Kapitel 7 - Liebe
Wir ritten weiter, keiner sagte etwas außer es war wichtig. Alle trauerten um Tany, sie war sehr beliebt gewesen.
,,Shiera, hier ist der Tigeranhänger den du haben wolltest!", sagte der Krieger dem ich es aufgetragen hatte.
Ich nickte, brachte aber kein Lächeln zustande. ,,Danke!" Ich nahm ihn und sah ihn mir an. Der Tigern sah gut aus. Ich machte ihn an mein Halsband und ritt schweigend weiter.
Am Abend schlugen wir unser Lager auf und setzten uns alle schweigend ans Feuer.
Nach einer Weile erhob ich mich und sagte: ,,Tany ist tot!" Es tat weh das auszusprechen, das machte es real. ,,Sie gehörte zu unserem Stamm, wir werden eine Bestattungszeremonie halten, wenn wir siegreich aus dem Krieg nach Hause zurück gekehrt sind!"
Ich setzte mich wieder und starrte in die Flammen. Tany Tot tat so weh. Selbst als mein Vater gestorben war, hatte es nicht so weh getan.
,,Vermisst du sie sehr?", fragte plötzlich jemand neben mir.
Ich drehte mich um und sah Leno. Sie war früher meine beste Freundin im Dorf gewesen, doch dann hatten wir irgendwann nichts mehr zusammen gemacht.
,,Ja!", antwortete ich auf ihre Frage.
Leno nickte und sah ins Feuer. ,,Ihr standet euch ziemlich nahe, oder?"
,,Ja." Es war irgendwie komisch mit Tany gewesen. Zwischen uns war es nicht wie früher zwischen Leno und mir sondern anders. Ich weiß nicht wie.
,,Hast du sie geliebt?"
Habe ich sie geliebt?
,,Schon, sonst wäre es mir ja total egal, dass sie tot ist!", antwortete ich.
,,Was für eine art Liebe war es? Warst du in sie verliebt?", fragte Leno immer weiter.
War ich in sie verliebt?
Ich erinnerte mich daran, wie ich so oft an Tany denken musste. Wie ich ihr den Stein aus dem See geschenkt habe. Wie ich mir Sorgen gemacht habe, als sie über die Brücke gegangen ist. Wie mich ihr Leben interessierte.
War ich in sie verliebt?
,,Ich weiß es nicht!", antwortete ich.
,,Ich habe deine Blicke gesehen, ich glaube du warst in sie verliebt!", sagte Leno.
,,Warum bist du zu mir gekommen?", fragte ich. Was interessierte sie, ob ich in Tany verliebt gewesen war?
Leno zuckte mit ihren Schultern. ,,Ich dachte, du willst vielleicht mit jemandem reden!"
Ich nickte. ,,Danke aber ich möchte jetzt bitte alleine sein!"
,,Okay!" Leno stand auf und ging.
Gerade als Leno weg war, kam Talu und legte sich hinter mich, sodass ich mich an ihn lehnen konnte.
,,Schlaf jetzt, Shiera, ich werde auf dich aufpassen!", sagte Talu.
,,Danke!", antwortete ich und kuschelte mich enger an ihn.
Ich ging durch einen strahlend grünen Wald, das Sonnenlicht schimmerte durch die Äste und Blätter und Vögel sangen ihre Lieder.
Ich kam auf einer Lichtung an und da stand Tany, in einem weißen Kleid und mit einem Blumenkranz auf ihrem Kopf.
,,Was machst du denn hier?", fragte ich sie verwundert.
Sie lächelte mich an. ,,Ich habe auf dich gewartet!"
,,Warum?", hauchte ich. Ich ging auf sie zu.
,,Das wissen nur die Götter!"
Ich erreichte sie und blieb vor ihr stehen. Sie sah so schön aus in dem Kleid, sie wirkte so unschuldig.
Wir sahen uns schweigend in die Augen, unsere Lippen kamen sich immer näher und dann trafen sie sich. Ich schloss meine Augen. Tanys Kuss war sanft, voller Zärtlichkeit und unschult.
Ich erwiederte ihren Kuss und legte meine eine Hand an ihren Hinterkopf. Ich fühlte mich glücklich, in mir war pures Glück.
Ich vergaß alles und gab mich ganz dem Kuss hin.
Dann spürte ich Tany plötzlich nicht mehr und als ich meine Augen öffnete, war auf der Lichtung grauer Nebel. Tany war fort.
Ich erwachte und fuhr in die Höhe. Noch immer spürte ich Tanys Lippen auf meinen. Vorsichtig berührte ich sie, sie prickelten als wäre der Kuss wirklichkeit gewesen.
,,Was ist los?", fragte Talu der von meinem Aufschrecken ebenfalls erwacht war.
,,Ich habe von Tany geträumt, ich glaube, ich liebe sie!", antwortete ich benommen.
,,Das ist schön aber darf ich dich daran erinnern, was auf der Brücke passiert ist?", fragte Talu vorsichtig und spielte auf ihren Tot an.
Der Schmerz kam zurück und das Glück von gerade eben verschwand.
,,Sie fehlt mich so unglaublich!", flüssterte ich.
,,Ja, das glaube ich dir!", sagte Talu.
Am nächsten Tag ritten wir weiter, gegen Mittag kamen wir in einem Dorf an und wir machten eine Pause.
Ich musterte die Krieger, sie schienen erschöpft von dem vielen Reiten und es war nicht mehr weit bis zu unseren Feinden.
,,Wir werden bis morgen früh hier rasten, erholt euch und seid stark für den baldigen Krieg!", sagte ich zu ihnen.
Sie nickten mir zu und Talu gab die Information an seinen Clan weiter.
Dann ging ich in ein Wirtshaus und bestellte mir ein Bier.
„Seid ihr auf der Durchreise?", fragte mich der Wirt.
Ich nickte und nahm einen großen Schluck von dem Bier. Es schmeckte wiederlich bitter. Angeekelt verzog ich mein Gesicht.
Der Wirt lachte leise. „Bist so etwas nicht gewohnt, was?"
„Nein, bei uns trinkt man nicht so etwas, wir kennen andere Methoden um Schmerz zu vergessen!", antwortete ich.
„Und warum sitzt du dann mit einem Krug Bier vor mir?", fragte er schmunzelnd.
Ich drehte den Becher in meiner Hand. „Ich bin gerade nicht in meinem Dorf und außerdem habe ich jemanden sehr wichtiges verloren, da gebe ich mir eine Ausnahme!"
Der Wirt nickte nur und wandte sich seinen anderen Kunden zu.
Ich nahm noch einen großen Schluck von dem Bier und langsam wurde in mir alles taub, es war, als wäre alles in Watte gewickelt.
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