Liebst du sie

Liebst du sie?:

Draußen wurde ich bereits von Holmes und Watson erwartet. Beide hatten gegenüber der Tür im Flur auf mich gewartet.

„Wann dürfen wir zu ihm?“, fragte John mich sofort.

„Er schläft.“, verkündete ich kühl. „Und er hat von einem Ball morgen gesprochen, auf dem sie aufkreuzen wird.“, ergänzte ich und zog eine Augenbraue hoch.

„Gut, dann müssen wir da hin!“, ereiferte sich John sofort. „Ich sage Mary Bescheid. Bis morgen Abend.“, rief er noch während er schon anfing zu laufen.

Sherlock blieb vor mir stehen und sah mich einfach nur an. Das brachte das Fass innerlich zum überlaufen. Er hielt es offensichtlich nicht für notwendig sich zu erklären, MIR zu erklären was das alles sollte oder sich für sein Auftreten zu entschuldigen!

Ich schnaubte und blies mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Dann drehte ich mich abrupt um. Es war bereits der nächste Tag angebrochen und meine Schicht war mittlerweile beendet. Ich wollte einfach nach Hause und wütend sein. Hätte Mary mich nicht über Adler informiert, dann wäre ich vollkommen unwissend geblieben. Und das obwohl dieser Fall offensichtlich einer der wichtigsten in seiner Vergangenheit gewesen war.

„Johanna...“, war das letzte, dass ich von ihm hörte bevor ich die Tür zu meinem Büro hinter mir zuschlug um meine Sachen zu holen und mich umzuziehen.

Als ich schließlich vor dem Krankenhaus stand war von Holmes keine Spur zu sehen.

Wie konnte ich auch nur eine Sekunde denken, es würde ihn vielleicht beschäftigen, dass ich offenbar sauer war?!

Arrgghh

Ich musste meinen Frust irgendwo los werden. Wo wird man seinen Frust um ein Uhr nachts los?

Es war trotz der späten Uhrzeit angenehm warm, weil der Hochsommer noch in London herrschte. Ich lief planlos durch die Stadt bis ich schließlich das fand wonach ich unterbewusst gesucht hatte. Eine Eisdiele!

Eine die 24 Stunden geöffnet hatte!

Ich zögerte nicht lange sondern betrat den Laden und bestellte einen großen Schokobecher mit Sahne und Waffel!

Zufrieden verließ ich das Geschäft und begab mich Eis essend und bedeutend glücklicher zurück zur Baker Street.

Der Weg war schön und die Stadt war viel ruhiger, als am Tag. Nur die Sterne konnte man nicht wirklich sehen, dafür war die Lichtverschmutzung dann doch zu groß. Diesen funkelnden Nachthimmel vermisste ich manchmal doch mehr als ich mir selber eingestehen wollte.

Daheim angekommen lief ich die Treppe in unser Wohnzimmer hoch. In Gedanken an meine Wohnung und früher das Haus meiner Eltern in Deutschland.

Ich lief zu meinem Sessel und setzte mich. Sherlock war nirgends zu entdecken, vermutlich war er schon schlafen gegangen, aber an schlaf war bei mir nicht zu denken. Ich tat das, was ich in schlaflosen Nächten am liebsten tat und spielte Cello. Die 2te Cellosuite von Bach. Meiner Meinung nach die Schönste, auch wenn natürlich alle ein unfassbares Kunstwerk waren.

Ich bemerkte Sherlock erst, als sich zu meinem Cellospiel eine Geige gesellte. Ich schaute nicht auf. Ich ließ meine Augen geschlossen und lauschte nur den Klängen unserer Musik. Irgendwann endete das Stück. Ich öffnete ich Augen und sah Holmes an.

Er trug seinen Pyjama und einen Bademantel. Seine Haar waren nass und verstrubbelt. Er hatte also noch nicht geschlafen sondern geduscht.

Ich stand wortlos auf und wollte den Raum verlassen, immerhin war ich ja immer noch sauer, doch er hielt mich an meiner Schulter zurück.

„Ich möchte es erklären.“, sagte er einfach.

Ich drehte mich um und sah ihm in seine umwerfenden Augen. Fuck! Nein! Nur. Augen.

Er lief zu seinem Sessel und setzte sich ich tat es ihm gleich und nahm gegenüber Platz.

„Mary hat dir ja schon von meinem ersten Fall mir Irene Adler, oder Der Frau, berichtet nehme ich an.“, fragte Sherlock und ich nickte leicht zur Bestätigung.

„Deshalb weißt du ja inzwischen auch, dass sie wieder aufgetaucht ist. Sie hat eine Reihe von Drogenbaronen in London ermordet. Bzw. vergiftet. Es war bis jetzt nicht möglich ihren nächsten Aufenthaltsort zu ermitteln, das konnten wir jetzt durch deine Hilfe allerdings ändern. Adler hat vor einen neue 'Superdroge' in Umlauf zu bringen. Dabei soll kein neues Drogenimperium errichtet werden, sondern der Verkauf des Rezeptes geht an die Mächtigsten und alle die dem im Weg stehen werden eliminiert. Ihr Plan ist es an die blue Dragons zu verkaufen. Wir wissen nur noch nicht wann und wo der Verkauf stattfindet. Hoffentlich lässt sich das auf dem Ball ermitteln. Sie ist bereits mit mit per SMS in Kontakt getreten und ich glaube, dass sie mich immer noch liebt.

Deswegen ist es sinnvoll, wenn sie auf dem Ball abgelenkt wird und unvorsichtiger Handelt.“ endete Sherlock vorerst. Er sah mich durchdringend an und ich schwieg.

„Sie hält sich selber für überlegen und das ist unsere Chance sie zu stellen.“

„Warum hast du sie entkommen lassen?“, fragte ich ohne auf Sherlocks vorherige Ausführungen genauer einzugehen.

Er sah kurz zu Boden und mich dann wieder unvermittelt an.

„Ich weiß es nicht.“, gestand er. Ich verzog leicht das Gesicht. Als er das sah fügte er hinzu: „Sie war der erste Mensch den ich nicht genau deduzieren konnte. Sie hat mich verwirrt und das war beängstigend.“

Ich glaubte ihm.

„Ich möchte, dass du mich morgen, oder wohl eher heute Abend auf den Ball begleitest.“, fügte er hinzu. Ich sah ihn weiter schweigend an. Ich wusste einfach nicht was ich sagen sollte, aber der Gedanke, dass er Irene Adler lieben könnte ließ mich nicht los. Allein bei dem Gedanken daran, dass es wahr sein könnte fühlte ich dieses nervige Ziehen in meiner Brust.

„Wir schon gesagt wir wollen sie ablenken und Eifersucht wäre dafür perfekt geeignet, außerdem...“, weiter kam er nicht.

„Liebst du sie?“, fragte ich einfach gerader heraus. Ich hatte Angst vor seiner Antwort, aber ich wusste, dass das hier meine letzte Chance war mich nicht in Sherlock zu verlieben, alle Gefühle die ich für ihn hatte zu leugnen und diese Lüge auch selber zu glauben.

Sein Blick glitt langsam über mich und nach ein paar Sekunden der Stille sagte er schließlich: „Nein... Ich liebe sie nicht.“ Mehr wahr nicht nötig, denn ich glaubte ihm.

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