Der Mann im Schatten

Der Mann im Schatten

,,Woher haben Sie eigentlich meine Nummer?", fragte ich an Sherlock gewandt, als dieser nichts sagte und mich lediglich musterte.

Kurz warf ich einen fragenden Blick zu John, doch der zuckte lediglich mit den Schultern und gab mir somit zu verstehen, dass auch er keine Antwort darauf hatte. Endlich schien Sherlock aus seiner Starre zu erwachen und schob seine Hände in die Hosentaschen.

,,Lestrade! Er gab sie mir unter dem Vorwand, Sie könnten meine Hilfe brauchen."

Fassungslos starrte ich Sherlock an und beschloss, dass ich Lestrade beim nächsten Mal darauf ansprechen würde. Und was veranlasste ihn überhaupt dazu anzunehmen, dass ich die Hilfe von Sherlock bräuchte? Ich hatte bisher auch schon Mordfälle gelöst und dies ganz ohne Privatdetektiv. Warum sollte sich das dann hier in England bitte ändern?

,,Tja, dann sollte ich wohl mal ein ernstes Wörtchen mit Lestrade reden. Wie auch immer! Also, was gibt es denn für neue Entwicklungen, für die Sie mich herbestellt haben?", meinte ich schließlich und Sherlock wirkte nun natürlich wieder hochkonzentriert.

,,Das Opfer war nicht so unschuldig, wie es den Anschein hatte."

,,Und was bringt Sie zu dieser Erkenntnis?", wollte ich wissen, während Sherlock nun auf und ab ging.

,,Sein Leben, sein Erscheinungsbild...das alles klingt zu perfekt um wahr zu sein. Nein, da ist etwas...ein Geheimnis, von dem niemand wissen durfte. Wenn ich rausfinde, was es ist...es könnte der Schlüssel zu allem sein. Aber was ist es?"

Sherlock lief immer hektischer auf und ab und murmelte nun etwas Unverständliches vor sich hin. Irritiert beobachtete ich ihn und nachdem ich erkannt hatte, dass dieses Vorgehen wohl ein längerer Akt bei Sherlock Holmes zu sein schien, setzte ich mich kurzer Hand zu John auf das Sofa.

,,Verraten Sie mir eins, John...wie können Sie mit Sherlock leben? Ich meine, ich halte es ja schon kaum am Tatort mit ihm aus und Sie führen ihr Leben mit ihm? Dazu brauchen Sie doch sicher Nerven aus Stahl."

John horchte auf und für einen Moment starrte er mich perplex an. Doch dann schien er zu verstehen, was ich andeutete und er winkte schockiert ab.

,,Was? Nein! Wir leben nicht auf DIESE Weise zusammen. Wir sind Mitbewohner und Partner was die Ermittlungen unserer Fälle angeht, aber nicht das, was Sie denken, Evelyn. Ich bin nicht schwul!"

,,Ach so! Naja, ich dachte nur, weil...", setzte ich an, aber John hob abwehrend die Hände.

,,Sherlock und ich sind nur Kollegen...Freunde, wenn man das in Bezug auf ihn so nennen kann."

,,Dann sind Sie ja doch nicht so verrückt, wie ich dachte John.", meinte ich und grinste ein wenig, was John mir gleich tat.

,,Ich mag vielleicht vieles sein, aber schwul definitiv nicht. Aber ich wäre froh, wenn Sherlock vielleicht mal eines Tages soweit ist und sich auf eine Beziehung zu jemandem einlassen könnte. Das würde ihm vielleicht zu einer menschlichen Persönlichkeit verhelfen."

,,Nun ja, ich bezweifle stark, dass sich Sherlock Holmes überhaupt jemals zu einem menschlichen sozialen Wesen entwickeln kann, aber wie heißt es so schön: Wunder geschehen immer wieder!"

,,ICH HABS!", rief er euphorisch aus und ich glaubte, dass mein Herz für einen Moment vor Schreck stehen blieb.

,,Herrgott, Sherlock!"

John sah ihn vorwurfsvoll an und Sherlock hatte nun ein Leuchten in den Augen, während er sich die Hände rieb und sichtlich voller Vorfreude war, uns nun seine neueste Erkenntnis mitzuteilen.

,,Erleuchten Sie uns, Sherlock Holmes!", warf ich in den Raum und Sherlock sah John und mich aufgeregt an.

,,Die unscheinbare Erscheinung...das ehrenwerte Leben als Rechtsanwalt, aber dennoch ein verborgenes Tattoo mit einem poetischen Schriftzug, was ganz eindeutig auf eine heimliche Romanze hinweist. Ohne Zweifel hatte unser Opfer eine Beziehung zu jemandem, von der niemand wissen sollte.", erklärte Sherlock und John sah ihn irritiert an.

,,Eine geheime Beziehung, weil er ein Tattoo hatte?"

,,Nein! Eine geheime Beziehung, weil er ein VERSTECKTES Tattoo hatte.", verbesserte ihn Sherlock. ,,Unser Opfer trug seine Tätowierung versteckt und hat sie sich erst vor kurzer Zeit stechen lassen. Offensichtlich war die Beziehung daher noch nicht von allzu langer Dauer, aber das Opfer schien sich seiner Sache sehr sicher gewesen zu sein, wenn er sich extra für diese Person tätowieren ließ. Das macht diese geheimnisvolle Person zu einem unentbehrlichen Faktor und zum möglicherweise entscheidenden Detail in unserem Fall."

Sherlock war ganz hibbelig und klang ja fast so, als hätte er soeben das größte Geheimnis der Menschheit aufgedeckt. John nickte nur vielsagend und schien sich der Erkenntnis seines Mitbewohners zu fügen, während ich mich zurücklehnte und unseren Meisterdetektiv vielsagend ansah.

,,Ihr wollt damit im Grunde sagen: wenn wir die Person finden, für die sich unser Opfer tätowieren ließ, bringt uns das dem Mörder ein ganzes Stück näher."

,,So ist es!"

,,Soweit waren wir doch bereits in der Pathologie, Mr. Holmes! Das wir um jeden Preis rausfinden wollen, für wen sich das Opfer tätowieren ließ."

Vielsagend sah ich ihn an und Sherlock musterte mich ausdruckslos. Es war fast so, als versuchte er, meine Gedanken zu lesen und ich war froh, dass dies zum Glück nicht möglich war. Obwohl man bei Sherlock Holmes manchmal wirklich annehmen konnte, dass er ein genmutiertes Wesen war, was außergewöhnliche Fähigkeiten besaß.

,,Wo sind Sie vorhin gewesen?", fragte er mich auf einmal und ich war nun etwas irritiert.

,,Wie bitte?"

,,Als ich Ihnen die Nachricht zukommen ließ, wo befanden Sie sich da gerade? Sie können nicht zu Hause gewesen sein, denn von der Porter Street brächten Sie höchstens 10 Minuten bis hierher. Sie waren aber erst nach 25 Minuten hier. Also, wo waren Sie?", fragte Sherlock und ich starrte ihn verdutzt an.

,,Woher zum Teufel wissen Sie, wo ich wohne?"

,,Ach, es steht in Ihrer Akte, ist aber jetzt nicht von Belang. Wo waren Sie, Evelyn?"

Für einen Moment sah ich Sherlock sprachlos an und war gänzlich neugierig, wie er an meine Akte gekommen war, aber dann seufzte ich und richtete den Blick gen Zimmerdecke.

,,Ich war beim Stadttheater! Molly Hooper gab mir ein Wappen, welches das Opfer bei sich trug. Und ich habe mich dort bereits umgesehen. Ein Zeuge, ohne Zweifel ein Obdachloser, hat mir auch gesagt, dass unser Opfer wohl einige Male beim Theater aufgetaucht ist. Warum oder weshalb konnte er mir allerdings nicht sagen.", erklärte ich schließlich und Sherlock wandte sich ein wenig von John und mir ab.

,,Interessant!"

,,Was ist interessant, Sherlock? Dass unser Opfer ganz offensichtlich auf Theater stand?", erwiderte John, aber Sherlock schüttelte den Kopf.

,,Nein, er war nicht der Typ, der Theater als Hobby hatte."

,,Ich frage jetzt mal besser nicht, woher Sie das wissen wollen.", meinte ich, aber Sherlock fuhr bereits fort.

,,Das ist es! Beim Theater könnte sich ein Hinweis auf unsere geheimnisvolle Person verbergen. Wir müssen uns dort umsehen und nach Spuren suchen, die uns zu der Bezugsperson führen."

,,WIR?", betonte ich und Sherlock grinste.

,,Ganz recht! Wir treffen uns morgen dort. Um exakt 11 Uhr und seien Sie pünktlich, Miss Headley. Immerhin gilt es einen Mord aufzuklären."

Mit diesen Worten verschwand Sherlock Richtung Flur und ich sah ihm verdutzt nach. Dann sah ich auf John und bevor ich meine Frage auch nur aussprechen konnte, nickte er und schmunzelte leicht.

,,Ja, Evelyn...er ist immer so!"

Ich sagte nichts mehr, sondern stand auf und verabschiedete mich von John. Dann beschloss ich, meinen Heimweg anzutreten und als ich die Haustür hinter mir geschlossen hatte, wollte ich mich bereits auf den Weg machen. Allerdings wurde daraus nichts.

,,Evelyn Headley!", erklang auf einmal eine weibliche Stimme und ich drehte mich um.

Auf dem Fußweg stand eine fremde dunkelhaarige Frau, die ihr Handy in der Hand hielt und gerade etwas tippte, ehe sie aufsah und einige Schritte auf mich zukam.

,,Wer sind Sie?", brachte ich misstrauisch hervor, denn eine fremde Frau, die jemanden nachts auf dem Heimweg abfing, machte auf mich keinen vertrauenswürdigen Eindruck.

,,Ich muss Sie bitten, mich zu begleiten. Sie werden erwartet.", entgegnete sie nur und ich verschränkte die Arme vor der Brust.

,,Erwartet, ja? Und von wem bitte?"

,,Steigen Sie bitte ein!"

Ohne auf meine Frage zu antworten, ging die mysteriöse Frau zum Auto und öffnete die Tür. Dann warf sie mir einen erwartungsvollen Blick zu und ich sah mich kurz um, ob nicht in nächster Minute ein Serienkiller aus seinem Versteck sprang. Aber es war weit und breit niemand zu sehen und schließlich gab ich mich seufzend geschlagen. Kurzer Hand stieg ich in den Wagen und nachdem die Frau die Tür hinter mir geschlossen hatte, stieg sie auf der anderen Seite selbst ein und nahm neben mir auf der Rückbank Platz. Während der Fahrt tippte sie ununterbrochen auf ihrem Handy herum und ich beobachtete sie dabei. Zwar machte die Frau nicht gerade einen gefährlichen Eindruck, aber ich traute ihr dennoch nicht über den Weg.
Wer war sie und zu wem brachte sie mich jetzt wohl? Ich ließ meine Gedanken Revue passieren und musste feststellen, dass bereits viele seltsame Dinge passiert waren und zwar, seit ich Sherlock Holmes begegnet war. Ob dieses ganze Theater etwas mit ihm zu tun hatte?
Gut möglich wäre es, denn immerhin war ich vor der Haustür seiner Wohnung von dieser mysteriösen Lady abgefangen worden. Und nun verschleppte sie mich wer weiß wohin und ich hatte nicht die leiseste Ahnung, was mich erwartete. Schließlich machte das Auto vor einem abgelegenen Gebäude Halt und die Frau sah mich vielsagend an, ehe sie auf das Gebäude deutete.

,,Mein Arbeitgeber erwartet Sie drin."

,,Ihr Arbeitgeber also, ja? Klingt ja sehr beruhigend.", meinte ich, woraufhin die Frau nur lächelte.

,,Gehen Sie, Miss Headley! Er wartet nicht gern."

Ich starrte sie an, ehe ich aus dem Auto stieg und die Tür schloss. Das konnte ja heiter werden! Wachsam und mit aufmerksamen Blicken auf meine Umgebung gerichtet, begab ich mich schließlich ins Innere des Gebäudes und erkannte, dass ich mich offenbar in einer ehemaligen Lagerhalle von einer stillgelegten Fabrik befand. Und als ich geradeaus sah, erkannte ich einen einzelnen fremden Mann, der sich leicht auf einem Regenschirm abstützte. Aber offensichtlich nicht wegen einer Verletzung oder dergleichen, sondern offenbar nur, um etwas geheimnisvoll und bedrohlich wirken zu wollen.

,,Guten Abend, Miss Headley!", begrüßte er mich und ich musterte ihn mit misstrauischen Blicken, als ich vor ihm stehen blieb.

,,Wer sind Sie?"

,,Das ist nicht von Belang und hat Sie auch nicht zu interessieren. Aber es ist durchaus interessant, wer Sie sind. Eine gebürtige Amerikanerin, ehemalige FBI Agentin und nun Mordermittlerin beim Scotland Yard von London. Eine verblüffende Wendung in Ihrem Lebenslauf, finden Sie nicht?", entgegnete der mysteriöse Mann und ich sah ihn nun ernst an.

,,Wie und wo ich mein Leben gestalte, geht ja wohl nur mich etwas an."

,,Natürlich! Verzeihen Sie mir meine Neugier. Ich frage mich nur, was Sie von New York City hier nach London bringt."

Er sah mich abwartend an und ich versuchte, aus dem Fremden schlau zu werden. Man sollte annehmen, dass ich mich eigentlich vor ihm fürchten sollte, denn man wurde schließlich nicht jeden Abend zu einem geheimnisvollen Fremden geschleppt, der einem Mann im Schatten gleichkam.
Aber ich hatte keine Angst, sondern war entgegen aller Erwartungen lediglich neugierig und wüsste nur zu gern, wer dieser Typ war. Und vor allem interessierte mich, was er von mir wollte.

,,Ein Neuanfang!", sagte ich schließlich und zuckte mit den Schultern. ,,Ist etwas Wunderbares, was neue Erfahrungen mit sich bringt und man lernt neue Menschen kennen."

,,Menschen wie Sherlock Holmes!", brachte er hervor und ich erstarrte.

Also doch! Es ging bei dieser ganzen Sache wirklich um Sherlock Holmes und es wunderte mich nun nicht einmal, dass sich mein Verdacht bestätigte. Allerdings machte es diesen mysteriösen Fremden gleich doppelt interessant und etwas sagte mir, dass er mehr über Sherlock wusste, als er mir gegenüber zugegeben würde.
Und ich hätte es mir ja gleich denken können, dass Sherlock Holmes einen geheimen Clan von wahnsinnigen Kidnappern und potentiellen Killern in der Hinterhand hatte, welche diejenigen beseitigten, die ihm nicht vom ersten Augenblick an zu Füßen lagen. Fast automatisch wanderte meine Hand in meine Jackentasche und ich umfasste den Griff meiner Dienstwaffe

,,Das wird nicht nötig sein, Miss Headley! Ich habe nicht vor, Sie zu töten.", sagte der Mann und ich blickte ihn misstrauisch an.

,,Ach, nein? Läuft das nicht normalerweise so ab? Man wird zu einem abgelegenen Ort geschleppt, trifft dort auf den schwarzen Mann und es endet in einem unerklärlichen Mord?"

,,Hätte ich vor, Sie umzubringen, dann würde ich das ganz gewiss nicht hier tun, Evelyn. Deshalb können Sie Ihre Waffe wieder loslassen.", entgegnete er.

Für einen Moment hielt ich meine Waffe noch umschlossen, aber dann ließ ich sie schließlich los und verschränkte dann meine Arme vor der Brust, während ich dem Unbekannten weiter skeptische Blicke zuwarf.

,,Wer sind Sie?"

,,Sagen wir, ich bin das, was bei Sherlock Holmes einem Freund noch am nächsten kommt.", sagte er.

,,Und das wäre?"

,,Ein Feind!", war seine Antwort und ich schmunzelte.

,,Ein Feind? Ernsthaft? Sie machen auf mich nicht gerade den Eindruck, als könnten Sie Sherlock Holmes gefährlich werden."

,,Das ist auch keineswegs meine Absicht. Aber Sherlock würde mich wahrscheinlich sogar als seinen Erzfeind bezeichnen, denn er hat einen unglaublichen Hang zum Dramatischen.", brachte der Mann hervor und ich deutete daraufhin vielsagend auf unsere Umgebung.

,,Da haben sie beide ja etwas gemeinsam. Also, warum bin ich hier, wenn Sie mich nicht umbringen wollen? Was wollen Sie von mir?"

,,Sie sind ziemlich scharfsinnig, Evelyn! Das muss ich Ihnen lassen. Aber das müssen Sie schließlich auch sein, sonst wären Sie wohl kaum eine gute Polizistin.", meinte er, doch ich warf ihm einen ausdruckslosen Blick zu.

,,Danke für die Blumen und jetzt sagen Sie mir endlich, was Sie wollen."

,,Nun, ich möchte Sie um einen kleinen Gefallen bitten."

,,Was für einen Gefallen?", brachte ich misstrauisch hervor und der Mann ging einige Schritte auf und ab.

,,Es betrifft Sherlock Holmes! Ich möchte Sie bitten, ihn für mich im Auge zu behalten und mich über alles zu informieren, was er so treibt. Entgegen angemessener Belohnung, versteht sich."

Perplex sah ich den Unbekannten an, der für mich mit jeder Minute interessanter wurde. Vor allem interessierte es mich, in was für eine Verbindung er zu Sherlock stand. Schließlich warf ich ihm einen ungläubigen Blick zu und konnte kaum glauben, worum er mich da bat.

,,Sie wollen mich dafür bezahlen, dass ich Sherlock Holmes ausspioniere? Ist das Ihr Ernst?"

,,In Anbetracht dessen, dass ich selten Scherze an den Tag lege, Miss Headley...ja, in der Tat.", antwortete er und ich ließ die Arme aus der Verschränkung sinken, während ich ihn vielsagend ansah.

,,Tja, da muss ich Sie leider enttäuschen. Ich habe nicht die Absicht, Sherlock für Sie auszuspionieren und sollten Sie mir Millionen dafür bieten."

,,Es ist wirklich erstaunlich, wie schnell er immer wieder Menschen findet, die nach nur weniger Zeit bereits bedingungslos loyal gegenüber ihm sind.", brachte der Mann hervor und klang etwas beleidigt, doch ich verdrehte nur die Augen.

,,Das hat nichts mit Loyalität zu tun. Ich verbringe nur nicht mehr Zeit mit Sherlock Holmes, als unbedingt nötig. Und ich habe bei weitem Besseres zu tun, als ihn auf Schritt und Tritt zu verfolgen. Da müssen Sie sich wohl oder übel jemand anderen suchen. Denn im Gegensatz zu Ihnen, bin ich für Sherlock Holmes weder Freund noch Feind."

Vielsagend blickte ich ihn an, woraufhin der Fremde mich nun musterte. Und es war gruselig, denn er besaß fast schon den gleichen durchbohrenden Blick wie Sherlock, als wollte er meine Gedanken lesen. Dann wurde sein Blick ausdruckslos und er zeigte keinerlei Regung mehr.

,,Wir werden sehen!"

,,Was wollen Sie damit sagen?", fragte ich, doch er zuckte nur mit den Schultern.

,,Das wird sich noch zeigen. Ich behalte Sie jedenfalls im Auge, Evelyn!"

,,Tun Sie, was Sie nicht lassen können. Aber vergessen Sie bloß nicht, auch die Toilettenpausen zu vermerken. Sonst wäre ich schwer enttäuscht von Ihnen. Schönen Abend noch!"

Ich wandte mich ab und machte mich bereits auf den Weg zurück zum Wagen, als der mysteriöse Fremde mich noch einmal zurückhielt.

,,Eins noch, Miss Headley!", sagte er und ich drehte mich zu ihm um. ,,Es wäre besser, wenn unser Treffen heute unerwähnt bliebe. Sherlock Holmes und ich pflegen etwas, das sich ein schwieriges Verhältnis nennt."

,,Ach, wirklich? Wäre ich nie drauf gekommen!", erwiderte ich und nun war sein Blick auf einmal besorgt.

,,Seien Sie wachsam, Evelyn! Denn hier in England ist gewiss nichts wie es scheint. Und sollten Sie sich doch dazu entschließen, Sherlock Holmes zu vertrauen...könnten die Ereignisse eine schnelle Wendung nehmen."

,,Was wollen Sie damit sagen?", gab ich zurück, während er sich abwandte.

,,Dass es an der Zeit ist, sich für eine Seite zu entscheiden!"

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