Beschäftigungstherapie
Ich frühstückte zu Ende und beschloss einem der riesigen Buchläden in London einen Besuch abzustatten. Da wollte ich schon eine ganze Zeit hin, hatte aber irgendwie nie die Gelegenheit dazu. Ich rief kurzerhand Mary an und fragte sie, ob sie mich begleiten wolle. Sie musste allerdings noch arbeiten. Hätte ich mir eigentlich denken können... Sie versprach allerdings heute Abend vorbei zu schauen. Ich schnappte mit meinen schwarzen Mantel von der Garderobe und schulterte meinen Rucksack. Zu Fuß brauchte ich nur 10 Minuten, um in die Innenstadt zu gelangen. Der Laden befand sich in der Nähe der Bücherei und er war wunderschön!
Er war mehrstöckig und die Bücherregale reichten bis zu Decke. In der Mitte standen ein paar bunt zusammengewürfelte Sitzgelegenheiten und das Licht glich dem in dem Ballsaal, wo wir Adler aufgelauert hatte.
Das hier war mein persönliches Paradies und da ich fast alle Genre außer Krimis und Thriller liebte, wusste ich nie wo ich anfangen und aufhören sollte. So verbrachte ich geschlagene drei Stunden in diesem Himmel und lief mit einer stolzen Anzahl von fünfzehn neuen Büchern aus dem Laden heraus. Ein paar waren Sachbücher, manche Romane, oder Fantasy Geschichten und ich hatte mich auch dazu hinreißen lassen drei Weihnachtsliebesschnulzen zu kaufen. Ja das war eine Macke von mir. Auch wenn man eigentlich schon nach zehn Seiten das Ende erahnen konnte, stand ich auf diese Bücher. Und natürlich auch auf Weihnachten. Gebratene Mandeln auf einem Weihnachtsmarkt zu essen war einfach wunderbar! Bis dahin würde es aber wohl noch etwas dauern, immerhin hatten wir erst Anfang September.
Ich beschloss noch schnell bei einem Supermarkt vorbei zu laufen, denn ich hatte Lust bekommen mal wieder etwas zu backen. Darin war ich im Gegensatz zum Kochen, wirklich gut. Die Entscheidung viel auf Zimtschnecken und ich besorgte alles nötige.
Mit meiner Ausbeute machte ich mich auf den Weg zurück zur Bakerstreet. Dort angekommen verstaute ich alle Bücher bis auf eines in meinem Zimmer. Das andere fand seinen Platz auf der Armlehne meines Sessels. „Winterzauber in Paris“... das konnte nur schön werden und das meinte ich nicht ironisch. Ich schob unsere Laborutensilien so gut es ging zur Seite und begann den Hefeteig zusammen zu manschen. Ich legte den fertigen Teig in eine Schale und bedeckte ihn mit einem Handtuch. Der Teig brauchte eine gute Stunde zum Aufgehen und in der Zwischenzeit konnte ich schon einmal die Zimtfüllung vorbereiten.
Als ich gerade dabei war die Füllung umzurühren klingelte es an unserer Haustür. Mrs Hudson öffnete und Schritte kamen die Treppe herauf gelaufen. Ein paar Sekunden später stand Mary in der Tür.
„Hey was machst du hier das riecht echt gut!“, meinte sie kam auf mich zu, umarmte mich und betrachtet die dunkle zähflüssige Mansche in der Schale vor mir interessiert.
„Ich musste mich beschäftigen, deshalb habe ich beschlossen Zimtschnecken zu backen. Dauert zwar etwas länger als sonst, ist aber nicht unmöglich.“
„Ich wusste gar nicht, dass du backen kannst.“
„Eines meiner verborgenen Talente.“
Wir sahen uns an und mussten lachen.
„Ich kann leider nicht so lange bleiben, denn John hat mich für heute Abend zum essen eingeladen.“
„Ihr beide seit einfach süß!“, stellte ich fest und sie lächelte auf diese verliebte Art und Weise.
„Das muss ja auch bedeuten, dass sie den Fall wohl schon gelöst haben.“
„Anscheinend ja. Das heißt, du siehst deinen Sherlock wohl auch noch heute Abend.“, sagte sie und wackelte mit den Augenbrauen.
„Das ist nicht mein Sherlock! Ich glaube auch nicht, dass er auf mich steht.“, murmelte ich und wurde rot. Warum musste ich immer rot werden?!
„Ja ne ist klar... Ich habe ihn noch nie so erlebt, wie bei dir. Am Abend von dem Ball ist er ausgerastet. Ich habe ihn noch nie so besorgt um jemanden gesehen. Ich glaube nicht, dass er dich mag. Ich bin mir sehr sicher, dass er dich liebt. Auch wenn ihr beide wohl noch Zeit braucht, um es euch einzugestehen.“, meinte Mary darauf hin. Ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte. Immerhin hatte er mir noch heute morgen deutlich gesagt, dass er unsere Beziehung als professionelle bezeichnet.
„Na ja sollte dir trotz allem noch langweilig werden, habe ich dir ein paar neue Bücher mitgebracht.“, sagte sie und deutete auf die riesige Tüte in ihrer Hand.
„Du bist ein Schatz.“, meinte ich und umarmte sie. Sie stellte die Tasche neben dem Tisch ab und zog mich in eine Umarmung. „Ich muss jetzt leider wirklich los, aber wir sehen uns bald wieder. Ich komme so oft es geht vorbei.“
„Danke und viel Spaß heute Abend.“ Jetzt war es an mir mit den Augenbrauen zu wackeln. Sie verdrehte die Augen und verließ grinsend die Küche und dann das Wohnzimmer.
Ich machte die Füllung noch schnell fertig und warf dann einen genauen Blick in die Tüte. Es waren hauptsächlich ältere Romane und zu meiner großen Schande kannte ich keinen einzigen von ihnen. Sie hatte eine Bildungslücke bei mir entdeckt! Ich brachte die Tüte in mein Zimmer und stellte sie auf dem Schreibtisch ab, dann kehrte ich zu meinen Zimtschnecken zurück. Der Teig war inzwischen fertig und konnte ausgerollt werden. Eine halbe Stunde später wurden die Schnecken im Ofen gebacken und ich begann aufzuräumen. Als ich gerade fertig war und das Resultat aus dem Ofen geholt hatte, hörte ich erneut Schritte unsere Treppe herauf kommen. Gleich darauf erschien Sherlock in der Tür.
„Das riecht gut, was ist das?“, fragte er während er noch in der Tür stand und Mantel, Schuhe sowie den Schal auszog.
Höflichkeitsbelehrungen hatten hier wohl keinen Sinn, wie ich mir eingestehen musste.
„Komm her und finde es raus.“, rief ich ihm stattdessen zu.
Er kam mit einem kleinen Paket in der Hand zu mir und warf einen Blick auf die Zimtschnecken und sah dann wieder mich mit großen Augen an.
„Es gibt nicht viele Dinge die ich wirklich mag, aber das hier gehört dazu.“, meinte er.
„Gib ihnen noch kurz Zeit zum Abkühlen, dann können wir welche essen.“
Ehrliche Freude begann sich auf seinem Gesicht auszubreiten und seine ganze Haltung entspannte sich, als er einmal tief den Geruch einatmete. Irgendetwas in meiner Brust begann zu glühen. Es war warm und angenehm, es war eins von diesen Gefühlen, die nie wieder aufhören sollten.
„Das hier ist für dich.“, sagte er und reicht mir das Päckchen. Ich öffnete es und bekam große Augen. Das war nicht sein Ernst.
„Wow Sherlock du hast doch nicht wirklich.... Du hast doch nicht wirklich eine Teetasse aus dem Buckingham Palast geklaut?“
Er grinste mich über beide Ohren hinweg an.
„Natürlich. Du weißt doch, ich würde alles für dich tun.“
Ich erwartete, dass er daraufhin anfangen würde zu lachen oder sonst ein Zeichen von sich zu geben, dass auf Ironie hinwies. Doch er stand einfach da und sah mich an. Dieses warme Glühen wurde stärker.
„Danke.“, hauchte ich. Ich wusste nicht so recht wohin mit dieser Tasse. Sherlock schien es zu erahnen.
„Wir sollten sie einfach zu den andern Tassen stellen, da fällt sie am wenigsten auf. Und der, der sie fallen lässt, den erschieße ich eigenhändig. Es sei denn es ist einer von uns.“
„Was würdest du dann machen? Noch eine klauen?“, fragte ich grinsend.
„Nur wenn du das möchtest.“
Moment. Flirtete er gerade mit mir? Nein das konnte nicht sein. Es handelte sich hier um Sherlock Holmes. Ein Holmes flirtete nicht. Ich bliebt ihm die Antwort schuldig und setzte mich in meinen Sessel. Er folgte mir und bevor ich es verhindern konnte schnappte er sich sich mein neues Buch.
Er überflog den Klappentext und zog eine Augenbraue in schwindelerregende Höhen. Ich spürte förmlich wie ich rot anlief. Er gab mir das Buch zurück und setzte sich mir gegenüber in seinen Sessel. Seine Augen verweilten unablässig auf mir.
„Jeder hat seine Macken.“, nuschelte ich. Etwas in seinen Augen blitzte auf und sein Lächeln wurde ehrlich und warm.
„Ich mag alles an dir. Und erst recht deine Macken.“
Mein Herz setzte einen Schlag aus. Hatte er das gerade wirklich gesagt?
Hey sorry das dieses Kapitel erst so spät erscheint, bei mir ist gerade viieell los 😅
Ich hoffe es gefällt euch 🥰
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