Quecksilberschokolade mit Schusspatronen
Wir blieben vor einer alten Fabrik stehen, irgendwo in Addlestone. Daneben plätscherte ein Fluss. Pflanzen wachsen an den Wänden entlang. Der Wind pfeift durch die leeren Gänge. "Ausschwärmen.", wieso müssen alle immer so schreien. Das war Donovan. Ein paar Einheiten rannten in jede Richtung. Ich rannte Lestrade und Holmes nach. Lestrade drückte mir noch ein Taschenlampe in die Hand. Immer tiefer gingen wir in das Gebäude, welches mir ein wenig Angst machte. Leuchteten jede Ecke aus. Wir fanden eine ausgelöschte, weiße Kerze, die noch warm war. "Sie sind noch hier.", es hallte durch die Wege der Fabrik. Sherlock nahm eines der leeren Schokoladenpapiere, wie ich, die herum lagen. Er leckte am Papier, ich roch nur daran. "Quecksilber.", gleichzeitig. "Was?", fragte Lestrade, als er auch dazustieß. "Das Papier ist mit Quecksilber bestrichen. Tödlich. Je mehr sie davon essen.." "Er wollte sie umbringen.", John scheint auch dahinter gekommen zu sein. Sherlock setzte fort: "Aber in dieser Menge wäre es nicht sofort tödlich. Irgendwann würde es aber ausreichen um sie zu töten. Er müsste gar nicht anwesend sein für die Hinrichtung." Ich beendete: "Mord per Fernsteuerung. Er könnte meilenweit weg sein. Je hungriger sie werden desto schneller tritt der Tod ein." "Rafiniert.", das war nicht ich. "Hier drüben!!!", Donovan hatte sie gefunden. Ich rannte schnell in ihrer Richtung und ließ die Männer hintermir. Das Mädchen legte ihren Arm auf den hinter ihr liegenden Bruder. "Bis die uns finden könnte es zu spät sein. Nehmen Sie das Mädchen.", Donovan gehorchte. Sie geleitete das 9-jährige Kind nach draußen und ich trug den Jungen. Sein Puls war richtig schwach. Draußen wartete schon ein Krankenwagen, den jemand gerufen hat. Die Kinder wurden uns abgenommen.
"Werden sie es überleben?", ich stand nur da und sah die Mauer vor mir an, die vor mehrenen Jahren eingestürzt sein müsste. Die zerbrochenen Ziegelsteine waren überwachsen von verschiedenen Blumen und Moos. Ich hätte auch die Mauer fragen können, doch ich wusste John stand hinter mir. "Ich weiß nicht wie viel sie hatten. Schwer zu sagen. Komm, wir müssen aufs Revier." "Komm schon Emily, wie lange willst du den noch da stehen? Das bringt nichts.", das war Lestrade, der jetzt neben John stehen müsste. Es stimmt. Es brachte nichts nur an die Wand zu starren. Ich drehte mich um und ging in Begleitung der beiden zu den Fahrzeugen. Lestrade wollte mich mitnehmen, doch Sherlock zog mich in das Taxi.
"Ich brauche dich jetzt. Eigentlich dein Gehirn.", begann er als der Wagen losfuhr, "Es muss alles irgendwie mit Moriarty zusammenhängen. Ich will deine Schlussfolgerung wissen." "Hat er nicht gesagt, jedes Märchen würde einen schönen altmodischen Schurken brauchen. Da es sein Märchen ist, wird es sicher auch noch einen schönen altmodischen Tod geben." "Und wer?" "Das kann ich nicht ganz genau bestimmen." Jeder scheint zu denken. Mir gehen die zwei Kinder nicht mehr aus den Kopf. "Aussteigen!", Sherlock riss mich aus den Gedanken. Ich betrat wieder das Gebäude von vorhin. Scotland Yard. Wir gaben dem Mädchen Zeit sich ein wenig zu beruhigen. Es wurde allmählich dämmrig. Um die verstrichene Zeit nicht zu vergeuden, hab ich den ganzen Papierkram mal wieder erledigt. Zuerst hatten Lestrade und Donovan sie befragt. Donovan sparte wieder nicht mit der Verachtung: "Die Profis sind fertig. Wenn die Amateure es jetzt mal versuchen wollen." Ich habe mich an des Fensterbrett gelehnt und hielt meine geballte Faust an den Mund, während die andere am Ellbogen ein wenig stützte. "Wollen Sie nicht mitgehen?", fragte mich Donovan. "Nein, die schaffen das schon all..." Es war ein schriller Mädchenschrei zu hören. Darauf zerrte Lestrade Sherlock aus dem Raum. Zurück in das Büro. Nun stand er neben mir und starrte aus dem Fenster, welche Rollos noch halb geöffnet waren. Lestrade versuchte ihn ein wenig aufzuheitern: "Alle würden am liebsten schreien, wenn Sie bei der Tür hereinspazieren. Sogar ich. Los kommen Sie." "Papierkram liegt auf dem Tisch.", John schnappte Sherlock und schleppte ihn mit sich. Ich rührte keinen Finger genau wie vor einer halben Stunde. "Kommst du nicht mit?", fragte Watson, der in der Tür stand. "Ich komme später nach." Die beiden waren verschwunden, wie auch Donovan. "Was beschäftigt dich?", Lestrade saß nun auf den Sessel an dem Schreibtisch und deutete mir auf den gegenüber. Ich setzte mich und beugte mich vor: "Greg, ich glaube in den nächsten Tagen stirbt noch wer." Er hörte den Ernst der Lage und beugte sich ebenfalls vor: "Weißt du auch wer?" "Nein, aber ich glaube Sherlock, John oder ich." "Woher?" "Jim sagte jedes Märchen braucht einen schönen altmodischen Schurken. Das ist sein Märchen und nach ihm braucht er einen schönen altmodischen Tod. Ich denke da an Selbstmord. Sprung aus hohem Gebäude." "Ich glaube nicht, dass er sich die Hände schmutzig macht." "Wenn es darauf ankommt, tut er alles in seiner Macht stehende um das zu erreichen, was er sich in den Kopf setzt." "Ich kann nicht glauben, dass..." "Können wir jetzt aufhören? Wenn ich schon bald sterbe, möchte ich nicht mit dir über meinen Bruder diskutieren." "Nur wenn.", das wenn hatte eine ganz besondere Betonung. "Also jetzt lösen wir mal meinen Fall auf. Rate mal was passiert ist." "Also du wurdest angeschossen,
von einem nicht gerade Freund." "Gut, du hast aber schon ein paar Fakten vergessen." "Für die restlichen habe ich ja dich." "Das stimmt. Also ich bin mit blonder Perücke und blauer Jacke auf das St. Bartolomew's, um mich mit Jim zu treffen. Dort hatte ich einen kleinen Plausch mit einem Tablet und zwei Bodyguards. Nach einer falschen Antwort verpasste man mir drei Kugel und ließ mich liegen. Ich bin mit dem Taxi wieder zurück in die Baker Street gekommen. Den Rest kennst du ja." "Sherlock redete etwas, dass du in der Nacht gegangen bist." "Um 6. Nach einer recht schlaflosen Nacht bin ich aufgestanden. Ich brauchte eine Antwort auf die ganzen Morde, für die er sich verantworten musste." "Dann bist du ja fündig geworden." "Danke für deine Zeit, aber ich muss jetzt wieder los. Auf die Jungs aufpassen." Ich ging mit schnellen Schritten durch die Tür, Richtung Ausgang. Es war wie leergefegt. Donovan stand in einen Raum, der geöffnet war und beobachtete etwas. Ich verlangsamte meinen Gang, da ich wieder einmal neugierig war. Ich konnte Schritte hinter mir hören, die zu Lestrade gehören mussten, weshalb ich wieder schneller ging. Ich dachte er wollte auch gehen, doch fragte Donovan ob es ein Problem gebe. Mehr hab ich nicht mehr gehört, da ich schon an der Eingangstür angelangt war. Ich rief mir ein Taxi und fuhr zur Baker Street.
Als ich in der Tür stand, stieg Sherlock auf den Möbeln, links von mir, hin und her. Er suchte etwas. Mrs. Hudson und John beobachteten das Spektakel. Er murmelte irgendwas von Staub spricht zu uns. "Was sagt er da?", fragte ich John. "Keine Ahnung." "Wir werden überwacht.", erklang es von dem Detektiven. "Und ich bin nur im Nachthemd.", das war Mrs. Hudson's einzige Sorge und sie ging. Jemand kam durch die Tür und die Treppe hoch. Als ich mich umdrehte sah ich in die Augen von Lestrade, aus denen ich nicht ganz schlauer wurde. "Nein, Lestrade.", Sherlock wusste die Frage schon. Er stand mit beiden Beinen und einer Minikamera in der Hand wieder am Boden. "Ich hab doch noch gar nicht gefragt." "Sie sollen mich aufs Revier mitnehmen, da Sie glauben ich wäre der Täter. Donovan. Ich wette es war Donovan. Oh, Moriarty ist gewieft. Er hat diesen kleinen Zweifel in ihr gesät. Sie müssen stark sein um nicht daran zu glauben." "Kommen Sie mit?" "Richten Sie Donovan einen Gruß von mir aus." Er ging wieder. Er hatte es schon gewusst. Innerlich gewusst, dass er nicht mitkommen wird. Ich hab meinen Mantel in das Zimmer gelegt und ging wieder zu den beiden. John setzte sich auf den Sessel und begann Zeitung zu lesen: "Wo hat diese Riley nur ihre Geschichten her? Richard Brook." "Das würde noch fehlen. Ein Foto wie sie mich abführen. Moriarty will mich Stück für Stück vernichten.", Sherlock war richtig aufgebracht. "Bitte beruhige dich, soweit wird es nicht kommen." Das dachte ich jedenfalls, bis ich 10 Minuten später einen Anruf von Lestrade bekam.
"Sherlock, noch hast du Freunde bei der Polizei. Das war Lestrade. Sie sind alle auf dem Weg hierher." Da kam Mrs. Hudson über die Treppe und drückte mir einen Brief in die Hand, der für Sherlock abgegeben wurde. Dieses rote Siegel habe ich schon einmal gesehen. Er riss ihn mir aus der Hand und öffnete. Es war ein komplett verbrannter Lebkuchenmann. Sirenensignale waren zu hören. Jemand klopfte wild an der Tür unten. John ging nach unten, ich blieb bei Sherlock und sah ihm zu, wie er sich anzog. "Was tust du den?" "Mitgehen." "Wieso.." "Was soll ich sonst tun? Wenn ich weglaufe, dann werde ich als der Täter abgestempelt, der ich nicht bin." Mehrere Polizisten kamen die Treppe heraufgestürmt. Er zuckte nicht einmal als sie ihn die Handschellen anlegten. Wehrte sich nicht. Gar nichts. John diskutierte mit Lestrade dass es nicht ok sei, doch er warnte ihn nur, sonst werde er auch festgenommen. Donovan kam mit einen leichten Lächeln in die Wohnung. John war zünig: "Sind Sie jetzt zufrieden?" "Ich habe es Ihnen doch bei unserer ersten Begegnung gesagt. Irgendwann wechselt er die Seite." Von all dem wusste ich nichts. Ich glaube das nicht. Ein älterer Mann, etwas runder um die Hüften mit Brille stieß auch noch dazu. Den Satz mit dem Verrückten Aushilfssheriff hätte er in John's Nähe nicht erwähnen sollen. Watson starrte den Oberbefehlshaber an. "John?", es klang so wie, tu nicht was du bereust, doch zuspät. Er holte aus und es erklang auch schon das altvertraute Knirschen einer gebrochenen Nase. Bevor er zu bluten begann, habe ich ihm schnell ein Taschentuch gegeben. Donovan hatte John rausgezerrt in Begleitung vom Dicken. Ich stand alleine im Zimmer. Ich muss was tun. Doch was? Draußen war ein Pfeifton zu hören, kurze Shreie von ein paar Polizisten und Sherlock scheint etwas schreiend zu verkünden, dass ich nicht ganz verstand. Drei Schüsse und er schrie lauter. Ich hatte keine Zeit in mein Zimmer zu gehen und den neuen Mantel zu holen, also schnappte ich mir den alten, den ich eigentlich heute zur Reinigung bringen wollte und warf ihn mir über. Ich stand in der Eingangstür und konnte John und Sherlock um die Ecke fegen sehen. Ich begann ihnen nachzurennen als Lestrade schrie: "Was tust du den?" Ich blieb stehen und sah in seine Richtung. Wieder in die Augen: "Ich kann sie nicht alleine lassen.", ich drehte mich um, darauf erfolgte ein Schuss und meine linke Hand begann zu brennen. Ich lehnte mich mit dem Rücken an den Zaun neben mir und rutschte entlang zum Boden. Ich hielt meinen Arm. Ich blickte zu den Polizisten, die alle zu Lestrade starrten. Der suchte vergebens nach seiner Dienstwaffe, die nun Anderson in der Hand hatte. Er schlug sie ihm aus der Hand, da dieser ein wenig unter Schock stand. Er hatte genau den gleichen Gesichtsausdruck wie Jim damals. Weit aufgerissenen Augen. Schockstarre. Donovan hat ihm Handschellen angelegt. Lestrade rannte auf mich zu. Ging neben mir in die Hocke: "Ich weiß nicht was in ihn gefahren ist. Geht es dir gut?" Es tat höllisch weh, ließ mir aber nichts anmerken: "Ich glaube ist nur ein Streifschuss. Seine Nerven sind mit ihm durchgegangen. Das kenn ich." "Holt jemand mal einen Arzt verdammt." "Ich muss ihnen nach." "Sie sind auf der Flucht. Du musst hier bleiben. Ich werde dir helfen sie zu finden, aber nicht jetzt.", er redete wesentlich leiser als zuvor. Er half mir auf und griff mir unter die Arme. Ein Krankenwagen war nun vor Ort, der jetzt meine Wunde versorgte. Noch knapp ein Durchschuss. Also keine Operation. Glück gehabt. Ein paar Männer sind ihnen nach, doch mit leeren Händen wieder zurückgekommen. Mir wurde ein Druckverband am Unterarm angelegt und Lestrade führte mich noch in die Wohnung: "Tut mir leid wegen Anderson..." "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen." Er fühlte sich dennoch schuldig für das ganze. Er verabschiedete sich und wir machten ein Treffen morgen um 6 Uhr in aller Früh in seinem Büro aus. Nachdem er gegangen war, schaltete ich das Licht ab, denn sie werden sicher nicht mehr zurückkommen. Mein Handy lag laut gestellt auf meinem Schreibtisch. Ich habe nur halb geschlafen. Der Schmerz ließ nach und die Gedanken und Fragen wurden mehr.
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