Gefühle
Ich lag wach in meinem Bett und dachte über den Tag nach. Was hatte dieses Gefühl zu bedeuten. Ich fühlte mich ganz klar wohl in Sherlock´s Nähe. Ich genoss seine Anwesenheit, seine Gesellschaft und die Diskussionen mit ihm. Klar ich vertraute ihm und mochte ihn ganz offensichtlich auch, aber das bedeutete alles nicht, dass ich mich in ihn verliebt haben könnte.
Ich wollte mich nicht verlieben. Nicht jetzt und auch nicht in nächster Zeit. Cole würde mir für eine Weile reichen! Ich war nicht in Sherlock verliebt, weil ich es nicht wollte. So einfach!
Ich seufzte einmal tief. Nein, zu liebe gehörte mehr, als das was ich in seiner Gegenwart fühlte.
Obwohl ich diesen Gedankengang abgeschlossen hatte, konnte ich nicht schlafen, was dazu führte, dass ich den größten Teil der Nacht wach lag. Und das war nicht gut! Morgen hatte ich Frühschicht und einen sehr langen Tag vor mir.
Irgendwann muss ich dann doch eingeschlafen sein, denn als mein Wecker um halb vier Uhr morgens klingelte, hätte ich ihn am liebsten aus dem Fenster geworfen!
Eine scheiß halbe Stunde Schlaf! Ich hatte eine halbe Stunde geschlafen. Na dass konnte heute ja was geben.
Ich quälte mich aus dem Bett, schmiss mich in eine schwarze, enge Jeans und eine enges Top, sorgte im Bad dafür, dass ich ansehnlich aussah und verließ das Haus pünktlich um vier.
Es war die Hölle. Ich kam den ganzen Tag über nicht zur Ruhe. Ständig, wenn ich eine Pause einlegen wollte, um etwas zu essen oder zu schlafen, klingelte mein Telefon und ich rannte von einem Notfall zum nächsten.
Als meine Schicht gegen neun Uhr abends endlich endete, war ich komplett durch. Es grenzte an ein Wunder, dass ich es schaffte mich auch meiner Garderobe zu befreien. Meine Hose hatte etwas Blut abbekommen, was von einem Patienten stammte, der mit seinem Rad von einem Auto erfasst wurde. Dass ich ihn wieder zusammenflicken konnte grenzte selbst bei mir an ein Wunder. Ich zog mir stattdessen eine schwarze Jogginghose an und verließ das Krankenhaus. Für den Heimweg brauchte ich ungefähr die doppelte Zeit im Vergleich zu meinem normalen Tempo. Endlich angekommen schlurfte ich die Treppe hoch, durch unser Wohnzimmer und legte mich auf die Couch. Wenige Sekunden später verschwamm meine Sicht und ich schlief ein. Ich hörte noch wie aus weiter Ferne, wie jemand meinen Namen sagte und fühlte eine kühle Hand auf meiner Stirn, dann driftete ich vollkommen in das Land der Träume ab.
John´s Sicht:
„Ich sehe deinem Gesicht und deinem Fuß geht es besser?“
„Natürlich! Johanna ist eine erstklassige Ärztin. Warum sollte es nicht besser werden?“, fragte Sherlock mich unschuldig.
Ich verdrehte die Augen.
„Aber heute kommt sie später, als es zu erwarten war.“, meinte mein Freund und ich meinte einen Hauch von Sorge in seiner Stimme mitschwingen zu hören. Johanna war etwas besonders. Und das definitiv auch für ihn. Sie war anders und brillant und bildete dabei immer noch ein Gegenteil zu Sherlock. Vielleicht ja sogar sein Gegenstück.
Ich lächelte leicht, als ich an die Möglichkeit dachte, dass Sherlock ernsthafte Gefühle für eine Person hegen konnte.
„Ich bin mir sicher sie kommt gleich. Du brauchst dir bestimmt keine Sorgen zu machen.“
„Wie kommst du auf die Idee, dass ich mir Sorgen machen würde?“, fragte mich Sherlock, sah mir dabei allerdings nicht ins Gesicht, sondern auf die Uhr über der Küchentür. Ja ne is klar.
Da hörten wir Schritte die Treppe hoch schlurfen und wenig später schlich Johanna ins Wohnzimmer.
Bei ihrem Anblick stockte ich kurz. Sie war blass und dunkle Ringe umrandeten ihre müden Augen. Ohne uns zu bemerken steuerte sie auf das Sofa zu und schlief quasi sofort ein.
Bevor ich reagieren konnte kniete Sherlock schon neben ihr und legte ihr eine Hand auf die Stirn.
„Johanna?“, fragte er leise und besorgt.
Ich stelle mich neben ihn und befühlte nun ebenfalls ihre Stirn und prüfte ihren Puls.
„Ich glaube sie braucht einfach eine ordentliche Portion Schlaf und etwas zu essen.“, meine ich an meinen Freund gerichtet.
Sherlock wirkte etwas überfordert.
„Äh ja Essen, ist logisch...“
Ja Sherlock essen ist logisch! Was war denn bitte bei ihm los. Na ja eigentlich konnte ich mir das ja denken. Ihm schien Johanna offensichtlich deutlich wichtiger zu sein, als er selber für möglich gehalten hatte. Das er mit solchen Gefühlen nicht umgehen konnte wunderte mich nur wenig. Er hatte ja keine Erfahrungen mit ihnen gemacht. Ihm das zu erklären würde nichts bringen, dafür kannte ich ihn zu gut. Er würde jegliche Existenz von Gefühlen leugnen.
Sherlock stand auf, deckte die junge Frau vorsichtig zu und lief dann in die Küche.
„Was isst man denn so?“, fragte Sherlock mich allen Ernstes.
Ich seufzte auf und lief in die Küche, um ihm zu helfen auf seinem Kühlschrank, der eher einem Friedhof/Giftschrank glich, etwas essbares zu zaubern.
Eine Stunde später verabschiedete ich mich, da ich heute noch mit Mary essen gehen wollte.
Sherlock und Johanna. Vielleicht war sie die Person die ihn vervollständige.
Die seine Menschlichkeit hervorbringt.
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