Von Glücksbringern und Traditionen

Von Glücksbringern und Traditionen

Evelyn PoV

,,Evelyn, du musst still halten. Sonst kriege ich den Reißverschluss niemals zu.", sagte Alicia und machte sich weiter an meinem Rücken zu schaffen, während ich mich bemühte, so ruhig wie möglich zu atmen.

,,Es tut mir leid. Es ist nur...ich glaube, ich war noch nie so aufgeregt wie heute."

,,Kein Wunder! Für gewöhnlich heiratet man ja auch nur einmal im Leben."

Annabelle stand vor mir und grinste ein wenig, während sie mich vielsagend musterte und ziemlich zufrieden wirkte. Ich selbst, war das reinste Nervenbündel und hatte das Gefühl, dass mein Herz jeden Augenblick explodieren würde.

Heute war es soweit- Sherlock und ich würden heiraten! Vor 4 Wochen hatte er mir auf seine ganze eigene Art und Weise einen Antrag gemacht und heute würden wir wahrhaftig Mann und Frau werden. Dabei hatte ich bei unserer ersten Begegnung damals niemals geglaubt, dass wir uns eines Tages gut verstehen könnten und hätte man mir damals gesagt, dass ich ihn eines Tages heiraten würde, dann hätte ich denjenigen sicher für verrückt erklärt.

,,So, das hätten wir.", sagte Alicia schließlich und trat vor mich, während sie noch einen letzten Blick auf mein Kleid warf und dann sichtlich zufrieden wirkte, denn ihr glitt ein Lächeln über das Gesicht. ,,Evie...du siehst fantastisch aus."

Ich sah an mir herunter und konnte kaum glauben, dass ich gerade wirklich in einem Brautkleid in der Wohnung der Baker Street stand. Sherlock war ja gestern schon von Alicia aus der Wohnung verbannt worden, sodass er bei John übernachtet hatte, denn Annabelle hatte uns an alte Traditionen erinnert, die unter allen Umständen gewahrt werden mussten.
Das war zumindest die Ansicht meiner Cousine und auch meine beste Freundin hatte sie damit auf ihre Seite gezogen. Ich selbst hatte ja noch nie viel von solchen Dingen gehalten, denn ich fragte mich wirklich, was es bringen sollte, das Brautpaar vor der Hochzeit zu trennen, wenn es danach ohnehin sein ganzes Leben miteinander verbringen würde.
Und dies schien bedauerlicherweise nicht die letzte Hürde gewesen zu sein, vor die Annabelle mich stellte, denn auf einmal schaute sie vielsagend in die Runde und stellte ihr Sektglas beiseite.

,,Oh, wartet! Evie, du brauchst noch die vier Glücksbringer.", warf sie aus und ich starrte sie perplex an.

,,Glücksbringer?"

,,Na, du weißt schon...was Altes, Neues, Blaues und Geliehenes.", rief sie mir ins Gedächtnis und ich stöhnte auf.

,,Annabelle, das ist doch hoffentlich nicht dein Ernst."

,,Natürlich! Du weißt doch, was meine Mutter immer gesagt hat: Aberglaube ist der sicherste Glaube überhaupt! Du musst nur darauf vertrauen und darfst niemals die Regeln brechen.", zitierte Annabelle Tante Maggie und Alicia ermutigte sie auch noch.

,,Sehr poetisch!"

,,Annabelle, das mag ja sein, aber ich glaube nicht an diesen Unfug und Sherlock sicher erst recht nicht.", versuchte ich die Situation noch zu retten, aber da hatte ich die Rechnung ohne Annabelle gemacht.

,,Keine Widerrede! Ihr beide zieht die Gefahr magisch an...da könnt ihr erst recht Glück gebrauchen. Ob ihr jetzt daran glaubt oder nicht...wir werden hier keine Traditionen brechen. Ich bin gleich wieder da."

Sie verschwand im Flur und ich sah ihr fassungslos nach. Zwar war Annabelle nicht so verrückt wie ihre Mutter es gewesen war, aber mit ihren Traditionen und Hochzeitsbräuchen trieb sie mich regelrecht in den Wahnsinn. Alicia schien zu merken, dass ich diesbezüglich nicht begeistert war, denn sie tätschelte mir die Schulter.

,,Lass ihr die Freude, Evelyn. Das ist ihre Art dir zu zeigen, wie sehr sie sich für dich freut."

,,Ich freue mich ja auch, aber ich weiß nicht, was das alles bringen soll.", brummte ich und Alicia grinste.

,,Eigentlich glaube ich auch nicht daran, aber so macht man das eben, wenn man heiratet. Und wichtig ist doch nur, dass du und Sherlock heute heiraten werdet."

Diese Tatsache zauberte mir wieder ein Lächeln ins Gesicht und ich war heute so unendlich glücklich, dass es mich fast überwältigte. Und ich freute mich bereits auf den Moment, wenn ich Sherlock am Altar antreffen und endlich seine Frau werden würde.
Fast wie von selbst fiel mein Blick nun in den großen Spiegel, den Alicia gestern Abend schon aufgestellt hatte, um sich für Frisur und Make-up eine Hilfestellung zu verschaffen. Und beides hatte sie wirklich toll hinbekommen. Ich war nur dezent geschminkt, was ich ihr extra so aufgetragen hatte und auch meine Haare hatte meine beste Freundin zu einer einfachen, aber dennoch schönen Frisur gemacht. Sie hatte meine dunklen Haare zu Locken gedreht und die vordersten Strähnen hochgesteckt, während der Rest mir locker über die Schultern fiel.
Das Kleid war ebenfalls schlicht, aber ich hatte gleich beim ersten Anblick gewusst, dass dies genau das Richtige für mich war. Es reichte bis zum Boden und die Ärmel bestanden aus einer schönen Spitze. Beim Anblick meines Spiegelbilds wurde ich wieder ganz nervös vor Aufregung und sah Alicia überwältigt an.

,,Alicia...ich glaube, ich werde in Ohnmacht fallen.", brachte ich hervor und meine beste Freundin verdrehte die Augen.

,,Evelyn, das ist eine Hochzeit und keine Hinrichtung. Es wird alles gut werden und deine Aufregung wird sich schon legen."

,,Und wenn Sherlock es sich im letzten Moment noch anders überlegt?", äußerte ich, aber nun umfasste Alicia meine Schultern und warf mir einen eindringlichen Blick zu.

,,Jetzt hör mir gut zu, Evelyn: Sherlock liebt dich! Er würde alles für dich tun und durch dich hat er sich überhaupt erst so verändert. Ihr seid gemeinsam durch die Hölle gegangen und würdet alles tun, um euch gegenseitig zu beschützen. Ihr beide gehört zusammen und Sherlock wird dich mit Sicherheit nicht am Altar stehen lassen."

Ihre Worte beruhigten mich etwas und ich nickte schließlich zustimmend. Alicia hatte Recht! Sherlock und ich hatten so viel zusammen durchgemacht, da schien es wirklich irgendwie Schicksal zu sein, dass wir jetzt zusammengefunden hatten. Und ich wusste, solange wir nur zusammen waren, würden wir alles schaffen können. Ganz egal, was auch noch kommen mochte.

,,Ich wünschte, meine Eltern wären hier.", sagte ich nun und ich spürte seit langem wieder die Trauer, die ich tief in mir begraben hatte. ,,Sie fehlen mir."

,,Sie wären sicher sehr stolz auf dich, Evie."

,,Es wäre so schön, wenn sie heut hier sein könnten. Vor allem hätte mich interessiert, wie sie sich mit Sherlock verstanden hätten.", pflichtete ich bei und Alicia schmunzelte.

,,Oh, ja! Das wäre sicher ein spannendes Erlebnis geworden. Deine Mutter hätte ihn sicher gleich ins Herz geschlossen, aber dein Vater hätte Sherlock bestimmt erstmal in die Mangel genommen und bis auf die letzte Zelle geprüft."

,,Ja, das hätte ihm ähnlich gesehen.", stimmte ich zu, als nun auch Annabelle wieder zur Tür hereingeschneit kam.

,,So, da bin ich wieder. Also, kommen wir zu den Glücksbringern. Etwas Neues, Evelyn...das hast du ja schon: dein Kleid! Dann habe ich hier etwas Altes für dich. Aber vorher eine Frage: erinnerst du dich noch daran, als meine Mutter sich damals um den Nachlass deiner Eltern gekümmert hat?"

,,Ja!", erwiderte ich und schüttelte leicht den Kopf. ,,Sie hat dem Notar gedroht, ihn mit einem Voodoo-Fluch zu belegen, sollte er irgendwelche Dinge Vincent zusprechen."

,,Ganz genau. Das hier gehörte auch deiner Mutter und Mum hat mal gesagt, dass sie gewollt hat, dass du es bekommst, solltest du einmal heiraten."

Annabelle reichte mir ein Kästchen und ich öffnete es. Was ich darin sah, machte mich für einen kurzen Moment sprachlos und ich holte schließlich ein silbernes schlichtes Collier hervor, ehe ich Annabelle überwältigt ansah.

,,Annabelle...das ist...wunderschön. Woher hast du...", setzte ich an und sie lächelte leicht.

,,Naja, ich wusste, wo Mum die Sachen deiner Eltern verstaut hat. Zumindest das, was davon noch übrig war. Und ich wusste, dass irgendwo dieses Collier sein musste. Ich wollte es dir ja schon damals geben, als ich zu deinem Geburtstag hier war, aber Mum sagte, es wäre noch nicht der richtige Zeitpunkt dafür."

,,Moment...warum wolltest du es mir damals schon geben? Ich meine, du kanntest Sherlock zu diesem Zeitpunkt doch noch gar nicht und als du ihn kennengelernt hast, waren wir noch gar nicht zusammen.", äußerte ich perplex und nun grinste Annabelle.

,,Mum hatte nicht nur schlechte Visionen von deiner Zukunft, Evie. Sie hatte auch eine...sehr Schöne und nun ja...du kannst dir jetzt sicher denken, was für Eine."

Sprachlos starrte ich Annabelle an und wusste gar nicht, was ich sagen sollte. Alicia grinste verschlagen, ehe sie mir das Collier abnahm und es mir kurzer Hand um den Hals legte und verschloss. Dann zog sie etwas aus der Hosentasche und warf mir einen vielsagenden Blick zu.

,,Und die Halskette passt perfekt zu...dem hier."

,,Das Armband, was mir Sherlock damals zum Geburtstag geschenkt hat.", brachte ich hervor und Annabelle lachte ein wenig.

,,Oh, ja! Ich erinnere mich noch so gut daran. Dein Blick war wirklich sehenswert, als du es ausgepackt hast."

,,Naja, damals hatte ich ja auch noch nicht angenommen, dass Sherlock so persönliche Geschenke machen kann. Oder besser gesagtich habe überhaupt nicht mit einem Geschenk von ihm gerechnet.", gab ich zurück und Annabelle zuckte mit den Schultern.

,,Tja, manche Menschen überraschen Einen immer wieder."

Ich schmunzelte und Alicia übergab mir mit einem Mal ein paar Ohrringe, die ihr selbst gehörten. Sie wollte mir diese als den geliehenen Glücksbringer überlassen und ich steckte sie mir an, als Annabelle mit einem Mal heimtückisch grinste und mir schwebte nichts Gutes vor, was sich auch bestätigte, als meine Cousine doch allen Ernstes ein blaues Strumpfband hervorzog.

,,Tada!", rief sie aus und ich warf ihr einen entgeisterten Blick zu.

,,Auf gar keinen Fall, ziehe ich DAS an."

,,Oh, doch...das wirst du.", kam es von Alicia und Annabelle ging etwas auf die Knie, ehe sie vielsagend auf mein rechtes Bein deutete.

,,Darf ich bitten, Mrs. Holmes?"

,,Noch heiße ich Headley!", rief ich ihr ins Gedächtnis und seufzte, ehe ich mein Kleid etwas anhob und Annabelle mir das blaue Strumpfband über das Bein zog und grinste, nachdem sie sich wieder aufgerichtet hatte.

,,So, das hätten wir. Jetzt kann nichts mehr schiefgehen."

,,Glaub mir...dafür werde ich mich revanchieren.", entgegnete ich und Annabelle sah mich herausfordernd an.

,,Darauf zähle ich, Cousinchen."

Das Klingeln der Haustür erlöste mich aus dieser Konversation und Annabelle eilte bereits ins Treppenhaus. Es musste ohne Zweifel mein Partner Greg sein und Alicia sah mich vielsagend an.

,,Pünktlich auf die Minute. Einen besseren Brautführer hättest du dir nicht aussuchen können.", sagte sie anerkennend und ich zuckte mit den Schultern.

,,Greg mag ja vieles sein, aber unpünktlich ganz bestimmt nicht."

Da meine Eltern und somit auch mein Vater ja heute nicht hier sein konnten, hatte ich Greg kurz nach meiner Verlobung gebeten, mein Brautführer zu sein. Und er hatte sofort zugestimmt, nachdem er vor der gesamten Belegschaft des Scotland Yards in Tränen ausgebrochen war. Und ich war froh, dass er zugestimmt hatte, denn Greg gehörte immerhin inzwischen genauso zur Familie, wie alle anderen auch.
Alicia lächelte, als mit einem Mal ihr Handy klingelte und sie sich entfernte. In dem Moment kehrte Annabelle mit Greg, der in einem grauen Anzug steckte, zurück und mein Partner starrte mich mit großen Augen an.

,,Wow! Evelyn...du siehst...umwerfend aus.", brachte er hervor und ich ließ wieder meinen Sarkasmus spielen.

,,Ich hoffe nicht zu sehr. Nicht, dass Sherlock noch in Ohnmacht fällt."

,,Ähm...diese Gefahr besteht durchaus.", antwortete Greg, kassierte aber augenblicklich einen Hieb von Annabelles Ellbogen. ,,Ey!"

,,Sie ist auch so schon das reinste Nervenbündel, Greg. Du musst ihr nicht noch zusätzlich Panik verschaffen."

,,Tut mir leid.", entschuldigte Greg sich sofort, als Alicia zu uns zurückkam und ihr besorgter Blick versetzte mich augenblicklich in Alarmbereitschaft.

,,Was ist denn los?", fragte ich und Alicia sah mich vielsagend an.

,,Das war John."

,,Gibt es ein Problem?", wollte nun auch Annabelle wissen und nun schaute Alicia etwas zerknirscht in die Runde.

,,Ähm...kann man so sagen."

,,Oh, nein...bitte kein Problem!", platzte es sofort aus mir heraus, aber Greg versuchte sofort, mich zu beruhigen.

,,Sicher keins, was wir nicht lösen könnten. Also, Alicia...was ist los?"

,,Also, es ist so...euer Standesbeamter...nun ja, der fällt aus.", erklärte meine beste Freundin und mir entgleisten alle Gesichtszüge.

,,Wie bitte?"

,,Ja, der hat irgendeinen Notfall...keine Ahnung. Auf jeden Fall kann er eure Trauung nicht durchführen.", sagte Alicia und Annabelle stöhnte auf.

,,Na, großartig! Und was jetzt? Die Hochzeit kann doch nicht einfach ausfallen."

,,Das darf doch nicht wahr sein."

Ich hatte das Gefühl, jeden Augenblick kurz vor einem Nervenzusammenbruch zu stehen, weshalb Greg an meine Seite eilte und natürlich sofort versuchte, dies zu verhindern. Aber Alicia sah mich nun vielsagend an und hob beschwichtigend ihre Arme.

,,Beruhige dich, Evelyn. John hat gesagt, dass Sherlock das Problem schon gelöst hat. Er hat Ersatz für den Standesbeamten gefunden."

,,Echt? So schnell? Wow, das nenne ich mal echten Einsatz. Na, dann kann doch nichts mehr schiefgehen.", äußerte Annabelle, aber Alicia sah sie mit gemischten Gefühlen an.

,,Da wäre ich mir nicht so sicher."

,,Was soll das denn bitte heißen?", kam es von mir und ich wartete bereits auf die nächste Hiobsbotschaft, als Alicia nach kurzem Zögern endlich mit der Antwort rausrückte.

,,Naja...der Ersatz-Standesbeamte, der eure Trauung durchführt...das ist Mycroft!"

Perplex starrte ich meine beste Freundin an und konnte kaum glauben, was sie mir da gerade gesagt hatte. Sherlock hatte Mycroft doch schon ziemlich bearbeiten müssen, damit der überhaupt zur Hochzeit kam und jetzt sollte ausgerechnet er derjenige sein, der Sherlock und mich verheiraten sollte?

,,Moment mal...Mycroft führt die Trauung von Sherlock und Evelyn durch?", brachte Annabelle hervor und grinste. ,,Oh, das wird gut.", fügte sie voller Vorfreude hinzu, aber ich starrte Alicia entgeistert an.

,,Mycroft? Du willst mir allen Ernstes erzählen, dass Mycroft Sherlock und mich verheiraten soll?"

,,Naja, Sherlock hat ihn wohl mit den passenden Argumenten überredet, obwohl ich glaube, dass John die Argumente als Drohungen bezeichnet hat, aber egal. Außerdem ist Mycroft wohl der Einzige der Anwesenden, der eine Lizenz hat, also...", meinte Alicia und ich vollendete ihren Satz.

,,Ist er der Einzige, der einspringen kann."

,,Naja, Mycroft ist immerhin die Regierung in Person...da ist es nur naheliegend, dass er auch eine Lizenz hat, um Eheschließungen durchzuführen.", pflichtete meine Cousine bei und Greg stimmte ihr zu.

,,Dann ist es auf jeden Fall wirklich eine Holmes- Hochzeit."

,,Und Sherlock glaubt daran, dass Mycroft...das schafft, ja? Ich meine, wir sprechen hier von einer Hochzeit und nicht von einem Nationalverbrechen, obwohl Mycroft das sicher so bezeichnen würde.", brachte ich hervor und war mehr als skeptisch, aber Alicia winkte ab.

,,Evelyn, es wird alles gut. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sherlock seinen Bruder nicht als Ersatz angeheuert hätte, wenn er nicht glauben würde, dass Mycroft das schafft. Außerdem wissen wir ja doch alle, wie nachtragend Sherlock sein kann. Mycroft wird es sich also zweimal überlegen, ob er eure Hochzeit durch eine miese Trauung ruiniert. Sie wird halt nur nicht so...romantisch. Sondern vielmehr..."

,,Holmes gerecht.", beendete ich ihren Satz und Annabelle zuckte mit den Schultern.

,,Naja, sieh es doch mal so: eure Hochzeit wird somit auf jeden Fall unvergesslich werden!"

,,Oh, ja...Mycroft Holmes als mein persönlicher Standesbeamter ist auch das, wovon ich mein Leben lang geträumt habe.", widersprach ich im Sarkasmus und Greg warf einen Blick auf die Armbanduhr.

,,Auf jeden Fall sollten wir jetzt los, wenn wir pünktlich sein wollen. Sonst beginnt die Hochzeit noch ohne uns."

,,Bitte! Wie sollen sie denn ohne Evelyn anfangen?", meinte Alicia, aber ich sah sie vielsagend an.

,,Ich bin mir sicher, Mycroft würde schon jemanden finden, den er verheiraten kann."

,,Greg hat Recht! Wir müssen los.", sagte Annabelle und wirkte auf einmal richtig euphorisch. ,,Oh, ich kann es kaum erwarten."

,,Du bist ja fast schon aufgeregter als ich selbst.", meinte ich und Annabelle sah mich regelrecht fanatisch an.

,,Hallo? Mycroft als Möchtegern-Standesbeamter bei der legendärsten Hochzeit des Jahres? Davon will ich keinen einzigen Augenblick verpassen!"

Schon war meine Cousine Richtung Treppenhaus verschwunden und Alicia folgte ihr mit einem amüsierten Grinsen im Gesicht. Ich sah den beiden nach und wusste nicht so recht, wie ich die neueste Entwicklung betrachten sollte. Greg schien meine Sorge zu merken, denn er tätschelte mir die Schulter und warf mir einen zuversichtlichen Blick zu.

,,Alles wird gut, Evelyn. Das wird sicher eine tolle Hochzeit werden.", sagte er, aber ich war von Mycroft als Standesbeamter nicht wirklich überzeugt.

,,Vielleicht. Aber inzwischen glaube ich, dass Sherlock mit seinem Vorschlag gar nicht mal so falsch lag."

,,Was für ein Vorschlag?", hakte Greg irritiert nach und ich ergriff meinen Brautstrauß, während ich ihn vielsagend ansah und mich darauf einstellte, mich ins Gefecht zu stürzen.

,,Dass er und ich hätten durchbrennen sollen."

Ich ging ins Treppenhaus und erinnerte mich an dieses Thema. Nachdem Sherlock und ich unseren Freunden offenbart hatten, dass wir heiraten wollten, waren die natürlich völlig aus dem Häuschen gewesen und Alicia hatte sich gemeinsam mit John und Mrs. Hudson sofort in die Vorbereitungen gestürzt. Und in der Rolle als selbsternannte Weddingplaner, waren unsere Freunde so dermaßen aufgegangen, dass Sherlock mir mehrmals ans Herz gelegt hatte, dass wir einfach durchbrennen und alleine heiraten sollten. Zwar hatte mir der Gedanke schon gefallen, aber ich hatte dann als Gegenargument vorgebracht, dass wir beide schon einmal jeweils unseren Tod vorgetäuscht und unseren Freunden damit schon genug zugemutet hatten, wodurch das Thema schließlich vom Tisch gewesen war.

Und nun schickte mir das Schicksal als Gegenleistung meinen zukünftigen Schwager als Standesbeamten. Tja, das hatte man nun davon, wenn man sich mit Sherlock Holmes verlobte: man bekam eine Hochzeit, die sicher allen auf Ewigkeiten im Gedächtnis bleiben würde, noch bevor sie überhaupt richtig angefangen hatte.

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