Der neue Partner

Der neue Partner

Am nächsten Morgen klingelte um 8 Uhr mein Wecker und ich schlug die Augen auf. Ich stellte den Wecker aus und starrte für einen kurzen Moment gedankenverloren an die Decke meines Schlafzimmers.

Heute war es soweit! Ich würde meinen neuen Partner kennenlernen und offiziell meinen Dienst beim Scotland Yard antreten. Natürlich war ich ein klein bisschen aufgeregt, aber meine Vorfreude siegte über meine Nervosität. Denn ich konnte es kaum erwarten, endlich wieder mit der Arbeit zu beginnen und Verbrechern nachzujagen.
Nennt mich verrückt, aber es machte mir ungeheuer Spaß, den Bösen nachzujagen und mysteriöse Fälle aufzuklären, denn es war immer das reinste Abenteuer. Schon als Kind hatte ich gerne Krimiserien angeschaut und hatte mir fest vorgenommen, dass ich ebenfalls Verbrechen aufklären würde. Und als ich meine Ausbildung zur Polizistin begonnen hatte, da war ein Traum für mich wahr geworden.

Schließlich stand ich auf und sprang unter die Dusche, ehe ich mich anzog und nach meinem Handy und Hausschlüssel griff. Auch mein Portmonee steckte ich ein, denn ich würde ein Taxi zur Arbeit nehmen. Mit dem Linksverkehr wollte ich mich noch nicht gleich am ersten Tag anlegen und es war ungewiss, ob ich es überhaupt je tun würde.

Nachdem ich meine Wohnung verlassen und abgeschlossen hatte, eilte ich die Treppe herunter, als die untere Wohnungstür aufging und Mrs. Adams auf den Flur trat.

,,Oh, guten Morgen, Evelyn. Schon so früh auf dem Sprung?", fragte sie und ich lächelte, während ich mit den Schultern zuckte.

,,Morgen, Mrs. Adams! Naja, die Arbeit sollte man nicht warten lassen."

,,Na, dann! Viel Erfolg an Ihrem ersten Tag. Meinen Sie denn, Sie werden heute schon einen Fall bekommen?"

Sie runzelte die Stirn und wirkte etwas skeptisch, doch ich grinste ein wenig und bekam ein abenteuerlustiges Funkeln in den Augen.

,,Das will ich doch schwer hoffen. Bis später, Mrs. Adams!"

Ich eilte aus dem Haus und schloss die Tür hinter mir, als mich die kühle Morgenluft von London in Empfang nahm. Auch heute war der Himmel grau und bewölkt, aber glücklicherweise regnete es nicht. Das war doch schon einmal ein gutes Zeichen. Kurzer Hand trat ich an die Straße und winkte ein schwarzes Taxi zu mir, was auch augenblicklich an der Seite Halt machte. Ich würde mich wohl noch daran gewöhnen müssen, dass die Taxen hier schwarz, anstatt gelb wie in New York waren.
Ich stieg ein und schloss die Tür, ehe ich mich anschnallte und der ältere Taxifahrer sah mich im Spiegel vielsagend an.

,,Wo soll es hingehen, Miss?"

,,Scotland Yard, bitte!", erwiderte ich und er nickte, ehe er losfuhr.

Während der Fahrt sah ich aus dem Fenster und fragte mich, was mich heute alles erwarten würde. Der erste Tag war ja bekanntlich immer ziemlich aufregend und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass der heutige Tag anders als die anderen war. Ob es daran lag, dass ich heute meine neue Arbeitsstelle antrat oder zum ersten Mal meinem Kollegen und Partner Lestrade begegnen würde...ich wusste es nicht.
Aber ich hatte ein positives Gefühl bei der Sache und freute mich ungeheuerlich darauf, mein neues Kollegium kennenzulernen. Zwar würden sie natürlich meine Kollegen und Freunde beim FBI nicht ersetzen können, aber für neue Bekanntschaften war ich offen. Und wer wusste es schon...vielleicht waren ja welche dabei, die zu meinen Freunden wurden.

Das Taxi fuhr eine halbe Stunde, ehe es das Scotland Yard erreichte. Ich bezahlte den Taxifahrer und stieg aus, ehe ich einen Blick auf meine neue Arbeitsstelle warf. Natürlich war ich ja bereits hier gewesen, aber heute war mein erster Arbeitstag und dann sah man das Gebäude natürlich anders an.
Schließlich eilte ich die Treppe hoch und betrat das Scotland Yard, ehe ich die Eingangshalle erreichte.
Das Scotland Yard, oder besser gesagt New Scotland Yard, war hell und offen, wodurch es einen freundlichen Eindruck machte und auf den ersten Blick würde man vermutlich gar nicht glauben, dass man sich bei der Polizei befand.

Ich atmete tief durch, bevor ich dann die Glastüren öffnete und den Empfang betrat. Überall liefen Beamte herum, telefonierten oder saßen an ihrem Computer. Ein Lächeln umspielte meine Lippen bei dem Gedanken, dass dies nun meine neuen Kollegen waren. Und ehe ich mich versah, kam eine dunkelhaarige Frau auf mich zu und warf mir einen vielsagenden Blick zu.

,,Ah, Sie müssen Miss Headley sein. Ich bin Sergeant Donovan und ich arbeite ebenfalls mit Lestrade. Wir werden uns also öfter über den Weg laufen.", sagte sie und ich lächelte leicht.

,,Dann kenn ich ja zumindest schon einmal ein Gesicht. Sie können aber ruhig Evelyn sagen."

,,In Ordnung, Evelyn! Wenn Sie mir folgen wollen...Lestrade erwartet Sie bereits."

Ich folgte Sergeant Donovan und schmunzelte, während ich sie musterte. Sie hatte dunkle Locken und braune Augen, während auch ihr Teint etwas dunkler war. Sie schien somit nicht britischer Herkunft zu sein, aber das tat ja auch nichts zur Sache. Allerdings schien sie mir etwas zu ernst und launisch zu sein, sofern ich das von der ersten Begegnung her sagen konnte. Zumindest wirkte Sergeant Donovan ziemlich kühl und war wohl eine komplizierte Person.

Wir erreichten schließlich eine Tür, neben der ein Schild mit der Aufschrift DI Lestrade stand. Es war ohne Zweifel das Büro meines neuen Partners. Sergeant Donovan klopfte und als ein kurzes Herein ertönte, öffnete sie die Tür und betrat das Büro, woraufhin ich ihr folgte.

,,Guten Morgen, Sir! Ihre neue Partnerin ist eingetroffen.", sagte sie und deutete vielsagend auf mich.

Ich warf einen Blick auf Lestrade, der nun den Kopf von den Akten hob und mir ein freundliches Lächeln schenkte. Er war mindestens 40 Jahre alt, hatte graue Haare und dunkle Augen.

,,Morgen, Miss Headley!", sagte er und streckte mir die Hand aus, als er kurz von seinem Stuhl aufstand. ,,Sie können gehen, Sergeant Donovan!"

Genannte nickte, verließ das Büro und schloss die Tür, womit Lestrade und ich allein zurückblieben.

,,Guten Morgen, Detective Inspector!", erwiderte ich und er winkte lächelnd ab, als er meine Hand losließ.

,,Bitte, nennen Sie mich Greg. Wir werden eng zusammenarbeiten, da klingt Detective Inspector so förmlich. Bitte, nehmen Sie doch Platz."

Ich ließ mich auf den Stuhl vor Lestrades Schreibtisch nieder und er nahm ebenfalls wieder Platz. Er wirkte äußerst sympathisch und das war schon einmal ein Pluspunkt. Denn ich konnte nicht mit jemandem arbeiten, der die ganze Zeit griesgrämig oder launisch war, wie es ganz offensichtlich bei Sergeant Donovan der Fall war. Mit dieser Frau würde ich sicherlich keine Freundschaft knüpfen.

,,So, Miss Headley", setzte Greg an und ich war nun diejenige, die abwinkte.

,,Evelyn reicht völlig!"

,,Okay, Evelyn...Sie waren vorher beim FBI in New York und sind jetzt nach London gezogen?", wollte er wissen, als er einen Blick in meine Akte warf und ich nickte.

,,Ja, das ist richtig! Ich habe meine Ausbildung in New York gemacht und bin dann zum FBI gegangen. Dort habe ich bis zu meinem Umzug gearbeitet."

,,Darf ich fragen, was Sie nach London führt? Es ist immerhin ein ziemlich großer Schritt, in ein anderes Land zu ziehen. Haben Sie hier Familie?"

Greg wirkte neugierig und sah mich abwartend an. Ich schüttelte jedoch den Kopf, ehe ich etwas zögerlich antwortete.

,,Nein! Ich habe nur eine Tante und die lebt in New Mexico. Meine Familie stammt durchgehend aus Amerika."

,,Und Ihre Eltern?", hakte Lestrade nach, womit er unwissend einen wunden Punkt bei mir traf.

,,Sie sind tot.", brachte ich hervor und nun sah er mich mitfühlend an.

,,Oh, das tut mir leid."

,,Danke! Mittlerweile komme ich einigermaßen damit klar, aber ich wollte nicht länger an einem Ort sein, wo mich alles an sie erinnert. Ich brauchte einen Neuanfang."

,,Das kann ich verstehen. Nun, denn...ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit, Evelyn. Natürlich sind Sie ab jetzt Sergeant Headley und wenn es etwas gibt, was Sie beschäftigt, dann lassen Sie es mich wissen, ja?", bat Lestrade und ich nickte, während ich leicht lächelte.

,,Selbstverständlich!"

,,Sehr gut! Ah, bevor ich es vergesse."

Greg lehnte sich zur Seite, öffnete eine Schublade und holte kurzer Hand eine Pistole samt Waffengurt und ein kleines Mäppchen heraus, was er mir beides rüberschob.

,,Ihre Dienstwaffe und Ihr Ausweis. Tragen Sie immer beides bei sich, denn man weiß in London nie, was passiert."

,,Immerhin etwas, das New York und London gemeinsam haben.", entgegnete ich und schmunzelte und auch Lestrade schien amüsiert zu sein.

,,Naja, eine Gemeinsamkeit muss es doch geben. Haben Sie eigentlich viel Außendienst gehabt beim FBI?"

,,Durchgehend! Es gab viele Fälle und wenn ich ehrlich bin...je aufregender, desto besser.", erwiderte ich und Greg nickte verstehend.

,,Ah, Sie sind also von der abenteuerlichen Sorte. Warum überrascht mich das jetzt nicht?"

Ich zuckte amüsiert mit den Schultern und Lestrade lehnte sich zurück, während ich meinen Dienstausweis in meiner Jackentasche verstaute und mir den Waffengurt umlegte. Auf einmal wirkte Lestrade etwas zögerlich, ehe er erneut das Gespräch aufnahm.

,,Evelyn, da gibt es noch etwas, das Sie wissen sollten.", setze er an und ich sah auf.

,,Und was?"

,,Hin und wieder...bei manchen Fällen, da ziehe ich einen Privatdetektiv zu Rate. Sie werden ihm dann sicher über den Weg laufen und Sie sollten wissen, er ist sehr...speziell."

,,Speziell?", wiederholte ich irritiert und Lestrade nickte.

,,Ja! Er hat, sagen wir...besondere Fähigkeiten und denkt anders als wir. Und seine Art und Weise kann andere Menschen manchmal durchaus abschrecken."

,,Er ist doch aber kein Alien, oder?", entgegnete ich, woraufhin Lestrade den Kopf schüttelte, sich ein Grinsen aber nicht verkneifen konnte.

,,Nein, das kann ich Ihnen versichern. Ich wollte damit nur sagen, dass Sie sich nicht abschrecken lassen sollten, wenn er mal ein paar Äußerungen macht. Er kann nämlich sehr direkt sein."

Für einen Moment sah ich Lestrade etwas ungläubig an, denn es schien ja ein sehr außergewöhnlicher Typ zu sein, von dem wir hier sprachen. Aber schließlich zuckte ich mit den Schultern und lächelte leicht.

,,Kein Problem! Ich habe schon so viele verrückte Dinge gesehen, das wird Ihr ominöser Privatdetektiv sicher nicht übertreffen können.", sagte ich und Lestrade schmunzelte.

,,Das sagen Sie jetzt."

Er wollte noch etwas hinzufügen, als er vom Klingeln seines Handys unterbrochen wurde. Sofort nahm er ab und ich lehnte mich entspannt zurück, während Greg telefonierte.

,,Lestrade!"

Er lauschte und seine Augenbrauen fuhren für einen kurzen Moment nach oben, ehe er seufzte und verständlich nickte.

,,Ist gut! Ja, wir kommen sofort. Bis gleich."

Er legte auf und steckte sein Handy in seine Jackentasche, als er einen vielsagenden Blick auf mich warf und dann schließlich aufstand.

,,Was sagt man dazu? Sind Sie bereit für Ihren ersten Fall?", wollte er wissen und sofort war ich auf den Beinen.

,,Natürlich! Was haben wir?"

,,Eine Leiche!", erwiderte er, während er sich die Jacke anzog, um den Tisch herumging und schließlich die Bürotür öffnete.

,,Und wo?", hakte ich nach, als ich Lestrade aus dem Büro heraus folgte.

,,Im Madame Tussauds!"

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