Der Erste Tag

Trotz der morgigen Ereignisse trat ich pünktlich um 6:30 aus dem Haus.

Ich wurde um 8:00 Uhr im Krankenhaus erwartet. Und obwohl ich mit der Underground Bahn nur eine halbe Stunde unterwegs sein würde, war es mir wichtig schon so früh los zu laufen. Ich konnte das Gedränge während der Rush Hour noch nicht einschätzen und ich wollte noch etwas frühstücken, da ich sein gestern Morgen nichts mehr gegessen hatte, wie mir mein Handy aufzeigte.

Das muss für viele Menschen jetzt komisch klingen, aber wenn mein Handy oder meine Mitmenschen mich nicht ab und zu daran erinnern würden zu essen, dann würde ich wahrscheinlich verhungern.

Ich vergesse das Essen einfach.

Was nicht heißt, dass ich es nicht gerne tue. Ich meine jeder leibt Essen!

Meine Mutter hat mich als Kind zu den verschiedensten Ärzten geschickt, weil sie gedacht hatte, ich sei magersüchtig.

Dem war nicht so.

Einer der Ärzte ist dann endlich einmal auf die Idee gekommen mit mir einen IQ Test zu machen. Da war ich gerade fünf Jahre alt.

Das Ergebnis des Testes hat alle Vorstellungskraft der Ärzte und auch die meiner Eltern gesprengt. Ich kenne die genaue Zahl übrigens bis heute nicht und ich will sie auch nicht wissen. Sie ändert nichts und Menschen auf eine einzige Zahl zu reduzieren ist einer der dümmsten Fehler die man machen kann.

Der Befund lautete dann übersetzt: Sie denkt zu viel, da fällt der Gedanke an Essen hinten herunter. Sie muss daran erinnert werden!

Das tat mein gesamtes Umfeld dann auch.

Als ich älter wurde und oft bis in den nächsten Tag hinein an unterschiedlichen Projekten arbeitete, rechnete ich mir dann meinen nötigen Kalorienbedarf aus und stellte mir Timer, die mich immer daran erinnerten, auch wenn der Rest der Welt gerade schlief.

Auf dem Weg zur U-Bahn wurden die Straßen immer größer und schöner.

Das war das London, dass ich liebte.

Es war Mitte Juni und dem entsprechen auch morgens schon sehr warm.

Die meisten Menschen eilten an mir vorbei, in ihrem Kopf schon an einem anderen Ort, nur wenige nahmen sich die Zeit, die Häuser und Gebäude um sich herum zu bestaunen. Manche zu ersten Mal und machen taten das schon ein Leben lang.

Ich war nach einem 20 minütigen Fußmarsch an einer der Hauptstraßen Londons angekommen.(Ich hätte auch die U-Bahn nehmen können und dann umsteigen, aber wenigstens heute wollte ich die Stadt erst einmal genießen)

Ich lief in eine der Gänge hinein, die mich zur Underground Bahn brachten.

Ich zog meine Kopfhörer aus meiner Tasche und stiegt in die nächste Bahn.

Das Bahnnetzwerk konnte ich nach 5 Minuten auswendig. So schnell würde ich mich hier also nicht verfahren.

Ich bekam, wider Erwartens, noch einen Sitzplatz. Ich ließ mich auf den Sitz zwischen einer älteren Frau und einem Mann Mitte 30 und einer Zeitung fallen und lauschte weiter 'Rollercoaster' von den Bleachers.

Ich liebte dieses Lied über alles. Ich wurde mal gefragt, wie ich mich mit einem Wort beschreiben würde, damals ist mir nichts eingefallen, dann habe ich irgendwann beim Joggen dieses Lied gehört. Das war es klar. Mein Leben ist eine Achterbahn. Das habe ich mit 17 Jahren festgestellt und bis jetzt gibt es keine Anhaltspunkte, die dies Theorie widerlegen würden.


Es ging mal gut und mal weniger gut, mal bekam ich zum ersten Mal meinem Traumjob an einem Krankenhaus und mal wurde ich von meinem Freund mit meiner besten Freundin betrogen.

Wie gesagt: Es geht auf und ab, aber stehenbleiben tue ich nie!

An der passenden Haltestelle stieg ich aus und quetschte mich durch die Menschenmassen hinaus ins Freie.

Ich stand direkt vor dem King's College Hospital. Dort hatte ich auch mein Auslandssemester verbracht. Ich kannte mich als schon aus und musste keine Zeit einplanen das Büro des Klinikleiters zu finden.

Mein Handywecker meldete sich erneut zu Wort und erinnerte mich daran, dass ich immer noch nichts gegessen hatte.

Ich drehte dem Krankenhaus also wieder den Rücken zu und lief die Straße runter auf der Suche nach einer kleinen Bäckerei oder etwas ähnlichem.

Einige hundert Meter weiter entdeckte ich ein kleines, gemütliches Café in einer kleinen Seitenstraße, abseits der üblichen Wege.

Ich steuerte direkt darauf zu, als ich plötzlich von einem hochgewachsen Mann mit braunen Haaren umgerannt wurde.

Viel konnte ich von dem Mann nicht erkennen, da er sich nicht einmal umdrehte geschweige denn stehen bleib, um sich zu entschuldigen!

Ich rappelte mich wieder vom Boden auf, mit dem ich gerade so unsanft Bekanntschaft gemacht hatte und rieb mit die Handflächen, die meinen Sturz abgefangen hatten.

Ich schaute dem fremden Mann leicht angesäuert hinterher und hoffte innerlich, dass er über den nächsten Bordstein stolpern würde, um den Boden auf die gleiche Weise kennenzulernen.

Ich warf ihm noch einen letzten bösen Blick hinterher, bevor ich mich wieder dem Café zu wand und eintrat.

Es war einfach wunderschön!

Das Café war sehr klein und genau nach meinem Geschmack eingerichtet. Direkt neben dem Eingang stand ein Sofa mit Tisch und Ausblick auf des gegenüber liegende Gebäude. Im ganzen Café waren Sofas und Sessel um kleine Holz Tische herum verteilt. Es sah alles so zusammengewürfelt aus, dass es wieder passte. Ich lief nach ganz hinten durch und setzte mich in einen gemütlichen Sessel mit kleinem runden Tisch davor.

Sofort kam eine ältere Dame herüber.

„Hallo meine Liebe. Was darf ich dir denn bringen?"

Sie lächelte mich lieb an und ich mochte sie sofort.

„Pfannkuchen wären klasse!"

„Die bring ich dir liebes."

Und schon war sie verschwunden nur um schon einige Minuten später mit einem riesigen Berg von Pfannkuchen mit Ahornsirup und Obst in der einen Hand und einem Tee in der anderen wieder zu kommen.

„Kommt noch jemand?",fragte ich belustigt, den Berg an Pfannkuchen bewundernd.

„Nein Liebes, aber du siehst so aus, als könntest du das gut vertragen."

Ganz unrecht hatte die ältere Dame bestimmt nicht.

Ich habe eine sehr sportliche Figur und ein paar Kilo mehr würden mir nicht direkt schaden.

Nachdem Sie sich wieder von meinem Platz entfernt hatte, machte ich mich daran, den Pfannkuchenberg

zu verspeisen.

Das war der Himmel! Hier würde ich mit Sicherheit noch öfter herkommen!

Nach meinem ausgiebigen Frühstück machte ich mich wieder zurück auf den Weg zur Klinik, um meine neue Stelle anzutreten!







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