10. Ihr müsst ins Northern Territory

Noch immer vollkommen verblüfft stieg ich aus und folgte Tony, der auf Alexis zuging. Ich konnte noch immer nicht glauben, dass Jays Schwester vor uns stand. "Alexis?" Fragte ich daher. Ich meine sicher ist sicher und sie hatte auch gar keine Ähnlichkeiten mit Jay. Also war meine Annahme, dass es auch einfach eine fremde Person sein könnte vollkommen berechtigt.
"Wer sollte ich sonst sein?" Gab das Mädchen vor mir schnippisch zurück. Da war wohl jemand mit dem falschen Fuß aufgestanden. "Nicht so gemein Alexis. Liam wusste bis jetzt noch nicht einmal, dass es dich gibt." Beschämt sah ich zu Boden. Es war mir peinlich, dass ich Jay, meinen besten Freund, offenbar schlechter kannte als Tony. Empört schnaubte Alexis. "Das sieht meinem Bruder ja mal wieder so ähnlich. Nie erzählt er seinen Freunden von mir. Aber gerade deswegen" sie drehte sich nun zu Tony um und sah ihn forschend an. "Woher weißt du dann von mir Kleiner?" Auch ich richtete meinen Blick interessiert auf Tony. Dieser hielt es aber offensichtlich nicht für nötig ihr zu antworten, denn er wechselte eiskalt das Thema. "Du weißt etwas über Jay. Also raus mit der Sprache." Die rothaarige vor uns schob trotzig ihre Unterlippe hervor. Offenbar war sie einen solchen Umgang nicht gewohnt. "Na gut du Nervensäge. Jay ist seit zwei Monaten verschwunden." Ich konnte nicht anders als genervt aufzustöhnen. Das wussten wir doch schon längst. 
Leider kassierte ich durch diese Geste böse Blicke von Alexis und Tony. Mit einer Handbewegung bedeutete ich ihr weiterzureden. "Ein paar Tage vor seinem Verschwinden hatte er mich angerufen und wollte sich mit mir treffen. Es war ein komischer Wunsch. Immerhin hatten wir vorher ein Jahr lang keinen Kontakt gehabt." Verblüfft sah ich sie an. Hatte Jay vielleicht deswegen nie etwas gesagt? Nein. Das konnte es nicht sein. Immerhin hatten sie demnach noch Kontakt, als ich in Perth war. "Bei unserem Treffen hatte er mir dann erzählt, dass du" sie sah mich strafend an "Ihn bis jetzt noch nicht zu deiner Hochzeit eingeladen hättest. Ich erkannte, dass mein Bruder durch diese Tatsache am Boden zerstört war." Schuldbewusst sah ich zu Boden. Offenbar schien mich jeder dafür zu hassen. Einschließlich mir selbst. "Mach mal halblang Alexis. Liam wollte das nicht. Hast du schon mal eine Hochzeit geplant? Bestimmt nicht. Er war einfach viel zu beschäftigt und Jay der Sturkopf hätte ihn ja auch ruhig mal anrufen können." Überrascht sah ich zu Tony herüber. Meinte er das wirklich ernst? Hatte er mich nicht auch erst vor kurzem dafür verurteilt? Warum verteidigte er mich denn jetzt?

"Na jedenfalls erzählte er mir dann auch von dir Tony. Wie verliebt er in dich wäre und wie aufmerksam du wärst. Doch dann sagte er noch etwas. Etwas, was mich als seine große Schwester sehr beunruhigt hatte. Er sagte, dass er das Gefühl hätte ein Typ würde ihn verfolgen." Genau. Das hatte er ja in seinem Tagebuch geschrieben. "Ich fragte ihn ob er wüsste, wer dieser Mann war. Doch Jay sagte nur, dass er Tony zu kennen schien. Er erzählte mir auch, dass er ihn gewarnt hätte. Jay solle sich von Tony fernhalten." Ich schluckte. Bis jetzt stimmte alles mit dem Tagebuch über ein. "Mehr wollte er dann auch nicht sagen. Es tut mir leid. Mehr weiß ich nicht." Enttäuscht blickte ich zu Boden. "Bist du dir sicher? Hat er nicht doch noch etwas gesagt?" Tony klang verzweifelt. Aber das waren wir alle. "Es tut mir leid." Deprimiert weil wir nicht mehr herausgefunden haben, drehte wir uns um und gingen zum Auto. "Halt wartet!" Ruckartig drehte ich mich um und sah zu Alexis.  "Was ist?" Meine ganze Hoffnung lag in meiner Stimme. "Da war noch etwas. Ich weiß nicht ob es was zu bedeuten hat. Aber Jay erzählte mir, dass er einmal mitbekommen hat, wie sich der Typ über eine Kleinstadt informiert hatte. Ich glaube ihr Name war Tennent Creek. Ich weiß es könnte auch unbedeutend sein, aber...." "Nein!" Schnitt ich ihr das Wort ab. "Nichts was ein Hinweis sein könnte ist für uns unbedeutend." Sie nickte und lächelte uns leicht an. "Dann müsst ihr ins Northern Territory." Wir bedankten uns noch bei ihr und beschlossen uns auf dem Weg zu machen.

Der Weg war weit und uns beiden war klar, jede Minute zählt.

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Also kurz zu eurer Information. Alle genannten Städte gibt es wirklich. Die Orte innerhalb der Städte sind allerdings frei erfunden, ebenso die Zeitangaben der Entfernung.

Hoffe euch hat das Kapitel gefallen.


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