In der Falle

In der Falle

Evelyn PoV

Mir fiel die Kinnlade runter und auch Mary wusste nicht, was sie zu dieser Offenbarung sagen sollte. Die Tatsache, dass Jim Moriarty offenbar eine Frau an seiner Seite gehabt hatte, irritierte mich nicht nur...ich konnte es mir absolut nicht vorstellen.
Dieser Mann war doch komplett wahnsinnig gewesen und nur davon besessen, Sherlock um jeden Preis zu vernichten. Und der sollte eine Beziehung gehabt haben? Und da hieß es immer, Sherlock wäre für die besten Überraschungen gut.

,,Sie waren mit Moriarty zusammen?", brachte Mary ungläubig hervor und die Frau warf ihr wieder tödliche Blicke zu.

,,In der Tat...das war ich. Bis Sherlock Holmes ihn in den Tod getrieben hat. Er hat Jim getötet und dafür werde ich ihn bluten lassen."

,,Hey...Moriarty hat Sherlock damit gedroht, seine Freunde zu ermorden, wenn er nicht eigenhändig vom Dach springt. Und Moriarty hat sich selbst eine Kugel in den Kopf gejagt. Wenn Sie jemanden für seinen Tod verantwortlich machen wollen...dann müssen Sie diese Botschaft schon zu ihm persönlich in die Hölle schicken. Denn da schmort er mit Sicherheit für alle seine Gräueltaten.", zischte ich ihr entgegen und sie sah auf mich herab.

,,Wenn Sherlock Holmes gleich gesprungen wäre, dann hätte Jim es niemals so weit kommen lassen müssen. Also kann ich ihn sehr wohl dafür verantwortlich machen. Und was die Hölle angeht, Evelyn...die werde ich euch allen bescheren und Sherlock Holmes wird mitten drin sein."

Mir wich jegliche Fassung aus dem Gesicht und ich konnte gar nicht glauben, was ich da hörte. Zum ersten Mal hoffte ich inständig, dass Sherlock nicht nach Mary und mir suchte, denn er würde doch sonst geradewegs in die Falle dieser Verrückten laufen. Und er war doch gerade erst wieder zu uns zurückgekehrt...ich konnte ihn nicht schon wieder verlieren.

,,Sie sind wahnsinnig!", brachte ich hervor, doch ihr Blick blieb vollkommen gleichgültig.

,,Mag sein...aber ich bekomme immer was ich will. Und dieses Mal...ist es Rache. Sherlock Holmes hat mir alles genommen...und jetzt bezahlt er endlich dafür."

Mit diesen Worten wandte sie sich ab und verließ den Raum. Ich war wie erstarrt und konnte mich nicht rühren. Diese Frau mochte ja auf den ersten Blick ganz harmlos aussehen...aber wenn sie auch nur ein Stück Jim Moriarty ähnlich war...dann würde das alles übel enden. Allerdings machte ich mir keine so großen Sorgen um mein eigenes Leben...sondern vielmehr um das von Sherlock, der ja keine Ahnung hatte, worauf er sich einließ, wenn er ihr auf die Schliche kam.

,,Evelyn...es wird alles gut, hörst du? Du hast selbst gesagt...Sherlock und John haben schon so Einiges überstanden.", riss mich die Stimme von Mary aus der Starre und ich spürte, wie mir einzelne Tränen über die Wangen liefen.

,,Ja...aber bei der letzten Konfrontation mit Moriarty ist Sherlock vom Dach gesprungen und war für 2 Jahre tot. Was wird dann nur passieren, wenn er auf diese Wahnsinnige trifft?"

                           ***

Sherlock PoV

Gemeinsam mit John begab sich Sherlock zu der Adresse und diese offenbarte sich als eine abgelegene Gasse, wo keine Menschenseele zu sehen war. Ohne Zweifel perfekt für eine Frau, die allem Anschein nach zu allem fähig war. Und mit jeder Minute spannte sich Sherlock weiter an, denn er hatte nur ein Ziel: Evelyn und Mary vor dieser Wahnsinnigen zu retten!

,,Der perfekte Ort für einen Doppelmord.", gab John von sich, aber Sherlock schüttelte den Kopf.

,,Nicht ihr Ziel! Wenn sie uns hätte töten wollen, dann hätte sie das bereits getan. Sie muss etwas anderes vorhaben. Etwas, das schlimmer ist als Mord und das gefällt mir gar nicht. Alle Anzeichen deuten auf ein persönliches Verbrechen hin."

,,Sherlock...meine Verlobte und Evelyn sind von dieser Wahnsinnigen entführt worden und ganz offenbar, weil sie eine Rechnung mit dir offen hat. Verzeih bitte, wenn mir deine Deduktionen im Augenblick vollkommen egal sind.", brachte John hervor und sah Sherlock dann eindringlich an. ,,Hast du denn gar keine Ahnung...ich meine, irgendeine Ahnung, wer diese Frau ist?"

Sherlock überlegte fieberhaft, aber ihm kam niemand in den Sinn, den er bezüglich dieses Verbrechen verdächtigte. Allerdings hatte er ein ungutes Gefühl und obwohl er versuchte es abzuschütteln...es blieb unverändert.

,,Nein...tut mir leid."

John fuhr sich durch die Haare und sah sich suchend um. Auch Sherlock hielt Ausschau, aber nirgends war jemand zu sehen und zuerst dachte Sherlock schon, dass die Frau ihm eine falsche Adresse gegeben hatte, aber dann fuhr auf einmal ein schwarzer Van vor und ein Mann stieg aus.

,,Sherlock Holmes...Dr. Watson! Einsteigen!"

,,Wer sind Sie?", fragte John sofort, doch der Mann verzog keine Miene.

,,Nicht fragen...einsteigen!"

John rührte sich nicht vom Fleck und der Mann öffnete die Seitentür des Vans. Sherlock konnte dem Mann jedoch ansehen, dass er nicht zu Scherzen auferlegt war und er ahnte, dass er im Auftrag der anonymen Rächerin handelte und war somit der einzige Weg, um Evelyn und Mary zu finden.

,,John...wir sollten tun was er sagt.", setzte er an und als John ihm einen zweifelnden Blick zuwarf, nickte er auffordernd. ,,Vertrau mir!"

,,Das werde ich bereuen!", gab John zurück, stieg dann aber ein.

Sherlock warf noch einen prüfenden Blick auf den fremden Mann, als auch er schließlich einstieg und hinter ihm die Tür geschlossen wurde. Dann stieg der Mann wieder vorne ein und fuhr los. Während John sichtlich angespannt war und unruhig seine Hände knetete, fragte sich Sherlock nur, wohin die Fahrt sie bringen würde.

                             ***

Evelyn PoV

Seit unsere verrückte Entführerin mal wieder verschwunden war, versuchte ich wie eine Wahnsinnige, irgendwie meine Ketten loszuwerden. Das war natürlich wenig von Erfolg gekrönt und wurde von Mary mit ziemlich großer Skepsis verfolgt.

,,Evelyn...was tust du da? Das bringt doch nichts. Du wirst dir noch etwas brechen.", versuchte sie mir ins Gewissen zu reden, aber meine Motivation ließ keine Sekunde nach.

,,Ich muss aber hier raus. Sherlock darf sich auf keinen Fall mit dieser Irren anlegen. Die heckt irgendwas aus und es kann nichts Gutes sein."

Ich zerrte weiter an den Ketten und suchte den ganzen Boden nach einem spitzen Gegenstand ab, der sich als Ersatzschlüssel anbot. Denn ich hatte garantiert nicht vor, weiter untätig rumzusitzen und dieser Irren als Geisel zu dienen. Was auch immer diese Verrückte plante...ich musste sie daran hindern.

,,Evelyn...hör auf. Ich hab was gehört.", ermahnte Mary mich und sofort setzte ich mich wieder auf den Boden.

Da öffnete sich auch schon wieder die Tür und ein Mann kam herein. Er hatte zwei Wasserflaschen in der Hand und kam auf uns zu. Während ich ihn prüfend musterte, entdeckte ich eine Waffe, die in der Halterung an seinem Gürtel steckte und viel wichtiger noch...die offenbar passenden Schlüssel für unsere Eisenhandschellen.
Mir war natürlich klar, dass die Chancen auf Erfolg 50/50 standen und wenn es daneben ging, dann könnte es ernsthafte Konsequenzen mit sich bringen. Aber allein die kleinste Aussicht auf Erfolg ermutigte mich dazu und ich beobachtete jeden einzelnen Schritt des Mannes ganz genau.

Zuerst ging er zu Mary und hielt ihr wortlos die Wasserflasche hin. Zuerst zögerte sie, aber dann nahm Mary die Flasche schließlich entgegen und der Mann entfernte sich von ihr. Dann schritt er direkt auf mich zu und ich musterte ihn immer noch prüfend.
Er war kaum größer als ich und ich wusste, dass dies womöglich meine einzige Gelegenheit war. Als er vor mir Halt machte und mir die Flasche Wasser hinhielt, stand ich langsam auf und ergriff sie. Doch kaum, dass der Mann sich abwandte, schlang ich ihm von hinten die Eisenkette meiner Handschellen um den Hals und zog ihn zu mir zurück. Noch ehe er reagieren konnte, brachte ich seine Waffe an mich und hielt sie ihm kurzer Hand direkt an die Schläfe.

,,Hör zu, mein Freund...du wirst mich und meine Freundin jetzt von diesen Ketten befreien, oder ich puste dir den Kopf weg.", drohte ich an, aber er nahm mich zunächst nicht besonders ernst.

,,Ihr seid eine Polizistin...ihr würdet niemals auf einen unbewaffneten Mann schießen."

Doch ich lud kurzer Hand die Waffe durch und spürte, wie er förmlich erstarrte. Mein Griff lockerte sich keine Sekunde und ich zischte die nächsten Worte förmlich.

,,Nur seid Ihr der Gehilfe einer eiskalten Psychopathin, die für ihre Ziele über Leichen geht. Und meine Freundin wird jederzeit bezeugen, dass ich aus Notwehr gehandelt habe."

Der Blick des Mannes wanderte automatisch zu Mary und diese nickte zustimmend. Zuerst zögerte er noch, aber dann wanderte seine linke Hand zu den Schlüsseln und er drehte sich langsam zu mir um, als ich die Kette von seinem Hals entfernte.
Nach wie vor richtete ich die Waffe auf ihn und er schluckte schwer, ehe er sich dann an meinen Handschellen zu schaffen machte und sie kurzer Hand aufschloss. Dann wollte er schon zu Mary gehen, aber ich zog ihm von hinten die Wasserflasche, die zu meinem großen Glück aus Glas bestand, über den Kopf und er ging bewusstlos zu Boden. Blitzschnell nahm ich ihm die Schlüssel ab und kettete ihn an die Handschellen an, die vorher meine Fesseln gewesen waren. Dann eilte ich zu Mary und machte mich daran, ihre Handschellen aufzuschließen.

,,Woher wusstest du, dass es funktioniert?", brachte sie hervor, aber ich schüttelte kaum merklich den Kopf.

,,Wusste ich nicht! Ich bin ein Risiko eingegangen, aber es hat sich bewährt. Komm jetzt! Wir müssen hier raus."

Ich half ihr aufzustehen und warf noch einen Blick auf den Mann. Doch der befand sich im Land der Bewusstlosigkeit und würde wahrscheinlich noch einen Moment brauchen, um wieder zu sich zu kommen. Die beste Gelegenheit für Mary und mich, von hier zu verschwinden.

Vorsichtig öffnete ich die Tür und wir begaben uns auf den Flur. Zuerst hatte ich ja vermutet, dass diese Wahnsinnige uns auf irgendeinem verlassenen Fabrikgelände oder dergleichen festhielt, aber es schien ein komplett anderes Gebäude zu sein.
Ich ging voraus und Mary folgte mir dicht auf den Fersen. Die ganze Zeit hielt ich die Waffe umschlossen und war auf alles und jeden gefasst. Plötzlich hielt ich an und zog Mary in Deckung, als ein Wachmann auftauchte und sich an die Ecke, die wohl offenbar seine Position war, stellte und wachsam die Augen auf den langen Gang des Flures warf.

Vorsichtig riskierte ich einen Blick auf ihn und entdeckte einen Elektroschocker an seinem Gürtel. Mary schien zu ahnen, was ich vorhatte und wollte protestieren, aber ich deutete ihr an still zu sein und näherte mich langsam von hinten dem Wachmann. Noch ehe er mich bemerken konnte, riss ich den Elektroschocker vom Haken und streckte ihn damit kurzer Hand nieder.
Auch dieser Mann ging ohne Bewusstsein zu Boden und ich winkte Mary kurzer Hand zu mir, die einen kurzen Blick auf den bewusstlosen Wächter warf.

,,Also dich möchte ich nicht zur Feindin haben!", merkte sie an und ich zuckte nur mit den Schultern.

,,Das sind die Bösen...die verdienen das nun mal."

Gemeinsam eilten wir weiter den Flur entlang und sahen uns suchend nach dem Ausgang um. Allerdings schien der Gang endlos zu sein und es fühlte sich bald schon wie eine Ewigkeit an ihn zu durchqueren. Aber als Mary und ich um die Ecke bogen, erspähte ich endlich eine Tür, die zum Außengelände führte und erstarrte, weshalb Mary fast in mich hinein rannte.

,,Evelyn, was ist...", setzte sie an, aber als sie meinem Blick folgte, entdeckte auch sie 5 Wachmänner, die sich nun umdrehten und uns ebenfalls entdeckten.

,,Hey...Hände hoch!", wies der Eine mich an und richtete kurzer Hand die Waffe auf mich, woraufhin Mary mich entgeistert ansah.

,,Und jetzt?"

Für ein paar Sekunden stand ich wie eine Statue und wusste nicht, was ich tun sollte. Aber dann fasste ich einen Entschluss und ohne ich umzudrehen, wandte ich mich an Mary.

,,Mary, geh in Deckung und ganz egal, was auch passiert...komm nicht raus, bevor ich es dir sage.", wies ich sie an und konnte ihr das Entsetzen förmlich anmerken.

,,Was? Evelyn, was hast du vor?"

,,Vertrau mir!"

Mit diesen Worten setzte ich meinen Entschluss schließlich in die Tat um und rannte direkt auf die 5 Wachmänner zu. Diese waren auf meinen Angriff nicht vorbereitet und deshalb kam ihre Verteidigung eine Spur zu spät. Denn mein Vorteil war, dass ich wusste, dass sie mich keineswegs erschießen würden. Immerhin schien ihre Chefin mich ja noch lebend zu brauchen und das nutzte ich aus.
Blitzschnell streckte ich den ersten Wächter mit dem Elektroschocker nieder und den Nächsten schlug ich mit dem Knauf meiner Waffe kurzer Hand K.O. Die anderen Drei gingen nun ebenfalls auf mich los und ich war in diesem Moment unendlich dankbar dafür, dass ich damals auf der Polizei Akademie auch den Kurs Kampfsport und Selbstverteidigung belegt hatte.

Ohne zu zögern griff ich auch die übrigen 3 Wächter an und wir lieferten uns eine heftige Auseinandersetzung. Jedoch war ich ihnen mit meiner Kampferfahrung einen Schritt voraus und es dauerte nicht lange, bis auch diese Drei auf dem Boden lagen.
Ich warf einen Blick auf sie und war völlig außer Atem, jedoch auch unendlich erleichtert, dass ich sie hatte ausschalten können. Allerdings hatte ich mich zu früh gefreut, denn auf einmal erklang die panische Stimme von Mary.

,,Evelyn...hinter dir!"

Reflexartig drehte ich mich um, als ein weiterer Wachmann auf mich zukam und mir förmlich entgegen brüllte. Er war einen ganzen Kopf größer als ich und wirkte mehr als kräftig, aber das schreckte mich nicht ab. Ich warf mich förmlich gegen ihn, riss ihn mit mir zu Boden und legte kurzer Hand meinen rechten Arm um seinen Hals. Er wehrte sich zwar, aber ich gab nicht nach und auch, wenn es mich fast meine gesamte Kraft kostete, wurde er schließlich ebenfalls bewusstlos und ich ließ von ihm ab. Noch einmal sah ich mich um, aber es schienen keine Nachfolger in der Nähe zu sein und ich winkte Mary schließlich zu mir, die ungläubig auf die 6 bewusstlosen Wachmänner herab sah.

,,Wie hast du...", setzte sie an, aber ich winkte ab.

,,Erklärungen folgen später. Gehen wir!"

Wir eilten auf die Tür zu und ich öffnete sie. Zum Glück erwarteten uns dieses Mal keine Wachmänner und die Luft war somit rein. Der Gang war eine Art Brücke und bestand an den Seiten aus Fenstern, die eine weite Aussicht auf das komplette Außengelände boten. Es schien das reinste Labyrinth zu sein und ich hoffte inständig, dass Mary und ich es hier raus schafften, bevor noch das gesamte Sicherheitspersonal hinter uns her war. Aber als ich weitergehen wollte, erstarrte Mary und hielt mich zurück.

,,Evelyn...warte!"

,,Warten? Mary, wir haben keine Zeit zum Warten. Diese Typen werden nicht schlummern und für eine weitere Runde fehlen mir die Energie und die nötige Ausrüstung. Wir müssen gehen, bevor Sherlock noch in die Hände dieser Wahnsinnigen rennt.", brachte ich hervor, doch sie starrte nur entgeistert aus dem Fenster und rührte sich keinen Millimeter.

,,Ich fürchte, dafür ist es schon zu spät."

Irritiert sah ich sie an und folgte dann ihrem Blick, der direkt auf den Innenhof des Geländes fiel. Dort erspähte ich unsere Kidnapperin persönlich und zu meinem großen Entsetzen auch noch Sherlock und John, die ihr direkt gegenüber standen. Es war zu spät! Diese Psychopathin war ihrem Ziel jetzt nur noch wenige Meter entfernt und wir hatten keine Möglichkeit, um sie aufzuhalten. Sherlock und John saßen in der Falle!

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