auch bei dir hab ich es viel deutlicher gespürt..."

Levi merkte auf: „Warte! Eren ist dieser Riesenjunge, nicht wahr?" Sie nickte verwundert. „Kann", sprach der Kapitän die Frage aus, die ihn schon die ganze Zeit beschäftigte, „man ihm trauen?"

Sie blinzelte ihn an und schien zu überlegen, doch sie brauchte nicht lange: „Ach so, ihr habt ihn gerade ihn Gewahrsam genommen, oder? Hm... so viel kann ich, glaub ich, verraten. Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen, er ist zwar etwas jähzornig, aber ein guter Kerl!" Sie lächelte.

Levi aber sagte nichts. Sie schien zu merken, dass er nicht ganz überzeugt war. „Was ist?"

„Du hast selber gesagt, dass du nicht weißt, wie alles endet", teilte er seine Bedenken mit. Sie verstand, aber konterte: „Nein... Eren ist gut, glaub mir! Das ist ähnlich wie bei dir. Auch wenn es nicht so wirkt, bist du ein netter Typ."

Er schnaubte und wandte sich ab. „Also, was ist jetzt mit deiner Materie? Versuch es nochmal!"

Sie trainierten so lange, bis Levi los musste. In dieser einen Stunde hatte das Mädchen es einmal geschafft, ihren Ringfinger zu manifestieren mehr nicht. Aber darauf war sie schon unheimlich stolz gewesen. Anschließend bestand sie lautstark darauf, mitzukommen. In der kurzen Zeit, in der er sie bereits kannte, hatte er gelernt, dass sie mitkommen würde, egal ob sie durfte oder nicht.

Als er seine Jacke und Stiefel angezogen hatte, öffnete er die Tür. Ihm fiel noch etwas ein. „He, Nervensäge. Wie heißt du eigentlich?"

„Hm, was?", fragte sie nach. Sie war etwas nervös.

„Du hast mich schon verstanden", wusste er. „Also, wie ist dein Name?" Er trat auf den leeren Flur.

„Äh... Also, mein Name..." Sie spielte mit ihren Fingern herum und mied seinen Blick. „Ja, der ist..." Sie schwebte ihm nach aus dem Zimmer raus und rang mit sich selbst. „Aber du darfst nicht lachen!"

Er schaute sie mit seinem gleichgültigen Blick an. „Seh ich so aus, als würde ich so etwas tun?"

„Stimmt...", murmelte sie und biss sich auf die Unterlippe. „Ich..." Sie holte tief Luft, hob den Kopf und schaute ihn fest an. „Ich heiße Motte... Motte Fabri."

„Motte..." Sein Blick wanderte langsam zur Türklinke, die er noch hielt. „Wie diese kleinen, nervigen Insekten?"

„Äh... Ja", erwiderte sie leise. Sie blickte wieder zu Boden.

„Passt irgendwie...", fand er. Da sauste ihr Kopf wieder nach oben. „He!" Ihre hellbraunen Augen funkelten ihn wütend an.

Er schlug die Tür zu und lief los. „Aber Nervensäge gefällt mir besser."

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