Krank
Ich nahm mir nicht die Zeit, noch einmal in die Bakerstreet zu laufen, um mir eine Jacke zu holen. Stattdessen lief ich direkt los in Richtung Park. Ich brauchte frische Luft. Das konnte doch nicht sein scheiß Ernst sein! Ich hatte mir drei Tage lang Sorgen um ihn gemacht, nur, um zu erfahren, dass er in einer Drogenhöhle ermitteln wollte?! Worin bestand denn bitte das Problem mich vorher darüber zu informieren! Ich lief eine halbe Stunde durch London, bis ich bei dem Park angelangt war und setzte mich dort auf eine Bank. Mein Gesicht vergrub ich in meinen Händen. Ich war mehr als nur sauer. Es hatte mich verletzt, dass er mir das nicht gesagt hatte. Ich würde ihn nie von seinen Fällen abhalten, wenn es sich nicht gerade um ein Selbstmordkommando handelte. Langsam wurde es dunkel und immer kälter. Ich beschloss wieder zurück zulaufen, doch gerade als ich aufstand riss der Himmel auf und es begann wie aus Eimern zu regen. Na klasse. Ich rannte los, aber schon nach ein paar Sekunden war ich klitsch nass. Meine viel zu dünnen Klamotten klebten an meiner Haut und der aufkommende Wind sorgte dafür das ich so richtig fror. Die viertel Stunde, die ich brauchte, um wieder vor unserer Wohnung zu stehen, kam mir wie eine Ewigkeit vor. Mit zitternden Fingern schloss ich die Haustür auf und schwankte in den Flur. Ich musste mich dringend aufwärmen. Die Treppe kam mir endlos vor und oben hätte ich vor Erschöpfung gerne eine Verschnaufpause eingelegt. Morgen war ich mir ziemlicher Sicherheit krank. Doch unsere Wohnzimmertür öffnete sich und Sherlock stand dahinter. Er warf einen einzigen besorgen Blick auf meinen zitternden Körper und dann umarmte er mich. Seine Wärme tat unendlich gut und ich ließ mich gegen seine Brust fallen. Meine Beine drohten mir endgültig den Dienst zu versagen, doch bevor ich mit dem Boden Bekanntschaft machen konnte, hatte Sherlock mich hochgehoben und ins Wohnzimmer getragen. Er setzte mich vorsichtig auf seinem Sessel ab.
„Du musst die nassen Klamotten ausziehen.“, meinte er mit besorgter Stimme. Ich nickte wie betäubt und versuchte mir mein Sweatshirt über den Kopf zu ziehen.
Ich scheiterte kläglich. Ich sah hilfesuchend zu Holmes, der mit der Situation wohl etwas überfordert war. Doch er zögerte nicht lange. Ich spürte seine warmen Finger an meinem kalten Bauch, die mir das Kleidungsstück über den Kopf zogen. Seine Hand strich federleicht über meine Narbe, die sich über den Bauch zog und ich erschauderte. Danach waren meine Schuhe dran. Ich stand auf und versuchte mir mit letzter Kraft wenigstens die Hose selber auszuziehen, doch er funktionierte einfach nicht. Sherlock öffnete meinen Gürtel und zog mir die Hose auf. Er sah mir dabei unablässig in die Augen.
„Du bist eiskalt.“ Die Sorge in seinem Gesicht war immer deutlicher erkennbar. Meine Welt dagegen wurde immer dumpfer und verschwommener. Als wäre ich in Watte gepackt. Ich saß nur in Unterwäsche vor ihn, doch das war mir total egal. Es sollte einfach nur wieder warm werden. Noch bevor ich wusste was ich tat stand ich auf und kuschelte mich an Sherlock, denn er war warm. Er hob mich erneut hoch und trug mich die Treppe rauf in mein Zimmer. Dort legte er mich vorsichtig auf meinem Bett ab und deckte mich sorgfältig zu.
„Ich bin gleich wieder da.“, murmelte er und strich mir über die Stirn.
Er ging ins Bad und ich hörte Wasser rauschen. Immer noch unfähig mich zu bewegen, oder einen klaren Gedanken zu fassen, versuchte ich das Zittern meines Körpers in den Griff zu bekommen. Kurz darauf trat Sherlock wieder zu mir.
Er half mir auf und führte mich ins Bad. Unsere Badewanne war mit dampfend warmem Wasser gefüllt. Holmes hatte wohl noch irgend einen Badezusatz in die Wanne gegeben, denn auf der Oberfläche bildete sich weißer Schaum, der den Blick auf den Grund versperrte.
„Warte kurz.“ murmelte er mit belegter Stimme. Gleich darauf kam er mit frischer Unterwäsche und einer Jogginghose von mir und einem Pulli von ihm wieder.
„Schaffst du es dich ganz auszuziehen?“
Als Antwort drehte ich mich langsam mit dem Rücken zu ihm. Meinen BH würde ich sicher nicht alleine aufkriegen. Seine Finger berührten meinen Rücken und kurze Zeit später war der BH offen. Ich hielt ihn vorne fest und drehte mich wieder zu ihm um.
„Danke.“, wollte ich sagen, doch meine Stimme versagte, bei der Hälfte des Wortes.
Der Mann vor mir sah mich mit dunklen Augen an. „Ich warte unten auf dich.“ Er verließ das Bad und ich hörte ihn die Treppe runter gehen. Ich ließ den BH fallen und zog mich komplett aus, dann ließ ich mich vorsichtig in die Wanne gleiten. Das warme Wasser tat unglaublich gut und nach und nach taute mein Körper wieder auf. Ich schloss die Augen und versuchte mich zu entspannen. Nach einer halben Stunde fühlte ich mich wieder dazu in der Lage aufzustehen. Ich trocknete mich ab und zog die Sachen an, die Sherlock für mich raus gelegt hatte. Der Pulli roch nach ihn und ich atmete seinen Duft tief ein. Dann schleppte ich mich aus dem Bad die Treppe herunter ins Wohnzimmer. Im Kamin prasselte ein Feuer und auf dem kleinen Tisch neben dem Sofa stand eine dampfende Tasse Tee. Doch ich hatte keine Lust etwas zu trinken. Ich ließ mich auf das Sofa fallen und legte mich der Länge nach hin. Noch bevor ich etwas dagegen tun konnte, schloss ich die Augen und dämmerte weg.
Sherlock's Sicht:
Das war meine Schuld. Nach dem sie aus Lestrades Büro gerannt war, hatte ich mich auch noch von John anschreien lassen, bis alle irgendwann der Meinung waren ich dürfte jetzt gehen. Doch als Johanna nicht bei uns daheim war, begann ich mir Sorgen um sie zu machen, welche nicht weniger wurde, als es angefangen hat zu regen. Doch als sie dann so zitternd und nass vor mir stand, hätte ich am liebsten die Zeit zurück gedreht. Ich wollte ihr nicht sagen, wo und das ich ermittelte, weil ich nicht wollte, dass sie mich für einen Junkie hielt. In Nachhinein betrachtet war das wohl ein sehr dummer Grund. Sie verwirrte mich. Immer wenn ich sie sah, dann wollte ich das sie ganz nah bei mir war und nicht mehr ging. Ich wollte ihre Stimmer hören, ihr Lachen und ihre schrägen Kommentare. Ich wollte nicht, dass sie sich Sorgen machte oder wegen mir krank wurde und das hier war definitiv meine Schuld.
Ich hoffe ihr hattet einen schönen Tag und euch gefällt mein neues Kapitel:)
LG Feuertier
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