Kapitel 4 - Tany

Der Tagesritt war sehr unterhaltsam mit Tany, sie erzählte mir Geschichten und wir unterhielten uns.

Sie war früher mit ihren Eltern durchs Land gezogen, sie waren Musiker gewesen. Als Tany 10 Jahre alt war, starben ihre Eltern durch die Hand eines Kriegers namens Tschakar. Tany blieb eine Weile in dem Dorf und schloss sich dann einer Gruppe von Gauklern an.

,,Was ist mit der Gruppe passiert?", fragte ich.

,,Als ich 13 wurde habe ich sie verlassen und bin alleine durch das Land gereist, ich schrieb Geschichten auf, die mir die Leute erzählten und lebte auch vom Geschichtenerzählen.", antwortete Tany.

,,Oh, das war bestimmt nicht einfach oder?", fragte ich.

Sie sah mich an. ,,Nein aber ich lebe noch! Erzähl du deine Geschichte, warum bist du hier?"

Ich erzählte es ihr und sie hörte aufmerksam zu.

,,Darf ich das aufschreiben?", fragte sie als ich fertig mit erzählen war.

Ich zuckte mit den Schultern. ,,Von mir aus!"

Wir machten wieder ein paar Pausen, die Tiger gingen jagen und wir aßen unsere Vorräte.

Am Abend schlugen wir unser Lager wieder im Wald auf.

,,Komm, ich zeige dir wie man sich verteidigt!", sagte ich zu Tany und sie folgte mir zu einer Stelle, wo wir nicht gestört wurden.

Ich zeigte ihr, wie man Schläge abblockte, wie man den Gegner aus dem Gleichgewicht brachte und wo die Schwachstellen eines Menschen waren.

,,Na geht doch, du lernst schnell!", lobte ich sie.

,,Das macht ja auch Spaß!", lachte Tany.

,,Das reicht für heute, wenn du willst bringe ich dir morgen noch mehr bei!", sagte ich.

,,Gerne!"

Wir gingen zurück zum Lager und setzten uns zu den Anderen ans Feuer.

Der nächste Tag war wie der letzte, ich unterhielt mich wieder mit Tany und am Abend trainierten wir wieder.

Tany war echt beeindruckend, sie hatte alles verloren und doch war sie so lebensfroh. Sie wirkte, als würde sie alles und jeden lieben, dem sie begegnete.

Das Training verlief gut, Tany lernte schnell.

So vergingen die Tage und ich lernte Tany immer besser kennen.

Nach zwei Wochen ritten wir gerade, als Talu sagte: „Tany ist eine Bindung mit dem Tiger eingegangen, entweder sie bleibt immer bei uns oder der Tiger geht mit ihr, wenn sie fort geht!"

„Oh, ich werde ihr das Mal sagen!", antwortete ich und erklärte es Tany.

„Oh, das wusste ich gar nicht, ich habe Rase nur besser kennen gelernt und plötzlich hat er mit mir gesprochen!", erzählte Tany.

„Er heißt Rase?", fragte ich erstaunt.

„Ja, das hat er gesagt!"

„Er ist jetzt auf jeden Fall dein Begleiter, egal was passiert, ihr seid aneinander gebunden!", sagte ich.

„Ja, wird schon gehen, erstmal bleibe ich ja eh bei euch!", antwortete Tany und sah den Zug hinter uns an.

Mein ganzer Stamm ritt in Zweierreihe hinter Tany und mir her. Ich hatte mich langsam an die Tiger gewöhnt und auch die anderen gingen normal mit ihnen um.

Am Abend schlugen wir wieder unser Lager auf und ich ging in den Wald um zu jagen. Als ich ein Stück gegangen bin, hörte ich plötzlich, wir jemand leise wimmerte.

Ich nahm meinen Bogen, spannte ihn und ging in die Richtung, aus der das Geräusch kam.

Ich erreichte eine Lichtung und sah, wie Tany auf dem Boden lag. Ein Leopard stand neben ihr und hatte eine Tatze auf Tanys Brust.

Ich war erst erstarrt vor Schreck doch dann riss ich mich zusammen und holte einmal tief Luft.

,,Hey, du Leopard, lass sie in Ruhe!", rief ich.

Der Leopard sah wir erhofft zu mir, ließ von Tany ab und kam langsam und bedrohlich auf mich zu. Ich spannte meinen Bogen noch ein bisschen mehr und ließ die Sehne dann los. Der Pfeil schoss davon und traf genau in die Brust des Leopardens.

Der Leopard sackte in sich zusammen und blieb regungslos liegen.

Ich rannte zu Tany und half ihr auf.

,,Danke, du hast mich gerettet!", sagte sie und nahm mich kurzerhand in den Arm.

Ich erwiderte die Umarmung überrascht und sagte: ,,Gerne doch. Wie kam es denn überhaupt dazu, dass der Leopard dich angegriffen hat?"

Wir beendeten die Umarmung und Tany erzählte verlegen: ,,Ich wollte spazierengehen und dann stand da plötzlich der Leopard. Er kam auf mich zu gerannt aber ich konnte nichts machen, ich war völlig erstarrt vor schreck. Du hast mir ja ein bisschen das Kämpfen beigebracht aber als der Leopard immer näher kam, habe ich alles vergessen!"

,,Das passiert jedem, wenn er das erste Mal in so einer Situation ist. Übe einfach weiter und irgendwann passiert so etwas nicht mehr!", versuchte ich sie zu trösten.

Tany nickte und brachte ein kleines Lächeln zustande.

,,Komm, heute trainieren wir nicht sondern setzen uns zu den anderen ans Feuer!", sagte ich.

,,Okay!"

Wir gingen zurück und ich nahm den Leopard mit, ich hatte ja eigentlich jagen gehen wollen.

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