Irene Adler

Der Saal war beeindruckend!

Die Decke war viele Meter hoch und mit lauter Gemälden verziert. Irgendwo spielte ein Orchester. Im hinteren Bereich des Saales standen einige runde Tische aus dunklem Holz. An einem von diesen konnte ich Mary, John und Lestrade erkennen. Neben diesem saß eine wunderschöne Frau.

„Das ist seine Frau Lina.“, sagte Sherlock an mein Ohr, der meinem Blick gefolgt war.

Auf der Tanzfläche standen viele Grüppchen von Menschen, die sich noch angeregt und lachend unterhielten. Es war ja noch nicht losgegangen. Ich setze ein glückliches Lächeln auf und lief mit Sherlock in Richtung unserer Freunde. Wir waren einfach eine Gruppe Freunde die einen schönen Abend verbringen wollten. Dieser Eindruck musste vermittelt werden.

„Schön, dass ihr endlich da seid!“, meinte Mary lächelnd. „Darf ich vorstellen, dass ist meine Frau Lina.“, meinte Lestrade stolz lächelnd und deutete auf die Frau neben sich. Sie stand auf, um mir die Hand zu geben, doch ich machte einen auf Mary und zog sie stattdessen in eine Umarmung, die sie herzlich erwiderte.

„Ich freue mich dich kennenzulernen!“, lächelte ich. Dann setzten wir uns und begannen nett zu plaudern. Trotz der entspannten Atmosphäre konnte ich manchmal Anspannung in einzelnen Augenpaaren aufblitzen sehen. Doch auch sie wussten, was auf dem Spiel stand und warten den Schein. Ich legte provokant meine Hand auf den Tisch und sah Sherlock an. Er verstand es zu Glück und verschränkte seine Finger mit meinen. Eine kleiner Wärmeschwall flutete mein Herz und dann hatte ich mich wieder im Griff und dachte klar.

Sherlock schien in seiner Rolle als frisch verliebter Freund doch tatsächlich aufzugehen. Ab und zu kamen ein paar Menschen an unseren Tisch, um uns kurz zu grüßen und immer wurde ich von ihm als seine Verlobte vorgestellt. Von dieser Rolle hatte ich zwar davor nichts gewusst, doch ich gab mir größte Mühe nicht überrascht drein zu schauen. Nachdem er mich das erste mal so vorgestellt hatte, bemerkte er einen kleinen Fehler und steckte mir doch tatsächlich unter dem Tisch einen hübschen silbernen Ring an. Er hätte mich ruhig mal in seine Planungen einweihen können, dachte ich bei mir. So wäre es mit VIELLEICHT besser möglich gewesen mich darauf vor zu bereiten. Doch ich spielte meine Rolle trotzdem gut.

Wir saßen eine halbe Stunde an unserem Tisch und unterhielten uns weiter bis Lestrade sich schließlich leicht nach vorne beugte und in Richtung Eingang nickte. Ich ließ meinen Blick unauffällig durch den Raum streifen und dann sah ich sie. Zwar nur für den Bruchteil einer Sekunde, doch es genügte, um zu erkennen, dass sie wirklich gut aussah. Sie war groß, hatte langes braunes Haar und trug ein knall rotes Kleid.

Scheiße... sie sah wirklich gut aus. Sherlock schien zu bemerken, was in mir vorging und lehnte sich zu mir herunter.

„Du siehst tausendmal schöner aus, als Adler.“, raunte er mir zu und katapultierte meine Selbstsicherheit damit sofort wieder dahin zurück, wo sie hingehörte. Ich lächelte ihn verliebt an. Jetzt musste alles funktionieren.

Ich drehte mein Gesicht zu seinem, sodass uns nur noch wenige Zentimeter trennten und sagte:“ Ich werde dann mal ein bisschen dicker auftragen.“ Daraufhin grinste er verschmitzt. „Ich bin bereit.“

Ich kicherte innerlich diabolisch und das ganze Schauspiel begann mir wirklich Spaß zu machen.

Ich sah aus dem Augenwinkel, das Irene Adler sich geradewegs auf den Weg zu unserem Tisch machte. Deshalb beugte ich mich so nah wie möglich an Sherlock heran, sodass meine Lippen seine Wange streiften.

„Lächel mich mal an und leg deinen Arm um meine Schultern.“, flüsterte ich ihm ins Ohr. Daraufhin tat er wie geheißen und hauchte mir zusätzlich einen federleichten Kuss auf die Wange. Er war so sanft, dass ich ihn fast nicht gespürt hatte. Aber es war ein Kuss!!

Ich drehte meinen Kopf zu Sherlock und tat so als wolle ich ihn richtig küssen. Dabei hatte ich natürlich gemerkt, das Adler nur noch wenige Meter von unserem Tisch entfernt war. Ich war mir deshalb relativ sicher, dass es nicht zu einem Kuss kommen würde und ich hatte recht.

„Sherlock Holmes. Es ist mir eine Freude dich wieder zu sehen.“, ertönte eine durchdringende Stimme hinter meinem 'Verlobten' und er drehte sich im letzten Moment weg. Ich atmete innerlich erleichtert aus. Das war wirklich knapp gewesen.

Sherlock schaute genervt in ihre Richtung, zog mich enger an sich heran und musterte sie von oben bis unten. Dabei konnte ich etwas in seinen Augen aufblitzen sehen, was ich nicht genau zuordnen konnte, aber es würde sich gleich erklären.

„Nun ja die Freude wird nicht erwidert. Wie ich sehe hast du den Weg aus Australien leider wieder zurück gefunden.“, meinte er monoton und ich war einigermaßen überrascht. Adler offenbar auch, denn für einen winzigen Moment schaute sie unsicher, bis sie sich dann wieder im Griff hatte. Er hatte sie gerade deduziert! Zu dem gleichen Ergebnis war ich auch gekommen. Außerdem hatte sie in den letzten Monaten offenbar einige Pfund zugelegt, was das sehr eng sitzende Kleid erklärte, welches sie schon länger besaß. Es stammte aus einer Modereihe, die ich einmal genau mit Elisa erörtert hatte, weil es sich um die teuersten Kleider, die man erstehen konnte, gehandelt hatte. Das Kleid war aber schon älter und der Schmuck den sie trug teilweise nicht echt. Es schien ihr finanziell also nicht besonders gut zu gehen, was erklärte wieso sie diesen Drogendeal durchziehen musste. Außerdem hatte sie wohl einen Hamster, den ich entdeckte ganz feine Kratzspuren an ihrem Handgelenk, dessen Länge und Breite zu den Krallen eines Hamsters passten. Gut auch noch zu ein paar anderen Tieren, doch diese Entscheidung traf ich aufgrund hinreichender Wahrscheinlichkeit. Ich persönlich konnte Hamstern ja nichts abgewinnen.

Adler überging Sherlocks Kommentar.

„Die meisten Menschen an diesem Tisch kenne ich ja leider schon.“, sagte sie gespielt angeekelt, „Doch sie kenne ich nicht. Sherlock, Darling möchtest du mir dein neustes Spielzeug denn nicht vorstellen.?“

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