Motten
Kapitel 14 – Motten
Gegen Sonnenuntergang war die Nervensäge einmal für ungefähr eine Stunde verschwunden, um zu frühstücken. Dann war sie wieder gekommen. Es würde für eine Weile die letzte Nacht werden, da sie wieder so gut wie gesund war. Allerdings hieß das auch, dass sie fit genug war, um Levi wach zu halten.
„Nicht einschlafen!", erinnerte sie ihn lautstark, nur weil er in seinem Bett die Augen kurz geschlossen hatte. Sie hatte das Fenster in seinem Zimmer geöffnet und sich darauf niedergelassen. Das rechte Beim hatte sie abgeknickt und ebenfalls aufs Fensterbrett gestellt, ihr linkes Bein ließ sie locker runter ins Zimmer hängen. „Wenn du einschläfst, wird mir langweilig!"
„Nur weil du eigentlich schläfst, heißt das noch lange nicht, dass ich das auch tue", murmelte er verschlafen. Es war ungefähr halb Eins nachts. Er würde ja auch schlafen und die Proteste der Nervensäge schön unbeachtet lassen, doch leider waren diese nicht gerade leise. Ergo, voraussichtlich kein Schlaf für den Kapitän.
„Wenn du willst, kann ich dir noch mehr aus meiner Welt erzählen! Heute Nachmittag war das ja lange noch nicht Alles!"
Der Schwarzhaarige gab ein missbilligendes Grunzen von sich.
Sie fasste es als Bestätigung auf. „Gut!" Sie schien zu lächeln. Dann folgte erstmal Stille. „Äh...", machte sie nach einer Weile. „Jetzt weiß ich wieder nicht, wo ich anfangen soll..." Der Schwarzhaarige könnte ihr nachhelfen, doch darauf hatte er momentan überhaupt keine Lust; er war müde und wollte seine Ruhe haben. Hoffentlich findet sie kein Thema, wünschte er sich im Stillen.
Sie tat es doch.
„Ich erzähl dir von weiteren Geschichten, die es in unserer Welt gibt! Da gibt es so viele...!" Sie seufzte verträumt. „Eure Geschichte kennst du ja... Sie heißt bei uns übrigens Attack on Titan oder Shingeki no Kyojin."
„Hmm...", machte Levi, aber eher zum Zeichen, dass er noch wach war, um nicht nochmal angefahren zu werden.
„Was Anime sind, hab ich dir ja auch schon mal erklärt", fuhr sie fort.
Wenn ich weiter meine Augen geschlossen halte, werde ich einschlafen...
„Da gibt's noch viele mehr!"
Wäre das denn so schlecht?
„One Piece, Naruto – davon hab ich dir ja auch schon erzählt – Detektiv Conan, Inu Yasha..."
Na ja... Aus dem Schlaf gerissen zu werden, ist jetzt auch nicht das einzig Wahre... Und das wird mir definitiv passieren, wenn es so weit kommen sollte!
„Black Butler, Blue Exorcist, Bleach, Death Note, Magi..."
Außerdem... Er lauschte ihrer Aufzählung und hörte die Begeisterung eindeutig heraus. ... will ich sie nicht beleidigen. Er zwang sich seinen Kopf zu dem Fenster zu drehen und die Augen zu öffnen. Sie blickte ihn gar nicht an, sondern auf den Fensterrahmen vor sich, doch den schien sie gar nicht zu sehen.
„Vampire Knight, Code Geass, Fairy Tail... und noch so viele mehr." Sie seufzte glücklich und machte eine kurze Pause. „Natürlich", sprach sie dann weiter, „kenn ich nicht alle, die ich aufgezählt habe... Eigentlich kenn ich nur Shingeki no Kyojin, One Piece und Detektiv Conan richtig... Eigentlich ist das verdammt wenig..." Auf einmal wirkte sie ein wenig geknickt, doch Levi wusste, dass sie nur ein paar Sekunden brauchte, um sich wieder einzukriegen.
Und er hatte Recht. „Na ja, nicht so wichtig!" Sie setzte sich wieder gerader hin, da sie durch ihre Bedrücktheit ein wenig an Körperspannung verloren hatte. Dann fing sie an von den anderen beiden Geschichten zu erzählen. Die mit dem Detektiv fand er, so musste er ehrlich sagen, langweilig, die andere aber... Die hatte was. Erst fand er es albern, vor allem, nachdem die Nervensäge ihm erklärt hatte, was Piraten waren, doch als sie etwas mehr davon erzählt hatte, hatte er irgendwann seine Gedanken ruhig gestellt und nur noch gelauscht. Sie schwärmte von den Heldentaten der Personen, doch was ihn vielmehr interessierte, waren diese Inseln, zu denen sie immer segelten. Die Landschaften dort. Wälder mit gigantischen Bäumen, Sand, so weit das Auge reichte, Ebenen aus Eis, Welten unter Wasser, wo Wesen lebten, die den Oberkörper eines Menschen und den Unterleib eines Fisches besaßen... Und vor allem die Heimat dieser Piraten, ein Schiff auf dem Meer. Das Meer... Ein Ort voller Wasser, man erkannte gar kein Ende, so weit erstreckte sich das. Levi beneidete diese Piraten ein bisschen. Sie waren frei.
„Am liebsten", endete das Mädchen mit ihrer Vorstellung dieser zwei Geschichten, „von den drei Anime, die ich kenne, mag ich eigentlich Shingeki no Kyojin am liebsten... also eure Geschichte." Er sah sie lächeln. Durch die Piratengeschichte war er wacher geworden.
„Warum unsere?", wollte er ehrlich wissen. „Ich weiß, dass wir das schon mal besprochen haben, aber ich verstehe es nicht. Hier ist die Menschheit gezwungen, in Käfigen zu leben und sobald die verlassen werden, werden wir entweder getötet oder wir müssen wegrennen. Solange diese Missgeburten da draußen sind, gehen wir sogar freiwillig in diese gottverdammten Mauern! Warum magst du das?!" Er setzte sich in seinem Bett auf.
Seine Frage klang fast wie ein Vorwurf, weswegen sie nun leicht schmollte und die Arme vor der Brust verschränkte. „Jetzt heul mal nicht gleich rum, du bist ein Mann!" Sie ließ aufgrund seines eindringlichen Blickes die Arme wiedersenken und wurde ernst. „Das ist... Nein... Ihr seid cool!" An seinem Blick erkannte sie anscheinend, dass ihm das nicht genügte.
Offensichtlich machte sie das wütend, das Wissen, dass er eigentlich Recht hatte und sie nicht wirklich begründen konnte. „Was soll ich denn sonst sagen?! Es ist halt echt die Coolness, die euch so beliebt macht! Das... Episch-Sein! Verstehst du?! Eren ist cool, Mikasa ist cool, Armin ist cool... Die 104. Trainingseinheit ist cool, die Aufklärungslegion ist cool, die Stadtwache ist cool, die Militärpolizei... okay, die ist nicht cool, aber lassen wir das mal... Die Story ist cool, der Kampf gegen die Titanen ist cool, die Außenexpeditionen sind cool...! Und du auch! Du bist der obercoolste von allen! Wenn du einen Riesen auch mit nur einem einfachen Schnitt tötest, sieht das schon megageil aus! Du bist... der Wahnsinn!"
Schleimen bringt ihr jetzt auch nichts, dachte er sich und gab nicht auf. „Dennoch schaut ihr dabei zu, wie Menschen sterben! Das gefällt euch!"
„Das sagt der Richtige, du kleiner Sadist!" Ihre Augen funkelten voller Zorn und ihr Kiefer war angespannt.
Levi schwieg und blickte sie bloß weiterhin mit seinen ausdruckslosen Augen an. Jeder andere Mensch hätte nun geschmunzelt, aber er war nicht normal, also machte er es auch nicht, auch wenn er amüsiert war.
Nach ein paar Sekunden der Stille wandte sie sich nicht mehr ganz so zornig ab und schaute aus dem Fenster in den klaren Sternenhimmel. „Weißt du, wenn ich erwachsen bin, will ich Astronomin werden", meinte sie ruhig, nachdem ein paar weitere Sekunden verstrichen waren.
„Was ist das?", wollte er wissen.
„Astronomie ist die Sternenkunde", erklärte sie. „Als Astronom untersucht man Sterne, Planeten, Galaxien und so weiter. Im Grunde genommen, den Himmel."
„Wie soll das funktionieren?"
„Bei uns gibt es Teleskope. Das sind quasi Fernrohre, die bis in den Himmel blicken können. So entdecken viele Wissenschaftler zum Beispiel Planeten oder Meteoriten. Sie wollen so viel wie möglich über das Weltall wissen, wie es nur geht. Wusstest du, dass Sterne eigentlich gar keine Sterne sind? Das sind Gasriesen, die für uns wie Punkte aussehen, weil sie so weit weg sind. Die Sonne ist auch ein Stern, aber sie ist zu groß, als dass die Menschen es als einen Stern bezeichnen."
Der Kapitän verstand gar nichts. „Was?!"
Und so fing sie an zu erklären. Levi hatte mit vielen Informationen nicht gerechnet, manche wollte er sogar gar nicht glauben. Es war unfassbar! Falls das stimmen sollte, was sie so erzählte, war das überwältigend. Mit jeder Minute, in der er ihren Worten lauschte, schien in seinem Kopf, der Fleck, auf dem die Menschheit in den Mauern lebte, immer mehr zu schrumpfen. Diese Welt... Nein, sie nannte das anders... Dieses... Universum... war viel größer, als er gedacht hatte. Es war endlos. Und es beinhaltete so viel. Jeder dieser unzähligen Sterne am Himmel konnte eine Sonne sein, die andere Planten erhellen ließ. Es konnten selber strahlende Planeten sein. Es konnte auch etwas sein, das selbst die Menschheit der Nervensäge noch nicht kannte.
Wenn er genauer darüber nachdachte, verfolgten das Mädchen und er eigentlich das gleiche Ziel, sofern sie wirklich so eine Astro-dingsda wurde: Sie wollten beide das sehen, das sich dort befand, wo sie nicht hinkonnten. Sie wollten über die Grenzen hinauserforschen und entdecken. Diese zwei Welten, Mottes und Levis, waren an sich unterschiedlich, doch die Menschheit war sich ähnlicher, als er erstmals gedacht hatte. Das Mädchen wusste Vieles über den Himmel und laut ihr wusste sie noch viel mehr, wenn sie erstmal diesen Beruf ausübte.
„Früher", endete sie mit ihrer Erzählung und schaute wieder hoch in den dunklen Nachthimmel. Es war Vollmond. „Früher habe ich immer gedacht, dass jeder Stern die Welt einer Geschichte ist und dann hab ich mir immer gewünscht, zu den Sternen reisen zu können." Das konnte der Kapitän sich gut vorstellen, die kleine Nervensäge, wie sie in den Nachthimmel schaute und bei dem Gedanken, dass dort mystische Wesen hausten, aufgeregt herumzappelte. Normalerweise hätte er ihr gesagt: Jetzt kannst du's doch machen, du kannst fliegen, doch sie hatte ihm erzählt, dass die Sterne so weit entfernt waren, dass man sich das gar nicht vorstellen konnte.
Von seiner Position im Bett aus hatte der Schwarzhaarige zwar keinen so guten Blick, wie das Mädchen, aber er sah dennoch den Himmel, den er nun ebenfalls anblickte. Er hatte die Nacht schon immer gemocht.
Vielleicht... Vielleicht waren die Gedanken von Motte als Kind gar nicht so abwegig... Vielleicht gab es wirklich etwas Großes da draußen zu entdecken. Doch er durfte sich nicht erlauben, solche Gedanken zu haben, bevor er in den Himmel gehen konnte, musste er erstmal endgültig aus diesen Mauern raus.
Auf einmal drehte sie die Nervensäge blitzschnell zu ihm um und wirkte erschrocken, doch als sie ihn sah, entspannte sie sich erleichtert. „Puh!"
„Was ist denn?" fragte er verwirrt nach. In einem Moment war er seinen Gedanken nachgehangen und plötzlich riss sie ihn raus.
„Du hast lange nichts mehr gesagt, da dachte ich, dass du eingeschlafen wärst", erklärte sie sich mit unschuldigem Ton. Der Kapitän verdrehte die Augen. „Du bist unmöglich!"
Sie grinste. „Aber nur hier!"
„Na ja, aber ich glaube auch nicht, dass du bei dir ein wahrer Engel bist...!" Da musste sie lachen. Es war wieder dieses herzhafte Lachen, dass dem Kapitän immer eine Weile noch in den Ohren klang. Er mochte das Lachen, aber es ließ ihn auch gleichzeitig Schmerz spüren. Es erinnerte ihn... Das Geistermädchen erinnerte ihn ein wenig an sie... und somit auch an ihn...
„Huch!" Sie stoppte auf einmal mitten im Lachen und wirkte überrascht. Ihre Augen schielten leicht und folgten etwas in kurvigen Linien. Es war eine Motte, die vor ihrer Nase herumflatterte. Die Flügelschläge des dunklen Falters wirkten im Mondscheinlicht hektischer und irrmachender als sonst. Eine Weile zog das Insekt bei ihrem Menschenvetter ihre Kreise, wobei sie von dieser und dem Kapitän still beobachtet wurde. Schließlich ließ sie sich auf Mottes aufgestelltem Knie nieder, wo sie ihre dunkelgefleckten Flügel ausruhte. Das Mädchen hatte nur ihre Kniescheibe manifestiert, das konnte der Schwarzhaarige mit dem Mondlicht dahinter gut erkennen. Doch er sprach sie nicht drauf an. Falls sie sich vor Freude erschreckte, könnte es gut möglich sein, dass sich das wieder lösen würde.
„Ich hab's schon mal gesagt", durchbrach das Mädchen unerwartet die Stille. „Für uns ist das hier eine Geschichte, deswegen können wir das alles hier so cool finden... Für uns ist das nicht die Realität." Sie hatte das Thema von vorhin wieder angesprochen.
„Für dich ja sozusagen nicht mehr", erwiderte er, nicht böse, sondern bloß als Anmerkung gemeint.
„Hm...", überlegte sie. „Da hast du Recht. Bei mir hat sich da was geändert... Kämpfe gegen Riesen finde ich wirklich nur noch dann cool, wenn der Titan dabei draufgeht, andernfalls nicht! Nicht mal, wenn der Mensch überlebt! Die Riesen mag ich inzwischen noch weniger als zuvor. Sie sind..." Ihr Blick wurde glasiger, sie schien woanders zu sein. Nach zwei Herzschlägen schauderte sie. „Sie sind einfach schrecklich!" Vermutlich dachte sie an die Tode der Soldaten, die sie miterlebt hatte. Sachte schüttelte sie den Kopf, um aus ihrer Trance zu erwachen. „Jedenfalls... Eren ist... na ja... manchmal kommt er mir echt wie eine Memme vor, das ist mir vorher gar nicht aufgefallen... Auruo find ich dafür lustiger. Wenn er sich so lächerlich macht, hab ich immer etwas zu lachen!" Sie strahlte. Dann wandte sie ihm langsam den Kopf zu. „Und du..." Sie musste überlegen. „Hm... Ich finde dich immer noch cool... aber auf eine andere Art... Irgendwie... Keine Ahnung... nicht mehr so fangirlmäßig." Mit der Erklärung schien sie zufrieden zu sein.
„Was heißt das?", fragte er nach.
Tief seufzte sie auf. „Heidanei, was bist du nur für ein unwissender Mensch..." Gedanklich verdrehte er die Augen. Das gefällt ihr, so mit Wissen prahlen zu können, wusste er, weswegen er die Antwort abwartete. „Ein Fangirl", fing sie an, „ist meist ein Teenager – also ein Mädchen, kein Junge... Das wären dann die Fanboys – der eine Person... anhimmelt, sag ich jetzt mal... Das geht schon in Richtung verehren... schwärmen oder verknallt sein... Sowas ist ein Fangirl. Wenn sie diese Person, die sie so gerne mögen, irgendwie treffen würde... Boah, das würde schlimm werden!" Sie machte eine Handbewegung, als würde sie da gar nicht dran denken wollen. „Sie würden kreischend auf diese Person zustürmen, ihren Namen rufen, hyperventilieren und die Person wünschen lassen, überall auf diesem Planeten zu sein, außer dort!"
Levi dachte über ihre Worte nach. „Im Prinzip hast du ja dann alle Kriterien erfüllt, als du mich getroffen hast." Sie lachte auf. „Ja, stimmt!" Mitten im Lachen stockte sie. „He, Moment! Vergleich mich nicht mit diesen Irren!" Sie verschränkte die Arme vor der Brust und zog empört ihre Nase hoch.
Nicht lange, da ließ sie die Pose wieder fallen und beobachtete wieder die Motte. Levi tat es ihr nach und sah, dass der Falter immer noch ab und zu seine Flügel bewegte, als ob er prüfen wollte, ob sie noch funktionierten.
„Du ähnelst diesem Kleinviech wirklich sehr", teilte Levi ihr mit. Ehe sie empört die Backen aufblasen konnte, sprach er weiter: „Du kannst fliegen. Du bist für viele Leute unscheinbar, es sei denn du schwirrst direkt vor ihrer Nase herum. Du nervst. Du bist aufgedreht – und diese Dinger schauen aufgedreht aus, wenn sie so wild herumflattern – Und vor allem..." Er hob seinen Kopf ein wenig und schaute von der tierischen Motte zur menschlichen. „... bist du sehr nachtaktiv." Normalerweise würde sie toben und fluchen, dass er ihr so etwas unterstelle, doch heute Nacht war ihre Stimmung anders.
Ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Den Blick hatte sie nicht von dem braunen Falter auf ihrem Knie abgewandt. „Weißt du... Früher hab ich meinen Namen gehasst. Die anderen Kinder haben mich oft deswegen geärgert. Ich wäre ein hässliches, kleines Insekt, das nur jeden nervte, das keiner da haben wollte. Natürlich waren nicht alle so, um Gotteswillen, nein! Ich will auf gar keinen Fall wie eine von diesen depressiven Kids wirken, die meinen, das schwerste Leben überhaupt gelebt zu haben! Aber schön war es trotzdem nicht... Meinen Eltern konnte ich aber nicht böse sein. Den Namen hatte sich mein Dad gewünscht, weil meine Tante, also seine kleine Schwester, von Opa immer meine kleine Motte genannt wurde, und mein Dad das so süß fand..." Ihr Satz endete in Schweigen.
„Warum ist dein Vater nicht mehr bei euch?", fragte der Schwarzhaarige nach. Da zuckte sie mit den Schultern. „Das Übliche, meine Eltern haben sich einfach nicht mehr wirklich verstanden. Seit sieben Jahren sind sie jetzt schon geschieden."
Dann herrschte wieder erst einmal Stille. Irgendwie war es schön als einzige Lichtquelle bloß den Mond zu haben. In Levi hatte sich etwas verändert. Das Mädchen hatte ihm heute so viel von ihrer Welt und auch von sich erzählt...
„Irgendwann hab ich versucht mich damit abzufinden", meinte sie plötzlich. Er sah, dass sie mit ihrem Gesicht der Motte auf ihrem Knie etwas näher gekommen war. „Mit meinem Namen, meine ich... Ich hab mir gedacht, dass es nichts bringt, darüber zu schimpfen. Außerdem ärgerten die Kinder mich nur, weil mich es ärgerte. Das hatte ich mir zumindest eingeredet. Dann habe ich wirklich versucht, das zu ignorieren, und es hat wirklich geklappt. Das kann aber natürlich auch daran liegen, dass die Kinder einfach reifer geworden sind. Aber ich bin nun mal eine Motte und kann das nicht ändern." Langsam und ganz vorsichtig führte sie ihre Hand zu dem Falter. „Motten mögen nerven und sie mögen hässlich sein, aber sie sind trotzdem notwendig." Wie es schien, wollte sie die Motte dazu bringen, sich auf ihrem Finger niederzulassen. „Denn ohne Motten..." Der Finger war nicht manifestiert und fuhr so durch das Insekt hindurch, das sich daraufhin durch die plötzliche Kälte erschrak und aufgeregt losflatterte. „... würden Schmetterlinge nicht mehr besonders schön sein."
Sowohl Levi als auch das Geistermädchen folgten mit ihren Blicken der Fluglinie des Insekts. Der Kapitän dachte dabei über diese Worte nach.
In dieser Nacht war etwas zwischen den beiden entstanden...
Die Motte flog ins Zimmer Richtung Levis Bett. „Wehe, du vertreibst sie!", warnte die Braunhaarige ihn.
... er wusste nur nicht, was.
Der Falter kam ihm immer näher, bis er sich schließlich auf die blasse Nase des Schwarzhaarigen niederließ. Er versuchte, die Vorstellungen, wo dieses Insekt schon überall gesessen hatte, zu vertreiben, und ließ es geschehen.
Das Mädchen auf dem Fensterbrett lächelte. „Sie mag dich!"
Das wäre dann noch eine Gemeinsamkeit.
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