Nass
Als ich meine Augen wieder öffnete warf ich einen hastigen Blick auf mein Handy. Ein Glück ich hatte gerade mal 10 Minuten geschlafen. Ich setzte mich in meinem Bett auf und betrachtete mein neues Zimmer. Mein Bett aus dunklem Holz stand neben der Tür zum Bad in einer Ecke des Zimmers. Auf der anderen Seite unter einem der großen Fenster stand mein Schreibtisch. Daneben ein Holzregal in das ich später noch meine Bücher einräumen würde. Gegenüber der Zimmertür stand in einer Ecke mein Kleiderschrank, auch ihn würde ich noch einräumen müssen. Am Fußende meines Bettes befand sich ein weiteres noch leeres Regal und auf dem Boden lag ein mittelgroßer rot gemusterter Teppich. Das würde doch noch etwas Arbeit werden, doch das war okay.
Ich zog aus dem Karton mit den Klamotten wieder mein lila T-Shirt und ein Handtuch heraus und machte mich auf den Weg zur Dusche.
30 Minuten später stand ich wieder mit getrockneten Haaren in meinem Zimmer und beschloss, dass es an der Zeit war, mein Chemielabor in der Küche neben dem von Sherlock auszubreiten.
Ich schnappte mir den ersten Karton und machte mich auf den Weg nach unten. Holmes war nicht da.
Sollte mit nur recht sein, so konnte er nichts gegen mein Labor sagen und wenn es einmal stand, dann würde er es nicht mehr los werden. Ich musste insgesamt fünf mal diese verfluchte Treppe hoch und wieder runter laufen, um alles nach unten zu transportieren.
Eigentlich hätte ich diese Kisten auch gleich nach hier stellen lassen können...
Na ja jetzt war es eben so.
Ich begann meine Kisten auszupacken. Ich zog als erstes mein Mikroskop heraus und verschaffte ihm einen guten Platz auf dem Küchentisch. Ihm folgten ein Bunsenbrenner, etliche Reagenzgläser, Erlenmeyerkolben und viele weitere nützliche Utensilien, die jedes gute Labor hatte.
Ich entdeckte neben der Mikrowelle auf dem Kühlschrank ein Gewürzregal, in dem genau ein Salzstreuer stand.
Der perfekte Ort für meine Chemikalien und Gifte. Ich räumte das Salz aus dem Regal und meine Fläschchen herein. Zufrieden blickte ich auf mein Werk. Diese Küche war das geborene Labor!
Mittlerweile war die Sonne unter gegangen und ich beschloss endlich mit meiner Forschung weiter zu machen. Ich hatte es mir unter anderem zur Aufgaben gemacht, möglichst viele Gegengifte zu einigen, in Afrika vorkommenden, giftigen und tödlichen Schlangen zu finden.
Gar nicht so leicht, wie sich schnell heraus stellte. Aber je mehr mich etwas forderte, desto lieber machte ich es, also war das perfekt für mich. Ich erhitzte gerade das Gift, ein Neurotoxin, der schwarzen Mamba in einem Reagenzglas über dem Bunsenbrenner, als ich von unten jemanden hochkommen hörte.
Wenige Sekunden später betrat ein klitsch nasser Sherlock Holmes das Wohnzimmer. Ich sah ich verwundert über den Bunsenbrenner hin weg an und zog eine Augenbraue hoch.
Fragen Sie nicht!, war das einzige was er, offenbar sehr schlecht gelaunt, von sich gab.
Er setzte sich in seinen Sessel und schaute beleidigt in meine Richtung. Jetzt musste ich mir ehrliche Mühe geben nicht laut los zu lachen. Er sah einfach zu süß aus, wie er da in seinem schwarzen, nassen Hemd mit verstrubbelten Haaren und verschränkten Armen in seinem Sessel saß und mich böse anschaute.
Ich gab den innerlichen Kampf schließlich auf und lachte leise auf.
Sherlock sah mich nun mit hochgezogenen Brauen an. Was bitte erheitert Sie an mir denn so sehr ?
Ich stellte schmunzelnd den Bunsenbrenner aus und legte das Gift weg.
Ich lief grinsend zu ihm ins Wohnzimmer und setzte mich ihm gegenüber in den Sessel.
Sie... Sie sehen auf wie eine Mischung aus begossener Pudel und schmollendem Kleinkind.
Er zog seine Augenbrauen, falls das überhaupt möglich war, noch weiter in die Höhe.
Wie ein schmollendes Kleinkind ja?
Ich nickte leicht lachend, beruhigte mich aber langsam wieder.
Was ist denn überhaupt passiert, dass Sie jetzt so nass sind?
Ich bin in einen See gefallen!
Sie sind in einen See gefallen ja?, ich sah ihn an und erkannte sofort, dass das wohl nicht ganz der Wahrheit entsprach.
Sherlock wich meinem Blick aus und starrte schmollend an mir vorbei in die Küche.
Jetzt kommen Sie schon. So peinlich kann es doch nicht gewesen sein.
Wie kommen Sie denn bitte jetzt darauf, dass mir das ganze peinlich sei?
Also nicht peinlich... Dann musste das ganze an seinem Ego kratzen. Spannend.
Ich sagte nichts weiter, lehnte mich in meinem Sessel zurück und sah ihn abwartend an.
Er seufzte einmal tief und rollte mit den Augen, was mich zum Schmunzeln brachte.
Ich hatte eine kleinere Auseinandersetzung mit meinem Bruder Microft. Wir sind während des Gesprächsverlaufs irgendwie persönlich geworden. Das ist uns noch nie passiert.
Er stoppte kurz und sah mich komisch an.
Na ja am Ende lag ich dann im Ententeich seines Anwesens und er gleich neben mir.
Er sah mir mit seinen blau-grauen Augen an und schwieg.
Ich spürte, dass er nicht weiter darüber reden wollte. Manchmal musste man einfach über gewisse Dinge in Ruhe nachdenken und Menschen, die dann gerade in solchen Momenten alles aus einem heraus quetschen wollen, waren für gewöhnlich die, die man gerade am wenigsten brauchte.
Sie sollten sich umziehen, sonst erkälten Sie sich noch.
Er holte einmal tief Luft und stand auf. Sie haben vermutlich recht.
Ein Satz den ich nicht all zu oft zu hören bekommen würde, wie mir später klar wurde.
Er lief auf dem Wohnzimmer Richtung Flur und begann sein Hemd auszuziehen.
Ich blickte ihm hinter her, bis ich bemerkte, dass ich gerade auf seinen Rücken starrte.
Er hatte einen sehr durchtrainierten Rücken. Man könnte fast sagen, dass er von hinten wirklich gut aussah...
Warte was ??
Ich musste aufhören über seinen Rücken nachzudenken!
Ich stand kopfschüttelnd auf und lief zurück in die Küche. Es war ja nicht so, als hätte ich noch nie einen durchtrainierten Rücken gesehen!
Cole, dieses betrügerische Arschloch (mein Ex), war auch nicht gerade unsportlich gewesen.
Ich zog selbstkritisch die Augenbrauen hoch, als ich merkte, dass ich gerade an mein altes Leben in Deutschland gedacht hatte. Das wollte ich nicht mehr. Ich hatte die Schnauze voll gehabt von einfach allem. Hier war der perfekte Ort um damit abzuschließen.
Also würde ich das auch tun!
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