Das Price-Vermächtnis

Das Price-Vermächtnis

Alicia PoV

Als ich langsam wieder zu mir kam, spürte ich kühlen Boden unter mir. Verwirrt blinzelte ich und richtete mich auf, nur um mich dann völlig perplex umzusehen.
Wo war ich? Ich befand mich in einem merkwürdigen Raum, der einem Zimmer von einer Psychiatrie glich. Allerdings war er viel größer und als ich mich umsah, entdeckte ich Sherlock und John, die noch bewusstlos waren und ebenfalls auf dem Boden lagen.

,,Hey...Sherlock...John! Wacht auf! Aufwachen!", versuchte ich sie wachzurütteln, aber ohne Erfolg.

,,Bemüh dich nicht, Alicia! Ich habe ihnen noch ein zusätzliches Betäubungsmittel verabreicht, was sie ein wenig länger als dich außer Gefecht setzt."

Ich erstarrte und langsam drehte ich meinen Kopf in die Richtung, aus der die, mir nur allzu vertraute, Stimme kam und vor einer Glasscheibe, die uns einen Ausweg unmöglich machte, stand unser Entführer. Allerdings war er mir keineswegs unbekannt, denn wo ich jetzt sein Gesicht direkt vor Augen hatte, warf ich ihm einen tödlichen Blick zu und zischte seinen Namen förmlich.

,,Vincent!"

,,Überraschung!", erwiderte er und breitete einladend die Arme aus, während er grinste. ,,Gefällt dir euer Zimmer? Habe es extra für euch einrichten lassen. Ich hoffe, es trifft euren Geschmack...wenigstens annähernd."

,,Du hast uns entführt!", fauchte ich und rappelte mich langsam auf, während ich ihn verhasst ansah, doch er hob nur abwehrend die Hände.

,,Ach, Alicia...Entführung ist so ein hartes Wort. Sagen wir einfach...ich habe euch zu der After-Show-Party eingeladen. Die wird übrigens spektakulär, wenn ich das mal anmerken darf."

,,Was bei dir spektakulär heißt, das kann ich mir schon vorstellen. Wer von uns segnet denn das Zeitliche?", brachte ich kalt hervor, doch er winkte ab.

,,Niemand! Zumindest nicht, bevor unser Ehrengast nicht eingetroffen ist."

Ohne Zweifel wusste ich, wen er damit meinte und ich bemühte mich, die Fassung zu wahren. Aber als ich gerade antworten wollte, kamen Sherlock und John wieder zu sich und Vincent klatschte in die Hände.

,,Ah, willkommen zurück in der Realität, Gentlemen. Ich hoffe, Sie hatten angenehme Träume und sind nun bereit für die Bonusrunde.", trällerte er und John sah sich nur benommen um.

,,Wo zur Hölle sind wir?"

,,In einem Gefängnis.", erklärte ich und nun war auch Sherlock wieder vollkommen bei sich, als sein Blick auch geradewegs auf Vincent fiel.

,,Wer ist das denn?"

,,Oh, wie unhöflich von mir. Ich hätte mich gestern schon vorstellen sollen, aber ich wollte auf den passenden Augenblick warten.", entgegnete Vincent und grinste die beiden nun hämisch an. ,,Mein Name ist Vincent Odin Price und ich bin für die nächste Zeit euer Gastgeber."

,,Was sind Sie denn für ein Verrückter?", gab John nur zurück, während er und Sherlock sich auf die Beine kämpften, aber Vincent zuckte nur lässig mit den Schultern.

,,Verrückt ist ziemlich schwer einzustufen, Dr. Watson. Da gibt es verschiedene Phasen, obwohl ich sie eher als Schwierigkeitsgrad bezeichne. Aber das ist natürlich jedem selbst überlassen, was für eine Meinung er diesbezüglich hat."

Ich beobachtete Sherlock und John, die zwar noch etwas mitgenommen waren, aber ihren klaren Verstand hatten sie immerhin schon wieder erreicht. Denn während John nun böse Blicke auf Vincent warf, so wirkte Sherlock hochkonzentriert und schien ihn deduzieren zu wollen, aber natürlich entging Vincent das nicht und er lächelte Sherlock nur verspielt entgegen.

,,Sparen Sie sich die Deduktionen, Mr. Holmes. An mir werden Sie keinerlei Antworten finden. Denn mich haben schon viele versucht zu durchschauen und keiner hat es bisher geschafft."

,,Irgendjemand muss der Erste sein.", konterte Sherlock, aber Vincent schüttelte den Kopf.

,,Dieser Jemand sind aber nicht Sie!"

Ich sah zu Sherlock, der nun etwas irritiert zu sein schien. Und so, wie er Vincent betrachtete, erzielten seine Deduktionen auch wirklich nicht den gewünschten Erfolg, was Vincent natürlich zu amüsieren schien.
John wirkte dagegen, einfach nur völlig verwirrt und wütend zugleich, denn sein ruhiges Gemüt schien bereits an seine Grenzen geraten zu sein.

,,Was wollen Sie denn von uns? Wir haben Ihnen doch gar nichts getan, also lassen Sie uns gehen.", forderte er, doch Vincent interessierte das überhaupt nicht.

,,Oh...aber das kann ich nicht, Dr. Watson. Ihr alle...seid doch meine Köder."

,,Ihre Köder?", wiederholte John irritiert und Sherlock war sofort misstrauisch.

,,Für wen?"

,,Ach, kommen Sie, Sherlock Holmes!", erwiderte Vincent und forderte ihn geradezu heraus. ,,Ich dachte, Sie hätten es längst durchschaut. Sie sind doch der intelligenteste Mann von ganz England.", meinte er, doch als Sherlock nichts erwiderte, legte er den Kopf schräg. ,,Keine Idee?"

Mir wurde regelrecht schlecht bei den Worten von Vincent. Für ihn schien das alles nur ein amüsantes Spiel zu sein, aber hier ging es immerhin um Menschenleben. John schien nun ebenfalls die Nerven zu verlieren, denn er schlug mit der rechten Faust gegen die Scheibe und funkelte Vincent wütend an.

,,Verflucht nochmal...für wen sind wir die Köder? Hinter wem sind Sie her?"

,,Tja...", setzte Vincent an und seufzte ein wenig. ,,es verdirbt zwar das ganze Spiel, wenn ich es einfach verrate, aber mir bleibt wohl nichts anderes übrig: ich will meine Schwester!"

,,Ihre Schwester?", sagte John und starrte ihn perplex an. ,,Sie haben uns gekidnappt, um Ihre Schwester herzulocken?"

,,Nicht mehr anrufen...wir haben einen Gewinner!", prahlte Vincent und nun war Sherlock ziemlich irritiert.

,,Wie sollten wir Ihnen da von Nutzen sein? Wir kennen Ihre Schwester doch überhaupt nicht. Da werden Sie mit uns als Geiseln nicht viel erreichen."

,,Daneben...jedes Wort in diesem Satz war falsch. Also, ich muss schon sagen, Mr. Holmes...ich bin enttäuscht von Ihnen. Da denke ich, dass ich endlich jemanden vor mir habe, der mir ebenbürtig ist und dann stellt sich dieses angebliche Genie doch noch als Idiot heraus. Sagen Sie bloß, Sie haben es übersehen...dabei war es doch wohl mehr als offensichtlich. Oder wollten Sie es nur nicht sehen?"

Vincent sah Sherlock mit einem Blick an, der mir einen Schauer über den Rücken jagte. Er genoss diesen Augenblick in vollen Zügen und ich sah unsicher zu Sherlock, der nun mehr als hochkonzentriert wirkte. Offenbar suchte er in seinen Gedanken fieberhaft nach der Antwort, doch es war John, der Vincent einfach die direkten Worte an den Kopf warf.

,,Wer ist Ihre Schwester?"

,,Clarissa Evelina Price natürlich!", erwiderte Vincent und zögerte, ehe sich ein böses Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitete. ,,Oder, wie sie sich heute nennt: Evelyn Headley!"

Als er diese Worte aussprach, entgleisten Sherlock und John jegliche Gesichtszüge und sie waren sprachlos. Verzweifelt sah ich zu den beiden, die nun die schockierende Wahrheit vor Augen hatten und bereute inzwischen, dass ich Evelyn das Versprechen gegeben hatte, ihnen nichts zu sagen. Dann wären sie immerhin gewarnt gewesen, aber nun war es zu spät und dementsprechend reagierten sie auch. Während Sherlock förmlich zu einer Statue erstarrt war, fand John als Erster seine Fassung wieder und warf einen ungläubigen Blick in Richtung Vincent.

,,Evelyn...ist Ihre Schwester?"

,,Genial, oder?", gab Vincent zurück und lachte auf, ehe er sich an unsere Detektiv wandte. ,,Jetzt mal ehrlich, Sherlock Holmes...haben Sie sich nicht all die Jahre gefragt, warum Evelyn ihre Vergangenheit nicht preisgibt? Warum sie nie von ihren Eltern spricht oder von ihrem Leben? Die Lösung ist ganz einfach: sie läuft davon! Sie hat ihre Identität gelöscht, ist zu einer anderen Person geworden und hat es geschafft, selbst den großen brillanten Sherlock Holmes zu täuschen. Zwar muss ich zugeben, ich bin immer noch sauer, weil sie einfach so davongelaufen ist...aber ich muss schon sagen: wenn sie etwas macht, dann macht sie es richtig!"

Vincent sonnte sich in seinem Ruhm und genoss den Augenblick des Triumphes. Die Wahrheit war nun offenbart und nun erging es Sherlock und John genauso wie mir damals, als ich erfahren hatte, was für ein tragisches Geheimnis Evelyn mit sich herumzutragen hatte. Sherlock schien immer noch unter Schock zu stehen, denn er schien die ganze Sache nicht wahrhaben zu wollen.

,,Das...das ist nicht möglich. Das hätte ich gewusst...ich hätte es gesehen.", brachte er hervor, doch Vincent hob nur eine Augenbraue.

,,Ach, hätten Sie? Warum haben Sie es dann nicht? Meine Schwester mag scharfsinnig sein, aber ein Genie ist sie noch lange nicht...sonst hätte sie einen besseren Weg gefunden, um mir zu entkommen. Aber wissen Sie, was ich glaube, Sherlock? Sie wollten es nur nicht sehen...weil Sie Ihnen wichtig ist. Sie bedeutet Ihnen etwas und damit wären wir wieder bei dem altbekannten Problem aller schwachen Menschen: Gefühle machen uns blind! Sie machen uns schwach, verletzbar und wenn unsere Schwachstellen erstmal offengelegt sinddann werden wir zur leichten Zielscheibe. Und Ihre Schwachstelle, Sherlock Holmes...ist Clarissa! Sie liegt Ihnen am Herzen und genau deshalb...wird Sie auch Ihren Untergang bedeuten!"

Vincent lächelte Sherlock triumphierend entgegen und Sherlock schwieg aus Erschütterung. John sah ihn besorgt an und in mir staute sich nun eine Wut an, die ich schon damals bei Vincents Anblick gehabt hatte und ich warf ihm einen tödlichen Blick zu.

,,Hör auf damit, du Bestie!", fauchte ich, aber ich erntete nur einen ungerührten Blick von Vincent.

,,Alicia...bitte...nicht vor unseren Gästen!"

,,Du hättest ihnen die Wahrheit auch schonend beibringen können und musst sie nicht noch dermaßen fertigmachen.", entgegnete ich kalt, aber Vincent sah mich nur amüsiert an.

,,Ach, jetzt bin ich wieder Schuld? Ich muss dich wohl nicht daran erinnern, dass du sie genauso gut über alles hättest informieren können. Aber du und Clarissa habt wirklich gar nichts von mir erzählt, oder? Ganz ehrlich, Alicia...das enttäuscht mich schon ziemlich. Meine Taten waren immerhin legendär...geradezu poetisch und ihr habt sie einfach totgeschwiegen."

,,Vielleicht, weil du ein Monster bist.", zischte ich ihm entgegen, woraufhin er mich mit gespieltem Entsetzen ansah.

,,Oh, bitte...doch nicht so ausfallende Beleidigungen hier. Der Spaß hat doch gerade erst angefangen."

,,Spaß? Sie nennen das alles, was sie tun Spaß?", wandte John schockiert ein, doch Vincent zuckte nur mit den Schultern.

,,Dr. Watson, Sie sollten froh sein, solange ich Spaß habe. Denn ich langweile mich ziemlich schnell und wenn das der Fall ist, dann wird es ganz schön hässlich. Und glauben Sie mir...das wollen Sie nicht erleben."

Vincent sah uns nun ausdruckslos an und ich konnte einfach nicht glauben, dass das gerade alles wirklich passierte. John wusste gar nicht, was er darauf erwidern sollte, aber nun warf Sherlock Vincent einen eiskalten Blick zu und in seinen Augen konnte ich den Zorn funkeln sehen.

,,Haben Sie sich damals auch gelangweilt? Sind Sie deshalb von Evelyn besessen...aus Langeweile?"

,,Nun,", begann Vincent und schob die Hände in die Hosentaschen. ,,eigentlich plaudere ich gegenüber Marionetten niemals gerne aus dem Nähkästchen, aber da meine liebreizende Schwester uns noch nicht mit ihrer Anwesenheit beehrt hat, kann ich die Zeit bis zu ihrer Ankunft genauso gut mit Geschichtsunterricht verbringen. Sonst wird mir am Ende wirklich noch langweilig und ich bringe euch alle vorher schon um, bevor ich Clarissa die Spielregeln aufgetischt habe, mit denen sie um eure Leben spielen wird."

Ich bemerkte, wie sich Sherlock und John einen erschütternden Blick zuwarfen, doch sie erwiderten nichts. Vermutlich wussten sie auch nicht, was sie auf diesen Wahnsinn antworten sollten. Ich wusste es ja selbst nicht und ich kannte die Wahrheit bereits. Und diese würde Sherlock und John sicher erneut bis in die Grundmauern erschüttern, was für Vincent nur ein weiterer Triumph sein würde.

,,Also, ihr müsst wissen...Clarissa und ich wurden als Zwillinge geboren und wir waren deshalb...sehr eng miteinander verbunden. Wir haben fast die ganze Zeit miteinander verbracht und ich habe mit der Zeit schnell gemerkt, was ich wirklich für sie empfinde. Unser Bruder William, tja...der hat leider bemerkt, dass Clarissa mir mehr bedeutet, als es für Geschwister normalerweise üblich ist.", erklärte Vincent und John runzelte die Stirn.

,,Ihr hattet noch einen Bruder?"

,,Bedauerlicherweise!", gab Vincent zurück und verdrehte die Augen. ,,William war der Älteste von uns und unglaublich rechtschaffen. Überaus freundlich, gutmütig und schrecklich selbstlos. Echt ätzend, wenn ihr mich fragt. Naja...eines Tages hat er mir versucht klarzumachen, dass Clarissa und ich niemals zusammen sein könnten. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie ermüdend diese Belehrung gewesen ist. Er hat dann angefangen, Clarissa und mich voneinander fernhalten zu wollen. Hat unseren Eltern geraten, mich ins Internat zu stecken und so weiter. Naja, irgendwann ist mir dann der Kragen geplatzt."

,,Sie haben ihn umgebracht!", schlussfolgerte Sherlock und Vincent lehnte sich gegen die Wand, während er Sherlock vielsagend ansah.

,,Wissen Sie, was man damals mit Hexen gemacht hat, Mr. Holmes? Richtig...man hat sie wegen Verrat verbrannt...auf dem Scheiterhaufen! Und da unser Bruder mich ja gewissermaßen verraten hat...ich fand, das war irgendwie die passende Strafe für William. Und ich sage euch...der hat gebrannt...bei lebendigem Leib! Es war einfach...göttlich! Wie ein Feuerwerk! Und seine Schreie...wie Musik in meinen Ohren. Ich kann sie heute noch hören."

Vincent schloss die Augen und schwelgte in Erinnerungen, während ich einfach nur erschüttert da stand und Sherlock wirkte ebenfalls vollkommen entsetzt. John stand der Schock buchstäblich ins Gesicht geschrieben und er starrte Vincent fassungslos an.

,,Sie...Sie sind geisteskrank!"

,,Das merken Sie erst jetzt, Dr. Watson? Das gibt einen Punktabzug. Dabei wird es doch jetzt erst richtig interessant. Denn, wie viel Freude ich auch daran hatte, meinen Bruder auf dem Scheiterhaufen brennen zu sehen und obwohl ich auch alle meine Spuren verwischt habe...eine Sache hatte ich leider nicht bedacht: Clarissas unstillbare Neugier!", fuhr Vincent fort und nun sah ich ihn ein wenig triumphierend an.

,,Sie hat gesehen, was du William angetan hast!"

,,Ja, das hat sie!", erwiderte Vincent und klang etwas genervt. ,,Gott, ihr hättet mal ihr Gesicht sehen sollen. Sie hat mich Monster genannt...einen Dämon! Und dann ist sie natürlich zu unseren Eltern gerannt. Hat ihnen erzählt, was ich getan habe und die haben mich daraufhin wegsperren lassen. Tja, was soll ich sagen...der eine Sohn tot, der andere im Irrenhaus...alles, was ihnen noch geblieben war, das war Clarissa und die wollten sie natürlich um jeden Preis vor mir beschützen. Haben ihren Namen geändert, sind nach New York gezogen...das volle Programm. Und ich? Ich war gefangen! An einem grauenhaft langweiligen Ort voller Idioten. Niemand von denen war auch nur ansatzweise zu etwas zu gebrauchen und waren entsetzlich nerv tötend. Wollten ständig mit mir über meine Probleme reden. Dabei war ich nicht derjenige, der Probleme hatte. Im Gegenteil! Ich war der Einzige in dieser Anstalt, der bei klarem Verstand war!"

Mir fiel die Kinnlade runter und ich starrte Vincent an, der seinen Worten anscheinend wirklich Glauben schenkte. Der konnte doch nicht wirklich meinen, dass er bei klarem Verstand war. Nach allem, was er getan hatteda war er meiner Meinung nach keineswegs zurechnungsfähig. Und mit dieser Meinung war ich nicht allein.

,,Sie sind von Ihrer Schwester besessen, haben Ihren eigenen Bruder lebendig verbrannt und nun wollen Sie Evelyn dazu zwingen, um das Leben ihrer Freunde zu spielen. Also für mich tut das nur jemand, der eindeutig seinen Verstand verloren hat.", knurrte Sherlock und Vincent zuckte mit den Schultern.

,,Mag sein, Sherlock Holmes...aber in meiner Zeit als inhaftierter Psychopath...da habe ich so einiges gelernt und ich wusste, dass ich irgendwann einen Weg raus finden würde. Und alles, was noch zwischen Clarissa und mir stand...das waren unsere verlogenen Eltern."

,,Oh, Gott! Sie haben doch nicht...", setzte John an, aber Vincent warf ihm einen belustigten Blick zu.

,,Ich habe, was? Sprechen Sie Ihre Frage ruhig aus, Dr. Watson...denn ich kann sie Ihnen förmlich ansehen. Wollen Sie wissen, wie unsere Eltern gestorben sind? Ich verrate es Ihnen: ich habe sie umgebracht! Bei lebendigem Leib habe ich ihnen die Herzen herausgerissen. Ich wollte sie Clarissa zum Geschenk machen, aber sie hatte nur noch mehr Angst vor mir. Und durch ihre Polizeiausbildung war sie leider auch etwas im Vorteil und sie konnte mich überwältigen, bis die Polizei kam. Man hat mich wieder weggesperrt...aber besser und ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt!"

,,Hat ja anscheinend nicht viel gebracht!", zischte ich und Vincent rollte mit den Augen.

,,Alicia, ich bitte dich! Diese Menschen waren naiv. Ich war ihnen immer einen Schritt voraus und ich war auch Clarissa immer einen Schritt voraus. Natürlich war mir klar, dass sie alles tun würde, um mir zu entkommen. Dass sie ihre Identität verändern, ihre Heimat verlassen und ein neues Leben anfangen würde. Ich hielt es für richtig, sie in Sicherheit zu wiegen und erstmal zu beobachten. Alles, was ich dafür brauchte...war ein Netzwerk aus loyalen Gefolgsleuten. Man muss nur ein gutes Angebot machen...und sie beißen an."

Bei dieser Aussage nahm er wieder das triumphierende Grinsen an und ich hatte irgendwie das Gefühl, dass wir etwas Wichtiges übersehen hatten. Vincent hatte es schon immer geliebt, aus allem ein großes Spiel zu machen und sprach auch nur zu gerne in Rätseln. Doch ich hatte bereits eine Ahnung und sah ihn finster an.

,,Du hast jemanden auf Evelyn angesetzt.", sagte ich und Vincent zuckte mit den Schultern.

,,Man braucht immer den perfekten Joker für ein gutes Spiel, Alicia. Und meistens sind es dann diejenigen, mit denen man niemals gerechnet hätte."

,,Wer ist es?", zischte ich förmlich, doch da legte sich Vincent einen Finger an die Lippen und schüttelte kaum merklich den Kopf.

,,Ist doch eine Überraschung! Ihr werdet es erfahren und zwar..." das Öffnen der Tür unterbrach Vincent und er drehte sich um, ehe er breit grinste und uns nun vielsagend ansah. ,,Genau jetzt!"

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