Buckingham Palast

Ich fühlte mich dazu verpflichte die Situation zu erklären. Aber wie bitte sollte ich die Geschehnisse des letzten Abends kurz in Worten zusammenfassen ohne noch mehr Fragen aufzuwerfen?! Ich ließ es bleiben und atmete frustriert aus.

Sherlock starrte seinen Bruder wütend an. „Was willst du Mycroft?“, fuhr er ihn an.

„Es geht um einen Fall.“, er warf einen Blick auf mich,“ einen Fall unter strengster Geheimhaltungsstufe.“ Ich verdrehte die Augen. Was er doch für eine Dramaqueen war.

„Ich wollte gerade gehen.“, meinte ich, doch Sherlock widersprach mir.

„Nein Mycroft geht und er wird unten im Wohnzimmer auf mich warten.“, meinte er in Richtung seines Bruders. Dieser drehte sich kommentarlos um und verließ sein Schlafzimmer.

„Ich sollte mir etwas anziehen.“, murmelte ich und wollte aufstehen, doch er hielt mich an meiner Hand zurück.

„Johanna warte. Das gestern war... unprofessionell und das tut mir leid. Ich wollte uns und vor allem dich nicht in eine unangenehme Situation bringen.“ Er ließ meine Hand langsam los. Unangenehm und unprofessionell das waren genau die Worte die ich jetzt bestimmt nicht hören wollte. Wenn Mycroft nicht rein geplatzt wäre, hätte ich rein gar nichts dagegen gehabt noch den ganzen Tag und von mir aus auch die ganze Woche an Sherlock gekuschelt in diesem Bett zu liegen. Ich mochte ihn wirklich sehr. Doch ich versuchte ihm nicht zu zeigen, dass er mich damit verletzt hatte. Nicht das er es je bemerkt hätte, dachte ich ironisch. „Du hast mich in keine unangenehme Situation gebracht.“, meinte ich deshalb stumpf, denn es entsprach der Wahrheit. Ich wand mich von ihm ab, verließ sein Zimmer und marschierte geradewegs in meins, schloss die Tür hinter mir und atmete einmal tief durch. Ich war überfordert und wusste nicht, was ich fühlen oder denken sollte. Sherlock hatte relativ klar gesagt, wie er sich unsere Beziehung vorstellte. Professionell.... Ich schloss die Augen und beschloss einfach zu versuchen nicht weiter daran zu denken. Ich zog eine hellblaue Jeans mit Löchern an den Knien und und ein dunkelgrünes Top aus meinem Schrank uns zog mich um.

Dann brachte ich im Bad meine Haare in Ordnung und kippte mir eine Ladung kaltes Wasser ins Gesicht. Die ganze Prozedur dauerte zehn mal länger als gewöhnlich, da ich nur eine Hand zur Verfügung hatte. Ich verfluchte diesen sperrigen Verband. Warum hätte man es nicht einfach bei einem Pflaster belassen können? Ich schnappte mir mein Notizbuch zu meiner Gegengiftforschung und einen neuen Verband und machte mich auf den Weg ins Wohnzimmer.

Mycroft war offensichtlich schon wieder gegangen, dann Sherlock saß alleine mit einer Tasse Tee in der Hand in seinem Sessel.

Auf unserem Küchentisch stand ein riesiger Berg Pancakes.

„Die hat Mrs Hudson hier abgeladen. Ich soll dich außerdem erst wieder gehen lassen, bis du wirklich alle gegessen hast.“, meinte er leicht grinsend. Das konnte ja lustig werden, dachte ich im Angesicht das Berges, der sich vor mir auftürmte.

Ich setzte mich an den Tisch, schob den Teller weg und versuchte meinen Verband aufzuschneiden, denn er musste gewechselt werden. Es war genauso kompliziert wie ich mir das vorgestellt hatte, was im Klartext bedeutete, dass ich es nicht hin bekam. Doch um Sherlock um Hilfe zu bitten war ich zu stolz. Ich starrte den Verband an in der seltsamen Hoffnung, dass er einfach in Flammen aufgehen würde. Sherlock stand von seinem Sessel auf, zog sich einen Küchenstuhl heran und setzte sich neben mich. Wortlos nahm er mir die Schere aus der Hand. Unsere Hände berührten sich und ein Schauder jagte durch meinen Körper. Er schnitt den Verband auf und wickelte die Reste vorsichtig ab. Wir blickten beide auf die lange genähte Wunde, die sich fast den kompletten Unterarm entlang zog. Er atmete zischend die Luft ein und seine Mine verdunkelte sich. Ich legte meine unverletzte Hand auf seine und drückte sie leicht. Das hier war nicht seine Schuld und ich fühlte mich dazu verpflichtet, ihm das klar zu machen. Sherlock packte den frischen Verband aus und wickelte ihn mit enormer Präzision um meinen Unterarm.

„So fertig.“, murmelte er.

„Danke.“, sagte ich und zog den Pfannkuchenberg zu mir heran und begann zu essen. Sherlock trank schweigend neben mir seinen Tee.

„Ich werde vermutlich gleich von ein paar Menschen abgeholt. Man braucht mich im Buckingham Palast.“

Ich zog meine Augenbrauen in die Höhe. „Du wurdest vom Königshaus angeheuert?“, fragte ich neugierig.

„In der Tat.“, meinte er und seufzte auf. „Das sind immer die langweiligen Fälle. Es geht nur darum irgendeinen Skandal zu verhinder. Das nervt.“

Den Buckingham Palast von innen zu sehen nervte ihn? Ich würde sehr viel dafür geben das zu sehen, was er gleich zu sehen bekam.

„Bring mir was mit.“, meinte ich scherzhaft und grinste leicht.

„John und ich haben dort schon einmal einen Aschenbecher geklaut. Also irgendwelche besonderen Wünsche?“, fragte er ebenfalls grinsend. Das was nicht sein Erst. Sie hatten dort einen Aschenbecher mitgehen lassen? Ich lachte auf.

„Wie wäre es mit einer Teetasse?“, schlug ich vor. Sherlock lachte. „Gute Wahl. Wenn ich nicht wieder komme, dann wurde ich von der Leibgarde verhaftet.“ Moment mal ein Witze machender Sherlock Holmes? Das ich das noch erleben durfte...

„Wenn dieser Fall eintritt, dann bezahle ich deine Kaution.“

„Wie nett vielen Dank.“ Wir grinsten uns an.

Unten klingelte es an unserer Haustür und Mrs Hudson öffnete.

„Das werden sie sein. Ich weiß nicht, wann ich wieder komme. Es kann sich nur um Stunden handeln, vielleicht benötige ich aber auch ein paar Tage.“, sagte er, stand auf und lief Richtung Tür. Er warf sich seinen langen schwarzen Mantel und den Schal um.

„Alles klar und pass auf dich auf.“, sagte ich in seine Richtung. Er nickte leicht und lief den Flur runter zur Tür.

Ich atmete einmal tief durch. Man hatte mich für vier lange Wochen von der Arbeit krank geschrieben. Das war eine maßlose Übertreibung. Ich war mit einem Arm geschickter als es viele mit drei wären. Wie sollte ich diese Zeit den Überbrücken. Das wird einer Beschäftigungstherapie gleichen. Ich beschloss weiter zu experimentieren und mich mit ein paar Büchern einzudecken. Es gab nicht viel besseres als zu lesen.

Hey ihr Lieben ich hoffe ihr hattet einen schönen Tag :) Wie findet ihr dieses Kapitel?

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