10 Stunden und 32 Minuten

"Und du hast gesagt in einem Tag.", wir gingen auf der Forststraße. Ich hatte keine Ahnung wo es hingeht, doch ich vertraue ihm einfach und folge. "Ich habe doch nicht gewusst, dass er ein Möchtegern James Bond ist. Außerdem durfte ich nicht an jedem Handgelenk schnuppern. Dann hätte ich dir 12 Stunden gegeben." "10 Stunden und 32 Minuten hätten's auch getan." "Hast du etwa gestoppt?", er sah mich fragend an. "Wenn ich schon Probleme bei der Regierung lösen muss, dann will ich wissen wie lang ich brauche um sie aufzuklären.", ich lachte und er auch. "Ich hätte es nicht gewusst." "Der war auch knifflig." "Ach war das so. Hat ganz anders ausgesehen." "Du machst dich gerade wieder einmal lustig über mich." "Wie immer." Ich boxte ihm an die linke Schulter und er stolperte ein paar Schritte nach rechts. Ich lachte nur, was das Zeug hält und konnte mich kaum wieder beruhigen. Sein Gesichtsausdruck. "Haha, sehr lustig.", er konnte nicht so darüber lachen wie ich, doch da hab ich mir was eingebrockt. Er begann mich am Hals mit seinen Fingerspitzen zu kitzeln und das Lachen war sofort gestoppt. Ich hasse es wenn er so etwas macht, aber ich habe es auch herausgefordert. Ich begann zu rennen, tiefer in den Wald, um dem Kitzelmonster zu entkommen. Er kam nach und nach ein paar Metern konnte ich nicht mehr. Mit den Schuhen war es wirklich nicht leicht und dann auch noch dieser Weg. Ich beugte mich vor und stützte mich auf meine Oberschenkel ab, atmete ein paar mal tief durch und hielt eine Hand in seine Richtung: "Gut...du hast gewonnen..", ich atmete als wäre ich gerade einen Marathon gelaufen, doch dem war nicht so. Als ich hochsah, stand er mit einem Lächeln vor mir: "Das wollte ich hören." Ich stand wieder auf, in Anführungszeichen, und wir setzten uns in Bewegung. "Ich weiß, dieses Frage hätte ich schon einmal früher fragen sollen, aber wann hast du eigentlich Geburtstag?" "Am 28. September." "Ich auch...du scherzt jetzt aber nicht?" "Nein, ich scherze nicht." Wahnsinn. Er hat am gleichen Tag Geburtstag wie ich oder ich wie er. Es war Sherlock's Sterbetag. Doch es war ein geprägter Tag. Er konnte nicht länger diese Stille ertragen: "Wo in Liverpool wohnst du eigentlich genau?" "Strawberry Fields und genau gegenüber. Das rote Haus mit ein paar weißen Leisten und der weißen Tür." "Wie lange bist du da von London immer weg gewesen?" "10 Minuten. Viertel Stunde." "Nicht länger?" "Nein, es ist extrem wenig Stau auf den Straßen. Da bist du schnell in London, doch da sollte man lieber die U-Bahn nehmen. Gibt es hier eine U-Bahn?" "Nein. Die meisten haben ein Auto oder Motorrad. Es fährt jede Stunde ein Bus durch die Stadt und hält an jeden Stationen und wieder zurück." "Hier sieht die Rush-Hour sicher anders aus." "Auf alle Fälle....und rattere jetzt nicht alle herunter." Ich hätte schon angesetzt und stieß die Luft. Er hatte mich erwischt. Schon wieder einmal. Der Wald wurde etwas weniger um uns und nun standen wir vor einem alten Haus. Dahinter unendliche Wiesen. Rosa-orangefarbener Himmel und die untergehende Sonne. "Wir sind da...mein Elternhaus." Es war ein einfaches Holzhaus, wie man es aus den Filmen kennt. Mit Treppe zur Tür und ein Vorbau, der die ganze Mauer mit einbezog und unterdacht war. Es war links von der Tür eine Bank noch aufgestellt, die durch die Sonne extrem dunkel geworden ist. An den Wänden ragten Pflanzen aller Art hinauf. Es war alles ein wenig zugewachsen, aber gemütlich. Die Fenster waren noch alle in Takt. Auf dem Dach war Moos, welches die braunen Ziegel bedeckte. Ich war so erstaunt, dass ich nicht bemerkt habe, dass Lestarde schon an der Haustür stand: "Emily, kommst du?" "Ich komme.", ich rannte zu ihm. Damit hätte ich nicht gerechnet. "Setz dich doch.", er deutete auf die Bank, auf die ich mich niederließ. Die Tasche habe ich an die Wand gelehnt, die Schuhe ausgezogen und daneben gestellt. Ich hatte keinen blassen Schimmer was er tat, bis in der Lichterkette über mehr Licht erstrahlte. Und neben mir. Und im Haus. Zu meiner rechten konnte ich jetzt einen großen Garten erkenne, der vor Blumen zu platzen droht. Das ganze wurde einmal von abgeschnittenen Zaunpfählen umgrenzt. Ein paar waren noch vorhanden. Einige abgebrochen und anderen fehlten. Nun wusste ich, er hat die Lichter angemacht, doch was noch tat war mir unklar, bis er vor mir stand.

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