Mit Knall und Fall

Mit Knall und Fall

Wie eine Schwerverbrecherin wurde ich in Handschellen auf das Revier geführt. Aber keineswegs ins Scotland Yard...sondern ins City of Police. Es war die Hauptpolizeibehörde von London und weitaus größer, als meine Arbeitsstelle. Und diese aus den Blickwinkel einer Hauptverdächtigen zu sehendas war alles andere als ein angenehmes Gefühl. Und noch weniger, geradewegs zu Detective Juliette Fox geführt zu werden, die den Blick nun hob und mich regelrecht mit Triumph musterte.

,,Sergeant Headley! Wie es aussieht, geht uns früher oder später doch jeder Fisch ins Netz. Haben Sie etwa wirklich geglaubt, Sie könnten uns entkommen?", entgegnete sie und ich zuckte mit den Schultern.

,,Nun, hätten Sie und Ihre Kollegen ihre Arbeit nur halb so gut erledigt, wie Sie prahlen, dann wäre ich doch gar nicht erst entkommen. Und dann wüssten Sie auch, dass Greg und ich unschuldig sind."

,,Das wird sich noch zeigen. In den Verhörraum mit ihr. Es wird Zeit, dass Miss Headley und ich ein Gespräch unter Frauen führen.", zischte Juliette regelrecht und ich wurde von den Polizisten mit gezerrt.

Widerwillig ließ ich es über mich ergehen und mich in einen Verhörraum schleifen. Dort wurde ich kurzer Hand auf einen Stuhl geschubst und an diesen festgekettet, was jegliche Fluchtversuche verhindern sollte. Dann verließen die Polzisten den Raum und schlossen die Tür hinter sich, sodass ich allein zurückblieb.

Angespannt saß ich da und meine Gedanken wanderten zu Sherlock und John. Inständig hoffte ich, dass sie nun genügend Hinweise fanden, um die Wahrheit ans Licht zu bringen, um Greg und mich aus unserer misslichen Lage zu befreien. Denn, wenn es ihnen nicht gelangdann würden Greg und ich möglicherweise den Rest unseres Lebens hinter Gittern verbringen. Und so, hatte ich mir meinen Neuanfang in England ganz sicher nicht vorgestellt.
Diese Frau in Schwarz ging mir nicht mehr aus dem Kopf und ich fragte mich, was sie mit der ganzen Sache zu tun hatte. Für mich stand außer Frage, dass sie Michael ermordet hatte und ganz offenbar wollte sie es Greg anhängen. Aber warum?
Wenn Greg und sie einst wirklich auf die gleiche Polizeischule gegangen warenwarum wollte sie ihm dann schaden? Tja, das mussten jetzt wohl Sherlock und John herausfinden. Denn ich...ich war von der ganzen Sache regelrecht gefesselt...im wahrsten Sinne des Wortes.

,,So, Miss Headley!", erklang auf einmal die Stimme eines männlichen Polizisten, der den Raum betrat und ich hob eine Augenbraue.

,,Wo ist denn Detective Fox? Ich hatte mich schon auf ein exklusives Verhör von ihr persönlich gefreut."

,,Detective Fox musste zu einem Einsatz. Sie müssen wohl mit mir Vorlieb nehmen.", entgegnete er und setzte sich kurzer Hand mir gegenüber, während ich mit den Schultern zuckte.

,,Tja, schade...aber ich nehme was ich kriegen kann."

,,Sie scheinen die ganze Sache ja sehr entspannt zu nehmen, obwohl sie wegen Beihilfe zum Mord ins Gefängnis gehen könnten.", raunte er mir entgegen, doch ich blieb entspannt.

,,Weil ich nicht schuldig bin. Genauso wenig wie mein Partner Greg Lestrade, den sie alle einfach so hinter Gitter gebracht haben. Dabei läuft der wahre Mörder noch frei herum. Oder besser gesagt...die Mörderin."

,,Ach, Sie meinen ganz sicher diese ominöse Frau in Schwarz. Wissen Sie, Miss Headley...wenn Sie hier raus wollen...dann sollten Sie mir besser die Wahrheit sagen, anstatt mir Ammenmärchen auftischen zu wollen.", brachte er hervor und mein Blick verfinsterte sich etwas.

,,Sie ist kein Ammenmärchen! Sie existiert wirklich und sie hat mich niedergeschlagen...zwei Mal! Und sie hat Michael ermordet, bevor sie es Greg in die Schuhe geschoben hat. Sie will ihn und mich aus dem Weg räumen."

,,Okay, Miss Headley...angenommen, Ihre Theorie stimmt...warum um alles in der Welt sollte diese Frau ausgerechnet Ihrem Partner den Mord anhängen wollen?", hakte er nach und ich seufzte.

,,Tja, ganz offenbar sind diese mysteriöse Frau und Greg einst zusammen auf der Polizeischule gewesen. Vermutlich hatten sie Schwierigkeiten oder so. Ich habe ja versucht das herauszufinden, aber dann haben Ihre Kollegen mich ja festgenommen."

,,Stimmt! Und das im Haus Ihres Partners, in welches Sie eingebrochen sind.", warf er mir vor, woraufhin ich die Augen verdrehte.

,,Ich glaube, Greg hätte kaum etwas dagegen, dass ich in seinem Haus nach Hinweisen suche, die seine Unschuld beweisen können. Eigentlich wäre das ja auch Ihre Aufgabe. Immerhin verschwenden Sie Ihre Zeit damit, mich zu verhören, anstatt diese Frau zu finden und ihr Handschellen anzulegen."

So langsam wurde ich echt sauer. Warum saß er denn nur so untätig herum, anstatt die Wahrheit ans Licht zu bringen? Ihm musste doch auffallen, dass diese ganze Sache eine einzige Farce war und hier etwas nicht stimmte. Aber statt das Richtige zu tun, saß er mit mir hier und verhörte mich. Sherlock hatte Recht! Die Polizei bekam wirklich nichts zustande.

,,Wieso gestehen Sie nicht einfach? Das macht die ganze Sache leichter und Sie kommen mit einem milderen Urteil davon.", schlug er vor und nun funkelte ich ihn wütend an.

,,Ich gestehe nichts, was ich nicht getan habe. Und außerdem, wäre ich wirklich schuldig...warum bin ich dann zum Tatort zurückgekehrt? Ich hätte mich locker aus dem Staub machen können und wäre unauffindbar...aber ich bin noch hier."

,,Naja, vielleicht sind Sie ja diejenige, die hier jemandem etwas anhängen will.", widersprach er und ich nickte.

,,Ganz bestimmt, Detective! Nur weiter so! Vielleicht graben Sie ja noch tiefer und finden raus, dass ich in Wirklichkeit die Kaiserin von China bin. Aber ich bin überzeugt, dass niemand seinen Job so exzellent mach wie Sie."

Mein Sarkasmus machte den Polizisten sprachlos und mich schadenfroh. Sein Blick war goldwert und ich freute mich über mein Talent der Schlagfertigkeit. Doch bevor der Polizist sich revanchieren konnte, kam auf einmal ein Kollege von ihm in den Verhörraum und schaute vielsagend in die Runde.

,,Will, hast du einen Moment?"

,,Was gibt es denn, Steve? Du siehst doch, dass ich beschäftigt bin.", raunte mein Gegenüber ihm zu und ich warf dem Polizisten in der Tür ein freches Grinsen zu.

,,Er verliert haushoch!"

Dieser Steve, oder wie auch immer er heißen mochte, starrte mich für einen kurzen Moment perplex an, ehe er den Kopf schüttelte und sich dann wieder an seinen Kollegen wandte.

,,Es ist wichtig! Gerade gab es eine Eilmeldung...im Gefängnis gab es einen Einbruch.", teilte er ihm mit und Will verlor nun jegliche Gesichtsfarbe.

,,Einbruch? Im Gefängnis? Aber warum?"

,,Keine Ahnung! Ich kenne keine Details. Man hat uns nur darüber informiert, dass ein Insasse entführt wurde.", entgegnete dieser Steve und nun sprang Will regelrecht auf.

,,Haben wir einen Namen?"

,,Allerdings! Der entführte Insasse ist Detective Greg Lestrade!"

                            ***

Nachdem Steve offenbart hatte, dass Greg aus dem Gefängnis entführt worden war, stand ich kurz vorm Durchdrehen. Die ganze Situation drohte, nun vollkommen aus dem Ruder zu laufen und ich hatte keine Ahnung, wo uns das alles hinführen würde. Aber was ich wusste war, dass zweifellos diese Frau in Schwarz dahinter stecken musste.
Aber was führte sie im Schilde? Warum sorgte sie zuerst dafür, dass Greg im Gefängnis landete und ließ ihn dann wieder rausholen, indem er entführt wurde? Die ganze Sache wurde immer skurriler und so langsam drohte ich, die Nerven zu verlieren.

Mittlerweile hatten mich die beiden Polizisten auf den Gang geschleift und ich stand, natürlich immer noch samt Handschellen, zwischen ihnen, während auf dem ganzen Revier Aufruhr herrschte. Aber das war ja auch kein Wunder, denn ein Einbruch im Stadtgefängnis passierte schließlich nicht jeden Tag.
Als sich Will und Steve gerade mit zwei Kollegen unterhielten, kam ein weiterer Polizist auf uns zu und hielt mir auf einmal ein Telefon hin.

,,Miss Headley...es ist für Sie. Ihr Anwalt!"

,,Mein Anwalt?", brachte ich verdutzt hervor, doch da hatte er mir schon den Hörer in die Hand gedrückt und ich hielt diesen mit meinen gefesselten Händen ans rechte Ohr. ,,Hallo?"

,,Evelyn!", ertönte die Stimme von Mycroft und ich war völlig verdutzt, dass ich ausgerechnet ihn am Apparat hatte. ,,Sagen Sie nichts, sondern hören nur zu. Ich habe eine Nachricht von Sherlock für Sie. Er hat Hinweise gefunden und wird diese der Polizei als Entlastung vorlegen. John und er sind bereits auf den Weg zu Ihnen, um Sie rauszuholen."

Ehe ich etwas erwidern konnte, hatte Mycroft aufgelegt und ich gab den Hörer an den Polizisten zurück. Dieser nahm ihn entgegen und verschwand genauso schnell, wie er aufgetaucht war.
Sherlock hatte also wirklich etwas gefunden und anscheinend konnte er mich damit hier rausholen. Dann nahm der Tag also doch noch ein gutes Ende. Naja, das dachte ich zumindest.

,,Waffe runter!", brüllte auf einmal ein Polizist und alle unsere Blicke fuhren zu der Eingangstür.

Und würde ich es nicht selbst sehen, dann könnte ich es sicher nicht glauben. Denn dort stand doch wahrhaftig die Frau in Schwarz und hatte eine Waffe erhoben. Dass sie von Polizisten nur so umzingelt war, schien sie keineswegs zu stören und sie deutete kurzer Hand auf ihren maskierten Handlanger, der eine Mitarbeiterin des Reviers in seiner Gewalt hatte.

,,Ganz ruhig bleiben, Jungs. Sonst jagt mein Freund eurer hübschen Sekretärin eine Kugel in den Schädel.", sagte sie eiskalt und nun trat Will vor.

,,Wer sind Sie und was zum Teufel wollen Sie?"

,,Nun, wer ich bin, das geht Sie nichts an. Aber bei meinem Anliegen können Sie mir sicher helfen, Detective. Sie haben etwas, das ich brauche und Sie sollten es besser rausrücken, bevor es ein Blutbad geben wird.", entgegnete sie und er stemmte die Hände in die Hüften.

,,Und was wollen Sie?"

,,Evelyn Headley natürlich!"

Bei ihrer Antwort wanderten alle Blicke zu mir und ich starrte die Frau entgeistert an. Sie wollte mich? Aber warum zum Geier?

,,Mich? Was wollen Sie von mir?", fauchte ich regelrecht und entlockte ihr ein triumphierendes Lächeln.

,,Das erfahren Sie früh genug, Miss Headley! Und nun...kommen Sie besser mit. Oder wollen Sie, dass Unschuldige sterben?"

Die Frau deutete vielsagend auf die Polizisten und ich zögerte, ehe ich schließlich auf sie zuging. Ihr Lächeln wurde breiter und ehe ich mich versah, stieß ihr Kumpane die Frau von sich und nahm stattdessen mich als Geisel. Er hielt mir die Waffe an den Kopf und zog mich mit sich, während sich die Frau an die Polizisten wandte.

,,Vielen Dank für ihre Kooperation, Gentleman! Aber ich kann nicht riskieren, dass Einer von ihnen uns folgt. Süße Träume!", sagte sie und warf kurzer Hand vier kleine Granaten auf den Boden, die platzten uns aus denen Gas strömte.

Die Polizisten atmeten es augenblicklich ein und gingen hustend und keuchend zu Boden, ehe sie nach und nach das Bewusstsein verloren. Ich warf einen letzten Blick auf das gesamte Revier, welches nun außer Gefecht gesetzt war, dann wurde ich von der Frau in Schwarz und ihrem Kumpanen verschleppt.

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