Der Neuanfang
Nachdem wir aus dem Krankenhaus entlassen wurden, sind einige Wochen vergangen. Natürlich hat Lestrade mich nicht wieder zurück in die Baker Street gelassen. Er ist nur mit mir da hin gegangen um Schlüssel und Handy zu holen und ein paar Klamotten. Ich durfte ja bei ihm wohnen. Er hat mich auch ins Scotland Yard aufgenommen. Ich war in der Abteilung für Spurensuche. Mit Anderson. Er hatte immer noch Angst vor mir und da musste ich mal mit ihm reden: "Phillip, du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Ich hab das schon wieder vergessen." "Ach ehrlich?", er schämte sich ein wenig und sah zu Boden. Wir standen in der Früh um 7 im Büro von Scotland Yard. Es war noch niemand da, bis auf mich, ihn und Lestrade, den ich aber gebeten habe in seinem Büro zu bleiben. "Du warst nicht du selbst. Deine Nerven sind mit dir durchgegangen. Wenn mich jemand immer so fertig gemacht hätte, dann wäre es mir auch so gegangen." "Jetzt bin ich beruhigt.", jetzt konnte er endlich wieder lächeln. "Das freut mich. Ich kann nicht arbeiten, wenn meine Kollegen von mir Angst haben." Ich packte ihn bei der Schulter, als ein Telefon in Lestrade's Büro erklang. Ich sah durch die Glaswand und konnte in seiner Miene erkennen, ein neuer Fall. Mord. Er kam bei der Tür heraus und zog sich seine dunkelblaue Jacke an. Ich schnappte mir meinen, über den Sessel hängenden, Mantel und folgte Anderson wie auch Lestrade. Der Mantelkragen wurde seit dem Vorfall vor dem St. Bartholomew's nie mehr hochgeklappt. Es war damals so, aber nicht jetzt. Den Mantel habe ich wieder bei jedem Fall an. Er hilft mir beim Denken. Es fühlt sich auch an, als stünde Sherlock neben mir und ratterte wieder eine seiner Theorien vor sich hin. Das einzige was von 221b übrig war, sind der Mantel und die Schlüssel, die ich aber seit einer Weile nicht mehr finde. "Weißt du ob ich die Schlüssel irgendwo in der Wohnung liegen gelassen habe?", ich fragte den fahrenden Inspector. "Ich habe die Schlüssel." "Nein, die Schlüssel." Er musste denken, um zu verstehen welche ich meinte: "Ach die. Die liegen doch auf dem Schreibtisch." "Gut, ich dachte ich hätte sie verloren." Wir waren mittlerweile am Tatort angekommen. Ein altes Haus, abgeschnitten von der Zivilisation. Ein dunkelhaariger, junger Mann saß an der Bank vor dem Haus und hatte ein Schusswunde an den Schläfen. Die Waffe lag am Boden und ein roter Kleidungsfetzen hing am Nagel, der aus dem Türrahmen ragte. "Sieht nicht nach Selbstmord aus.", ich zuckte zusammen, da ich so in Gedanken versunken gewesen war. Es war Anderson, der sich schon wieder einmal in weiß gekleidet hat. Lestrade stand nur neben bei und sah zu. Ich zog nie solche Sachen an. Da hab ich nicht die Denk- und Bewegungsfreiheit als sonst. "Sieht so aus, aber ist es glaube ich nicht.", murmelte ich vor mich hin und entfernte mich vom Haus. Ich ging den Weg weiter, der tiefer in den Wald führte, bis ich an einem weiteren Haus ankam. Ich klopfte an der Tür. Eine Frau, ungefähr gleiches Alter wie ich mit blondem Haar öffnete. "Emily Carter. Scotland Yard. Privatdetek....oh..entschuldigen Sie mich. Das gehört nicht mehr dazu. Ihr Nachbar wurde heute tot aufgefunden. Ich möchte Sie fragen, ob Sie etwas gesehen haben." Die Frau war zuerst etwas überrascht: "Nein, ich war gestern immer zuhause. Ich habe nur einen Schuss am späten Abend gehört. Schatz, hast du was gesehen?", sie schrie nach drinnen. Ein Mann kam zur Tür, gleiches Alter wie ich und ein alter Schulkollege von der High School, wie sich herausstellte. "Jack?", fragte ich ungläubig. "Isabel? Isabel Moriarty?" "Ja, eigentlich heiße ich jetzt Emily Carter. Wegen meinem Bruder und so." "Klar. Was machst du den?" "Nach dem CIA, bin ich bei Sherlock Holmes als Detektivin gewesen und jetzt bin ich bei den Ermittlern des Scotland Yard." "Spannend. Aber zum Reden bist du sicher nicht hier. Es geht um unseren Nachbarn?" "Ja. Tot aufgefunden. Hast du was gehört, gesehen?" "Nein, eigentlich nicht." "Wie war denn eure Beziehung zu Herr..." "Smith. Wir streiten uns jetzt schon 10 Jahre um die Grenze." "Interessant. Hast du zufällig irgendwas gleiches zu diesem Stoff?" Ich hielt ihm den Stofffetzen unter die Nase. "Ich habe ein Hemd, dass den gleichen Stoff hat und ich finde es nicht mehr. Als ich es im Zimmer vor ein paar Tagen holen wollte war das Fenster offen, doch niemand von uns beiden hat es geöffnet und das Hemd war auch verschwunden. Lilly hat es an dem gleichen Tag noch in den Schrank gelegt." Die Frau sah mich ein wenig beängstigt an. "Beunruhige ich Sie etwa?", fragte ich sie. Durch die grauen Highheels war ich etwas größer als sie und musste ein wenig hinuntersehen. "Nein, nein. Ich hatte nur nicht mit der Polizei gerechnet." "Sie brauchen keine Angst zu haben, dass ich sie beschuldige, denn ich hab schon eine Ahnung wer es gewesen sein könnte und sie kommen da nicht in Frage." Nun war Erleichterung in ihr Gesicht geschrieben. Doch ich musste mich beeilen, sonst würde er ihnen angehängt, obwohl es gar nicht wahr ist: "Darf ich mir das mal ansehen?" "Natürlich." Ich folgte den beiden in das Haus. Es war klein und rustikal eingerichtet. Das meiste war aus Holz und im Kamin loderte ein gemütliches Feuer. Über die Treppe gelangten wir in den oberen Stock und alle 5 Türen waren verschlossen. Die linkeste war es. Ich begutachtete das Fenster genau. Sogar von außen. Ich lehnte mich gefährlich weit nach draußen, fand aber das was ich suchte. Einen weiteren Kleidungsrest. Blau. "Danke ihr habt mir geholfen einen Fall zu lösen." "Ach ehrlich?" "Ja, vielen Dank. War schön dich wieder gesehen zu haben." Ich rannte die Treppe hinunter, durch die Tür und den Weg zurück. Wie ich es mir gedacht hatte, packten meine Leute schon wieder zusammen. "Halt!!!", schrei ich aus einigen Meter Entfernung. Lestrade kam auf mich zu. Ein paar Schritte vor dem Haus kam ich zum Stillstand und musste erst einmal tief Luft holen. "Was ist den passiert?", fragte mich Lestrade. "Ich...habe....Mörder....", mehr kam nicht heraus. Nach einigen Minuten wurde es wieder leichter zu sprechen: "Ich habe den Täter. Es war er selbst." "Aber..." "Nichts aber.", ich begann in das Haus zu gehen und er folgte, "Ich habe nachgefragt und Informationen von einem Schulfreund bekommen. Das war ganz zufällig." Ich stürmte nach oben in das Schlafzimmer des Mannes und kramte zwei Hemden heraus. Ein rotes und ein blaues. "Was willst du den...." "Wirst du schon sehen." Ich ging wieder hinaus und als ich aus dem Haus war, befahl ich meinen Kollegen alles zusammenzupacken.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top