~ Siebenunddreißig ~
„Danke fürs Mitnehmen“, sagte Ava gerade, als sie die Beifahrertür öffnete. „Du hast etwas gut bei mir.“
Niall nickte lächelnd, während seine Finger scheinbar gelangweilt auf dem Lenkrad herum trippelten.
„Wie wäre es denn damit?“, fragte er nun gedehnt und streckte sich.
„Du sagst mir die Wahrheit über das nichtexistierende Plattenlabel und ich überlege mir, wie wir Aleyna das schonend beibringen.“
Ava sah ihn kurz perplex an, während sie die Augenbrauen ertappt zusammenkniff. Dann glättete sich ihr Gesichtsausdruck sofort wieder und sie setzte ihr Pokerface auf.
„Ich weiß nicht wovon du sprichst“, log sie, während sie auf einmal ganz beschäftigt in ihrer Handtasche wühlte.
Niall schüttelte nur lächelnd den Kopf, selbst jemand, der Ava nicht besonders gut kannte, würde an dieser nervösen Geste sehen, dass sie wie gedruckt log.
Den geschäftigen Taschentrick war er langsam leid, sie sollte sich mal etwas Neues einfallen lassen.
„Ava ganz ehrlich, wollen wir uns wegen so einem Kinderkram streiten, sag mir einfach die Wahrheit“, forderte Niall sie freundlich, aber direkt auf.
Er hatte keine Lust auf Spielchen. Zumindest jetzt nicht.
„Niall“, begann Ava in perfekter Buisnnesmanier, während er nur die Augen verdrehen konnte.
Sie wollte also weiterspielen.
„Ich weiß nicht, was das Adrenalin auf der Bühne mit dir angestellt und inwiefern es deine Denkfähigkeit eingeschränkt hat, aber es gibt so etwas wie ein Label. Ich besitze eins, falls du dich nicht mehr daran erinnern kannst.“
Das war ihm leider bewusst und er verfluchte Ava jeden Tag dafür.
„Ava, raus mit der Sprache, wieso willst du unbedingt dieses verdammte Duett, und musst deswegen ein Label erfinden?“, fragte Niall sie nun zähneknirschend, während sich seine Hände fest um das Lenkrad schloss, sodass seien Knochen hervortraten.
Aber weder seine Worte noch seine Gesten beeindruckten Ava im Mindesten, oder zumindest im positiven Sinne, denn sie schien nur noch patziger zu werden.
Er hatte sich für die falsche Taktik entschieden.
„Ava, weißt du mir ist es egal, dass du mich belogen hast. Ich kann damit leben, aber was ist mit Ali?“, fragte er sie nun mit einem leisen Lächeln auf dem Gesicht.
Sofort konnte er sehen, wie seine Worte auf Ava wirkten.
Ihr Kopf schoss in die Höhe und ein unsicherer Ausdruck trat auf ihr Gesicht.
Niall sah sie herausfordernd an, was zur Folge hatte, dass Ava wieder Hoffnung schöpfte und ihn ungelduldig ansah.
Mist, fluchte Niall sich innerlich.
Seine dummen Psychospielchen wurden ihm mal wieder zum Verhängnis, er hätte bei seiner Farce bleiben sollen, dann hätte er Ava fest an der Angel gehabt.
„Ganz ehrlich Niall, das klappt vielleicht bei deinen Jungs, aber bei mir musst du damit gar nicht erst anfangen“, erwiderte sie scheinbar gelangweilt, doch dabei hielt sie ihre Handtasche so fest umgriffen, dass er wieder Hoffnung schöpfte.
Vielleicht war es doch nicht so schwer wie er gedacht hatte, Ava zu überlisten.
„Ich kenne deine Pyschospielchen und ich beherrsche sie mindestens genauso gut wie du.“
Nun zog Ava eine Augenbraue nach oben und warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
Niall musste sich zusammenreißen nicht in ein Lachen auszubrechen. Wenn sie meinte…
„So sicher wäre ich mir dabei nicht“, antwortete Niall ihr und ließ sie noch eine Weile zappeln, bevor er weitersprach.
„Wenn du Ali kennst, dann müsstest du eigentlich wissen, dass sie es hasst belogen zu werden oder wenn ihr etwas verschwiegen wird.
Ich hatte mich deswegen schon ein paar Male mit ihr in den Haaren und bis jetzt ist sie immer geblieben.
Aber wir können nicht wissen, wann das Fass selbst bei ihr überläuft.“
Niall sah Ava scheinbar bekümmert an und schenkte ihr einen nervösen Blick.
„Niall, das Einzige, was Ali nicht gut tut und sie zum Gehen bewegt bist du und dein Verhalten.
Ich weiß nicht, was für Spielchen ihr spielt, denn ich glaube eigentlich, dass ihr ein gutes Team seid, aber es sieht so aus, als ob ihr euch nur durch die Musik miteinander verständigen und auch nur dann zusammen arbeiten könnt.
Wenn ich also ein dummes Plattenlabel erfinden muss…“, sagte Ava aufbrausend und warf prompt ihre Tasche auf den Boden.
Sie trat sie achtlos weg und wollte ihn erneut anfahren, dann fuhr Niall ihr bereits dazwischen:
„Also gibst du zu, dass du alles nur erfunden hast?“
Nun wurde er wütend, Avas Fürsorge ging zu weit.
Niall hatte fast das Gefühl, dass sie nur neue Gründe suchte, warum sie die Band nicht unter Vertrag nehmen konnte.
„Ich habe nie etwas anderes gesagt Niall“, bejahte Ava, während sie leise vor sich hin fluchte.
„Ich habe nur einfach keine andere Möglichkeit gesehen, denn, wenn du so weiter machst, wirst du Ali als Sängerin verlieren.“
„Ava könntest du bitte aufhören, Dinge zu tun, von denen du meinst, dass ich sie nicht selbst tun könnte!“, fuhr Niall sie an und bäumte sich soweit auf, dass er mit seinem Kopf gegen die Autodecke knallte.
„Scheiße“, stieß er aus und rieb sich den Kopf, aber Ava achtete gar nicht auf ihn und beschimpfte ihn weiter.
„Niall, sei mal ehrlich. Du würdest nie nett zu Ali sein, wenn man euch Beide nicht dazu zwingt und weder werde ich deinen dummen Stolz unterstützen noch ihren.
Ihr werdet das zusammen machen, und entweder geht ihr zusammen unter oder reißt euch zusammen und macht etwas Gutes daraus.“
Niall sah Ava fassungslos an. Was bildete sie sich ein?
„Ava, du hast das nicht zu entscheiden“, brachte er gerade noch so heraus und schlug auf das Lenkrad.
„Aber du? Du wirst deine Chefposition leider aufgeben müssen, jetzt haben die Anderen auch mal etwas zu sagen!“, fuhr sie ihn an.
„Wer sind denn bitte die Anderen?“, fragte er sie zähneknirschend und ahnte bereits Böses.
„Dreimal darfst du raten: Deine Bandmitglieder, deine Freunde. Louis, Liam und Harry.
Wir haben das alle zusammen beschlossen. Du kannst die Entscheidung nicht mehr ändern“, erwiderte Ava und stemmte sich die Hände in die Hüfte.
„Ihr habt einfach so über meinen Kopf entschieden?“
Niall stieß jedes Wort wie ein Satz aus.
Seine Wut war nicht mehr in Worte zu fassen. Ava hatte seine Bandmitglieder, seine Freunde auf ihre Seite gezogen.
Er war überstimmt, und die Einzige, die noch auf seiner Seite stand war Ironischerweise Ali, die ebenfalls nichts davon wusste.
Eine super Ausgangssituation für eine neue Diskussion, denn nun war Niall in der Bedrängnis ihr davon zu erzählen. Oder er hielt die Klappe, sang das Duett und Ali würde ahnungslos bleiben und ihn weniger hassen…
„Tja, jetzt weißt du, wie die Anderen sich fühlen“, sagte Ava nur zickig.
Niall schüttelte erneut den Kopf. Was hatte er ihr denn jetzt getan?
„Ist das dein persönlicher Rachefeldzug gegen mich?“, fragte Niall Ava wütend.
„Nein, Niall“, erwiderte Ava nachsichtig und lächelte ihn mitleidig an.
„Das ist deine Chance, dich wie ein ernsthafter Musiker mit Teamqualitäten zu benehmen.“
Als sie noch etwas hinzufügen wollte, winkte Niall müde ab und sah auf die Uhr.
„Ich muss los.“, erwiderte er kurzangebunden.
„Was?“, fragte Ava kurz aus dem Konzept gebracht. „Ich meine: Wohin?“
Niall wandte sich von Ava ab, weil er nicht wollte, dass sie in seinem Gesicht lesen konnte und ihre eigenen Schlüsse daraus zog.
„Du willst zu Ali, oder?“, fragte Ava plötzlich leise.
Niall nickte.
„Willst du es ihr sagen?“
Ihre Stimme klang ängstlich, ganz so stark wie sie tat, war sie wohl doch nicht.
Niall hatte ihr mit seinen Worten zumindest ein bisschen ängstigen können, eine Sängerin zu verlieren.
„Nein“, antwortete Niall ihr. Das wäre sowieso sinnlos und eher kontraproduktiv für ihn.
„Wieso denn dann?“
„Ava dreimal darfst du raten: Ali ist bei ihrer Pseudo– Freundin. Es ist Samstagabend, Ornellas Eltern sicherlich nicht zu Hause, und sie hat einen Freund.
Noch irgendwelche Fragen?“, antwortete Niall Ava eindringlich.
Er musste los.
„Wieso hast du sie denn erst dorthin gefahren?“, fragte Ava ihn seltsam ruhig.
Sie hatten einander die ganze Zeit so laut angeschrien, dass eine Unterhaltung in normaler Laustärke kaum mehr möglich erschien.
„Meinst du sie hätte mir geglaubt, wenn ich ihr das gesagt hätte?“, fragte Niall Ava, aber er wollte sie damit nicht bloßstellen.
Es war einfach nur die Wahrheit.
„Na gut, dann fahr lieber los“, sagte Ava und Niall konnte zum ersten Mal in seinem Leben verblüfft feststellen, dass ihr die Worte fehlten.
Ein seltsames Erlebnis, auch wenn es irgendwie beruhigend war.
Als Niall den Motor anließ, rief Ava ihm noch zu: "Sei nett zu ihr. Es geht ihr bestimmt schrecklich.“
Niall nickte nur und fuhr dann schnell los,und als er wieder in den Rückspiegel sah, war Ava bereits von der Bildfläche verschwunden.
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Uhhh ich glaube das hat gesessen, die Ansage von AVA.
Nun hoffen wir mal das Niall Aleyna findet.
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