Kapitel 6 - die Brücke

Als wir die Brücke wieder erreichten, machten wir eine Pause. Es war eine Hängebrücke und du Krieger sahen sie alle misstrauisch an, ich konnte es ihnen nicht verübeln.

,,Hey, ich habe gehört, du kannst gut schnitzen?", fragte ich einen meiner Krieger.

Der Angesproche sah mich überrascht an. ,,Ähm, ja, warum?"

Ich lächelte. ,,Könntest du mir einen kleinen Tiger schnitzen? Ich brauche ihn für das Häuptlingshalsband."

,,Ja klar, ich mache mich gleich an die Arbeit!"

,,Danke!", sagte ich und setzte mich zu Tany auf einen Baumstamm.

,,Hey!", begrüßte ich sie.

Sie sah auf und lächelte. ,,Hey!"

,,Was machst du? Ist alles okay?", fragte ich.

,,Ja, alles super! Ich denke nach!", antwortete Tany.

,,Worüber?", fragte ich neugierig.

,,Über dies und das. Meinst du, du wirst den Krieg gewinnen?"

,,Ich weiß es nicht, wir werden sehen! Meine Oma meinte aber, ich werde nach dem Krieg, Frieden bringen, also kann es nicht so schlimm werden! Hoffentlich!", antwortete ich.

Tany überlegte. ,,Dann werdet ihr bestimmt siegen!", sagte sie schließlich. ,,Ich bin übrigens schon ziemlich gespannt auf euer Dorf!"

Ich lachte. ,,Ja, es ist schön, ich werde dir alles zeigen!"

Dann war die Pause vorbei und wir versammelten uns alle vor der Brücke.

,,Wir müssen über diese Brücke, um unsere Reise fort zu fahren! Gibt es einen freiwilligen, der voraus geht?", fragte ich in die Runde.

Alle schwiegen und sahen betreten auf den Boden. Das waren Krieger, sie sollten eigentlich keine Angst kennen aber ich war ihre Anführerin, ich sollte gut zu ihnen sein!

,,Okay, dann werde ich vorgehen!", beschloss ich.

Ich zögerte nicht und trat vorsichtig auf die Brücke. Einen Schritt nach dem anderen. Ich tastete mich langsam vor und versuchte, nicht auf den Abgrund zu achten.

Nach einer Weile kam ich dann endlich auf der anderen Seite an und atmete erleichtert auf.

Ich sah auf die andere Seite und begegnete Tanys erleichtertem Blick. Ich nickte ihr zu und wandte mich den anderen zu.

,,Ihr könnt rüber kommen, immer nur drei Krieger oder drei Tiger auf einmal!", rief ich.

Sie nickten und dann kamen sie nacheinander rüber.

Talu und zwei andere Tiger kamen als erstes, dann drei Krieger und so weiter.

,,Die Krieger hätten keine Angst haben dürfen!", sagte Talu zu mir.

,,Ja aber jeder hat vor irgendetwas Angst! Ich bin der Häuptling und ich sorge für meinen Stamm, ich kann micht nicht über sie stellen, ich bin auch nur ein Mensch! Also warum sollte einer von ihnen den Weg erkunden, wenn ich es genauso machten kann?"

,,Wie du gesagt hast, du bist der Häuptling und dein Stamm braucht dich. Du kannst nicht einfach streben, nur weil die anderen zu große Angst hatten!", beharrte Talu.

Ich seufzte. ,,Ich habe doch überlebt!"

,,Heute ja aber was ist mit morgen?", fragte Talu weiter.

,,Dann geht morgen halt wer anderes!" Ich hatte keine Lust mehr zu diskutieren.

,,Gut, dann ist das ja geklärt!" Talu ging zu den anderen Tigern die schon auf unserer Seite waren.

,,Hey, du da! Was hat Tany gesagt, wann sie rüberkommt?", fragte ich jemanden.

Er zuckte die Schultern. ,,Ich glaube, sie wollte als letztes kommen!"

Ich nickte und sah zu ihr rüber. Mit ihr waren noch vier Krieger drüben.  Drei von ihnen machten sich auf den Weg über die Brücke.

Wenn Tany jetzt angegriffen werden würde, wäre sie ganz auf sich alleine gestellt.

Dann kamen die drei an und Tany machte sich auf den Weg.

Sie nahm vorsichtig einen Schritt nach dem anderen und konzentrierte sich ganz auf die Brücke.

Sie war fast angekommen, als ein Brett unter ihren Füßen brach. Sie krachte ein, zum Glück konnte sie sich nocht rechtzeitig an einem anderen Brett festhalten. Tany baumelte über dem Abgrund.

Meiner Kehle entwich ein Schrei und ich rannte sofort zu Brücke. Vorsichtig balancierte ich zu Tany.

,,Ganz ruhig, halt dich fest, ich helfe dir gleich!", sagte ich.

Sie wimmerte nur als Antwort.

Ich machte noch einen vorsichtigen Schritt, als die Brücke wackelte und Tany eine Hand abrutschte. Tany hing jetzt nurnoch an einer Hand über dem Abgrung, sie konnte jederzeit abstürzen.

Ich ging auf alle viere und krabelte weiter. Dann legte ich mich mit dem Bauch auf die Brücke und streckte Tany meine Hand hin.

Tany versuchte, mit ihrer freien Hand meine Hand zu erreichen, doch ihre Kraft reichte nicht mehr.

Ich konnte Tany nicht auch noch verlieren!

Tany sah zu mir auf, ich erkannte in ihrem Blick, dass sie schon aufgegeben hatte. ,,Es tut mir leid!", sagte sie und ließ dann los.

Ich versuchte, ihre Hand zu packen doch sie entgleitete mir. Tany stürzte in die Schlucht.

,,Taaannyyyy!", schrie ich voller Verzweiflung.

Während Tany fiel, lächelte sie und sah mich voller Liebe an, dann kam sie im Fluss unten auf und verschwand.

,,Neeeiiiiinn!" Tränen rollten über mein Gesicht, jetzt hatte ich sie auch noch verloren!

Ich ging langsam zurück zu den anderen, sie schwiegen alle betreten.

Dann trat Tanys Tiger Rase vor und sah hinunter in die Schlucht. In seinen Augen stand so viel Schmerz, auch er hatte Tany verloren.

Dann drehte er sich zu Talu um, sah ihn an und eine Träne rollte aus seinem Augenwinkel. Talu senkte verständniss- und respektvoll seinen Kopf.

Rase wandte sich um und lief mit hoher Geschwindigkeit in den Wald hinein, er wandte sich kein einziges Mal zu uns um und irgendwann verschwand er aus meinem Sichtfeld.

,,Was macht er?", fragte ich Talu mit brüchiger Stimme.

Talu wandte seinen Blick vom Waldrand weg und sah mich an. ,,Er hat uns verlassen, er braucht erstmal abstand von uns. Vielleicht sehen wir ihn irgendwann wieder, aber sicher ist es nicht! Er hätte sich auch aus Verzweiflung hinter hr her stürzen können, es ist ein Glück, dass er das nicht gemacht hat!"

Ich nickte und sah noch einmal hinunter in den Abgrund, Rase musste es noch mehr schmerzen als mich.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top