Das Spiel um Lug und Trug
Das Spiel um Lug und Trug
,,Moriarty ist zurück?", wiederholte John und sah mich fassungslos an, während Sherlock leicht die Augen verdrehte.
,,Natürlich ist er wieder da. Sonst wäre Evelyn kaum so schockiert. Wo ist er jetzt?"
,,Wir haben ihn festgenommen!", erwiderte ich und John stand die Erleichterung buchstäblich ins Gesicht geschrieben.
,,Gott sei Dank!"
,,Freuen Sie sich nicht zu früh, John. Der einzige Grund, warum Moriarty von der Polizei gefasst wurde ist der, dass er es so für sich entschieden hat.", widersprach Sherlock und ich nickte.
,,Das war mir auch klar. Ich frage mich nur, was dieser Mistkerl damit bezwecken will. Was kann er bitteschön vom Gefängnis aus besser ausrichten, als in Freiheit?"
Auf diese Frage wussten die beiden keine Antwort und das nahm mir meine Nervosität so gar nicht. Mir war natürlich klar, dass Moriarty wieder etwas gegen Sherlock ausheckte, aber ich würde garantiert nicht zulassen, dass er mit seinen fiesen Machenschaften durchkam.
,,Das ist wohl noch die große Frage.", brachte John hervor und ich warf entschlossene Blicke in die Runde.
,,Keine Sorge...ich werde schon rausfinden, was dieser hinterhältige Wicht plant."
,,Nein! Du hältst dich besser da raus. Moriarty ist hinter mir her...nicht hinter euch.", wandte Sherlock ein und ich sah ihn perplex an.
,,Mag vielleicht sein, aber wenn du glaubst, dass ich hier untätig rumsitze und nichts tue, dann irrst du dich. Und was auch immer er ausheckt...wir sind in der Überzahl und dieses Mal wird er uns keine Ketten anlegen."
Sherlock wollte erneut widersprechen, aber mein entschlossener Gesichtsausdruck schien ihn umzustimmen, denn er presste die Lippen zusammen. John schaute mich anerkennend an, doch zu weiteren Diskussionen kamen wir nicht, da mein Handy mit seinem Klingeln unsere Unterhaltung unterbrach.
,,Greg! Was gibts?", fragte ich und mein Partner schien etwas angespannt zu sein.
,,Kannst du bitte aufs Revier kommen? Wir brauchen dich hier."
,,Ja, sicher! Ich bin schon unterwegs.", erwiderte ich und legte auf, ehe ich mich an das Ermittlerduo wandte. ,,Ich muss los! Sobald es etwas Neues gibt, melde ich mich bei euch."
,,Am besten bei John! Ich muss mein Experiment fortsetzen."
Sherlock deutete vielsagend auf sein Labor und ich verdrehte nur die Augen. War ja mal wieder typisch! Sein gefährlicher Erzfeind war zurück und heckte weiß Gott was aus und Sherlock interessierte sich mal wieder nur für seine skurrilen Experimente. Dies würde eines Tages sicher sein Untergang sein.
,,Danke, Evelyn!", brachte John hervor und ich verabschiedete mich von den beiden, ehe ich die Baker Street verließ und mich zum Scotland Yard begab.
***
Als ich meine Arbeitsstelle erreichte, brannte ich bereits darauf zu erfahren, was mich nun erwartete. Es schien ja wichtig zu sein und ich fragte mich, ob es etwas mit Moriarty zu tun hatte. Als ich die Tür öffnete, entdeckte ich Greg auch schon, der mit Anderson nahe des Verhörraums stand und die beiden unterhielten sich, als sie mich schließlich erspähten.
,,Evelyn, da bist du ja schon.", sagte Greg und Anderson warf einen flüchtigen Blick auf die Uhr.
,,Ging ja fix!"
,,Immer!", erwiderte ich und zuckte mit den Schultern, als ich auch schon zum wesentlichen Thema kam. ,,Also, habt ihr was aus ihm rausbekommen?", wollte ich wissen, doch Greg schüttelte den Kopf.
,,Nicht direkt."
,,Was soll das heißen? Entweder habt ihr oder ihr habt nicht.", entgegnete ich und mein Partner seufzte.
,,Die Sache ist die, Moriarty sagte, er würde wenn überhaupt nur mit einem einzigen Cop reden.", sagte er und ich schaute ihn erwartungsvoll an.
,,Und mit wem?"
Greg und Anderson tauschten einen kurzen Blick und ich fragte mich, warum sie mich so dermaßen auf die Folter spannten. Doch schließlich brach Greg sein Schweigen und erlöste mich damit.
,,Mit dir!", eröffnete er mir und ich starrte ihn völlig perplex an.
,,Mir? Warum ausgerechnet mit mir?"
,,Keine Ahnung! Aber es war sein ausdrücklicher Wunsch, dass du ihn verhörst. Bei allen anderen schweigt er unerbittlich.", erklärte Greg und ich konnte nicht fassen, dass Moriarty ausgerechnet mich sprechen wollte.
Was führte dieser Kerl nur im Schilde? Wollte er mich etwa wieder entführen? Aber dann hätte er sich doch kaum von uns verhaften lassen. Nein! Es musste mehr dahinter stecken und ich erfuhr wohl nur die Wahrheit, wenn ich mit ihm sprach. Auch, wenn dies so ziemlich das Letzte war, was ich auf diesem Planeten tun wollte.
,,Tja, dann habe ich wohl keine Wahl.", brachte ich hervor und machte mich dann schließlich auf den Weg zum Verhörraum.
Mit jedem Schritt, mit dem ich mich dem Raum näherte, spannte ich mich mehr an und ich wusste, dass ich gleich auf alles gefasst sein musste. Moriarty würde sicher wieder seine Spielchen spielen und ich durfte mich auf keinen Fall von ihm provozieren lassen. Das würde nicht einfach werden, aber es stand zu viel auf dem Spiel und vielleicht hatte ich ja Glück und es gelang mir, etwas aus diesem Wahnsinnigen herauszubekommen.
Ich öffnete die Tür zum Verhörraum und als ich ihn betrat, gab ich dem Wachmann das Zeichen, dass er sich entfernen sollte und er verschwand. Hinter ihm schloss ich die Tür und dann trafen sich schließlich die Blicke von Jim Moriarty und mir.
Ein schauriges Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus und er musterte mich mit einem regelrecht triumphierenden Blick. Ich konnte nicht leugnen, dass mir daraufhin ein Schauer über den Rücken lief, aber ich ignorierte es.
,,Evelyn...so schön, dich wiederzusehen. Hast du mich vermisst?", entgegnete er und ich warf ihm finstere Blicke zu.
,,Sparen Sie sich die Spiele, Moriarty. Sagen Sie mir lieber, warum Sie hier sind."
,,Nun...ich habe ein Schwerverbrechen begangen. Ich habe versucht, die Juwelen zu stehlen und wurde dafür verhaftet. Das müsste dir doch klar sein.", spielte er den Unschuldigen, doch ich ließ mich nicht hinters Licht führen.
,,Netter Versuch! Und was führen Sie wirklich im Schilde?"
Ich verschränkte die Arme vor der Brust und starrte Moriarty regelrecht nieder. Er glaubte doch wohl nicht wirklich, dass er mit dieser Tour bei mir durchkam. Jeden anderen Polizisten konnte er das vielleicht erzählen, aber nicht mir. Moriarty, dessen Hände natürlich immer noch in Handschellen lagen, lehnte sich nun zurück und lachte ein wenig.
,,Hach, Evelyn...ich mag dich. Du bist so...exzentrisch. Man kann dir nichts vormachen...das ist das Großartige daran und deswegen wollte ich auch unbedingt mit dir reden. Die anderen Polizisten sind so langweilig...so gewöhnlich. Mit denen ist jede Minute Zeitverschwendung."
,,Worüber wollen Sie mit mir reden? Doch wohl kaum über den Einbruch in den Tower von London heute.", entgegnete ich und er schüttelte kaum merklich den Kopf.
,,Nein...doch nicht über dieses unwichtige Ereignis. Viel lieber würde ich mit dir über die Zukunft reden."
,,Die Zukunft, ja? Ich würde sagen, Sie verraten mir lieber erstmal, warum Sie nach England zurückgekehrt sind. Und verkaufen Sie mich nicht für blöd. Ich weiß, dass Sie etwas gegen Sherlock planen.", zischte ich und Moriarty seufzte leise.
,,Ach, der liebe gute Sherlock. Ich gebe zu...ich bin sogar ein klein wenig neidisch auf ihn. Er hat wahrlich Glück, dich in seinem Team zu haben und ich kann verstehen, warum ihm etwas an dir liegt. Allerdings macht dies die ganze Sache auch zu einfach. Ich meine, Schwachstellen sind sooo...erniedrigend. Sie machen einen verwundbar...sie machen einen schwach."
Ich bekam ein ungutes Gefühl bei seinen Worten und versuchte fieberhaft, aus ihnen schlau zu werden. Zwar hatte ich das Gefühl, dass ich die Antwort bereits wusste, aber sie wollte mir einfach nicht in den Sinn kommen. Allerdings gab ich Moriarty keine Gelegenheit, mein Unsicherheit zu bemerken.
,,Wollen Sie mich etwa wieder entführen? Oder John? Um Sherlock somit in die Falle zu locken? Dann sollten Sie sich lieber einen neuen Plan überlegen, denn das wird dieses Mal nicht funktionieren."
,,Evelyn, du verletzt mich damit. Glaubst du wirklich, dass ich zwei Mal die gleiche Tour durchziehe? Dann irrst du dich aber gewaltig! Allerdings kann ich dir versichern...es wird soooo aufregend werden. Ein Spiel, welches die Welt noch nicht gesehen hat."
Moriarty brüstete sich wie ein Poet und mir wurde schlecht bei dem, was er sagte. Also hatte ich Recht gehabt! Er plante irgendwas und es war keineswegs harmlos. Und ich musste unbedingt dahinter kommen...bevor es zu spät war.
,,Was auch immer Sie vorhaben...ich komme schon dahinter. Welches Spiel Sie auch spielen mögen...ich werde definitiv Ihr Gegenspieler sein.", fauchte ich und seine Augen sprühten regelrecht vor Euphorie.
,,Oh...darauf zähle ich, Evelyn. Es wäre doch nur der halbe Spaß, wenn nicht jeder von euch verzweifelt alles tun würde, um mich aufzuhalten. Nur um dann am Ende feststellen zu müssen...dass alles vollkommen vergebens war."
,,Ich werde Ihre Geheimnisse schon noch ans Licht bringen, Moriarty! Verlassen Sie sich drauf!", knurrte ich und er warf mir nun einen intensiven Blick zu, der mir wahrscheinlich das Blut in den Adern gefroren hätte, wäre dies möglich.
,,Ich weiß, dass du das wirst. Und das ist doch das Aufregende daran, denn wo wäre sonst die Spannung? Wir alle haben doch Geheimnisse, die wir um jeden Preis zu verbergen versuchen...nicht wahr, Evelyn? Sogar vor den Menschen, die uns ja angeblich so nahe stehen. Und je dunkler das Geheimnis...desto schwerer auch die Konsequenzen. Die eigentliche Frage ist allerdings nicht ob die Geheimnisse ans Licht kommen...sondern nur noch wann."
Sein Blick war so eindringlich, als ob er mich durchbohren würde und ich erstarrte bei den Worten von Moriarty. Er wusste eindeutig mehr, als er preisgab und diese letzten Worte waren direkt an mich gerichtet. Ich brachte keine Antwort fertig, denn ich war zu schockiert und wandte mich ab. Doch die nächsten Worte von Moriarty, ließen mich noch einmal innehalten.
,,Die Uhr tickt, Evelyn! Nicht nur für Sherlock Holmes. Das Spiel hat schon längst begonnen...und es endet erst...wenn die Wahrheit offenliegt."
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