Teufelskreis
Sie saßen nach einem unfassbaren Hürdenlauf in einem Restaurant. Nicht dem um die Ecke, welches Elena vorgeschlagen hatte, nein.
Aus dem waren sie- nach Sherlocks unsensibler Bemerkung, die er gegenüber eines Gastes gemacht hatte der seine Freundin, der er gerade einen Antrag machen wollte, scheinbar seit mehreren Jahren regelmäßig hinterging- rausgeworfen worden.
Aber dabei blieb es nicht. Ein Imbiss, dessen Besitzer er bedrohte, nachdem er die Gesundheitsvorschriften vortrug, um ein kostenloses Mahl zu erhalten. Der Rauswurf aus einem französischen Feinkostrestaurants folgte da Sherlock einen Angestellten und seine zwielichtigen Geschäfte aufdeckte.
Nun saßen sie in einem italienischen Restaurant eines alten Bekannten Sherlocks. Nicht gerade was sie sich vorgestellt hatte, als sie sagte sie sollten etwas essen.
,,Ah, Sherlock." ein Mann begrüßte sie überschwänglich mit italienischem Akzent und schlug dem Lockenkopf herzhaft gegen die Schulter. ,,Freut mich dich wieder zu sehen, mein Freund. Was macht John?" Sherlock zwang sich zu einem Lächeln.
,,Genießt die Freuden eines Familienmenschen, nicht das ich das jemals verstehen würde."
Die beiden tauschten noch eine Weile ein freundliches Geplänkel aus ehe- Angelo, so hieß der Mann- ihre Bestellung aufnahm und in die Küche verschwand. Elena sah ungläubig hinterher. ,,Sie waren ja beinahe freundlich zu dem Mann." stellte sie fest. ,,Angelo, ist ein alter Klient er und ich genießen eine Geschäftliche Beziehung."
Sie verkniff sich einen Kommentar, dass dies eher Freundschaftlich auf sie wirkte. Dann kam ihr etwas in den Kopf. ,,Jedes Restaurant, jedes einzelne haben sie verweigert und dafür gesorgt, dass wir rausfliegen."
,,Ich wüsste nicht was sie meinen." tat der Detektiv es ab.
Elena musste beinahe lachen als sie die offensichtliche Lüge erkannte. ,,Natürlich. Wieso hab ich nicht gleich daran gedacht. Es waren alles Restaurants, die ich ausgesucht hatte und sie waren nicht zufrieden. Aber das hier war ihre Wahl." Sherlock schnaubte.
In diesem Moment wirkte er wie ein Kind, welches man gerade bei einer Lüge ertappte und sie erwischte sich bei einem Lächeln.
,,Sie sind ein komischer Kauz, Sherlock." gluckste sie und sah hinaus auf die Straße, welche in dunkles Schwarz getaucht war. Keine Minute später kam Angelo zurück mit einem faszinierend gutaussehenden Salat.
,,Wenn ich etwas zu trinken bringen dürfte?" ,,Überrasch mich." meinte Sherlock und wandte sich dem Grünzeug zu. Sie beobachtete ihn eine Weile. Er schien es sichtlich zu genießen.
,,Sie mögen das Essen hier?"
,,Offenkundig." gab er knapp zurück.
,,Nicht dass ich es nicht mögen würde es ist köstlich, da bin ich mir sicher. Ich hätte bloß nie gedacht, dass sie darauf Wert legen." sagte sie und aß genüsslich ebenfalls die Rohkost. Sherlock legte langsam die Gabel zur Seite und stützte sich, die Hände gefalten, auf den Tisch.
,,Sie schätzen." stellte er bestimmt fest.
,,Pardon?"
,,Sie kennen sich mit Menschlichen Gefühlen aus, keinen Zweifel. Aber Menschen? Sie schätzen. Und in den meisten Fällen mag es zutreffen aber sie übersehen einiges." Er betrachtete jede ihrer Regungen. Verblüfft umgriff sie ihre Gabel fester.
,,Sie sehen John und mich und erlauben es sich, eine Einschätzung vorzunehmen. Sie beobachten mich und stellen Überlegungen an." wenn sie es nicht besser wüsste, glaubte sie Wut in seinen Augen aufblitzen zu sehen.
Er rückte näher.
,,Und letzten Endes haben sie absolut keine Ahnung." stellte er klar lehnte sich zurück und aß unbehelligt weiter. Beinahe hatte er Mycroft geglichen, in diesem kurzen Moment.
Sie schwieg, unsicher was sie darauf antworten sollte.
Sherlock beendete den Salat und schob die Schüssel von sich.
,,Ich-ähm-ich habe...ich wollte ihnen nicht zu nahetreten." presste sie leise hervor.
Sie entdeckte ein kleines zucken seiner Mundwinkel.
,,Elena, sie und mir zu nahetreten? Nicht einmal Mycroft hat dies jemals geschafft. Ich rate ihnen lediglich ihre Augen zu öffnen und die Fakten zu sehen. Die Kunst der Deduktion." er klang gelassen dabei, beinahe gelangweilt. ,,Aber jemand ist ihnen zu nahegetreten." Sherlock ließ sich nichts anmerken, kein Zeichen, das sie Recht haben könnte.
,,Dieser Moriarty." fuhr sie fort.
Sie versuchte etwas zu erkennen, doch Sherlock blieb kalt. Jedoch vernahm sie neben sich ein scharfes zischen. ,,Oh. Dieser Name. Fruchtbar ist das furchtbar." Angelo schien ängstlich beinahe Panisch als er die Teller nahm und in die Küche flüchtete. Mit einem Mal kam in ihr wieder dieses Gefühl hoch den sie in Verbindung mit diesem Namen spürte.
,,Schon verstanden. Das Thema ist tabu." murmelte sie und sah abwesend aus dem Fenster.
,,Keinesfalls. Es ist beinahe unumgänglich. Aber es ist nicht der Moment um ihnen alles zur erzählen." Sherlock sprach monoton, vollkommen unbeeindruckt. Sie nickte. Die grüngrauen Augen schienen sie förmlich zu durchlöchern. Dankbar wandte sie den Blick ab, als endlich ihr Essen kam und sie schweigend ihr Mahl fortsetzten.
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Sie stieg die knarzenden Treppen hinauf. Sherlock war schon hochgestürmt geleitet von der Euphorie die Waffe weiter anzustarren. Sie konnte nur den Kopf schütteln.
,,Sie sind zurück." Elena hielt inne und sah übers Geländer, wodurch sie Mrs. Hudson erblickte.
,,Ja. Sherlock wollte eiligst wieder zurück." ,,Immer auf Trab, dieser Mann." lächelnd schüttelte die alte Dame den Kopf und verschwand in ihr Reich. ,,Wo sie recht haben.." seufzte sie und erklomm die letzten Stufen.
Und da lag er. Als hätte sich nichts verändert. Die Hände gefalten auf dem Sofa, die Waffe an der Decke. Lächelnd trat sie in die Küche und setzte einen Kessel Wasser auf. Dieser Mann war ein reinstes Mysterium. Sie lauschte der Tür, die sich öffnete.
Ohne ein Wort trat- John wie sie nun erkannte- zu ihr in die Küche.
,,Ein Fall?" fragte er und legte seinen Koffer auf einen der Stühle. Gähnend warf er sich auf einen anderen und fuhr sich erschöpft übers Gesicht. Sie nickte.
,,Wie lange starrt er die jetzt schon an?" fragte John und deutete auf die an der Decke baumelnde Waffe.
,,Wenige Minuten, wir kommen von einem Essen. Sagt ihnen der Name Angelo etwas?" John lachte herzhaft und nickte. ,,Sie haben Sherlock tatsächlich dazu bekommen etwas zu essen? Beindruckend." der ehemalige Offizier pfiff anerkennend. Sie reichte ihm eine nun fertige Tasse Tee welche er ergriff und ins Wohnzimmer lief.
Zweifelnd betrachtete er Sherlock. Danach warf er einen Blick auf die Waffe. Dieses Modell kam ihm aus irgendeinem Grund bekannt vor.
,,An was für einem Fall sagtest du noch gleich arbeitet er?" rief er in die Küche. Elena trat heraus ihre Tasse umgriffen.
,,Ich sagte nichts."
John zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen.
Eine Beretta 92FS.
So eine hatte John schon oft gesehen. Warum also-
,,Sherlock..." Johns Tonfall hatte sich rapide geändert. Beinahe bedrohlich. Elena trat näher bereit zu Schlichten. ,,Sherlock!" Doch der Detektiv rührte sich nicht.
,,SHERLOCK!" Seine Stimme donnerte durch die Bakerstreet sie glaubte Mrs. Hudson aufschreien zu hören.
,,John." versuchte sie zu beschwichtigen. Doch der Arzt griff sich Sherlocks Kragen und zog ihn auf die Beine. Dieser sichtlich überrumpelt versuchte die Pranken seines Freundes zu lösen. ,,Ist es das was ich denke?"
,,Sie sind besser geworden, John." Genannter stieß den Schwarzhaarigen unsanft zu Boden. ,,Ich glaub es nicht!" John warf fassungslos die Arme in die Luft. ,,Wie lange ist es her, Sherlock? Ein Jahr, ein paar Monate, Tage?"
,,Ein Jahr, ein Monat und sieben Tage." stellte Sherlock fest und richtete gelassen sein Hemd.
,,Sherlock!" Elena zuckte zusammen als sie die geballte Wut in Johns Stimme erkannte.
Holmes stand auf und zog gelangweilt seine Kleidung zurecht. Sie beobachtete, wie John zittrig Luft holte und nervös mit den Fingern spielte.
,,Du warst Tod, Sherlock."
Elena stockte. Wusste nicht was sie denken sollte. Es liefen ihr Schauer über den Rücken.
,,Ich war ni-"
,,Ich dachte du warst es! Ich war an deinem Grab, Sherlock! Ich war- ich war dabei. Ich hab es geglaubt. Und auch wenn es nur einer deiner Täuschungen war. Das nächste Mal wird es nicht so enden. Und ich bin es leid. Ein zweites Mal mach ich das nicht mit. Noch einmal-" John fuhr sich über das Gesicht. Mit einem letzten Blick auf Sherlock schnappte er sich seine Jacke. ,,Das ist dein Problem, Sherlock. Du willst gar nicht das es vorbei ist. Du genießt es. Du und das Spiel es ist ein Teufelskreis und solange du das nicht siehst..."
Elena warf einen Blick zu Sherlock der nach Johns "Flucht" Apathisch auf die Wand starrte.
John verließ die Bakerstreet noch an diesem Abend undschickte Greg, um seine Sachen zu holen
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