~ Siebenundzwanzig ~

„Na, lässt du dich mal wieder gepflegt Voll laufen?“, fragte Louis, als er sich auf den Barhocker neben Niall setzte.

Niall schüttelte nur ungläubig den Kopf und trank einen weiteren Schluck, während er versuchte Louis so gut wie möglich zu ignorieren.

„Was? Immer noch wütend?“, begann Louis erneut ein Gespräch mit ihm zu beginnen und bestellte sich ebenfalls etwas zu trinken. 

Er schien es also wirklich ernst zu meinen, so schnell würde Niall ihn nicht wieder loswerden.

„Geh bitte einfach, Louis“, entgegnete Niall ihm und wandte sich von ihm ab, um die Umgebung zu beobachten. 

Er sah in viel verschiedene Gesichter, einige waren anders andere eher gewöhnlich, doch keines schien ihn wirklich zu interessieren. 
Er war gefrustet, sein Projekt war so gut wie gescheitert, Avas Anrufe hatte er ignoriert und sein Handy ausgeschaltet. 
Niall wollte jetzt keine Unterhaltung führen, er wollte sich einfach nur alleine betrinken, mit einem wundervollen Gefühl, dass ihm nichts mehr etwas bedeutete einschlafen und mit einem heftigen Kater am nächsten Tag erwachen. 
War das zu viel verlangt?

„Bist du dir da sicher? Ich hätte da einige Neuigkeiten, die dich interessieren könnten“, antwortete Louis ihm scheinheilig und grinste ihn an. 

Niall verdrehte nur die Augen und orderte ein weiteres Getränk. 

„Was solltest du schon wissen, was mir nicht bewusst ist?“, fragte er ihn, während er den Kopf auf die Hände stütze. 

„Eine Menge, um genau zu sein. Und ich wäre bereit mit dir mein Wissen zu teilen, auch wenn du mich gerade ganz schön fertig gemacht hast, aber ich verstehe, dass du gerade nicht ganz du selbst bist“, witzelte Louis und steckte sich eine Zigarette an. 

Niall warf ihm einen spöttischen Blick zu und hob einen Augenbraue.
 
„Du rauchst wie ein Schlot, Louis“, stellte Niall nüchtern fest, während Louis ihm ebenfalls vollkommen demotiviert zu nickte. 

„Ja, jeder hat so seine Laster“, entgegnete er ihm und fügte dann hinzu: 
„Aber wenigstens gebe ich sie auch zu.“ 

Louis warf ihm einen vielsagenden Blick zu, während Niall überlegte, ob das Zeug, das er nahezu inhalierte, seine Gehirnaktivität eingeschränkt hatte. 
Dieser Seitenhieb war vollkommen unnötig gewesen und nicht besonders vorteilhaft in seiner Situation, schließlich hatte er sich wie ein Idiot verhalten. 

„Was habe ich denn bitte für Laster?“, fragte Niall seinen Freund genervt. 

„Das willst du gar nicht wissen“, erwiderte Louis lachend, während er an seinem Glas nippte. 

Niall wiederum kippte sich das Zeug in den Rachen, als ob es sich um lebenswichtige Medizin handeln würde.

„Louis meine Geduld ist für heute ausgereizt, also: Welche Laster habe ich und welche Informationen sollte ich bekommen.“ 

Louis lachte erneut auf, verstummte dann aber, als er Nialls feindseligen Blick begegnete. Mit ihm war heute nicht besonders gut Kirschen essen. 

„Wow, Alter, du wirst alt. Früher warst du nicht so launisch“, erwiderte Louis. 

„Früher hatte ich auch einen Kumpel, der immer hinter mir gestanden hat, auch wenn ich Mist angezettelt hatte. Dinge verändern sich nun mal mit der Zeit, oder?“, bemerkte Niall mit einem Seitenblick auf Louis, dem sein Lächeln bei dem Seitenhieb ganz schnell verging. 

„Ich stehe immer noch hinter dir, ich hätte nur gerne die Gründe für den „Mist“, denn du angezettelt hast gewusst“, rechtfertigte Louis sich nicht besonders gut. 

„Hast du denn nach den Gründen gefragt?“, setzte Niall Louis'  Argument außer Kraft.

„Nein“, beantwortete er seine rein rhetorische Frage. „Du wolltest lieber rummeckern, wie ein kleines Kind, anstatt dir Aleyna einmal anzuhören und mit ihr zu arbeiten. 
Ob du es glaubst oder nicht, aber sie hätte unter Umständen mit viel Arbeit wirklich gut werden können.“ 

„Das denke ich auch“, stimmte Louis ihm zu, während er seine Zigarette im Aschenbecher ausdrückte und weitere Getränke für Beide orderte.

„Ich will nicht unhöflich sein“, sagte Niall ironisch. „Aber ich würde mich gern alleine betrinken.“

„Tja, Pech gehabt, ich bleibe aber hier, du wirst mich nicht mehr los, mein Tag war auch nicht gerade gut“, entgegnete Louis ihm resolut. 

Niall warf ihm einen wenig mitleidigen Blick zu, wiedersprach Louis aber nicht, als er ihm das Glas Alkohol in die Hand drückte und ihm zu prostete. 
Gegen Gratis – Alkohol konnte man schließlich nichts sagen. Einem geschenkten Gaul, schaut man nicht ins Maul. 

„Weißt du“, wandte sich Niall seinem Kumpel zu, während er mit seinen Fingern auf dem Glasrand herumfuhr und leise Töne erzeugte.
„Irgendwie kann ich kein Mitleid mit dir haben, ich weiß auch nicht wieso.“

Louis nickte, fast als hätte er eine solche Antwort bereits erwartet. Niall nahm einen Schluck aus seinem Getränk und hätte das Zeug gleich wieder ausgespuckt. 

„Was hast du denn da bestellt?“, fuhr er seinen Freund gereizt an, doch Louis zuckte nur die Schulter. 

„Das ist Wasser“, erwiderte er nur. 

„Und wie kommst du dazu, so etwas zu bestellen?“, fragte Niall ihn wütend, doch Louis blickte weiterhin kein bisschen berührt von seinen Worten drein.

Erst als Niall sich kopfschüttelnd umdrehte, fuhr Louis ihn an: 
„Sag mal hast du mir gerade eben nicht zugehört?“ 

Niall sah Louis nur erstaunt an und griff routiniert sofort zu dem Glas vor ihm, nur um dann zu registrieren, dass er sich nach diesem Getränk nicht verzehrte. 
Gefrustet schob er es zur Seite.

„Hallo, Erde an Niall“, sagte Louis und fixierte den Blick seines Freundes. 

Niall drehte sich genervt zu ihm um, und hob spöttisch eine Augenbraue. 

„Was ist?“

„Was ist? Niall, ich sage dir gerade, dass ich denke, dass Aleyna Potential hat und du beschwerst dich über dein verdammtest Getränk“, fuhr Louis ihn an, während Niall seine Augenbrauen kurz erstaunt in die Höhe zog, nur um dann wieder seine alte spöttische Maske aufzusetzen und ihn finster anzustarren. 

„Jetzt auf einmal also doch, wie kamst du denn zu dieser wundersamen Erleuchtung?“, fragte Niall ihn sarkastisch.

„Wenn du mal dein verdammtest Telefon angeschaltet hättest wie jeder normale Mensch und nicht vor dich hin geschmollt hättest, wüsstest du, was Sache ist.“

„Na dafür bist du ja da“, entgegnete Niall.

„Ava hat dich angerufen, mehrmals, Harry und Liam übrigens auch“, informierte Louis Niall, seine dumme Bemerkung geflissentlich ignorierend. 

„Aleyna war heute da.“ 

Sofort schoss Nialls Kopf in die Höhe, um Louis skeptisch, aber durchaus interessiert zu betrachten. 
Jetzt hatte Louis ihn an der Angel. 

„Und da kommen wir schon zu meiner Erleuchtung: Ich habe mit ihr geprobt.“ 

Nialls Kinnlade klappte hinunter, während er seinen Freund vollkommen geschockt ansah. 

„Und wie war sie?“, fragte er ihn.

„Wütend. Sauer. Genervt. Vielleicht auch ein bisschen verängstigt, aber vor allem wütend.
Tja und ohne deinen dummen Starrsinn loben zu wollen, sie scheint ihn auf einen kranke Art und Weise zu brauchen, denn sie war wirklich gut heute.“

Niall bekam seinen Mund gar nicht mehr zum Schließen, eine Fliege hätte sicherlich gut ein Nest in seiner Mundhöhle bauen können. 

„Und jetzt sag mir bloß nicht, ich hab es dir doch gesagt, denn du hast die ganze Zeit über an ihr gezweifelt und du solltest deine Zweifel auch nicht vollkommen vergessen, denn obwohl sie wirklich gut singt, ist sie noch nicht routiniert genug, um ihre Leistung auf Knopfdruck zu erbringen. 
Mal abgesehen davon müssen wir noch an ihrer Bühnenpräsenz arbeiten und ihren Starrsinn zu kontrollieren wissen, aber sonst…“, 
Louis ließ den Satz in der Luft hängen. Auch wenn seine Worte fast durchweg positiv klangen, Niall wusste, dass das nicht alles war.

„Sie ist aber immer noch wütend auf mich, oder?“, fragte Niall und traf ins Schwarze. 

„Und sie kommt heute Abend auch nicht zum Training.“ 

Louis nickte erneut.

„Und was ist mit der Probe morgen.“

„Tja, mein Lieber“, sagte Louis und klopfte ihm brüderlich auf die Schulter. 
„Das ist wohl dann dein Part. Ava und Harry haben zwar alles getan, was in ihrer Macht steht und sie kommt morgen auch, aber du wirst wohl auf Knien bitten müssen, um sie wieder zur Vernunft zu bringen. 
Und ich muss sagen, dass es mich nicht besonders glücklich macht, als dein Kumpel, dass ein kleines Mädchen dich so in der Hand hat, aber so ist es nun mal. 
Wie du schon gesagt hast, es geht um den Plattenvertrag, und um den zu bekommen, sollte uns jedes Mittel Recht sein.“ 

Niall sah seinen Freund an, als ob er ihn noch nie zuvor gesehen hatte. 
Was war mit ihm passiert? 
Er wusste nicht, ob er es gutheißen sollte, dass Louis nun so engagiert war, denn das würde bedeuten, dass er ebenfalls so besessen von dem Plattenvertrag war oder sich einfach freuen sollte noch einmal aus dieser brenzligen Situation entwischt zu sein. 

Beinahe entwischt zu sein, berichtigte Niall sich, denn die Kleine war immer noch wütend. 
Und auch wenn er es sich nicht gerne eingestand, sie schien nicht so einfach zu knacken, wie er gedacht hatte.

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Das hat der gute Niall wohl nicht erwartet.

Seid ihr schon gespannt auf die Probe von Niall und Aleyna?

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