Junkies und Süchtige

Ihre Augen waren schwer, doch sie spürte das Licht durch ihre Lider schimmern. Statt des harten Untergrund des Treppenhauses umgab sie etwas Weiches. Und es roch auch nicht nach dem alten Holz der Dielen sondern nach etwas frischen Blumigen. Ihr Hals war staubtrocken und sie spürte kaum eine Bewegung. Ihr Körper fühlte sich an als wäre er in Watte gepackt.

,, Du hast ihr zu viel gegeben." die dunkle Stimme ließ sie zusammenzucken.

,,Sei nicht albern, sie ist wach, Sherlock."

Sie befahl ihrem Körper ihr die Sicht freizugeben, doch er horchte nicht, lediglich ein zucken ihrer Lider.

,,Sie ist wach." stellte der Detektiv fest.

,,Was du nicht sagst." schnaubte Watson hörbar wütend, ehe sie Schritte vernahm und eine Tür laut ins Schloss fiel.

,,Wut. Eine aufbrausend und äußerst störende Emotion." brummte Sherlock bei sich.

Ihr Körper schien ihren Versuchen nachzugeben und sie schaffte es ihre Lider zu öffnen. Das grelle Licht, in welches sie kurz darauf blickte, zwang sie erneut zu schließen, ließ sie ächzen. ,,Autsch." grummelte sie und war froh, dass ihre Stimme sie nicht enttäuschte.

,,Wie ich sehe, wohl auf." Das erste was sie erblickte war Sherlock der am Rande ihres Bettes saß die Beine überschlagen hatte und den Blick auf die Wand gerichtet.

Ein fliederfarbenes Hemd erstreckte sich über den geformten Körper und ließ seine Augen noch stechender wirken. ,, John erzählte mir von ihrem Zwischenfall mit Mycroft."

Sie erschrak als ihr die Bilder in den Kopf kamen wie John ihre kleine Unterhaltung unterbrochen hatte. Wie viel er wohl mitbekommen hatte?

,, Mary war schon immer gut darin Dinge zu verbergen." unbemerkt atmete sie auf. Doch so sehr sie sich auch darüber freute, dass der Detektiv ihren kleinen Disput verdrängte, entging ihr die Stimmung ihres Gegenübers nicht.

,,Sie glauben doch nicht... Mary war nicht in der Stadt als die Bombe platziert wurde." langsam und etwas unbeholfen setzte die Latina sich auf, um den Dunkelhaarigen besser sehen zu können. ,,Sie hat es selbst gesagt, diese Bombe stammte von ihr."

Sherlock vertraut Menschen nicht, meine Liebe. Er nimmt sie wahr, er lässt sie in sein Leben oder eben nicht.

Sie verfluchte die Stimme in ihrem Kopf.

Warum erinnerte sie sich bloß an den Teil der Sherlocks Menschlichkeit begrub?

,, Sie und mein Bruder schienen in ihrem Disput unterschwellige Andeutungen auszutauschen." seufzend ließ sie sich zurück in die weichen Kissen ihres Bettes sinken. Die beige Tapete und ihre Skizzen an der Wand hatten ihr verraten, wo sie sich befand.

,,Falls sie damit andeuten ich hege Gefühle für Mycroft liegen sie falsch." Sherlocks Miene verzog sich und er schien mit dem Gedanken an eine mögliche Beziehung seiner Mitbewohnerin zu seinem Bruder nicht einverstanden zu sein. ,,Gefühle, keinesfalls."

,, Was ist mit Ihnen? Sie und Ihr Bruder scheinen keine typische Beziehung zu genießen." Der Lockenschopf fuhr auf und trat an ihren Nachtisch heran.

,,Mycroft, hat schon immer die Kontrolle über alles und jeden besessen. Auch über mich. Er behandelt mich wie ein Glas im Elefantenhaus." seine Fingerkuppen führen beinahe sanft über den Schirm ihrer veralteten Lampe als schienen sie etwas zu suchen.

Die Stirn des Detektivs hatte sich in Falten gelegt. Er war ihr so nahe, dass sie den Geruch wahrnehmen, konnte welcher von ihm ausging.

Blau traf Grün.

,,Interessante Interpretation der Redewendung." sprach sie, ohne den Blick von ihm abzuwenden.

,,Sie scheinen überrascht." merkte Sherlock an. Die Bettkante senkte sich kaum merklich als er sich erneut darauf niederließ. ,, Sie nannten ihn erstmals beim Vornamen." Kaum ein Meter trennte sie und sie konnte das überraschte zucken seiner Pupillen erkennen.

,,Wen?" er ließ sich nichts anmerken.

,, Mycroft." stellte sie klar. Statt zurückzuweichen lehnte das Genie zu der Braunhaarigen. ,,Und sie lenken ab, Mrs. Clarke." Perplex sah die Latina auf das amüsierte zucken auf den Zügen des Lockenschopfes.

,,Ach wirklich?" sie lächelte, doch Sherlock ließ sich nicht beirren.

,,Sie scheinen etwas zu verheimlichen." er beobachtete wie die Amerikanerin den Blick senkte und ein ruhiges Lächeln sich über ihre Lippen legte. Keine ihrer Regungen deutete daraufhin, dass er richtig lag. ,,Tue ich das?" ihre grünen Augen hielten seinem forschenden Blicken stand. Etwas stimmte nicht und es brachte ihm Unruhe. Er spürte das aufgeregte Kribbeln in seinen Gliedern.

Das Verlangen nach etwas bestimmten, den Nervenkitzel.

,,Ein Holmes ist nicht unfehlbar." fügte sie hinzu und ließ ihren Gegenüber schnauben.

,,Also geben Sie es zu?" Die Braunhaarige wich zurück als der Ältere sich noch weiter zu ihr beugte. ,,Ich sage lediglich, dass ihre Auffassungsgabe bereits zuvor gefehlt hat." Die Unruhe in ihm wuchs und Sherlocks der Drang nachzugeben ließ ihn erschaudern.

Der Gedanke zurück an seine letzte Fehlung löste etwas aus. Es grub sein tiefes Verlangen aus.

,,Sie sagen also sie haben nichts zu verheimlichen?" ihr Blick richtete sich auf die trommelnden Fingerkuppen nahe ihrer Beine. Durch die Decke konnte sie das leichte aufprallen spüren. Die indirekte Berührung tauchte ihren Körper in Gänsehaut.

,,Für sie bin ich ein offenes Buch, Sherlock. Sehen sie genau hin. Sagen sie es mir!" Die Malerin ließ dem Detektiv freie Sicht. ,,Wie steht es mit Ihnen?" ihre Worte ließen ihn innehalten.

,,Ich habe keine Geheimnisse." stellte der Lockenkopf klar er lehnte sich zurück und strich über den seidenen Stoff, welcher sich um seinen Körper schmiegte, als wäre er dafür geschaffen. ,,Sagen Sie, Sherlock. Hat nicht jeder ein dunkles Geheimnis, dass nicht ans Tageslicht gelangen sollte?"

Sie erschrak als der Ältere sie plötzlich ohne ein Wort zurückließ. Etwas fahrig schlug sie die Decke von sich und folgte ihm.

,,Sherlock?"

Sie taumelte und griff nach dem Türrahmen, um sich auf den Beinen zu halten. Der Holmes hatte sich das Objekt seiner Begierde gegriffen und begann eine wirre Melodie zu spielen, ehe sie in etwas düsteres überging.

Sie erkannte die Laute von zuvor und erneut tränkte es sie in Dunkelheit.

,,Sie spielen? Jetzt?" empört schüttelte sie den Kopf. Sherlock war wie ein Kind, wenn er eine Frage nicht beantworten wollte, wich er aus. Sie seufzte und stieß sich von dem veralteten Holzrahmen ab.

Ihr Körper fühlte sich noch immer leicht an und schien nicht ganz unter ihrer Kontrolle zu stehen. Sie kannte diesen Zustand und mit einem Mal war es als hätte man ihr Steine in den Magen gelegt.

,,Meine Güte, du siehst bleich aus, alles in Ordnung?" Johns Worte sorgten dafür, dass das Violinen spiel verstummte.

Der Militärarzt hatte dunkle Augenringe und das schwarze Elixier in seinen Händen ließ sie darauf schließen, dass er in dieser Nacht kein Auge zugetan hatte. ,,Ich-Ja Ich..." ihr blieben die Worte im Halse stecken aus Angst ihr Mageninhalt würde ihren Körper verlassen.

,,John, falls sie diesmal das Bewusstsein verlieren sollte, wären sie eher in der Lage sie vor den Sturz zu bewahren." beunruhigt blickte der Arzt zu der Braunhaarigen.

,,Sie verlieren das Bewusstsein?" nervös stellte er die Tasse in seiner Hand auf die Küchenzeile neben ihm. ,,Ich verliere nicht das Bewusstsein!" stellte sie klar und sah bestimmt zu dem Detektiv, welcher das Instrument sanft aus seinen Händen gleiten ließ.

Die blauen Augen studierten sie. Noch die hatte sie sich so nackt gefühlt wie unter den Blicken eines Holmes. ,,Faszinierend." es war wie ein Schlag in die Magengrube als die Worte seine Kehle aufgeregt verließen.

,,Sie als Arzt John, sollten wissen das man einem ehemaligen Junkie kein Morphin verpassen sollte." Sie schluckte spürte wie sich ein seltsames glitzern in das Blau gelegt hatte.

John entgegen sah entsetzt zu der Braunhaarigen.

,,Elena...Ich hatte nicht gewusst-"

,,Das war die Absicht dahinter." unterbrach der CD seinen besten Freund.

Ihre bebenden Hände vergriff sie in dem Stoff, der ihren Körper umgab. ,,Ich bin kein Junkie." ihre Worte waren hart und unnachgiebig.

,,Sie glauben ihren Worten." deduzierte er.

,,Weil sie wahr sind." Verwirrung breitete sich auf den Zügen des Holmes aus. John schien dem ganzen nicht folgen zu können. Sherlock trat auf sie zu und seine Augen flogen förmlich über ihre Erscheinung.

,,Sie haben aufgehört zu Malen."

Elena wusste was der Mann vorhatte und sah hilfesuchend zu dem ehemaligen Mitbewohner. ,,Sherlock." warnende Worte welche der Dunkelhaarige nur zu gern überging.

,, Ist es nicht offenkundig, John?" Der Blonde schüttelte den Kopf. ,,Nicht jetzt, Sherlock."

,,Sehen sie hin! Was sehen sie?"

Elena stützte sich erneut am Rahmen. ,,Ich sehe eine geschwächte Frau die dringend Ruhe benötigt." der Militärarzt stützte die Braunhaarige und sah bedrohlich zu seinem Freund.

,, Ihre Hände zittern, Sie schwitzt, sie ist unruhig beinahe geladen. Sie ist bleich und unterdrückt deutlich einen Brechreiz..."

,,Sherlock, ich erkenne Entzugserscheinungen wenn ich sie sehe!" verletzt presste John die Lippen aufeinander als die Worte sie lauter verließen als er gewollt hatte. Auch der Jüngere erkannte den stillen Vorwurf, der sich darin versteckt hatte. Natürlich wusste John um die Erscheinung eines Junkies.

,,Du übersiehst das wichtigste."

Ergeben seufzte John und half der Frau sich auf seinem Sessel niederzulassen.

,,Sie ist eine Süchtige aber lügt nicht wenn sie sagt, sie sei kein Junkie."

Der Blonde blickte skeptisch zum Holmes, ehe er zur Braunhaarigen sah. Diese hielt den Blick gesenkt und ließ die Deduktion des älteren über sich ergehen. Ihre Finger nestelten an den gedehnten Leinen ihres Shirts.

,,Sie ist vermutlich clean." Sherlock sah enttäuscht zu seinem Kompagnon.

,,Offenkundig." dem Lockenkopf entging nicht wie die Ader auf Johns Stirn, sich bei diesem Wort sichtlich erweiterte.

,,Wann ist eine Süchtige kein Junkie?" Aufregung Blitze in seinen Augen als er in das Grün blickte, welches ihn überrascht ansah. Watson schien den Gedankengängen des anderen nicht folgen zu können. Elena konnte den Blick nicht von dem tiefen Blau abnehmen.

,,Nur dann-"

,,Wenn man die Drogen nicht freiwillig genommen hat." John zuckte zusammen, als die zaghafte Stimme den Tiefen Bariton unterbrach.

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Hallo liebe Leser,

nach langer Pause widme ich mich auch mal wieder diesem Projekt ich hoffe ich kann alte und neue Leser wieder für diese Geschichte begeistern. Wie immer könnt ihr gerne eure Ideen, Tipps oder Kritik hinterlassen. Auch wenn ich nicht immer antworte, lese ich jedes einzelne Kommentar.

Ich wünsche euch viel Spaß bei den weiteren Kapiteln!

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