Wahrheit tut weh

Wahrheit tut weh

Als Mary das Gebäude betrat, konnte ich ihre Schritte deutlich hören. Und ich wusste, dass sie auf der Hut war. Aber das war ich auch und auch, wenn es Mary war, sollte sie versuchen, auf jemanden von uns zu schießen, dann würde ich von meiner Dienstwaffe Gebrauch machen. Jedoch sagte mir mein Unterbewusstsein, dass sie nicht vorhatte, Sherlock zu töten, denn sonst hätte sie das bereits im Büro von Magnussen getan.
Mary blieb nun stehen und mit Sicherheit befand sie sich im Flur. Denn ihre Stimme klang nun ein wenig unsicher, was uns offenbarte, dass sie wohl zum Ende des Flurs sah, wo sie zweifellos Sherlock vermutete.

,,Was willst du, Sherlock?"

,,Mary Morstan...wurde im Oktober 1972 tot geboren und du hast dir ihre Identität zugelegt. Deshalb hast du keine Angehörigen aus der Zeit davor. Eine altbewehrte Methode, die auch solchen Leuten bekannt ist, die einen Intervallcode auf dem ersten Blick erkennen und ein außergewöhnlich gutes Gedächtnis haben.", erklärte Sherlock und ich spürte, wie sich alles in mir zusammenkrampfte.

Mary hatte also eine dunkle Vergangenheit und damit war sie nicht allein. Ich fragte mich nur, wie sie es so lange geschafft hatte, sich allein durchzukämpfen und mit ihrer neuen Identität unentdeckt zu bleiben.

,,Du warst sehr langsam.", sagte Mary schließlich und Sherlock stellte sie nun auf die Probe.

,,Wie gut kannst du schießen?"

Ich sah unauffällig um die Ecke und Mary entdeckte mich nicht, da sie mit dem Rücken zu mir stand. Sie zögerte kurz, ehe sie in ihre Manteltasche griff und nun eine Waffe herauszog, die sie durchlud.

,,Wie dringend willst du das rausfinden?"

,,Wenn ich sterbe, findet man meine Leiche in einem Gebäude, auf dessen Fassade dein Gesicht projiziert wird. Selbst das Scotland Yard könnte damit etwas anfangen.", erwiderte Sherlock und ich sah ihn vielsagend an, woraufhin er nur mit den Schultern zuckte, ehe er sich wieder Mary zuwandte. ,,Ich will wissen wie gut du bist. Na, komm...zeig es mir. Die Frau des Doktors fängt sicher schon an, sich ein wenig zu langweilen."

Diese Worte waren von Sherlock eindeutig als Provokation gemeint. Mein Blick wanderte nun wieder zu Mary und diese zückte nun eine Münze, die sie nun empor warf und mit ihrer Waffe kurz darauf schoss. Die Münze fiel zu Boden und ich brauchte gar nicht hinzusehen, um zu wissen, dass Mary direkt ins Schwarze getroffen hatte.

Sherlock trat nun aus dem Versteck hervor und beendete den Anruf, ehe er sein Handy wegsteckte. Er warf mir einen kurzen Blick zu und deutete mir an, noch einen kleinen Moment zu warten, als er sich an Mary wandte.

,,Darf ich mal sehen?"

,,Eine Puppe!", brachte sie nun hervor und drehte sich zu ihm um. ,,Na, letzten Endes doch eher ein plumper Trick."

Mary schoss die Münze zu Sherlock und dieser hob sie auf. Und tatsächlich war die Münze durchgeschossen und bewies somit, dass Mary eine hervorragende Schützin war. Und sie war außerdem Beweis genug dafür, dass sie Sherlock nicht hatte töten wollen...sondern absichtlich einen tödlichen Schuss vermieden hatte.

,,Und doch hast du...auf einer Distanz von zwei Metern...nicht tödlich getroffen. Gut genug, um mich ins Krankenhaus zu bringen, aber nicht um mich zu töten. Das war kein Fehlschuss...das war Chirurgie.", sagte Sherlock und Mary sah einen Moment zu Boden, als Sherlock sie vielsagend ansah. ,,Ich übernehme den Fall."

,,Welchen?"

,,Deinen! Wieso hast du dich nicht früher an mich gewandt?", wollte Sherlock wissen und Mary wirkte ein wenig niedergeschlagen.

,,Weil John nie erfahren darf, dass ich ihn angelogen habe. Er würde daran zerbrechen und ich würde ihn für immer verlieren. Und Sherlock...das werde ich niemals zulassen. Bitte, versteh doch...es gibt nichts auf der Welt, was ich nicht tun würde, um das zu verhindern."

Mary war diesbezüglich fest entschlossen und Sherlock sah sie für einen kurzen Moment nur an. Dann sah er zu mir und ich kam schließlich um die Ecke, woraufhin Mary mich ein wenig schockiert ansah.

,,Evelyn!", brachte sie hervor und Sherlock warf ihr lediglich einen vielsagenden Blick zu.

,,Du wirst sicher verstehen, warum ich Evelyn mitgebracht habe. Einerseits war ich mir zwar ziemlich sicher, dass du nicht vorhattest mich zu töten, aber ich wollte trotzdem kein Risiko eingehen. Und es wird Zeit, dass die Wahrheit endlich ans Licht kommt...egal, wie schmerzhaft sie auch sein mag."

,,Was soll das heißen?", fragte Mary unsicher und Sherlock ging zum Lichtschalter, während ich Mary nun ausdruckslos ansah und die Bombe schließlich platzen ließ.

,,Tut uns leid, Mary...aber so plump war der Trick doch nicht."

Sherlock schaltete das Licht ein und Mary wirkte für einen Moment lang zutiefst erschüttert. Denn ihr schien nun schlagartig bewusst zu werden, was wir ihr damit sagen wollten und sie fuhr herum. Dort gab sich John nun zu erkennen und ich konnte nicht mal anhand seines Gesichtsausdrucks sagen, wie er sich gerade wohl fühlte.

,,Und jetzt redet...und klärt das. Und zwar schnell!", sagte Sherlock zu Mary und John, ehe er sich an mich wandte. ,,Baker Street...los!"

                          ***

Kurze Zeit später erreichten wir die Baker Street und begaben uns in die Wohnung von Sherlock. Wir alle hatten auf dem Weg hierher eisern geschwiegen und genau diese Stille beunruhigte mich zutiefst. Denn John hatte zwar ein unglaublich ruhiges Gemüt, aber mir war klar, dass er innerlich sicher brodelte wie ein Vulkan, der nur darauf wartete auszubrechen.
John betrat als Erster die Wohnung, dicht gefolgt von Mary. Sherlock und ich bildeten das Schlusslicht und während ich mich etwas abseits stellte, blieb Sherlock im Türrahmen stehen und Mrs. Hudson kam gerade aus der Küche, als sie uns alle entdeckte.

,,John...Mary.", setzte sie an und ihr Blick fiel nun auf mich. ,,Evelyn...schön, Sie zu sehen."

,,Gleichfalls, Mrs. Hudson!", erwiderte ich und als ihr Blick nun auf Sherlock fiel, sah sie ihn fassungslos an.

,,Oh, Sherlock...großer Gott. Sie sehen furchtbar aus."

,,Holen Sie mir Morphin aus Ihrer Küche. Meins ist alle.", entgegnete Sherlock und Mrs. Hudson war regelrecht empört.

,,Ich habe kein Morphin!"

,,Wozu sind Sie eigentlich genau da, Mrs. Hudson?", fuhr Sherlock sie an und ich hielt ihn zurück.

,,Sherlock, hör auf damit. Bitte! Der Tag ist für uns alle schon schlimm genug."

Gerade wollte er widersprechen, aber mein Blick reichte aus, um ihn zum Schweigen zu bringen. Wir alle waren extrem angespannt und was gleich folgen würde, war schon als Katastrophe vorrangig eingestuft. Da musste nicht auch noch Mrs. Hudson drunter leiden.

,,Was ist denn hier los?", fragte sie schließlich verunsichert und John schaute nur ausdruckslos in die Runde.

,,Verdammt gute Frage!"

,,Die Watsons haben jetzt gleich einen Ehekrach und zwar einen kurzen, hoffe ich. Wir haben nämlich zu tun.", äußerte Sherlock beiläufig und John sah uns alle ernst an.

,,Ich hab 'ne bessere Frage: ist jeder Mensch, dem ich je begegnet bin...ein Psychopath?"

,,Das steht wohl außer Frage.", meinte ich und John sah mich entschuldigend an.

,,Dich habe ich nicht gemeint, Evelyn."

,,Vielleicht nicht, aber glaub mir, John...mich kannst du auch mit auf die Liste setzen.", widersprach ich und nun antwortete Sherlock ziemlich klar und unmissverständlich.

,,Ja! Gut, dass wir das geklärt haben. Dann können wir...", setzte er an, aber John fuhr ihn wütend an.

,,HALT DIE KLAPPE! Und belass es dabei. Denn das hier...ist nicht witzig. Diesmal nicht."

,,Ich habe nicht gesagt, dass es witzig ist.", erwiderte Sherlock, doch da drehte sich John bereits zu seiner Frau um.

,,Du! Was hab ich getan? Mein Leben lang...um...dich zu verdienen?"

Mrs. Hudson sah unsicher auf uns alle und ich war mächtig angespannt. Mary hüllte sich in eisernes Schweigen und ich wusste nicht, ob diese Situation nicht möglicherweise auf dem besten Weg war, um völlig zu eskalieren.

,,Alles!", sagte Sherlock nun und John sah ihn warnend an.

,,Sherlock...ich hatte gesagt: halt die Klappe!"

,,Nein, ich meine es ernst. Alles, was du je getan hast...hast du dafür getan.", pflichtete Sherlock bei, aber John war immer noch kurz davor zu explodieren.

,,Sherlock, noch ein Wort und du wirst kein Morphin mehr brauchen."

,,John!", brachte ich hervor und sah ihn bittend an.

Ich konnte verstehen, dass er unglaublich sauer war und diese Situation hier sollte für Sherlock nun wirklich nicht als Möglichkeit dienen, um fiese Sprüche loszulassen. Nur waren es dieses Mal keine fiesen Sprüche, denn alles was Sherlock sagte, entsprach der Wahrheit. Und so schmerzhaft es auch war...genau dieser Wahrheit mussten wir jetzt alle ins Gesicht sehen.

,,Du bist als Arzt in den Krieg gezogen!", setzte Sherlock an und sah seinen besten Freund nun ernst an. ,,Du bist ein Mann, der es gerade mal einen Monat in seinem Vorort aushält, bevor er losstürmt und in einer Crackhöhle einen Junkie verprügelt. Dein bester Freund ist ein Soziopath, der Verbrechen aufklärt, als Ersatz für den Drogenrausch. Das bin übrigens ich, hallo. Deine beste Freundin, Evelyn wohl gemeint, ist eine furchtlose und rebellische Polizistin, die sich über alles und jeden stellt, um die Wahrheit ans Licht zu bringen und die Hilfe von einem ehemaligen drogensüchtigen Privatdetektiv annimmt, um ihre Fälle aufzuklären. Selbst die Hauswirtin hatte früher ein Drogenkartell.", vollendete Sherlock und deutete vielsagend auf Mrs. Hudson.

,,Es war mein Mann, der das Kartell hatte. Ich war nur Schreibkraft."

,,Und exotische Tänzerin!", entgegnete Sherlock, woraufhin Mrs, Hudson ihn ermahnte.

,,Sherlock Holmes, wenn Sie mich im Internet..."

,,John!", unterbrach Sherlock seine Vermieterin und sah ihn vielsagend an. ,,Du bist süchtig nach einem bestimmten Lebensstil. Du wirst extrem davon angezogen...von gefährlichen Situationen und Menschen, also...ist es wirklich so eine Überraschung, dass die Frau, in die du dich verliebst, genau diesem Muster entspricht?"

Alle Blicke lagen nun auf John und ich musste zugeben, die Worte von Sherlock ergaben einen Sinn. Es war ja nun auch wirklich kein Geheimnis, dass John risikofreudig war und sich furchtlos in die Gefahr stürzte...wie Sherlock und ich es taten. Also waren wir alle Soziopaten, die wohl einen gewissen Kick im Leben brauchten. Sherlock hatte es nur direkt auf den Punkt gebracht und dabei kein Blatt vor dem Mund genommen.

,,Sie sollte doch aber nicht so sein.", brachte John nun hervor und klang unendlich verzweifelt, weshalb ich ihn mitfühlend ansah.

,,Man kann sich nicht aussuchen, in wen man sich verliebt, John."

Ich wagte es nicht, einen Blick in die Richtung von Sherlock zu werfen, aber ich spürte, wie sein Blick für den Bruchteil einer Sekunde auf mir lag, was ich aber ignorierte. Mary sah betreten zu Boden und John sah Sherlock nun regelrecht hilflos an.

,,Wieso ist sie so?"

,,Weil du sie...gewählt hast.", erwiderte Sherlock und John war nun wirklich kurz davor, einen Nervenzusammenbruch zu erleiden.

,,Warum...ist alles...immer...meine Schuld?"

Wütend trat er einen Stuhl von sich und Mrs. Hudson zuckte zusammen, ehe sie das Weite suchte, um die Nachbarn zu besänftigen. John tat mir unendlich leid, aber diese Sache musste aus der Welt geschafft werden...hier und jetzt.

,,John, hör zu...", setzte Sherlock an und ich betete, dass er etwas Einfühlvermögen an den Tag legte. ,,...beruhige dich und antworte mir: was ist sie?"

,,Meine verlogene Frau?!"

,,Nein, was ist sie?", wiederholte Sherlock und ich ahnte, worauf er hinauswollte. ,,In dieser Wohnung...hier und jetzt. Was ist sie?"

Für einen kurzen Moment sah John Mary an und schwieg. Aber dann drehte er sich um und fügte sich dem Unausweichlichen.

,,Okay...wie du willst. Immer, wie du willst.", sagte er und stellte eine Stuhl vor sich hin, ehe er Mary auffordernd ansah. ,,Setz dich!"

,,Warum?", fragte sie, aber John war immer noch wütend.

,,Weil sie immer da sitzen! Die Leute, die mit ihren Geschichten hier herkommen...die Klienten. Und nur das bist du jetzt, Mary: eine Klientin! Du sitzt hier und redest und wir sitzen da und hören zu. Dann entscheiden wir, ob wir dich wollen oder nicht."

Ohne auf eine Antwort von Mary zu warten, nahmen Sherlock und John in den Sesseln Platz. Ich ging zu dem Kamin und lehnte mich mit dem Rücken an ihn, während ich die Arme vor der Brust verschränkte. Schließlich platzierte Mary einen Stick auf den Tisch neben John, der mit den Buchstaben A.G.R.A. beschriftet war.

,,A.G.R.A.", las ich vor und sah Mary irritiert an. ,,Was ist das?"

,,Meine Initialen.", erwiderte sie und es fiel ihr sichtlich schwer, darüber zu reden. ,,Alles über mein früheres Leben ist da drauf. Wenn du mich liebst, lies es nicht, wenn ich dabei bin.", sagte sie an John gewandt und dieser wirkte etwas irritiert.

,,Warum nicht?"

,,Weil du mich danach nicht mehr lieben wirst. Und das will ich nicht mit ansehen."

Mary schien sich da ziemlich sicher zu sein und ich fragte mich, was sie in ihrem früheren Leben gewesen war. Es musste etwas Schlimmes sein, denn sonst könnte es kaum bedeuten, dass John sie nach der Offenbarung nicht mehr lieben würde. John steckte den Stick wortlos ein und Mary wandte sich nun an Sherlock.

,,Wie viel weißt du schon?"

,,Bei deinen Fähigkeiten bist oder warst du, Agentin eines Nachrichtendienstes. Du sprichst zwar akzentfrei, aber du bist vermutlich keine Engländerin. Du bist vor irgendetwas auf der Flucht. Du hast deine Fähigkeiten genutzt, um unterzutauchen. Magnussen kennt dein Geheimnis, deshalb wolltest du ihn töten und du hast dich wohl mit Janine angefreundet, um an ihn ranzukommen.", fasste Sherlock kurz zusammen und verzog vor Schmerzen das Gesicht, während Mary leicht schmunzelte.

,,Ach, das musst du gerade sagen."

Sherlock sagte nichts, aber ich konnte an seinem Gesichtsausdruck erkennen, dass er bezüglich dieser Aussage leicht amüsiert war. Ich sagte nichts, sondern stand nur schweigsam da und John lachte kaum merklich auf.

,,Seht euch nur an. Ihr Zwei hättet heiraten sollen."

,,Für das, was Magnussen über mich hat, würde ich lebenslang ins Gefängnis kommen.", brachte Mary und John warf ihr einen sarkastischen Blick zu.

,,Also...bringst du ihn einfach um."

,,Solche Leute sollte man umbringen. Deshalb gibt es Leute wie mich.", entgegnete sie, aber nun brach ich mein Schweigen.

,,Niemand sollte irgendjemanden vorsätzlich umbringen, Mary. Egal, wie aussichtslos die Situation auch sein mag...es gibt immer eine Lösung zu jedem Problem."

,,Manchmal hat man aber keine Wahl, Evelyn.", widersprach Mary und ich wollte gerade etwas sagen, als John mir zuvor kam.

,,Perfekt! Du warst also...eine Auftragskillerin. Wie konnte ich das übersehen?"

,,Du hast es gesehen!", sagte Mary und sah John vielsagend an. ,,Und du hast mich geheiratet. Weißt du, er hat nämlich Recht.", meinte Mary und deutete auf Sherlock. ,,Es gefällt dir!"

John schwieg und ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. Nur musste ich Mary und Sherlock da zustimmen und auch, wenn John es jetzt noch nicht einsah...irgendwann konnte er diese Tatsache nicht mehr leugnen. Sherlock, der das Geschehen bis eben beobachtet hatte, sah Mary nun nachdenklich an und brach sein Schweigen ebenfalls.

,,Also, Mary...alle Dokumente, die Magnussen hat und dich betreffen, willst du. Die willst du wieder zurückhaben."

,,Warum solltest du mir helfen?", fragte sie misstrauisch und Sherlock zuckte ein wenig mit den Schultern.

,,Weil...du mir das Leben gerettet hast."

,,Wie...wie bitte? Was?", platzte es verdutzt aus John heraus und auch ich war nun irritiert.

,,Was meinst du damit, Sherlock?"

,,Als ich dich mit Magnussen sah...hattest du ein Problem.", setzte Sherlock an und ich konnte ihm ansehen, dass er große Schmerzen hatte. ,,Genauer gesagt, du hattest einen Zeugen. Natürlich eine einfache Lösung...uns beide töten und gehen. Aber du hast dich von Gefühlen überwältigen lassen. Ein präzise berechneter Schuss, um mich außer Gefecht zu setzen. In der Hoffnung, dass dir das mehr Zeit verschafft, um mein Schweigen auszuhandeln. Magnussen konntest du jetzt nicht mehr erschießen. Sonst würde an dem Abend, an dem wir Drei dort eingebrochen waren, dein eigener Mann zum Verdächtigen werden. Also...spekuliertest du darauf, dass Magnussen eher die Tatsache, dass du beteiligt warst benutzt, als diese Information mit der Polizei zu teilen. Ganz nach seinem Geschäftsmodell! Dann gingst du so, wie du gekommen warst. Hab ich was ausgelassen?"

,,Wie hat sie dir das Leben gerettet?", hakte John nach und Sherlock sah ihn vielsagend an.

,,Sie hat den Notarzt gerufen."

,,Den hab ich gerufen, als ich dich gefunden habe.", meinte ich, aber Sherlock schüttelte den Kopf.

,,Sie hat es vor dir gemacht. Du hast mich 5 Minuten später gefunden. Zu spät...das hätte ich nicht überlebt. Die durchschnittliche Ankunftszeit für einen Rettungswagen in London ist,", Sherlock warf einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr. ,,8 Minuten!"

Kaum, dass Sherlock die Worte ausgesprochen hatte, platzten zwei Notärzte in das Wohnzimmer und brachten John, Mary und mich völlig aus dem Konzept. Sherlock hingegen, schien die Sanitäter erwartet zu haben und erst jetzt sah ich, dass sich aufgrund seiner Schmerzen Schweißperlen auf seiner Stirn gebildet hatten und er sah die beiden Sanitäter erschöpft an.

,,Haben Sie Morphin dabei? Ich hatte darum gebeten."

,,Uns wurde was von einer Schießerei gesagt.", brachte ein Notarzt hervor und Sherlock nickte schwach.

,,Gab es...gestern. Ich glaube, ich habe innere Blutungen und mein Puls ist unregelmäßig. Sie müssen mich unterwegs eventuell reanimieren."

Sherlock machte Anstalten aufzustehen, weshalb ich ihm half, aber kaum, dass er auf den Beinen war, brach er plötzlich zusammen und zog mich fast mit zu Boden, während ich ihn erschüttert ansah.

,,Sherlock!"

Er legte sich gerade noch auf den Rücken und zog mich etwas zu sich heran, ehe er mich eindringlich ansah.

,,Evelyn! Magnussen ist alles was jetzt zählt. Ihr könnt Mary vertrauen...sie hat mir das Leben gerettet."

,,Sie hat auf dich geschossen!", wandte ich ein und Sherlock zögerte kurz, ehe er kaum merklich nickte.

,,Widersprüchlich, das gestehe ich..."

Er brach ab, denn die Schmerzen schienen schlimmer zu werden. Ich machte den Notärzten Platz und diese machten sich sofort daran, Sherlock zu versorgen und schließlich trugen sie ihn auf einer Trage aus der Wohnung, ehe sie ihn direkt ins Krankenhaus einlieferten. John, Mary und ich blieben zurück und es lag eine unangenehme Stille im Raum, die aber auch nicht allzu überraschend war.

,,Was machen wir jetzt?", brachte Mary hervor und ich starrte immer noch auf die geöffnete Tür.

,,Wir hoffen, dass Sherlock überlebt!"

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