Beschuldigungen
Der Colt wog schwer in den klobigen Fingern des Holmes. Das Metall war abgeschliffen und hatte seinen Glanz verloren. Die Gefahr die von der Waffe ausging, lähmte den Körper der Latina.
,,Also?" die Mundwinkel des Holmes zuckten und er wusste um seine Wirkung.
Auch Anthea hatte sich von dem Gerät gelöst und ihre Daumen verharrten abwartend. Die braunen Augen durchbohrten sie.
,,S-Sie glauben allen Ernstes, ich habe die Bombe gelegt?" stammelte die Amerikanerin perplex ihren Blick auf die Waffe in Mycrofts Hand gerichtet
,,Seien sie nicht albern." ein trockenes Lachen entfloh dem Holmes. ,,Sie verfügen weder über das Geschick noch über die Intelligenz solch ein Unterfangen umzusetzen." Sie schluckte.
,,Ich würde Ihnen diese offensichtliche Beleidigung gerne übelnehmen, jedoch muss ich Ihnen recht geben. Ich bin nicht in der Lage so etwas zu tun, Mycroft. Außerdem warum sollte ich mich selbst verletzen wollen?" Der Schirm an seiner Seite rutschte von den Polstern als sich der Holmes zu ihr beugte.
,,Sie sind nicht gestorben, oder?"
Der Anzugträger schnaufte und ließ sich zurücksinken.
,,Das ist absurd! Was hätte ich davon Sherlock, John oder Mary etwas zu tun?" die Braunhaarige bemühte sich ihren schnippischen Unterton unter Bedacht ihrer Lage zu kaschieren.
,,Das ist die Frage, die sich mir ebenfalls stellte." eine seiner Hände löste sich vom Colt und strich über die, ihm gebliebenen Haare. ,,Jedoch scheint es mir als hätte ich keine Antwort." setzte er fort. Kleine Fältchen zogen sich um seine Mundwinkel und gruben sich um sein Kinn. Es widerstrebte ihm. Er stieß Luft aus und rümpfte die Nase. Sein dicker Finger legte sich beinahe zärtlich um den Abzug, während er die Waffe aus schiefer Sicht betrachtete.
,,Mycroft, ich bitte Sie! Selbst wenn ich wollte, könnten Sie-"sie stockte und Luft presste sich über ihre geöffneten Lippen. Ihre Schulterblätter schlugen unsanft gegen das Leder der Sitze. Der Holmes hatte schnell in den Zügen der Amerikanerin gelesen.
,,Oh." es war ein simpler Ausruf.
,,Das kann doch nicht wahr sein." hektisch zog sie an ihrem Mantel, ihre zitternden Finger fischten nach dem Fetzen Papier der sich tief in der Tasche verbarg. Vergessen war der Colt in den Händen des Älteren.
,,Da war dieser Mann...Ajay. Ich hatte mir nichts dabei gedacht, aber er ist merkwürdig gewesen." sie beobachtete wie der Anzugträger die Waffe aus seinem Schoß zog und sie Anthea überreichte. Diese nahm sie mit einer Hand entgegen, während die andere unberührt um das Telefon lag.
,,Sagten sie Ajay?" die Kälte in Mycrofts Stimme jagte Schauer über ihren Rücken. ,,Sind sie in der Lage eine Beschreibung seines Aussehens zu geben?" der abschätzende Ton, welchen er ihr gegenüber pflegte, war gänzlich aus seiner Stimme gewichen.
Seine Hand streckte sich zur Braunhaarigen an seiner Seite. Sie hatte das Handy gesenkt und zog aus der Innenverkleidung der Limousine ein Tablett. Sie rümpfte überrascht die Nase als der Holmes es an sich nahm. Es wirkte beinahe absurd diesen Altmodischen Mann mit solch neumodischer Technik zu sehen.
,,I-Ich denke schon." stammelte sie als Mycrofts tiefes Blau sie über den Rand des Geräts fixierte. Seine Oberlippe zog sich leicht in die Höhe und er schnaubte erneut. ,,Ich werde umgehend einen Phantomzeichner engagieren." Sie nickte und schluckte.
Mycroft hob die Hand und der Wagen hielt unsanft, wodurch die Latina leicht aus den Sitzen rutschte.
Ein kurzer Blick reichte ihr und die zerrüttete Fassade verriet ihr, wo sie sich befanden. Ein Wink mit der Hand und sie schwang dankbar ihre Beine aus der Limousine. Tief sog sie die kühle Luft in ihre Lungen. Die Furcht vor dem älteren Holmes hing ihr noch immer in den Knochen und ein zartes Beben durchzog ihre Glieder.
Mit kontrollierten Schritten überwand sie den Aufstieg zur Bakerstreet als sich im selben Moment die dunkle Holzpforte öffnete.
,,Oh." Noch immer aufgewühlt verharrte der Inspektor in der Tür und betrachtete die Brünette ruhelos.
,,Inspektor Lestrade." ein höfliches Nicken des Schirmträgers wurde mit einem müden Lächeln erwidert.
,,Sie beanspruchen wieder die Dienste meines Bruders wie ich sehe?" die Miene des Beamten versteinerte sich und er stemmte die Hände in die Hüften. ,,Persönlicher Natur." der Grauhaarige presste die Lippen aufeinander bei dem Versuch, nichts Weiteres zu verraten.
,,Verstehe." Mycroft setzte ein Stück zurück, um den Weg für den Inspektor frei zu machen. Sie war sich beinahe sicher, dass der ältere Holmes bereits wusste welches Anliegen Greg bewegte. ,,Auf Wiedersehen." nuschelte der Ältere, ehe er davon stürmte und die Brünette mit dem Eismann hinter sich ließ.
,,Nicht das noch." konnten Sie Sherlock durch die Tür grummeln hören als dieser die Ankunft seines Bruders erkannte.
Mit wenig Elan stieß der ältere Holmes die Tür auf und trat unter missbilligenden Blicken in die Bakerstreet. ,,Wie immer erfreut mich zu sehen." Stellte Mycroft fest und drückte Elena seinen Mantel in die Hand.
,,Hn." erwiderte der Lockenschopf und vergrub sich desinteressiert in seinem Sessel.
Lustlos betrachtete er aus den Augenwinkeln den Anzugträger, ehe sein Blick auf die Frau fiel.
Seine Lippen kräuselten sich und seine Gestalt wandte sich ihnen zu.
,,Interessant."
,,Würdest du es ebenso als Interessant betiteln wenn ich Dir offenlegen würde, dass Mrs. Clarke eine Zusammenkunft mit dem vermutlichen Attentäter hatte." Die Finger der Latina verkrampften in dem maßgeschneiderten Stoff des Holmes. ,,Mycroft, sie wissen ich habe nicht-"
,,Seit wann lässt du dich zur Waffengewalt durchringen, Bruder?" Geschmeidig erhob sich der Jüngere und zupfte seine Ärmel zurecht. ,,Und dann auch noch gegenüber einer Zivilistin." fügte er mit schadenfrohem Unterton hinzu und deutete mit dem Kinn zur Latina.
Der andere verzog die Lippen und rümpfte die Nase.
Elena wagte es sich kaum auszumalen welches Detail sie verraten hatte.
,,Eine Waffe? Schämen sie sich, Mycroft!" aufgebracht stellte die Ältere Hausherrin ein Tablett mit frischem Tee auf den niederen Tisch. Ms. Hudson stampfte am Anzugträger vorbei und strich der Braunhaarigen beruhigend über die Arme.
,,Kommen sie, ich lasse Ihnen ein Bad ein, Liebes." besorgt schob die Haushälterin sie in Richtung ihres eigenen Reiches. ,,Sie Närrin! Es gibt weitaus wichtigeres als ein Bad."
Es war der Lockenschopf, der sich seinem Bruder in den Weg stellte als dieser Ms. Hudson anvisierte.
,,Sherlock, ich bitte dich." die Stimme des Schirm Tägers glitt schneidend durch das Zimmer und schnürte der Amerikanerin die Luft ab.
,,Ms. Clarke sollte uns das Aussehen des Angreifers genauestens beschreiben damit weitere Schritte ergriffen werden können." Die Hausherrin setzte sich in Bewegung und zog die junge Frau mit sich. Mycroft streckte die Hand nach der Schürze der alten Dame aus als ein dünner Stab darauf nieder brauste.
Zischend zog der ältere Holmes seine Hand zurück.
,,Hat Mutter Dir nicht beigebracht, wie man eine ältere Frau behandelt?" schnaufend ließ Sherlock den Violinen bogen sinken.
Gespielt tadelnd schwang er den Bogen.
,,Du wirst deine Zeichnung bekommen. So lange solltest du deinen Pflichten nachkommen meinst du nicht auch?" Die makellose Augenbraue des anderen wanderte in die Höhe und die Spitze des Schirms traf unsanft auf die Dielen.
,,Unverzüglich." verlangte Mycroft nachdrücklich, ehe er kehrt machte und sich zurückzog.
,,Ich kann ihn noch immer nicht ausstehen, Sherlock." jammerte die Ältere an den Dunkelhaarigen gewandt.
Die hellen Iriden schwankten zur Haushälterin, bis sie sich gleichgültig abwandten.
Mit seiner freien Hand ergriff er die Violine und legte sie an seine Schulter.
Die düsteren Töne, welche ihr galten erfüllten die Bakerstreet und würden sie wohl auch in ihren Träumen heimsuchen.
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