Handschellen in 221b

Mit mulmigen Gefühl stand ich um 7 auf. Sherlock war auch schon wach, aber nicht mit so einem verschlafenen Blick wie ich: "Frühstück?" "Nein danke.", nach dem was heute noch passiert, ist mir der Appetit vergangen. Allein wollte ich ihn nicht da am Esstisch sitzen lassen. Ich saß nur auf dem Stuhl und stützte meinen Kopf ab. "Geht es dir schon gut?", er klang schon wieder so besorgt. "Ja, ja...alles gut." "Nervös auf die Verhandlung?" "Ein wenig." Er lachte kurz auf. Wüsste er was in mir gerade vorgeht. Weiß ich überhaupt was in mir vorgeht?

Die Stunden vergehen und es war 20 nach 8. In mir wurde es immer wilder. Ich hatte schon gedacht mich krank zu stellen, doch einem Arzt was vorzutäuschen ist nicht einfach. Ich schrieb es ab. Ich hatte keine andere Wahl als hinzugehen und zog mich an. Einen dunkelgrauen Anzug mit weißem Hemd und dazu passend die einfachen grauen Raulederhighheels. Die braunen Haare habe ich mir zu einem Pferdeschwanz gebunden und den Mantel darübergeworfen. Ich atmete tief aus und ein und betrat das Wohnzimmer. Zusammen gingen wir die Treppe hinunter. "Bereit.", fragte uns John. "Ja.", antwortete Sherlock, der seinen Mantelkragen ein wenig weiter hochzog, wie auch ich. Die Tür wurde geöffnet und wir von Blitzlichtgewitter empfangen. 5 Polizisten hielten die Reporter und Fotografen zurück und eröffneten uns einen Weg. Ich konnte viele Gesprächsfetzen einfangen, von denen ich Kopfschmerzen bekam. Schnell stiegen wir in den Wagen. Was für sie die Erleichterung war, war für mich das Gegenteil. Ich kam immer weiter in Richtung Wahrheit.

Vor dem Gerichtssaal war es viel ruhiger. Keine Reporter. Keine Fotografen. Wir traten in das große Gebäude aus hellem Stein mit mittelalterlichen Säulen. Ich scheute jeden Blick. Es waren viele Menschen, die alle an mir vorbeikamen. John und ich haben uns auf die Empore gesetzt, um alles zu beobachten. Wie in jedem Gerichtssaal war vor uns ein langer Tisch mit dem Richter. Links davon Sherlock und vor Sherlock eine weiter des Gerichts. Alles war aus dunklem Holz und mit rotem Teppich. Ich konnte meinen Blick von Jim nicht abbringen. Er scheint es zu bemerken und drehte sich um. Sah in meine Richtung. Ich tat so als würde ich etwas an meinen Schuhen verändern, um ihn nicht in die Augen sehen zu müssen. Sherlock diskutierten mit dem Richter welche Fragen gut oder schlecht seien und nach einer falschen Antwort wurde er abgeführt, samt Jim. Es brauchte mehrere Stunden um ihn da wieder rauszuholen und ein paar tausend Pfund. Ich habe es sogar bei Lestrade versucht, doch er konnte auch nichts tun. Letztendlich haben John und ich es doch geschafft ihn da rauszuholen.

"Ich sagte doch Sie sollen nicht den Oberlehrer spielen.", ermahnte ihn John. Wir setzten uns in Bewegung. Raus aus dem Gefängnis. Während Sherlock sich seine Uhr ummachte und die Geldtasche und sein Handy einschob: "Ich kann das nicht abstellen wie einen Wasserhahn." Normalerweise würde ich darüber lachen, doch heute war mir gar nicht danach. Ich tat, was sie taten. Stieg ins Taxi, fuhr zur Baker Street, stieg aus. Samt Mantel ließ ich mich auf der Couch von gestern nieder und rührte keinen Finger. Irgendwann stupste mich John an: "Emily...Emily...geht es dir gut?" "Ja...ich glaube schon." "Sicher?" "Jaja." Ich ging in mein Zimmer und entledigte mich meiner Klamotten. Ohne irgendetwas zu sagen ging ich ins Bett. Schlafen war wieder einmal keine Option, sondern nur denken. Ich lag auf dem Bett und wusste nicht wo mir der Kopf steht.

Mein Unterbewusstsein begann zu sprechen und meine Fragen zu beantworten:

Soll ich es ihnen sagen?

Besser wäre es...

Hab ich irgendwas falsch gemacht?

Du kennst ihn doch, nichts kann ihn aufhalten wenn er sich was in den Kopf gesetzt hat.

Das letzte Mal als das so war, mussten viele Menschen sterben.

Das wird dieses Mal sicher nicht anders sein.

Ich hoffe nicht.

Hoffen kann ihn auch nicht abbringen. Nur Leichen.

Wieso nur?

Das weiß keiner...Am besten wäre es du....

Das Türknarren riss mich zurück in die Gegenwart. Ich setzte mich auf. Es war Sherlock, der durch die Tür lugte: "Oh...entschuldige...ich  wollte dich nicht aufwecken..." "Nein, ist schon in Ordnung, ich habe noch gar nicht geschlafen. Komm rein." Er schloss die Tür hinter sich und setzte sich auf die Bettkante: "Dir geht es nicht gut." "Alles in Ordnung.", ich erzwang ein Lächeln. "Ich glaube nicht. Was bedrückt dich?" Das Lächeln verschwand. Ich wusste nicht wie ich anfangen soll: "Ich...es...mich beschäftigen so viele Sachen, die ich nicht aus dem Kopf kriege." "Verstehe, so ist es mir auch einmal gegangen. Am besten du schläfst jetzt eine Runde und John soll morgen alleine zum Gericht gehen. Das bringt doch nichts wenn du nicht ganz da bist. Ich muss ja auch zuhause bleiben, nur weil ich ich bin...Gute Nacht." "Gute Nacht." Er verließ den Raum wieder. Er hatte recht, es brachte nichts morgen hinzugehen. Ich brauche Überdenkzeit. Irgendwann um Mitternacht wurde ich von meinen Träumen eingefangen:

"Nehmt Sie fest, Sie ist eine Komplizin von Moriarty.", es war Lestarde. Alle beisammen standen wir im Wohnzimmer von Baker Street 221b. Mir wurden die Handschellen angelegt. Jim stand neben mir: "Ich habe dir doch gesagt, Sie werden es nicht verstehen." "Nein, bitte ich kann das erklären." John stand nur da und sah mich an. Sherlock half mir nicht. Er half mir kein bisschen. Ich sah in seine vor Wut brennenden Augen: "Du brauchst nichts erklären. Wieso hast du das getan? Ich habe dir vertraut und du hast mich verraten an..den da..", er deutete auf Jim, "Führt sie ab." "Nein...", ich war den Tränen nahe. Es wurde weiß und dann stand ich wieder neben Jim, aber diesmal in einem dunklen Raum. Die Wände waren blutverschmiert. Es waren auch keine Möbel vorhanden. Lestrade kam durch die schwere Stahltür in Begleitung von 6 weiteren Polizisten. Uniform nach Spezialkommando. Zwei verheiratet. Zwei eine Freundin. Eine Frau mit 3 Kinder und Ehemann. Einer Single. Die Hälfte war schon an verschiedenen Posten. CIA. Navy. Air-Force. Der Rest arbeitet schon seit mehreren Jahren hier und hat es satt, immer das gleiche zu tun.

Die Soldaten standen mit der Waffe gezückt vor uns. Ich konnte meinen Blick von Lestrade nicht abwenden. Seine Augen zeigten Bedauern, Schuld und auch ein wenig Verachtung, was aber unterging zwischen den anderen Gefühlen.
Lestrade fällt es schwer den Befehl zu geben: "Tut mir leid, Emily......" Er machte einen Hieb mit der rechten Hand.

Der Schuss riss mich aus dem Traum. Ich konnte noch einen dumpfen Schrei hören, der von mir losgelassen sein müsste. Die Uhr wies auf halb 5 auf. Nach diesem Traum brachte ich kein Auge mehr zu. Um 6 stand ich auf, zog mir eine ausgewasche Bluejeans, einen dicken weißen Pulli und die grauen Sprungschanzenschuhevon gestern an. Perfekte Kleidung für einen kalten Herbsttag. Ich versuchte so leise wie möglich zu sein. Zu guter letzt warf mir den Mantel über und schnappte die Schlüssel und mein Handy am Schreibtisch. Ich brauchte Bewegung.

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