Wunder geschehen immer wieder
Wunder geschehen immer wieder
Kurze Zeit später fanden wir uns alle im Barts wieder und Molly kam der Bitte von John nach, Sherlock bezüglich Drogenkonsums unter die Lupe zu nehmen. Als sie schließlich das Ergebnis hatte, sahen wir sie alle erwartungsvoll an und John hatte die Arme vor der Brust verschränkt.
,,Und? Ist er clean?"
,,Clean?", wiederholte Molly und der Sarkasmus in ihrer Stimme war für mich bereits Antwort genug. ,,Clean?!"
Molly stellte sich vor Sherlock und verpasste ihm mit einem Mal drei saftige Ohrfeigen. Wir alle staunten nicht schlecht, denn Molly war für gewöhnlich die Letzte, die zu Gewalt griff. Aber ganz offenbar waren nicht nur wir stinksauer auf Sherlock.
,,Wie können Sie es wagen, Ihre wunderbaren Begabungen so mit Füßen zu treten? Und wie kommen Sie dazu, die Liebe Ihrer Freunde zu verraten! Entschuldigen Sie sich!", verlangte sie von Sherlock und dieser sah sie ausdruckslos an.
,,Tut mir leid, dass Ihre Verlobung gelöst wurde, obwohl ich dankbar bin, dass Sie keinen Ring mehr tragen."
Sherlock rieb sich die schmerzenden Wangen und ich hatte nun tiefes Mitgefühl mit Molly. Ich wusste gar nicht, dass sie und Tom nicht mehr verlobt waren, aber ich hatte Molly auch seit der Hochzeit von John und Mary nicht mehr zu Gesicht bekommen. Und jetzt verstand ich natürlich auch wieso.
,,Lassen Sie das! Hören Sie damit auf!", zischte Molly und John ging auf Sherlock zu.
,,Wenn du wieder so gefährlich nah dran an diesem Ding warst, dann hättest du anrufen können. Du hättest mit mir reden können!"
,,Oh, bitte! Entspann dich. Das ist für einen Fall.", entgegnete Sherlock und nun war ich diejenige, die ihn wütend ansah.
,,Kein Fall kann so wichtig sein, dass man sich dafür mit Drogen zu dröhnen muss."
,,Evelyn hat Recht! Für welche Art von Fall soll das gut sein?", pflichtete John bei und Sherlock zog einen Trumpf aus dem Ärmel.
,,Ich könnte dich auch fragen, seit wann du mit dem Rad zur Arbeit fährst."
John verstummte und alle Blicke im Raum wanderten nun zu ihm. Ich bemerkte, wie Sherlock ein wenig triumphierte, doch als er den Mund öffnete, um weiter Deduktionen loszulassen, brachte ich ihn mit einer Ohrfeige meinerseits zum Schweigen, woraufhin er mich entsetzt ansah.
,,Wofür war die denn bitte?"
,,Wage es ja nicht, Sherlock. Dieses Spiel werden wir nicht spielen. Wenn du noch eine Deduktion loslässt...dann endest du als Experiment in Mollys Chemielabor."
Alle starrten mich perplex an, aber ich verzog keine Miene. Sherlock jedoch, sah mich an, ehe er ein wenig grinste und mich damit irritierte. Was war an meiner ernsten Aussage denn bitte jetzt so witzig?
,,Ich dachte schon, du hättest deine kratzbürstige Seite abgelegt, aber ganz offensichtlich waren meine Sorgen darüber unbegründet.", meinte er und ich warf ihm einen unbeeindruckten Blick zu.
,,Pass auf was du sagst, Holmes. Sonst hast du bald wirklich ein Problem mit mir."
***
Eine gute Stunde später waren John und ich gemeinsam mit Sherlock in der Baker Street angekommen. Mary war nach Hause gefahren und hatte Isaac zu seiner Mutter gebracht.
Und Sherlock schien verrückter denn je geworden zu sein, denn er hatte auf der gesamten Fahrt über nichts anderes gesprochen als Charles Augustus Magnussen. Zwar hatte ich von diesem Mann schon teilweise etwas gehört, aber Sherlocks Besessenheit bezüglich dieses Mannes war für mich ein Rätsel.
Als wir schließlich ankamen, bemerkte Sherlock etwas an der Haustür etwas und stürmte regelrecht aus dem Auto, woraufhin ich John vielsagend ansah.
,,Ich fürchte, wir sind aufgeflogen!"
,,Das fürchte ich auch.", meinte John zustimmend und wir folgten Sherlock in das Haus.
Und als wir im Treppenhaus ankamen, war Sherlock schon stehen geblieben. Der Grund dafür war unverkennbar, denn Mycroft saß auf dem untersten Treppenabsatz und sah seinen Bruder wohl wissend an.
,,Na, Sherlock...wieder drauf, ja?"
,,Was willst du hier?", brachte Sherlock im harschen Ton und John lieferte ihm die Antwort.
,,Ich habe ihn angerufen!"
,,Die Sirenengesänge alter Gewohnheiten. Ganz wie Onkel Rudy. Ja, auch für dich wäre...Crossed Dressing die klügere Wahl gewesen.", entgegnete Mycroft kühl und Sherlock verschränkte die Arme vor der Brust.
,,Du hast ihn angerufen."
,,Ja, verdammt...hab ich!", gab John zu und ich schaute vielsagend in die Runde.
,,Eigentlich...haben John und ich zusammen angerufen."
,,Ja, die beiden haben angerufen. Du könntest es etwas vorantreiben. Wo sollten wir suchen?", wollte Mycroft wissen, woraufhin sein Bruder ihn irritiert ansah.
,,Wir?"
,,Mr. Holmes!", erklang eine Stimme von oben und die hätte ich überall wieder erkannt, weswegen ich Mycroft ungläubig ansah.
,,Ist das Ihr Ernst, Mycroft? Sie suchen sich ausgerechnet Anderson aus?"
Mycroft kam nicht dazu, mir darauf eine Antwort zu geben, denn Sherlock fluchte vor sich hin und stürmte die Treppe hoch. Wir folgten ihm seufzend und oben wurde die Wohnung von Anderson und einigen Mitgliedern seines gegründeten Clubs durchsucht und John stellte fest, dass sein Sessel verschwunden war.
Sherlock rollte sich auf seinem eigenen Sessel zusammen und schmollte vor sich hin, während ich mich an den Türrahmen lehnte und als der Blick von Mycroft auf die geschlossene Schlafzimmertür von Sherlock fiel, wollte er schon eintreten, aber Sherlock hielt ihn ab.
,,Okay, gut...dein Punkt!", zischte er und Mycroft sah seinen Bruder vielsagend an.
,,Ich werde natürlich unsere Eltern anrufen müssen...in Oklahoma. Ist ja nicht das erste Mal, dass dein Drogenmissbrauch ihren Urlaub zunichte macht."
,,Es ist nicht das, was du denkst.", entgegnete Sherlock und stand auf, während er Mycroft überzeugt ansah. ,,Es ist für einen Fall."
,,Welcher Fall könnte so etwas rechtfertigen?", hakte Mycroft nach und die Antwort von Sherlock war kaum zu glauben.
,,Magnussen!"
,,Jetzt geht das wieder los!", brachte ich hervor, denn ich hatte genug von diesem Thema, doch der Blick von Mycroft verfinsterte sich augenblicklich, ehe er sich plötzlich an Anderson und seine Anhänger wandte.
,,Dieser Name, der hier gerade gefallen sein könnte...da haben Sie sich verhört. Fall Sie je behaupten, Sie hätten ihn in diesem Raum...in diesem...Kontext gehört, garantiere ich Ihnen im Namen der britischen Geheimdienste, das Material auf Ihren Computerfestplatten gefunden wird, das sofortige Inhaftierung nach sich zieht.", drohte Mycroft und als er den schockierten Blick von Anderson bemerkte, sah er ihn noch ernster an. ,,Nicht antworten! Nur verängstigt gucken und Leine ziehen!"
Eine weitere Aufforderung brauchten Anderson und seine Kumpanen nicht, denn sie verließen augenblicklich die Wohnung und somit blieben Sherlock, John und ich alleine mit Mycroft zurück. Mycroft sah nun zu John und mir und baute sich ein wenig vor uns auf.
,,Ich hoffe, ich muss Ihnen beiden nicht auch drohen."
,,Versuchen Sie es und ich verpasse Ihnen eine Ohrfeige.", gab ich zurück und John zuckte nicht einmal mit der Wimper.
,,Oh, ich denke...das fänden wir alle peinlich."
,,Lass die Finger von Magnussen!", ermahnte Mycroft seinen Bruder, der eben in einem Lachanfall ausgebrochen war und ihn nun wissentlich ansah.
,,Weil deine Finger schon dran sind?"
,,Sagen wir, ich halte meine schützende Hand über ihn.", erwiderte Mycroft, aber Sherlock ließ nicht locker.
,,Wohl eher, er hat dich in seiner Hand."
,,Wenn du dich gegen Magnussen wendest, wendest du dich gegen mich. Das wirst du schnell merken.", zischte Mycroft und Sherlock nickte vielsagend.
,,Okay, wenn ich was spüre werde ich es dir sagen.", setzte er an und öffnete kurzer Hand die Tür. ,,Was wollte ich gerade sagen? Oh, ja...auf Wiedersehen!"
Mycroft ging auf die Tür zu und ich ahnte bereits, dass die Situation aus dem Ruder laufen würde. Und als Mycroft noch einen sarkastischen Spruch losließ, sollte es sich bewahrheiten, denn Sherlock packte ihn und drückte ihn gegen den Türrahmen.
,,Bruderherz...bring mich nicht auf die Palme, wenn ich High bin.", fauchte Sherlock schon regelrecht und John begann bereits, zwischen den beiden Brüdern zu vermitteln.
,,Mycroft, sagen Sie kein Wort mehr. Gehen Sie! Er könnte Sie leicht in Stücke reißen und so wie es aussieht...fürchte ich ein wenig, dass er kurz davor ist."
Sherlock ließ Mycroft los und dieser rieb sich seinen schmerzenden linken Arm. Er wollte gerade zum Widerspruch gegen Sherlock ansetzen, aber ich stellte mich ihm in den Weg und deutete vielsagend auf die Tür.
,,Wiedersehen, Mycroft! Nichts sagen...gehen Sie einfach!"
John drückte Mycroft noch seinen Regenschirm in die Hand und der Bruder von Sherlock befolgte unseren Rat, denn er zog kurzer Hand Leine.
,,Womit haben wir das alles eigentlich immer verdient?", platzte es aus mir heraus und wir sahen nun zu Sherlock, als John unseren Detektiv fragend ansah.
,,Magnussen?"
,,Wie spät ist es?", wollte Sherlock wissen und ich warf einen flüchtigen Blick auf die Uhr.
,,Um 8!"
,,Puh, ich treffe ihn in drei Stunden. Ich brauche ein Bad.", entgegnete Sherlock und ging Richtung Badezimmer, während John ihn perplex nachsah.
,,Was ist das für ein Fall?"
,,Zu groß und gefährlich für Menschen, die auch nur halbwegs bei Verstand sind.", war die Antwort von Sherlock und ich warf ihm einen ungläubigen Blick zu.
,,Willst du uns abschrecken?"
,,Aber nein!", widersprach Sherlock und grinste uns an. ,,Ich will euch anwerben! Und bleibt aus meinem Schlafzimmer raus."
Mit diesen Worten verschwand Sherlock im Badezimmer und ich sah John nur ratlos an. Ich war eindeutig zu lange nicht mehr in der Baker Street gewesen, denn Sherlock machte mich regelrecht fertig mit seinem Verhalten. Und dabei dachte ich wirklich, dass wir das Schlimmste bereits hinter uns gehabt hatten.
Aber als ich John musterte, bekam der diesen gewissen Gesichtsausdruck und ich ahnte, dass er etwas im Schilde führte. Sein Blick war auf die Schlafzimmertür gerichtet und ich verdrehte die Augen.
,,John, das ist doch jetzt nicht wirklich dein Ernst."
,,Was denn? Bist du nicht neugierig, was er vor uns versteckt?", widersprach er und ich verschränkte die Arme vor der Brust.
,,Nein! Mir ist es völlig egal, was Sherlock Holmes in seinem Schlafzimmer hat. Schlimmer als Drogen kann es ohnehin nicht sein."
Doch mit dieser Aussage irrte ich mich gewaltig. Denn kaum hatte ich diese Worte ausgesprochen, öffnete sich die Schlafzimmertür und mir fielen fast die Augen aus dem Kopf, als mit einem Mal Janine heraustrat. Ich war sprachlos und auch John schien so vor den Kopf gestoßen zu sein, denn er starrte Janine genauso verdattert an wie ich.
,,Janine?"
,,Tut mir leid. Noch nicht angezogen!", sagte sie und schaute uns etwas zerknirscht an, ehe sie mir zuwinkte. ,,Hallo, Evelyn!"
,,Hi!", brachte ich nur perplex zustande und sie wagte ein paar zögerliche Schritte auf den Flur.
,,Sind alle weg? Es war so laut vorhin!"
Sie ging an John und mir vorbei und begab sich auf direktem Wege in die Küche. Als ich ihren Aufzug realisierte, fiel mir die Kinnlade runter, denn sie trug nichts weiter als ein Hemd von Sherlock und ihre Unterwäsche. Wie zum Geier kam Janine in das Schlafzimmer von Sherlock?
,,Ja, sie sind weg!", antwortete John schließlich und der Blick von Janine wanderte zur Uhr.
,,Schon so spät, ich muss mich beeilen.", murmelte sie und wandte sich schließlich an John und mich. ,,Hörte sich nach einem Streit an. War das Myc?"
,,Myc?", wiederholte John verdutzt und sie nickte.
,,Ja, sein Bruder!", erwiderte Janine und ich schaltete.
,,Du meinst Mycroft!"
,,Gibt es echt Menschen, die ihn so nennen?"
,,Ähm...das ist sein Name, Janine.", meinte ich vielsagend und sie sah sich nun suchend um.
,,Wo ist Sherl?"
,,Sherl", murmelte John und schien mit der Situation etwas überfordert zu sein. ,,Er nimmt gerade ein Bad. Er wird sicher nicht lange brauchen."
,,Er braucht doch immer eine Ewigkeit!", entgegnete Janine und ehe John und ich uns versahen, eilte sie Richtung Badezimmer, indem sie letztendlich auch verschwand.
Völlig verblüfft stand ich da und starrte noch ein paar Minuten auf die geschlossene Badezimmertür, ehe ich mich an John wandte und ihn perplex ansah.
,,Hab ich was verpasst?", brachte ich hervor und John hob abwehrend die Hände.
,,Ich bin genauso überrascht wie du, Evelyn."
Ich war viel zu sprachlos und wusste einfach nicht, was ich zu der ganzen Sache sagen sollte. Zwar glaubte ich ja nicht wirklich daran, aber offenbar geschahen manchmal wirklich Wunder. Wobei ich mir nicht wirklich sicher war, ob man das als Wunder bezeichnen konnte.
***
John und ich saßen auf dem Sofa und waren immer noch so verdattert, dass wir nichts sagen konnten. Schließlich kam Sherlock wieder zu uns, im Anzug gekleidet und wesentlich ordentlicher vom Erscheinungsbild her als vorher. Er sah uns vielsagend an und zog sich sein Jackett über.
,,So, ist nur eine Vermutung, aber wahrscheinlich habt ihr ein paar Fragen."
,,Ja...ein oder zwei...hätten wir.", erwiderte John und Sherlock setzte sich in seinen Sessel.
,,Natürlich!"
Unsere Blicke fielen allesamt auf Janine die nun, zu meiner großen Erleichterung komplett angezogen, ins Schlafzimmer ging und wohl noch ein paar Sachen holte. Dann starrten John und ich wieder auf Sherlock und es schien ihm nicht zu entgehen, wie perplex wir ihn anstarrten.
,,Du hast eine Freundin?", brachte John es schließlich auf den Punkt und Sherlock nickte zustimmend.
,,Ja, habe ich!"
,,Tja, Wunder geschehen offensichtlich immer wieder.", pflichtete ich nur bei und auf einmal sprühten die Augen von Sherlock regelrecht vor Aufregung und er lehnte sich zu uns rüber.
,,Also, Magnussen ist wie ein Hai. Anders kann ich ihn nicht beschreiben.", setzte er an, aber seine Stimme schien nun von weit weg zu kommen.
Sherlock faselte etwas von einem Haifischbecken des Londoner Aquariums, aber ich filterte es irgendwie raus. Wieso hatten wir nicht mitbekommen, dass zwischen Sherlock und Janine offenbar mehr auf der Hochzeit passiert war, als es ursprünglich ausgesehen hatte? Ich war völlig überfordert und hatte keinerlei Ahnung, wie ich damit umgehen sollte, aber zum Glück schien es John genauso zu gehen.
,,Ja, du hast Eine!", sagte John schließlich und Sherlock sah ihn verdutzt an, denn John hatte ihn offenbar aus dem Konzept gebracht.
,,Wie bitte?"
,,Du hast...eine Freundin.", sprach John aus und Sherlock wirkte fast schon ein wenig genervt.
,,Ja, ich gehe mit Janine aus. Ich dachte, das wäre...recht offensichtlich."
,,Naja...du solltest uns vielleicht einen Moment zur Verarbeitung geben, Sherlock. Ich meine...es ist ganz schön viel, was wir heute Morgen verdauen müssen. Erst dein Drogenrückfall, dann Charles Augustus Magnussen und jetzt...Janine..."
Ich brachte den Satz nicht zu Ende, denn ich wusste ohnehin nicht, was ich noch sagen sollte. John tätschelte mir, warum auch immer, beruhigend die Schulter und sah Sherlock dann ziemlich neugierig an.
,,Erzählst du ein bisschen was?"
,,Bitte, John! Müssen wir jetzt auch noch die Details erfahren?", entgegnete ich und Sherlock zuckte mit den Schultern.
,,Naja, es läuft gut...es ist...sehr verheißungsvoll."
,,Grundgütiger!", murmelte ich und wünschte mich augenblicklich an einen anderen Ort.
,,Okay...ihr verrücktes Trio!", warf Janine in den Raum, als sie sich zu uns gesellte und ich traute meinen Ohren kaum.
,,Verrücktes Trio?"
Janine steuerte auf Sherlock zu und ließ sich auf seinem Schoß nieder, während er einen Arm um sie legte und sie sah ihn neckend an. Ich sah augenblicklich an die Wand, denn ich wollte den beiden Turteltauben wirklich nicht beim Turteln zusehen. Allerdings schien Janine mich in das Gespräch einbeziehen zu wollen, denn sie sah mich nun neugierig an und grinste breit über das ganze Gesicht.
,,Oh, Evelyn...wie geht es Ezra? Wann steht denn eure Hochzeit an?"
,,Ähm...ihm geht's gut. Sehr gut sogar! Unsere Hochzeit ist in ein paar Monaten. Wir wollen unbedingt im Sommer heiraten.", erwiderte ich und sie schenkte mir einen freudigen Blick.
,,Klingt super! Kannst es sicher kaum erwarten."
,,Ja...ich wünschte, die Zeit würde noch schneller vergehen.", erwiderte ich und sie grinste.
,,Kann ich mir vorstellen."
Sie flüsterte Sherlock irgendwas ins Ohr und der grinste daraufhin. Ich bemerkte, wie John fasziniert auf die beiden starrte und das Geschehen beobachtete. Doch ich hatte kein Bedürfnis, den beiden weiter beim Turteln zuzusehen und stand schließlich auf.
,,Gut...ich werde dann mal gehen.", warf ich in den Raum und Janine zwinkerte mir zu.
,,Grüß Ezra! Vielleicht sieht man sich ja mal wieder."
,,Mach ich!", erwiderte ich nur und verließ die Wohnung.
Als ich nach draußen trat, war ich unglaublich erleichtert, dass ich dieses Schauspiel nicht mehr mit ansehen musste. Es war einfach zu schräg, Sherlock in einer Beziehung zu sehen. Das war ja fast so, als würde Natur gegen ihre eigenen Gesetze verstoßen.
,,Evelyn, warte!", vernahm ich auf einmal die Stimme von John und ich drehte mich verwirrt um.
,,John! Ist es wichtig? Ich muss jetzt wirklich los."
,,Findest du nicht, wir sollten darüber reden?", fragte er und ich sah ihn fragend an.
,,Worüber?"
,,Na, über Sherlock und Janine. Ich meine, ganz offensichtlich ist sie seine Freundin.", erwiderte er und ich zuckte mit den Schultern.
,,Wir leben in einem freien Land, John. Sherlock kann tun und lassen was er will und mit wem er es will. Und ich habe ehrlich gesagt nicht vor, mich da einzumischen."
,,Siehst du das wirklich so oder sagst du das nur, weil es hierbei um Sherlock geht?"
John sah mich regelrecht herausfordernd an und ich war für einen Moment sprachlos. Worauf wollte er denn damit hinaus? Es klang ja fast schon so, als würde er mich ins Kreuzverhör nehmen.
,,Worauf willst du hinaus, John?", hakte ich schließlich nach und er warf mir einen vielsagenden Blick zu.
,,Das weißt du ganz genau!"
Für einen kurzen Moment war ich noch irritiert, aber dann dämmerte es mir und ich ahnte, worauf die ganze Diskussion rauslaufen sollte. Ich verdrehte genervt die Augen und stemmte die Hände in die Hüften.
,,Jetzt geht das wieder los. John, falls du es vergessen haben solltest...ich bin mit Ezra zusammen und wir werden bald heiraten."
,,Das sagt gar nichts. Ich zumindest glaube dir nicht.", meinte er nur und ich sah ihn ungläubig an.
,,Dass ich Ezra heiraten werde?"
,,Dass du nichts für Sherlock empfindest!"
Seine Worte trafen mich wie ein Schlag und ich war zunächst unfähig, etwas darauf zu erwidern. Ich hatte wirklich gehofft, dass diese Sache vom Tisch wäre, aber offenbar hatte ich mich geirrt.
,,Evelyn, hör zu...dein Privatleben geht mich ja eigentlich nichts an...", setzte John an und ich lachte ein wenig sarkastisch.
,,Schön, dass du das wenigstens einsiehst!"
,,Aber wenn du Ezra heiratest...dann machst du den größten Fehler deines Lebens.", brachte John überzeugt hervor und ich sah ihn nun wütend an.
,,Wieso? Weil Sherlock und ich deiner Meinung nach zusammengehören? Weil wir uns gegenseitig verändern und daher Seelenverwandte sind? Spar dir diese lächerliche Theorie, John. Den Quatsch musste ich mir schon von Mary anhören."
,,Sie hat Recht, Evelyn! Sherlock und du...ihr habt beide Gefühle füreinander, aber ihr weigert euch penetrant, sie euch einzugestehen. Stattdessen tut ihr so, als wäre nichts gewesen, wobei ihr eigentlich mal miteinander Klartext reden solltet. Und auf unserer Hochzeit, da hättet ihr euch ganz sicher geküsst, wenn ich euch nicht dazwischen gefunkt wäre. Und irgendwie wünschte ich, ich wäre nur ein paar Sekunden später gekommen."
Fassungslos sah ich John an und konnte kaum glauben, was ich da gehört hatte. John hätte sich gewünscht, dass er Sherlock und mich nicht unterbrochen hätte? Das klang ja schon fast so, als würde er uns verkuppeln wollen.
,,John...hör bitte auf damit. Selbst, wenn Sherlock nicht so wäre, wie er ist...das zwischen ihm und mirdas würde niemals funktionieren. Er ist nicht gut für mich und ich bin...", begann ich, aber ich brach ab und sah John bittend an. ,,Er und ich...das würde niemals funktionieren."
Mit diesen Worten wandte ich mich ab und begab mich direkt auf dem Heimweg. Es war mir egal, was John und alle anderen behaupteten. Sherlock Holmes und ich mochten ja vielleicht Freunde sein...aber mehr würde niemals aus uns werden.
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