Überraschender Besuch
Überraschender Besuch
Als ich zu Hause ankam, wartete Alicia bereits auf mich. Ich hatte meine Vermieterin gebeten, ihr aufzuschließen und zum Glück hatte sie keine Fragen diesbezüglich gestellt. Alicia wirkte ziemlich angespannt, aber damit war sie nicht allein und ich sah sie erwartungsvoll an.
,,Und, konntest du etwas finden?", fragte ich sie, aber Alicia schüttelte den Kopf.
,,Nein! Nichts, was unseren Verdacht bestätigen würde. Aber beruhigen tut mich das trotzdem nicht."
,,Was ist mit den anderen? Haben sie viele Fragen gestellt?", hakte ich nach, doch Alicia schüttelte den Kopf.
,,Nicht wirklich. Dein Partner hat die Pathologie nicht betreten und nur auf meinen Bericht gewartet. John Watson hat sich zwar wohl für meine Arbeit interessiert, aber er war nicht misstrauisch. Allerdings hat sich Sherlock Holmes gleich verabschiedet. Er wollte wohl zurück nach Hause, um zu...denken."
Alicia schien das etwas zu verwundern, aber ich stöhnte nur innerlich auf. Dass Sherlock gleich in die Baker Street zurückgekehrt war, das konnte nur bedeuten, dass ich seine Zweifel vorhin ganz und gar nicht ausgelöscht hatte. Und nun schien er wohl schon Theorien auszubrüten, die mein Verhalten erklären sollten. Ich konnte nur hoffen, dass er sich nicht zu sehr damit beschäftigte.
,,Na, toll! Das hatte ich befürchtet. Genau deswegen habe ich nichts gesagt, weil Sherlock sich sonst gleich in diese Sache stürzt und unüberlegt handelt.", brachte ich hervor und Alicia sah mich besorgt an.
,,Er hat vorhin aber wirklich ziemlich besorgt gewirkt, Evelyn. Ich habe euer Gespräch beobachtet und es schien ihm überhaupt nicht gefallen zu haben, dass du so überstürzt gegangen bist. Wo bist du überhaupt gewesen?"
,,Ich habe nur etwas überprüft.", sagte ich und seufzte. ,,Ich war auf dem anderen Revier von London und habe mich erkundigt, ob die dort schon einmal einen derartigen Fall bearbeitet haben. Aber leider Fehlanzeige."
Alicia nickte verständlich und auch ich fühlte mich deprimiert, weil wir somit keinerlei Anhaltspunkte hatten. Der Blick von Alicia fiel auf ein Foto, wo Ezra und ich zusammen abgebildet waren und sie warf mir einen vielsagenden Blick zu.
,,Also, du und Ezra...ihr wollt wirklich heiraten?"
,,Ja! In zwei Monaten haben wir den Termin. Und du bist natürlich herzlich eingeladen.", erwiderte ich und war froh, dass wir über angenehmere Dinge sprachen, aber Alicia winkte ab.
,,Vielen Dank, aber...es wird nicht funktionieren."
,,Wieso? Hast du schon etwas anderes vor?", fragte ich amüsiert, aber sie sah mich nun ernst an.
,,Nein, das ist es nicht. Ich meinte eure Ehe...das wird nicht funktionieren."
,,Ach, wirklich?", brachte ich hervor und verschränkte die Arme vor der Brust, um sie prüfend zu mustern. ,,Und was bringt dich zu dieser...äußerst skurrilen Erkenntnis?"
Ich sah Alicia abwartend an und diese schien mit ihrer Antwort zu hadern. Aber nun hatte sie es angesprochen und nun erwartete ich auch eine Erklärung von ihr. Doch diese verwirrte mich nur noch mehr, als ihre Aussage.
,,Naja...du bist Polizistin, Evelyn."
,,Was hat das denn damit zu tun?"
,,Du klärst Mordfälle und Verbrechen auf und was ist Ezra noch gleich? Informatiker?", entgegnete sie und ich sah sie perplex an.
,,Seiner Familie gehören mehrere Firmen mit verschiedenen Technikbereichen von denen er Juniorchef ist."
,,Siehst du!", erwiderte sie und warf mir einen vielsagenden Blick zu. ,,Ein Faktor, was das Todesurteil für eure momentan noch harmonische Beziehung sein wird. Evelyn, ich kenne dich...mitunter wohl so ziemlich am besten und ich weiß, wie du tickst. Du bist tough, mutig und ziemlich scharfsinnig. Aber du neigst auch dazu, sehr risikofreudig zu sein und du ziehst die Gefahren magisch an. Ich sage nicht, dass Ezra das vielleicht nicht an dir mag, aber er ist das komplette Gegenteil. Sagen wir einfach...du bist das pure Abenteuer und dagegen ist er...die Langeweile in Person. Ihr passt einfach nicht zusammen und außerdem glaube ich, dass du dir selbst etwas vormachst. Ezra ist ganz offensichtlich nicht der Richtige für dich...Sherlock Holmes hingegen..."
,,Hör bloß auf damit!", unterbrach ich sie harsch und starrte sie ungläubig an, denn Alicia hatte offenbar auch noch den Verstand verloren. ,,Willst du etwa sagen, dass Sherlock Holmes und ich besser zusammenpassen, weil wir beide Verbrechen aufklären und uns schon mal im Visier des Todes befanden?"
,,Unter anderem Aber hauptsächlich, weil ihr beide euch unglaublich ähnlich seid und ich habe euch vorhin beobachtet. Der wohl wichtigste Faktor ist also der, dass ihr beide insgeheim Gefühle füreinander hegt, aber es nicht zugeben wollt. Weder anderen gegenüber...noch euch selbst. Und versuche ja nicht, es zu leugnen, denn was ich sehe ist eine Tatsache."
,,Vielen Dank für diese Analyse, Detective Baker! Jetzt bist du völlig übergeschnappt. Du klingst schon genau wie John.", brachte ich genervt hervor und nun horchte sie auf.
,,Ach, dann hat er die Wahrheit also auch schon erkannt. Wie gut, dass ich nicht die Einzige bin."
,,Was ihr beide für die Wahrheit haltet...ist nur eure wünschenswerte Illusion von der Realität und nichts weiter.", widersprach ich, aber Alicia wusste genau, wie sie das Gegenteil bewirken konnte.
,,Muss Überwindung kosten, sich das selbst einzureden. Aber anscheinend hilft es dir wirklich, die eigentliche Wahrheit zu verdrängen."
,,Welche Wahrheit, Alicia?", platzte es aus mir heraus und sie zuckte nur mit den Schultern.
,,Du liebst Sherlock Holmes!"
,,Na, und wenn schon, ich...", setzte ich an, aber als ich ihren triumphierenden Blick bemerkte, wurde mir erst klar, was ich da gerade ausgesprochen hatte.
Wieso? Wieso schaffte es meine beste Freundin immer nur, mich so dermaßen mit Fragen und Aussagen zu verunsichern, dass ich am Ende genau das aussprach, was ich um jeden Preis vermeiden wollte? Alicia schien das sehr zu gefallen, denn sie grinste und sah mich vielsagend an.
,,Aha...wir können ja doch die Wahrheit erkennen, Miss Headley.", sagte sie und ich warf ihr einen wütenden Blick zu.
,,Ich hasse dich!"
,,Weil du mir nichts vormachen kannst?"
,,Nein, weil du mir mit deiner Fragerei auf die Nerven gehst.", entgegnete ich, aber sie grinste nur weiter.
,,Das war es doch wert. Immerhin hast du es dir selbst eingestanden."
,,Das ist unwichtig. Es ändert nichts an der Tatsache, dass aus Sherlock und mir niemals etwas werden könnte.", widersprach ich und nun hob sie eine Augenbraue.
,,Warum nicht? Weil du mit Ezra verlobt bist? Eine Beziehung kann man beenden, Evelyn und mit Sherlock müsstest du nur reden. Also, wo liegt das Problem?"
,,Weil Sherlock mit Gefühlen nicht wirklich was anfangen kann und weil..."
Ich brach ab und wandte mich von Alicia ab. Meine Antwort brachte ich einfach nicht über mich, denn sie verletzte mich selbst zu tief, aber natürlich wusste Alicia auch so, was ich ihr versuchte zu sagen.
,,Du ihn beschützen willst!", schlussfolgerte sie und als ich ihr nicht widersprach, lag ein mitfühlender Unterton in ihrer Stimme. ,,Verstehe! Du liebst ihn so sehr, dass du dich lieber entscheidest ohne ihn zu leben, als..."
Alicia beendete ihren Satz nicht, aber ich verstand sie auch ohne Worte. Und sie hatte vollkommen Recht, denn jedes einzelne Wort stimmte. Und dass ich mir das selbst nun eingestand, dass trieb mir die Tränen in die Augen und ich sah sie niedergeschlagen an.
,,Können wir bitte von etwas anderem reden?"
,,Ja, das könnten wir.", sagte sie, aber sie sah mich vielsagend an. ,,Aber das wird das Problem nicht lösen, Evelyn. Und wenn du wirklich so für Sherlock empfindest...dann solltest du das Ezra sagen. Denn es wäre ihm gegenüber sonst nicht fair."
,,Ja, du hast Recht!", erwiderte ich und mir liefen weiter Tränen über die Wangen. ,,Er hat so viel für mich getan und es wäre nicht richtig, ihn unter diesen Umständen zu heiraten."
Alicia legte mir eine Hand auf die Schulter und ich wischte mir die Tränen weg. Es machte mich unendlich traurig, aber es stand außer Frage, dass es die beste Lösung für das Problem war. Und Alicia sah mich nun zuversichtlich an, während sie mich versuchte aufzumuntern.
,,Vielleicht wäre es doch keine schlechte Idee, England zu verlassen. Dann wärst du in Sicherheit und die anderen wären es auch.", sagte sie und ich schluckte, nickte aber zustimmend.
,,Ja...vielleicht wäre es wirklich das Beste."
Das Klopfen an meiner Haustür ließ uns beide zusammenzucken und Alicia sah mich irritiert an. Ich ignorierte ihren Blick und ging zur Tür, die ich öffnete und prompt marschierte Sherlock zusammen mit John in meine Wohnung.
,,Wir haben Neuigkeiten!", warf er aus und John sah mich entschuldigend an.
,,Tut mir leid, Evelyn...aber er war nicht zu bremsen."
,,Wieso überrascht mich das nur nicht?", meinte ich und schloss die Tür hinter ihnen, ehe ich den beiden ins Wohnzimmer folgte. ,,Und was für Neuigkeiten wären das, Sherlock?"
Alicia schien genauso verdattert zu sein, denn sie sah Sherlock perplex an. Der wirkte mal wieder hochkonzentriert und zuerst befürchtete ich, dass er das vorherige Thema wieder aufrollen würde, aber dies schien glücklicherweise nicht der Fall zu sein.
,,Unser Opfer, Lucinda von Canterville wohl gemerkt, war von höherem Rang und wollte morgen Abend an einem Maskenball teilnehmen. Ohne Zweifel hatte sie dort eine Verabredung, die von unsagbarer Bedeutung ist. Dort werden wir die Antworten finden."
,,Moment, mal...jetzt ganz langsam...sagten Sie gerade Maskenball?", wiederholte Alicia und Sherlock sah sie an, als wäre sie verrückt geworden.
,,Natürlich. Haben Sie nicht zugehört?"
,,Sherlock, wie kommst du jetzt darauf?", warf ich in den Raum und er warf mir einen vielsagenden Blick zu.
,,Da du ja vorhin abwesend warst, musste sich ja jemand um den Fall kümmern. Lestrade ist wegen der Leiche immer noch labil und ich wollte ihn nicht überfordern. Und deine Freundin hier kenne ich noch nicht lange genug, um sie in meine Methoden einzuweihen. Die hätten sie am Ende vielleicht sowieso nur verschreckt."
,,Mich verschreckt man nicht so leicht.", widersprach Alicia, aber Sherlock schob die Hände in die Hosentaschen und sah sie herausfordernd an.
,,Das sagen Sie jetzt."
,,Ach, kommen Sie schon...so schlimm können Ihre Methoden doch gar nicht sein.", entgegnete Alicia, aber ich hob abwehrend eine Hand.
,,Glaub mir, Alicia...du würdest dich wundern."
Alicia warf mir einen ungläubigen Blick zu, aber ich zuckte nur mit den Schultern. Sherlock schien das nicht sonderlich zu interessieren, aber John grinste nun ein wenig und tätschelte Alicia die Schulter.
,,Keine Sorge, man gewöhnt sich dran. Evelyn ging es am Anfang genauso. Als Sherlock und sie sich kennengelernt haben...da haben sie sich gehasst- bis aufs Blut."
,,Wirklich? Kaum zu glauben.", erwiderte Alicia und grinste ein wenig, woraufhin ich ihr einen tödlichen Blick zuwarf und das Thema wechselte.
,,Okay, Schluss mit dem Smalltalk. Du sagtest, unser Opfer war eine Adelige?", fragte ich an Sherlock gewandt, der die Augen verdrehte.
,,Es muss ungeheuer beruhigend für Menschen sein, permanent die Sätze von anderen zu wiederholen."
,,Alles klar, Einstein...klärst du uns jetzt vielleicht mal auf oder willst du weiter nur dumme Sprüche klopfen?", entgegnete ich und er zog einen Zettel aus der Innentasche.
,,Da du ja abkömmlich warst, habe ich Mycroft kontaktiert. Er hat mir sämtliche Informationen von unserem Opfer rausgesucht. Unter anderem auch die Einladung zu dem Maskenball."
,,Wer ist Mycroft?", fragte Alicia und John deutete auf Sherlock.
,,Sein Bruder!"
,,Es gibt zwei von der Sorte?", erwiderte sie und Sherlock wurde etwas missmutig.
,,Traurig aber wahr."
Ich verdrehte die Augen und wunderte mich, dass Sherlock heute so angriffslustig war. Aber vermutlich war das seine Rache dafür, dass ich ihn vorhin einfach so hatte stehen lassen. Denn das empfindliche Ego von Sherlock würde sich wohl niemals ändern.
,,Und ihr glaubt...dass wir auf diesem Maskenball ihren Mörder finden?", fragte ich und John zuckte mit den Schultern.
,,Naja, vielleicht nicht gleich den Mörder...aber vielleicht weiß ja diese mysteriöse Verabredung von Lucinda etwas darüber. Und wenn wir genügend Stichpunkte zusammen haben, dann führt uns das vielleicht zu unserem Täter."
,,Treffend formuliert, John. Du scheinst dazuzulernen.", sagte Sherlock anerkennend und Alicia schmunzelte.
,,Also gehen wir zu diesem Maskenball."
,,Das wird Schlagzeilen geben. Wenn die Polizei den Ball sprengt, dann wird uns die Presse damit zerreißen.", sagte ich, als Sherlock auf einmal zwei Masken aus seiner Manteltasche zog und sowohl mir, als auch Alicia eine in die Hand drückte.
,,Und das, liebe Evelyn...ist auch der Grund, warum wir Undercover gehen."
,,Das ist hoffentlich nicht dein Ernst.", widersprach ich, aber er grinste über das ganze Gesicht.
,,Oh, doch! Das ist es."
,,Tja,", setzte John an und seufzte. ,,da gibt es nur leider ein Problem: ich kann nicht tanzen! Und das dürfte uns die Show gehörig vermasseln."
,,Ich könnte es dir zeigen, wenn du willst.", schlug Alicia vor und John lächelte.
,,Das würde mich sehr freuen."
Ich starrte John und Alicia an und fragte mich, ob ich im falschen Film war. Wann hatten sich die Zwei bitte angefangen zu duzen und warum sahen sie sich an, als hielten sie sich gegenseitig für das achte Weltwunder?
Sherlock schien das zwar zu merken, aber nicht wirklich zu registrieren, denn er rollte nur mit den Augen und ich wurde durch ein erneutes Klopfen an meiner Haustür abgelenkt.
,,Mein Gott...was ist denn hier heute los?", brachte ich hervor und machte mich auf den Weg zur Tür.
Als ich die jedoch öffnete, fielen mir fast die Augen aus dem Kopf und ich musste mich am Türrahmen festhalten, damit ich nicht nach hinten umkippte.
,,Tante Maggie?"
,,Ach, Evelyn...schön, dich mal wiederzusehen.", kreischte sie schon regelrecht und fiel mir kurzer Hand um den Hals.
Noch ehe ich wusste, wie mir geschah, drückte sie mir einen Schmatzer auf die Wange und marschierte direkt in meine Wohnung, nachdem sie mich aus der stürmischen Umarmung freigegeben hatte.
,,Ich muss schon sagen...London ist eine faszinierende Stadt. Kein Wunder, dass du sie dir als neue Heimat ausgesucht hast.", trällerte sie fröhlich, während ich die Tür schloss und ihr kurzer Hand nachsetzte. ,,Oh, Alicia...du bist ja auch hier.", hörte ich sie noch sagen, als ich das Wohnzimmer erreichte.
Tante Maggie zog auch Alicia in eine stürmische Umarmung und Alicia ließ es über sich ergehen. Die Blicke von Sherlock und John waren goldwert, als sie meine Tante musterten, die gar nicht erst versuchte, ihre verrückte Ader zu verbergen.
,,Maggie...was für eine Überraschung.", sagte Alicia überrumpelt und Maggie schenkte ihr ein euphorisches Lächeln.
,,Ja, nicht wahr? Wenn ich gewusst hätte, dass du auch hier bist...dann hätte ich meinen berühmten Apfelkuchen mitgebracht. Ach, Evelyn...ich soll dich schön von Annabelle grüßen. Sie wäre ja gerne mitgekommen, aber sie hat unheimlich viel um die Ohren wegen dem Präsidenten und seinen Terminen.", berichtete sie mir, als ihr Blick nun auf Sherlock und John fiel. ,,Oh, wer sind die beiden Gentlemen?"
,,Ich bin John Watson und das ist Sherlock Holmes.", stellte John sich und seinen besten Freund kurzer Hand vor und Maggie nickte vielsagend.
,,Ahh...das berühmte Ermittlerduo. Annabelle hat mir schon viel von Ihnen erzählt. Auch, dass sie und Evelyn Sie beide retten mussten."
Maggie war regelrecht beflügelt von der Bekanntschaft mit Sherlock und John, während die beiden etwas überfordert von ihrer Euphorie zu sein schienen. Und mir war die ganze Situation ohnehin zu viel, weshalb ich beschloss, ihr ein Ende zu bereiten.
,,Schluss jetzt mit diesem Theater. Tante Maggie, was tust du hier? Hatten wir damals nicht vereinbart, dass du dich meldest, wenn du mich besuchen willst?", fragte ich harsch, aber sie warf mir nur einen amüsierten Blick zu.
,,Pah! Damit du eine Ausrede erfinden und mich abservieren kannst? Nichts da! Das habe ich schon oft genug durchgemacht, als du noch in New York gewohnt hast. Da habe ich lieber auf die Methode von meiner Tochter gesetzt und einen Überraschungsbesuch gestartet. Und siehe da...es hat doch wunderbar funktioniert!"
Ich richtete den Blick gen Zimmerdecke und wünschte mich augenblicklich an einen anderen Ort. Annabelle hatte mich ja einst zu meinem Geburtstag besucht und ihr Besuch war auch ganz schön gewesen, abgesehen davon, dass Sherlock und John fast getötet worden waren, was meine Abneigung gegen meinen Geburtstag nur noch verstärkt hatte.
Aber Annabelle war ja auch nicht so, wie ihre Mutter. Tante Maggie war alles in Einem einfach nur komplett durchgeknallt und spekulierte ständig mit Wahrsagerei und Tarot Karten. Und dass sie jetzt hier leibhaftig vor mir stand, das war einfach zu viel des Guten.
,,Also, Evelyn...ich werde für ein paar Tage in London bleiben und es gibt einige Dinge, über die wir reden müssen. Was hältst du also davon, wenn wir morgen Essen gehen und du mir die Stadt ein wenig zeigst?", sagte sie und ich verdrehte die Augen, ehe mein Sarkasmus mit mir durchging.
,,Das würde ich ja wirklich furchtbar gern, aber leider habe ich morgen schon etwas vor. Wir haben einen neuen Fall und dafür müssen wir morgen Abend einen Termin wahrnehmen."
,,Ach, den Termin werden deine werten Kollegen hier auch ohne dich bewältigen können.", widersprach sie und Alicia zuckte mit den Schultern.
,,Außerdem bin ich auch noch da. Wir schaffen das schon, Evelyn."
,,Na, siehst du...das wäre ja dann geklärt. Und ich will keine Ausreden mehr hören, junge Dame.", entgegnete Maggie und hob drohend den rechten Zeigefinger. ,,Du wirst morgen Zeit mit deiner guten alten Tante verbringen und es gibt nichts, womit du dich rausreden kannst."
Ich konnte einfach nicht fassen, dass das alles heute wirklich passierte. Die amüsierten Blicke von John und Alicia blieben mir nicht verborgen und Sherlock schien meine Tante zu deduzieren, denn er wirkte von ihr ein wenig abgeschreckt. Aber das war ja auch kein Wunder, denn Maggie war einfach zu übermütig und überfiel ihre Mitmenschen geradewegs.
Aber mir blieb wohl nichts anderes übrig, als mich meinem Schicksal zu fügen und mit ihr morgen den Tag zu verbringen. Und ich konnte nur hoffen, dass meine Freunde mehr Glück hatten und der Maskenball für sie ein Erfolg sein würde.
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