Schatten der Vergangenheit
Hallo, meine Lieben :)
Meine Prüfung ist geschafft und ich hab endlich wieder Zeit für meine Geschichten ;)
Deshalb geht's jetzt weiter und ich wünsche viel Spaß dabei ;)
LG,
eure Hela
Schatten der Vergangenheit
Erschrocken riss ich die Augen auf und schreckte hoch. Mein Herz raste und meine Haare klebten teilweise an meinem Körper, der nach diesem Traum schweißgebadet war. Als ich mich umsah, erkannte ich zu meiner Erleichterung mein Schlafzimmer und realisierte, dass ich mich in meiner Wohnung in London befand.
Es war ein Traum gewesen! Nur ein Traum! Aber er hatte unglaublich real gewirkt und es war das erste Mal seit langem, dass mich die Vergangenheit in meinen Träumen wieder heimsuchte. Es war in letzter Zeit so gut wie nicht mehr vorgekommen, denn ich hatte besagte Ereignisse erfolgreich verdrängt, aber offensichtlich konnte ich sie nicht ganz loswerden. Egal was ich tat...sie kamen immer wieder zurück.
Ich sah neben mir, doch Ezra war nicht da, also musste er wohl bei seinen Freunden übernachten. Schließlich fiel mein Blick auf den Wecker und es war 4:30 Uhr...mitten in der Nacht. Ich musste erst um 7:00 Uhr aufstehen, aber nach diesem Traum würde ich ohnehin keinen Schlaf mehr finden. Deshalb stand ich auf und ging Richtung Badezimmer, ehe ich unter die Dusche ging. Als das warme Wasser über mein Gesicht strömte, schloss ich meine Augen und für einen Moment verharrte ich so.
Irgendwie hatte ich die Hoffnung, dass das heiße Wasser auch meine Sorgen und Ängste fortspülen würde, aber es klappte nicht. Sie blieben und hielten an mir fest, wie Sekundenkleber. Die Schatten der Vergangenheit würden mich wohl niemals loslassen.
Nachdem ich mich angezogen hatte, machte ich mir einen Tee und beschloss, die Morgenstunden irgendwie totzuschlagen. Aber so sehr ich mich auch ablenken wollte...heute gelang es mir nicht und ich hoffte, dass der Tag noch eine bessere Wendung nehmen würde, wenn er erstmal richtig angefangen hatte.
Als es gerade 7 Uhr war, klopfte es auf einmal an meiner Haustür und ich erschreckte mich dadurch so sehr, dass mir fast die Tasse aus der Hand fiel. Wer kam mich denn so früh besuchen? Entweder ein Irrer oder mal wieder Sherlock, der ja ohnehin immer dann auftauchte, wann es ihm gerade in den Kram passte.
Irritiert marschierte ich Richtung Tür und zögerte, ehe ich sie öffnete. Mein Blick fiel auf eine Person, die sich nun umdrehte und als ich sie erkannte, fiel mir die Kinnlade runter.
,,Alicia?", brachte ich völlig perplex hervor und sie lächelte leicht.
,,Hallo, Evelyn! Lange nicht gesehen."
***
Nachdem ich mich vom ersten Schock erholt hatte, betrat Alicia meine Wohnung und ich schloss die Tür. Zuerst dachte ich, es wäre auch ein Traum, aber es war Realität. Und in dieser Realität stand meine beste Freundin aus New York direkt vor mir in meiner Wohnung in London.
,,Schön hast du es hier. Und ich muss schon sagen...es war gar nicht leicht dich zu finden.", sagte sie und ich war restlos überfordert.
,,Alicia...was...was machst du hier? Ich meine, woher weißt du, wo ich..."
,,Die Adresse habe ich von Christoph. Keine Sorge...sonst weiß niemand davon. Offiziell heißt es, ich sei auf einer Undercover-Mission im Ausland."
Alicia sah mich zuversichtlich an und ihre Worte beruhigten mich ein wenig. Und als ich meine beste Freundin musterte, musste ich feststellen, dass sie sich ein wenig verändert hatte, seit ich sie zuletzt gesehen hatte.
Ihre blonden Haare reichten ihr nun knapp bis zur Brust und fielen in leichten Locken über ihre Schultern. Ihre grünen Augen musterten mich intensiv und sie trug ihre rote Lederjacke, wie sie es schon damals getan hatte.
,,Deine Haare sind wieder schwarz.", stellte Alicia fest und ich nickte kaum merklich.
,,Ähm, ja...lange Geschichte. Es ist viel passiert, seit ich...naja, seit ich hier bin."
,,Das kann ich mir vorstellen. Du hast dich ja kein einziges Mal gemeldet.", entgegnete sie und nun sah ich sie schuldbewusst an.
,,Alicia, es tut mir leid."
,,Schon gut!", sagte sie und winkte ab. ,,Keine Sorge, ich bin nicht böse. Ich bin einfach nur froh, dich wiederzusehen."
Sie schenkte mir ein freudiges Lächeln und ich fand mich plötzlich in einer Umarmung wieder, die ich erwiderte. Es war ein ungewohntes Gefühl, Alicia nach so langer Zeit direkt vor mir zu haben, aber es war die schönste Überraschung, die ich seit langem hatte.
Schließlich gab sie mich aus der Umarmung wieder frei und nun wirkte Alicia etwas nachdenklich. Von Natur aus war Alicia ein unglaublich lebhafter und ehrlicher Mensch. Sie war selbstbewusst, gütig und charmant. Und immer, wenn ich am Rand der Verzweiflung gestanden hatte...hatte Alicia mich wieder zurückgeholt und mir neuen Mut gemacht.
,,Nun, ich habe gehört, du arbeitest jetzt mit diesem berühmten Detektiv zusammen. Wie war noch sein Name?"
,,Sherlock Holmes!", pflichtete ich bei und sie nickte vielsagend.
,,Richtig! Zu ihm gehört doch auch dieser Arzt, oder? Der, der den Blog schreibt."
,,Ja. Dr. John Watson!"
Alicia nickte verständlich und sah sich ein wenig um. Ihr Blick fiel auf ein paar Zeitungsausschnitte von Sherlock, John und mir, die ich aufgehoben hatte. Aber ich war ein wenig verwirrt, dass sie sogar in New York von meiner Zusammenarbeit mit dem Ermittlerduo gehört zu haben schien.
,,Woher weißt du das eigentlich? Ich meine, ich halte mich soweit es geht aus der Öffentlichkeit raus.", meinte ich, als Alicia mir einen vielsagenden Blick zuwarf.
,,Annabelle hat es mir erzählt. Sie war kurz in New York und hat mir einen Besuch abgestattet. Sie sagte, sie wäre zu deinem Geburtstag bei dir gewesen."
,,Ja, das war sie. Aber ich wusste nichts davon. Sie kam als Überraschungsgast her und ist ein paar Tage geblieben.", erklärte ich und Alicia nickte wieder, ehe sie sich wieder umsah.
Das Verhalten meiner besten Freundin irritierte mich, denn sie wirkte ein wenig nervös und ich hatte das Gefühl, dass dieser Smalltalk eher erzwungen schien. Ich sah Alicia prüfend an und diese merkte, dass ich sie beobachtete.
,,Alicia, was ist los? Du bist irgendwie...angespannt.", sagte ich und sie sah mich nun mit sorgenvoller Miene an.
,,Tut mir leid. Die Sache ist die...ich bin nicht hier, um dich zu besuchen, Evelyn."
,,Weshalb dann?", hakte ich irritiert nach und ihr Blick wurde ernst.
,,In erster Linie bin ich hier, um dich zu warnen."
,,Mich zu warnen? Wovor?", fragte ich sofort misstrauisch und ihre Antwort zog mir den Boden unter den Füßen weg.
,,Er ist draußen, Evie!"
Ich starrte Alicia an und war nicht im Stande, mich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Ihre letzten Worte hallten wie ein Echo in meinen Ohren wieder und ich schüttelte kaum merklich den Kopf, während ich erschüttert ein paar Schritte zurückwich.
,,Nein...das...das kann nicht sein. Unmöglich! Er kann nicht...", setzte ich an, aber Alicia löschte alle meine Zweifel aus.
,,Er ist aber. Sie haben mich persönlich darüber in Kenntnis gesetzt und ich habe Christoph informiert. Er lässt überall suchen, aber die Chance steht eher schlecht, dass er gefunden wird."
Ich hatte das Gefühl einer Ohnmacht nahe zu sein und mein Herz setzte für einen Schlag aus. Alicia wirkte zwar gefasst, aber ebenfalls erschüttert und zutiefst beunruhigt. Doch ich konnte und wollte einfach nicht glauben, dass ihre Worte Realität waren.
,,Seit wann?", fragte ich schließlich und sie verstand meine Frage sofort.
,,Knapp eine Woche. Sie haben mich sofort informiert als es passiert ist und es wird auch alles überwacht, aber sie vermuten..."
,,Dass er sich schon abgesetzt hat.", beendete ich ihren Satz und sie nickte.
,,Ja! Es deutet alles darauf hin."
Es schien, als erlitt ich einen Schock nach dem anderen und ich konnte einfach nicht glauben, dass mein schlimmster Albtraum nun Realität werden sollte. Ich fuhr mir durch die schwarzen Haare und war völlig fertig mit den Nerven.
,,Gott...das darf alles nicht wahr sein."
,,Evelyn...vielleicht ist es das Beste, wenn du London verlässt. Wir sollten dich von hier wegschaffen und zwar so schnell wie möglich.", sagte Alicia und ich warf ihr einen geschockten Blick zu.
,,Und was schlägst du als Zufluchtsort vor? Dubai? Moskau oder doch eher Thailand? Es gibt nicht viele Möglichkeiten und egal wo ich bin...er wird mich überall finden, wenn er nur gründlich genug sucht."
Ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte und Alicia schien auch ratlos zu sein. Aber dann schien ihr eine Idee zu kommen, denn sie wirkte mit einem Mal wieder optimistisch und warf mir einen zuversichtlichen Blick zu.
,,Was ist denn mit diesem Sherlock Holmes und Dr. Watson? Vielleicht können sie uns helfen."
,,Nein! Auf keinen Fall!", widersprach ich und Alicia sah mich ernst an.
,,Evelyn, vielleicht ist das die einzige Chance. Die beiden sind doch schlau und wenn sie alle Details kennen, dann können sie ganz sicher mehr ausrichten als wir."
,,Ich werde sie da nicht mit reinziehen, Alicia. Ende der Diskussion.", brachte ich angespannt hervor und auf einmal wurde ihr Blick streng und durchbohrte mich regelrecht.
,,Was wissen sie von dir, Evie? Wie viel hast du ihnen von dir und deiner Vergangenheit erzählt?", wollte sie wissen und ich zögerte, ehe ich ihr antwortete.
,,Gar nichts!"
,,Gar nichts?", wiederholte Alicia und starrte mich entgeistert an.
,,Alicia, wir haben damals besprochen, dass niemand etwas von mir wissen darf. Weder wer ich bin, woher ich komme und wohin ich gehe. Alles musste streng geheim bleiben und als ich hierher kam, da habe ich nicht damit gerechnet, dass ich hier neue Freundschaften aufbaue. Ich wollte mich isolieren und von allen Leuten fernhalten.", sagte ich und sie warf mir einen vielsagenden Blick zu.
,,Hat ja super funktioniert."
Ihre Zurechtweisung hatte mir gerade noch gefehlt und ich fühlte mich einfach nur grauenvoll. Jetzt war also genau das eingetreten, was ich seit meiner Ankunft hier befürchtet hatte. Natürlich hatte ich schon öfter den Gedanken gehabt, Sherlock in meine Vergangenheit einzuweihen, aber das Risiko war viel zu hoch und ich wollte ihn, John und die anderen nicht in Gefahr bringen.
,,Und was schlägst du jetzt vor?", wollte Alicia wissen und ich fuhr mir durch die Haare.
,,Wir brauchen irgendeinen Plan für den Fall, dass er wirklich hier aufkreuzt. Aber ganz egal...was auch passiert...zu niemandem ein Wort, Alicia. Das musst du mir versprechen! Niemand darf davon wissen...niemand!"
,,Okay...schon gut. Ich sage nichts.", gab sie nach und ich sah sie eindringlich an.
,,Versprichst du es?"
,,Ich verspreche es!"
Unsere Konversation wurde von der Haustür unterbrochen, die sich öffnete. Ezra kam rein und nachdem er die Tür geschlossen hatte, fiel sein Blick auf Alicia und mich und er hielt irritiert inne.
,,Oh, hallo. Evelyn, ich wusste gar nicht, dass du so früh Besuch erwartest.", sagte er überrascht und ich zögerte, da ich von seiner Ankunft überrumpelt war.
Aber dann merkte ich, dass Alicia Ezra völlig verwundert anstarrte und ich ahnte, dass sie mich gleich killen würde, wenn ich ihr erklärte, in welcher Beziehung Ezra und ich zueinander standen.
,,Ähm, Ezra...das ist Alicia. Eine gute Freundin von mir, seit wir gemeinsam auf der Polizeischule waren. Alicia, das ist Ezra...er ist mein...Verlobter.", brachte ich es schließlich über mich und sie starrte mich entgeistert an.
,,Dein was?"
Ihr warf ihr nur einen warnenden Blick zu, der so viel hieß wie Ich erkläre es dir später! und zum Glück bemerkte Ezra die Unstimmigkeit nicht, denn er war viel zu euphorisch, angesichts Alicias Überraschungsbesuchs.
,,Ah, dann lerne ich ja mal endlich eine Freundin von Evelyns früherem Leben kennen. Kommen Sie aus New York?"
,,Äh, ja. Ich lebe dort und arbeite beim FBI. Aber ich dachte mir, es wird mal Zeit, Evelyn einen Besuch abzustatten.", erklärte Alicia und Ezra schenkte ihr ein charmantes Lächeln.
,,Das war eine hervorragende Idee! Wieso setzen wir uns nicht zusammen und Sie erzählen mir ein paar verrückte Geschichten von Evelyn und sich. Ich habe ja schon mehrmals versucht Evie zu löchern, aber sie ist diesbezüglich leider nicht sehr gesprächig."
,,Ähm...ja, klar. Warum nicht?", meinte Alicia und Ezra strahlte wie ein Honigkuchenpferd.
,,Hervorragend. Ich mache schon mal Tee. Und dann haben wir gleich alle Zeit der Welt für schöne Erinnerungen."
Er war augenblicklich Richtung Küche verschwunden und wir sahen ihm unsicher nach, als Alicia mich vollkommen hysterisch packte und ansah, als wäre ich von allen guten Geistern verlassen.
,,Du bist verlobt? Evie, hast du denn völlig den Verstand verloren?"
,,Alicia, beruhige dich. Sonst wird Ezra noch was merken.", ermahnte ich sie und ihr fielen fast die Augen aus dem Kopf.
,,Er weiß also auch nicht Bescheid?"
,,Was an dem Wort Geheimhaltung ist eigentlich so schwer zu verstehen?", wandte ich ein und Alicia wurde blass im Gesicht.
,,Evelyn...das endet in einer Katastrophe. Was sollen wir denn jetzt machen?"
,,Wir dürfen jetzt auf keinen Fall die Nerven verlieren. Wir müssen zuerst einmal Ezra und die anderen in Sicherheit wiegen und wenn sich am Ende wirklich rausstellt, dass es hier nicht mehr sicher ist, dann..."
,,Dann...was?", hakte Alicia unsicher nach und ich warf ihr einen entschlossenen Blick zu.
,,Dann werde ich England verlassen!"
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