Betrunken
Sie ließ sich neben meinem Bett auf einen Stuhl fallen und atmete hörbar aus. Ich sah sie mich leicht amüsiertem Blick und hochgezogenen Augenbrauen an.
„Wie geht’s dir ?“, brachte sie schließlich hervor.
„Ganz gut. Mein Arm tut manchmal noch ziemlich weh, aber das wird wieder. Kein Grund zur Sorge.“, meinte ich.
„Was ist passiert, nachdem ich wieder in Ohnmacht gefallen bin? Was ist mit Adler passiert und wie geht es Sherlock?“
„Wow wow wow ganz ruhig. Eins nach dem anderen.“, meine Mary leicht amüsiert.
„Adler wurde von Lestrade höchst persönlich festgenommen und muss sich jetzt einem Gericht stellen. Ihre Chancen nicht zu einer Lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt zu werden gehen aber gegen Null. Sherlock konnte Adler gerade noch aufhalten, bevor sie dich getötet hätte.“, meinte sie mit belegter Stimme und musste schlucken. Ich legte ihr beruhigend eine Hand auf den Arm.
„Ich lebe noch und nur das zählt.“, meinte ich mit warmer Stimme. Ich war verdammt froh noch zu leben. Dank Sherlock.
Mary lächelte matt.
„Ich habe ihn noch nie so wütend und besorgt gesehen. Er hat deinen Arm mit seiner Jacke abgebunden, sodass du weniger Blut verlierst und dich dann raus in den Krankenwagen getragen. Ich hatte vorsichtshalber mal einen gerufen.“, sagte sie und machte wieder eine kurze Pause.
„Danke“, murmelte ich leise. Ohne meine Freunde wäre ich gestorben. Ein paar Tränen lösten sich aus Marys Augenwinkeln. Ich wollte gar nicht wissen, was sie sich für Sorgen und vielleicht auch Vorwürfe machte. Ich rutschte in meinem Bett zur Seite, so dass Platz für sie frei wurde. Sie verstand es und kuschelte sich zu mir ins Bett. Ihre Nähe beruhigte mich und sie auch.
„Ohne uns wärst du gar nicht in diese Situation gekommen...“, sprach sie es schließlich aus.
Das war Blödsinn.
„Das ist nicht eure Schuld!“, erwiderte ich nachdrücklich. „Es war meine eigenständige Entscheidung mitzumachen und ihr auf die Toilette zu folgen, nicht eure. Ich bin alleine verantwortlich für die Lage in der ich mich befand und ihr habt mir den Arsch gerettet!“, fügte ich hinzu.
„Wir hätten irgendetwas tun sollen.“, schluchzte Mary. Ich nahm sie in den Arm.
„Ihr hättet nichts tun können, ich bin wohl dazu veranlagt mich in beschissene Situationen zu bringen.“, murmelte ich und musste an die Nacht denken, in der ich Coles kleine Schwester vor diesem widerlichen Mann beschützt hatte. Unverletzt war niemand aus der Situation heraus gekommen...
Mary schluchzte ein letztes mal auf, beruhigte sich dann aber langsam wieder. „Eigentlich sollte ich die sein, die dich im Arm hält.“, meinte sie mit belegter Stimme. „Ich finde das ganz bequem so.“, meinte ich grinsend und auch sie lächelte jetzt leicht.
Dann sah sie mich ernst und warm zugleich an. „Wenn du irgendwann mal darüber sprechen willst, warum du nach London gezogen bist, dann bin ich für dich da.“
„Ich weiß danke. Danke, dass du mich nicht drängst, ich brauche einfach noch etwas Zeit.“, meinte ich. „Dafür sind beste Freunde da.“
Ich lächelte und mir wurde warm ums Herz. Mary war ein seltenes Juwel von Mensch.
„Sherlock ist übrigens bei dir geblieben, bis es sicher war, dass du wieder vollkommen gesund wirst.“, meinte Mary noch und sah mich mit einem undefinierbaren Blick an. Danach hatte ich zwar nicht gefragt, aber es war trotzdem schön es zu wissen. Ich lächelte als Antwort und Mary wackelte mit den Augenbrauen woraufhin ich dir Augen verdrehte. Dann mussten wir beide lachen.
Wir redeten noch eine ganze Weile, bin Dr. Mike wieder kam, um meinen Verband zu wechseln. Die Wunde sah gut aus, deshalb durfte ich noch am gleichen Abend gehen. Man gab mit einen Haufen Verbandszeug mit, da man mir zutraute den Verbandswechsel selber vorzunehmen. Wie ich das allerdings mit einer Hand schaffen sollte, war mir ein Rätsel. Soweit hatte dort keiner gedacht, aber egal ich würde das schon hinkriegen. Mary fuhr mich in die Bakerstreet und ich wurde überschwänglich von Mrs Hudson begrüßt. Sie zog mich in eine Umarmung und kündigte mir an, dafür zu sorgen, dass ich in den nächsten Tagen auch genug essen würde um wieder zu Kräften zu kommen. Und da ich mir wirklich schlimmeres vorstellen konnte, als mit Mrs Hudsons hervorragendem Essen vollgestopft zu werden, bedankte ich mich einfach bei der älteren Frau die im Erdgeschoss des Hauses wohnte.
Ich lief die Treppe in unser Wohnzimmer hoch. Ich öffnete die Tür und trat ein. Auf den ersten Blick sah alles auf wie immer. Alles nur Holmes nicht. Er saß im Bademantel, Hemd und Jogginghose auf seinem Sessel und starrte mich an. Dunkle Ringe zeichneten sich unter seinen Augen ab und seine Haare standen in alle Richtungen.
„Es tut mir so leid.“, lallte Sherlock. Na super der war ja hacke dicht! Ich atmete vernehmlich aus und setzte mich ihm gegenüber in meinen Sessel.
„Es gibt verdammt nochmal nichts, was dir leid tun müsste, bis auf dein jetziger Aufzug!“, verdeutlichte ich nachdrücklich.
„Mit tut eigentlich nie irgendetwas leid. Warum habe ich Angst um dich? Warum will ich dich beschützen und warum hasse ich mich dafür, dass ich es nicht konnte?“, rief Sherlock aus und sah mich fast schon vorwurfsvoll an.
Er konnte mit dieser Bandbreite an teilweise neuen Gefühlen anscheinend nicht umgehen...
„Es ist normal, dass man seine Freunde beschützen will. Und es ist normal, dass man sich Vorwürfe macht, wenn man es nicht konnte. Das ist menschlich Sherlock Holmes! Und jetzt hör auf in Selbstmitleid zu versinken. Dich trifft keine Schuld. Genauso wenig Mary, John, Lina oder Lestrade. Ich habe mich in diese Situation gemacht. Freiwillig! Ihr habt mir den Arsch gerettet! Also reiß dich zusammen!“, fuhr ich Sherlock wenig freundlich an und er blickte erstaunt in meine blauen Augen. Meine kleine Ansprache schien ihn tatsächlich etwas beruhigt zu haben, dass macht ihn aber nicht weniger betrunken. Ich stand auf und lief in die Küche, um ihm ein Glas Wasser zu bringen. Er musste ausnüchtern. Am besten Duschen. Ich verzog leicht das Gesicht bei der Vorstellung, wie ich Sherlock unter die Dusche befördern sollte.
Hey ihr Lieben ich hoffe ihr hattet einen schönen Tag :)
Wie hat euch das Kapitel gefallen?🥰
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