Die Kristallhöhlen
Intermedium – Tag 869
„Der Allergefährlichste also, ich verstehe."
„Beunruhigt Sie das?"
„Mit welchen Menschen Sie sich umgeben? Nein, ich kenne viele Leute mit fragwürdiger Bekanntschaft. Nein, mich besorgte eher, wie liebevoll Sie bei diesem Thema lächeln."
Kapitel 40 – Die Kristallhöhlen
„Hab was gefunden", stieß Hanji freudig, aber vergleichsweise leise aus. Sie wollten schließlich möglichst unentdeckt bleiben. „Eine versteckte Falltür."
Die Kapelle war klein. Es gab kaum mehr als Bänke zum Beten, einen kleinen Altar und wenig Schmuck. Levi, seine Einheit, Hanji und Moblit hatten nach einem Hinweis oder gar Zugang gesucht, der daraufhin deuten könnte, wo sich Eren und Historia und somit auch Kenny und seine Leute befanden. Eine Falltür war wohl das gewünschte Indiz.
Hanji kniete sich neben ihr hin. „Sie werden wahrscheinlich da drin sein. Hoffentlich ist der Grundriss auch so, wie ich es vermute." Levi, der sich neben Hanji in die Hocke gesetzt hatte, wusste eine Lösung für diese Unsicherheit. Er wandte sich an Motte: „Sieh nach, wie es da drinnen ausschaut. Zähle die Feinde. Wenn es geht, finde Eren und Historia. Stell aber nichts Dummes an."
Sie nickte übertrieben und gehorchte mit einem stolzen Strahlen: „Verstanden! Und keine Sorge. Nach der Scheiße hier überlege ich es mir zweimal, wann ich mich manifestiere." Sie deutete auf ihre rechte Schulter und Levi bezweifelte, dass sie diesen Vorsatz halten konnte. Dann sauste sie durch die Falltür, um zu erkunden.
„Stimmt", erinnerte sich Hanji. „Sie ist wirklich nützlich." Leise schnaubte Levi: „Solange sie auf mich hört, vielleicht..."
Die Brillenträgerin schielte tadelnd zu ihm rüber. „Manchmal bist du, glaub ich, wirklich zu streng mit ihr."
„Hoffen wir einfach, dass diese Geschenke sich lohnen", wechselte er das Thema und deutete mit einer knappen Kopfbewegung auf die mit Öl versehenen Fässer, die seine Einheit gerade hinter ihm vorbereitete. Und dass Motte gründlich arbeitet... Aber sie weiß, wie wichtig das hier ist. Sie nimmt es ernst.
Einige Minuten später tauchte Motte wieder auf. Erst durchstieß ihr Kopf die Falltür, dann folgte der Rest ihres Körpers, während sie sich erhob. Schnell zog sie eine kleine Kurve in der Luft, sodass sie sich neben Hanji und Levi kauernd manifestieren konnte. Ihre Bewegungen waren viel flüssiger und eleganter als zu der Zeit, als Levi sie kennengelernt hatte. Mit großen Augen schaute sie sie an. „Es ist wunderschön da unten! Da sind große Höhlen aus Kristall. Die Decke wird von dicken Säulen gestützt. Die sind auch aus Kristall. Es ist taghell, auch wenn ich nicht genau weiß, woher das Licht..."
„Konzentriere dich", unterbrach Levi sie unverfroren. „Große Höhlen mit Säulen. Gut. Dass wir sehen können, ist auch wichtig. Was noch? Hast du Feinde gesehen? Eren? Kenny?"
Für die Unterbrechung schenkte sie ihm einen grimmigen Blick. „Immer mit der Ruhe, ich wollte gerade dazu kommen. Wenn man durch diese Falltür geht, kommt noch ein kurzer Gang und dann eine normale Tür. Die führt in die Höhlen, allerdings ist sie sehr weit oben gelegen. Wenn man zu Fuß unterwegs ist, muss man eine Treppe runterlaufen, aber mit dem 3D-Manöver könnt ihr super rumschwingen."
Levi musste sich stark zurückhalten, nicht ungeduldig mit der Zunge zu schnalzen. Was die Nervensäge erzählte, war wichtig, aber sie musste lernen zu priorisieren. „Am Eingang habe ich 35 Feinde gezählt. Sie stehen auf Holzplattformen bei den nahestehenden Säulen. Die eine hält gerade eine Rede darüber, dass wir nicht zu unterschätzen sind." Ein Anflug von Stolz mischte sich in ihre Stimme und sie blickte Levi an. „Vor allem dich nicht. Hast du gewusst, dass du zwölf von Kennys Leuten erledigt hast? Obwohl sie uns überrascht haben. Das hat die ziemlich beeindruckt..."
„Ist Kenny auch bei ihnen?", hakte Levi drängend nach. „Nicht so ganz", antwortete Motte. „Er ist in der Nähe, aber nicht direkt bei ihnen. Er läuft alleine am Boden herum."
„Und Eren?", fragte Mikasa nach. Wo in Levis Stimme Ungeduld zu hören war, konnte man bei ihr etwas finden, was am ehesten wohl als Verzweiflung bezeichnet wurde. Mottes Blick war ungehalten. „Ja, das wollte ich gerade...! Mann, ich weiß, dass wir es eilig haben, aber ich kann nicht alles gleichzeitig sagen!" Sie atmete geräuschvoll aus, um sich zu beruhigen, und antwortete dann: „Eren, Historia und so ein kleiner, dicklicher Mann sind am anderen Ende der Höhlen. Historia schaut nicht wirklich wie eine Gefangene aus. Und der Mann ist, glaube ich, Rod Reiss." Motte hatte wie alle anderen auch eine Zeichnung des Fürsten gesehen und hatte sich wohl an diese erinnert.
„Eren", setzte sie fort, „ist auf einer Art Podest gefesselt und geknebelt, sodass er sich nicht selbst verletzen kann. Ich hab ihm gesagt, dass wir da sind, um ihn zu retten." Der Blick, den sie Levi zuwarf, war warnend und sie fügte nachdrücklich hinzu: „Und keine Sorge. Ja, ich habe nur meine Stimme manifestiert, sodass mich niemand sehen konnte. Und ja, ich habe auch geflüstert. Nur Eren hat mich gehört." Sie klang, als würde sie sich rechtfertigen.
„Ich hab doch gar nichts gesagt", meinte Levi ehrlich, obwohl er tatsächlich schon gedanklich aufgeseufzt hatte. Jedoch aus einem anderen Grund als die Nervensäge vermutete. Eren Bescheid zu sagen, sah er weniger als Risiko, sondern eher als Zeitverschwendung.
„Wie hat Eren reagiert?", wollte Mikasa wissen und war von ihrer Aufgabe, die Fässer vorzubereiten, abgelenkt. Sie schien wahnsinnig nervös. Zu Levis Überraschung zögerte Motte. „Irgendwie seltsam", berichtete sie nachdenklich. „Erstmal hat er sich mega erschrocken, aber dann... hat er den Kopf geschüttelt."
„Den Kopf geschüttelt?", wiederholte Armin verwundert mit einer Spur Sorge in der Stimme. Immerhin war Eren sein bester Freund.
„Ja", bestätigte Motte. „Und er sah so aus, als würde er gleich weinen..."
„Diese Schweine...!", fluchte Mikasa leise, aber sehr wütend.
„Körperlich war er okay", versicherte Motte schnell. „Ich weiß auch nicht... Er sah einfach geistig sehr fertig aus..."
„Darum können wir uns später kümmern", beendete Levi das Gespräch. Ihnen rannte die Zeit davon und er musste zugeben, dass ihn Kenny momentan mehr beschäftigte. Wenn sie an ihm nicht vorbeikamen, war Eren verloren. „Armin, sind die Fässer fertig?" Der blonde Junge nickte.
Plötzlich spannte Levi sich an. Das hieß, es würde gleich beginnen. Heute Nacht würde er Kenny noch ein letztes Mal treffen. Einer von beiden würde den nächsten Morgen nicht mehr mitbekommen, da war er sich sicher. Aber was war mit seiner Einheit? Mit Hanji und Moblit? Würden sie das hier überleben?
Levi durfte über solche Fragen nicht nachdenken, vor allem nicht so kurz vor dem Kampf. Dennoch war ihr Überlebenschance größer, wenn sie hemmungslos vorgingen. Er blickte in die Runde. „Ist jeder bereit, sich die Hände schmutzig zu machen?" Die jungen Gesichter seiner Einheit waren voller Ernst. Keiner antwortete, aber es widersprach auch niemand. „Schätze schon", beantwortete er seine Frage selbst.
Sein Blick glitt kurz zu Motte, die sich von unten nach oben entmanifestierte. Sie war die einzige, mit der er nicht gesprochen hatte. Für einen winzigen Moment durchzuckte ihn der Gedanke, dass ihr diese Art der Bevormundung Probleme bereiten würde. Jedoch verschwand er wieder so schnell, wie er gekommen war. Seiner Einheit war von Anfang an klar gewesen, dass Motte eine andere Position bekleidete als der Rest von ihnen, alleine schon, weil sie keine Ausbildung hatte. Genau das war ja auch mitunter der Grund für das anfangs angespannte Verhältnis zwischen ihr und den anderen gewesen. Levi konnte es sich jetzt nicht leisten, sich mit solchen sinnlosen Gedanken aufzuhalten. „Dann mal los."
Mit einem kräftigen Tritt trat Levi die Tür auf. Tatsächlich konnte er einen bläulichen Schimmer ausmachen, der von den Höhlen ausging, so wie es Motte beschrieben hatte. Als nächstes stießen sie die Fässer durch die Tür. Sie polterten die Treppe runter. Noch konnte Levi keine Schüsse wahrnehmen, wahrscheinlich waren die Feinde zu verwundert und wollten lieber abwarten, was geschehen würde.
Sobald der Lärm, den die Fässer veranstalteten, stoppte, stürmten sie alle in die Höhlen. Motte hatte wirklich nicht untertrieben. Sie waren hoch und bestanden komplett aus Kristall. Ein winziger Teil in Levi nahm sich einen kurzen Moment Zeit, dieses Schauspiel zu bewundern, der Rest von ihm war mehr als nur kampfbereit. Er spürte, wie der Drang zu handeln durch seine Adern strömte. Die gleiche Anspannung hatte auch von den anderen Besitz ergriffen und machte sie zu dem, was sie waren: Eine Einheit.
Sasha hatte ihren Bogen schon zu Hand, ein Pfeil mit brennender Spitze war bereits eingespannt. Sie zielte auf eines der Fässer und traf punktgenau. Augenblicklich entflammte sich das Öl und das ganze Fass explodierte. Dicker Rauch erfüllte die Luft.
Sichtschutz.
Levi und Mikasa, die stärksten Kämpfer in der Gruppe, sausten mit der 3D-Ausrüstung durch die Luft. Die Klingen hielten sie gezückt. Sobald sie den schwarzen Rauch des Ölfasses durchbrachen, hörte er, wie der Gegner ihre Sichtung ausrief. Sie wollten schießen, aber wurden abgelenkt.
Die anderen waren auf der Plattform bei der Zugangstür zurückgeblieben und feuerten mit den Rauchpistolen, die die Aufklärungslegion normalerweise für ihre Expeditionen nutzte. Zu dem schwarzen Rauch mischte sich grüner, der nicht so verbrannt roch wie Erstgenannter. Im ganzen Bereich waberte nun Schwaden. Nun hatten zwar auch Levi und Mikasa ein eingeschränktes Sichtfeld, aber das machte nichts. In den Augenblicken, in denen sie etwas hatten sehen können, hatte Levi begonnen, nachzuzählen. 24...
Er schwang sich durch die Säulen hindurch, zog große Bögen und erhaschte immer mal wieder einen Blick auf die Holzplattformen an den Säulen, auf denen noch mehr von Kennys Leuten standen. 32... Und da waren noch welche. „35 Gegner! Sie halten sich hinter den Säulen versteckt!", verkündete er laut, sodass ihn jeder seiner Kameraden hören konnte, und bestätigte somit die Informationen, die Motte weitergegeben hatte. „Haltet euch weiterhin an den Plan! Wir werden sie alle zusammen hier erledigen!" Er geriet in die Schussbahn zweier Feinde und entschloss sich, sich in den Rauch zurückzuziehen.
„Alle ausschwärmen!", hörte er den Befehl einer weiblichen Stimme. Eine von Kennys Leuten. „Wir werden sie umzingeln!"
Nun sollten auch Hanji, Connie und Jean in den Kampf ziehen. Armin und Motte würden weiterhin grüne Rauchsignale schießen, während Sasha bei ihnen bleibend mit Pfeil und Bogen die einzige war, die einen Fernkampf führen und noch mehr Fässer explodieren lassen konnte. Die drei verweilten auf der Eingangsplattform. Levi hatte keine Zeit, darauf zu hoffen, dass Motte nichts geschehen würde, und vertraute Sasha, dass sie sie und Armin falls nötig beschützen könne.
Sie könnten es schaffen. Armin hatte in der kurzen Zeit, in der er die Waffen der Zentralbrigade gesehen hatte, sie ziemlich gut analysieren können. Eine Schwachstelle war, dass die Richtung, in der die Haken schossen und die Schussrichtung, die gleiche waren, also waren sie gut von hinten angreifbar. Viel entscheidender aber war, dass nach nur zwei Schüssen nachgeladen werden musste. Und das kostete Zeit. Sie mussten nur nah genug an ihre Feinde herankommen, dann waren die Klingen nämlich effektiver als die Schusswaffen.
Es folgte eine Explosion und der Rauch wurde dicker. Jeder war sich selbst überlassen. Levi hörte Schüsse und Rufe aus verschiedenen Richtungen. Er meinte sogar, einmal Motte wahrzunehmen, die Connie zurief, dass er sich hinter dem Rauch verstecken sollte.
Dann sah er eine Gruppe von vier Menschen vor sich, die sich durch die Luft zog, entschlossen, Levis Einheit einzukreisen. Ganz vorne flog eine Frau mit einem hellblonden Pferdeschwanz. Sie war diejenige, die ihren Leuten Befehle zu rief. Anscheinend war sie die Anführerin, wenn Kenny nicht da war. Sie war wichtig. Levi erledigte in einer Sekunde die drei anderen Männer. Er war drauf und dran, sich auch auf sie zu stürzen.
Dann plötzlich nahm er eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahr und seine Nackenhaare sträubten sich.
Kenny sauste mit einem Jubelschrei herbei und schoss nach ihm. Levi blieb nur unverschont, weil er hinter einer Säule zum Halt kam und der Schuss nur Kristall traf.
Er war also aufgetaucht.
Levis innere Anspannung verzehnfachte sich.
„Jo, Levi!", grüßte Kenny, der anscheinend auch angehalten hatte. Seine Stimmlage begann wie immer mit einem heiteren Plauderton und endete in einem drohenden Klang. „Nicht so, als ob ich Zeit hätte, die ich für dich verschwenden könnte, aber wenn du hier vorbeikommen würdest, wäre alles für die Katz." Levi hörte, wie er seine Munition wechselte. „Nun gut, so sei es." Das Grinsen war unüberhörbar, er konnte es beinahe vor sich sehen. „Lass uns spielen!"
Kenny sauste durch die Luft und lachte dabei dreckig. Seiner Stimme folgend wusste Levi, dass er zu ihm kommen würde. Deswegen ließ er sich einige Meter tiefer abseilen.
Es wirkte. Kenny tauchte in seinem Blickfeld auf und er sah, wie er kurz überrascht war. Er hatte Levi an einer hören Position erwartet; der Lauf der Pistole war dorthin ausgerichtet, wo er noch vor einer Sekunde gewesen war. Den kurzen Moment der Unaufmerksamkeit nutzte Levi, schoss zu ihm hoch und schwang kraftvoll seine Klingen.
Kenny konnte im letzten Augenblick noch den Lauf seiner Schusswaffe zwischen dem geschärften Metall und seinem Gesicht bringen. „Du bist 'n ganz schöner Draufgänger", murmelte er verärgert darüber, dass er seinem Tod nur knapp entkommen war.
Levi wich schnell zurück und flitzte hinter eine Säule. Die zwei Schüsse, die Kenny ihm hinterherschickte, verfehlten ihn.
Dieser Kampf war noch lange nicht vorbei, aber immerhin hatte er ein paar Meter und etwas Rauch zwischen sich und Kenny bringen können. Levi überlegte gerade, wie er als nächstes vorgehen sollte, als er einen Sack Öl, der sich wohl von einem der Fässer gelöst hatte, auf dem Boden entdeckte.
Das ist doch mal was.
Schnell hob er es auf und suchte dann wieder nach Kenny. Es dauerte nicht lange, bis er ihn gefunden und zu ihm aufgeschlossen hatte. „Himmel, willst du immer noch spielen?" Ein großspuriges Grinsen zierte sein Gesicht. Eine Säule geriet zwischen sie und Kenny erschien auf der anderen Seite nicht wieder. Damit hatte Levi nicht gerechnet.
„Hab ich dir nicht beigebracht", rief Kenny ihm plötzlich von hinten zu und er drehte sich im Fliegen um, „dass du nicht nur geradeausschauen sollst, wenn du jemanden verfolgst?!" Er schoss. Aber nicht auf Levi, sondern auf etwas hinter ihm.
Blitzschnell blickte er wieder geradeaus und sah gerade noch, wie eine der Plattformen zersprang. Große Holzstücke drohten auf ihn niederzuprasseln, aber er wich aus und kam an einer Säule hängend zum Halt.
„Hier drüben, Schwachkopf!", johlte Kenny und schoss auf ihn zu. Er hielt mit ausgestrecktem Arm sein gebogenes Messer vor sich. Nur haarscharf konnte Levi beiseite springen, dennoch spürte er einen brennenden Schmerz knapp unterhalb seines linken Auges. Im nächsten Moment spürte er Blut aus seiner frischen Wunde fließen. Ein wütendes Grollen entwich seiner Kehle. Wenn er nicht besser aufpasste, würde Kenny ihn richtig erwischen und dann hatten sie gar keine Chance mehr.
Feixend richtete er den Lauf seiner Waffe auf Levi. Zwischen ihnen lagen wieder einige Meter, aber der Schuss würde treffen. Rasch griff er nach dem Ölsack, den er vorhin aufgehoben hatte, und warf ihn direkt in Kennys Schussbahn.
Anstatt Levi zerfetzte es den Stoff, die Explosion folgte schlagartig.
Er ließ Kenny keine Zeit, die Situation zu begreifen, und stürzte sich direkt in die Hitze, die das einzige war, was ihn von seinem alten Lehrer trennte. Ohne zu zögern, durchbrach er die Flammen und schoss auf ihn zu. Er schwang seine Klinge, die auf Widerstand traf. Kennys Dolch.
Die Wut in Levi spornte ihn an, weiterzudrücken, nicht nachzulassen.
Was war schon Kennys Dolch gegen Levis armlanges Schwert?
Mit all der Kraft, die er aufbringen konnte, begleitet von einem wütenden Knurren, schaffte er es, Kennys Defensive zu überwinden und mit seiner Klinge ihm einen tiefen Schnitt in der Seite beizubringen. Blut spritzte durch die Luft.
„Du... Bastard!", ächzte Kenny überrascht und sauste davon. „Das tut wirklich weh."
Levi ließ ihn nicht entkommen und nahm die Verfolgung auf. Er hatte einen guten Treffer gelandet, Kenny war geschwächt. Das war der beste Zeitpunkt, um ihn auszuschalten.
Plötzlich hörte er nicht unweit von sich einen lauten, dumpfen Schlag und er sah, wie Hanji gegen eine Säule knallte. Anschließend fiel sie zu Boden und rührte sich nicht.
Vor Schreck hielt Levi an. Der schwarz-grüne Rauch lichtete sich allmählich und auch die anderen sahen, was geschehen war. „Hanji!", hörte er Jean entgeistert rufen.
„Zieht euch zu dem letzten Verteidigungspunkt zurück! Zeit, sich neu zu formieren!", schrie jemand. Es war die hellblonde Frau. Sie war es, die Hanji in diese Lage gebracht hatte. Sie zog sich zurück. Es folgten ihr einige, keine zehn. Der Rest war wohl erledigt.
Hanji rührte sich immer noch nicht. Andersartiger Zorn flammte in Levi auf.
Dann aber erblickte er abermals etwas aus dem Augenwinkel und er versteckte sich hinter einer Säule. Kennys Kugel schoss nur etwas Kristall weg. „Halt dich da raus, du kleiner Wicht!" Auch er folgte seinen Leuten und verschwand. Seine Stimme strotzte nicht vor Überheblichkeit wie sonst. Stattdessen meinte Levi, einen gepressten Unterton herauszuhören, als würde sein ehemaliger Lehrer Schmerzen unterdrücken, und grimmige Genugtuung machte sich in ihm breit.
Jetzt aber konnten sie nur hoffen, dass Hanji am Leben war.
Und dass es für Eren und Historia noch nicht zu spät war.
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