~ Sechsundfünfzig ~

Als Aleyna nach dem Konzert wieder in einem der Backstage Räumen in der Bar war, ließ sie sich erschöpft gegen die geschlossene Tür sinken. 
Sie hatte niemals erwartet, dass diese Sache so anstrengend werden und solch große Dimensionen annehmen würde. Manche Leute im Publikum kannten mittlerweile sogar ihren Namen, wollten sich mit ihr unterhalten und Songwünsche äußern. Es war vollkommen verrückt. 
Es fühlte sich auch vollkommen verrückt an, eine Mischung aus dem Gefühl des Schwebens und das wieder Hinunterkommen auf den Erdboden. 
Wenn sie sang, wenn sie wusste, dass sie gut sang, ihr Bestes gab, das Publikum mitfieberte und Niall und der Rest der Band mit ihr harmonierten, dann fühlte sie sich wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Sie hätte keine Zeit nennen können, in der sie glücklicher war, das musste sie zugeben. 

Alles fühlte sich so falsch und richtig auf einmal an, dachte sie zwiegespalten und fuhr sich durch das, sowieso durcheinander gebrachte Haar.
Aber wenn sie wieder zurückdachte an diesen Moment vor einer halben Stunde auf der Bühne mit Niall, würde sie am liebsten wieder im Erdboden versinken und sich wünschen, nie bei dieser Bandsache mitgemacht zu haben. 
Sie hatte wirklich gedacht, dass es besser zwischen ihnen laufen, dass sich sogar etwas wie eine echte Freundschaft zwischen ihnen entwickeln würde, aber anscheinend lag sie falsch. 
Niall war Niall und sie war nun mal Aleyna. Nur Aleyna. Sie waren vollkommen verschieden, gingen einander täglich an die Gurgel und hatten nur selten den gleichen Musikgeschmack. 
Wie konnte sie denken, dass sie Freunde werden konnten? 
Niall hielt sie immer noch für das dumme Mädchen von nebenan, dass Einzige, was er ihr zu Gute hielt war, dass sie singen konnte und ihre Stimmen miteinander harmonierten. Aber wie konnten ihre Stimmen sich so perfekt komplementieren, wenn sie doch charakterlich so verschieden waren? 
Aleyna schüttelte den Kopf um ihre Gedanken zu vertreiben. Es hatte keinen Sinn.
 
Wieder einmal war sie froh ein paar Minuten allein sein zu können, um einen klaren Kopf zu bekommen. 
Die Jungs waren schon wieder dabei etwas zu feiern und wollten, wenn Aleyna wiederkam, zusammen weiterziehen. Aber wollte sie das überhaupt? Sie wusste es nicht. 
Seufzend stand sie langsam auf und sah sich in dem Raum um, denn man eigentlich nur als Abstellkammer bezeichnen konnte.
Überall waren Regale platziert, in denen sich Getränke und Gläser in verschiedenen Kisten und jeder Sorte stapelten. Eine große Staubschicht lag auf den Regalböden und das verschlissene Sofa in der Ecke hatte bestimmt auch schon bessere Zeiten gehabt. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich ein Tisch mit Spiegel und Sessel, in den Ava sie wieder vor dem Konzert hineingedrückt hatte, um sie fertig zu machen.
Ali musste lachen, als sie sich durch ihre wilden Locken fuhr, für die Ava eine ganze Stunde und jede Menge Nerven ihrerseits gebraucht hatte. Auch wegen des Outfits wäre sie Ava gerne an die Gurgel gesprungen, es war eine Qual gewesen in einem Hemd bei 30 Grad im Schatten zu performen. Dummerweise hatte sie vergessen ein anderes Outfit einzupacken, das sie nach dem Konzert anziehen konnte. Pech gehabt. 
Jetzt musste sie wohl weiter schwitzen. 

Gerade wollte sie sich wieder auf den Weg nach draußen zu den Anderen machen, da fiel ihr Blick wieder zum Tisch, auf dem ein türkisfarbendes, luftiges Sommerkleid,über die Tischkante gelegt, befand.
Ali trat ein paar Schritte näher, bis ihr Blick auf ein weißes Blattpapier neben dem Kleid fiel. 
Verwundert faltete sie es auseinander und ließ neugierig: „Wehe, du ziehst es nicht an. Nach deiner Aktion von eben mit Niall, würde ich mir keine weiteren Späße mit mir leisten wollen.“ 
Ava, dachte Aleyna assoziativ, als sie die Nachricht sorgfältig zusammenfaltete und auf den Tisch legte. 
Nur sie konnte eine Drohung so geschickt hinter einem Geschenk verstecken, dachte sie lächelnd. 
Vorsichtig nahm sie das Kleid in die Hand und begutachtete es. Für eine größere Person würde es wohl sehr kurz sein, zu kurz, aber ihr musste es passen. Außerdem war es leicht und der Stoff fühlte sich gut unter ihren Händen. 
Es war zwar nicht zu vergleichen mit ein paar bequemen Jeans, einem T – Shirt und Turnschuhen, aber besser als gar nichts. 
Schnell schloss sie die Tür zur Abstellkammer ab und schlüpfte in das Kleid. Als sie es schließlich anhatte und vor dem Spiegel stand, stellte sie fest, dass Ava ein wirklich gutes Augenmaß besaß. Es saß wie angegossen. 
Aber was hatte sie auch Anderes von ihr erwartet? 
Sie war die Meisterin, was Mode und die Vermarktung von neuen Bands anging. Trotzdem fühlte Aleyna sich in ihrer Nähe immer wie ein Kind, was sie im Vergleich zu Ava auch war. 

Ava war groß, schlank und mit einer Schlagfertigkeit beschenkt, von der Aleyna nur träumen konnte. Selbst in diesem Kleid, das weiblicher nicht geschnitten sein konnte, hatte sie immer noch das Gefühl ihr nicht das Wasser reichen zu können, auch wenn sie das auch nicht musste. 
Das passte auch einfach nicht zu ihr. Sie war nicht das typische Mädchen, noch nie. Kleider passten einfach nicht zu ihr, auch wenn sie sie mochte, sie standen ihr einfach nicht. Aleyna fühlte sich dann wie verkleidet und sie wusste, dass die Jungs – vor allem Niall – das genauso sahen. 
Wie Avas persönliche Barbiepuppe. 
Es ist nur ein Kleid, versuchte Ali sich zu beruhigen, es war egal, was die anderen davon hielten, es passte und war luftig, der Rest war einfach nicht wichtig. 

Bevor sie es sich also anders überlegen konnte verließ sie schnell den Raum, ohne sich umzusehen. 
Als sie schließlich wieder im Hauptraum, der Bar angekommen war, konnte sie in der Menschenmenge die Jungs nicht ausmachen. 
Überall waren Menschen, aber nicht die Richtigen. Gesichter über Gesichter, schöne und weniger schöne, aber keines davon war ihr bekannt. 
Aleyna stellte sich auf Zehenspitzen, um besser sehen zu können, aber wirklich viel bringen tat es nicht.
Im Gegenteil, jetzt hatte sie auch noch das Problem ihr Gleichgewicht halten zu müssen, um nicht umzukippen.
Als sie fünf Minuten später immer noch nicht weiter war, entschloss sie sich geradewegs die Getränkebar anzusteuern, da würde sie die Jungs hundertprozentig  finden. 
Und tatsächlich, als sie sich schließlich durch die tanzende Menge geschoben hatte, konnte sie in fünf Meter Entfernung Niall, Ava und Cole ausmachen.

Oh, oh, dachte Aleyna etwas schuldig. Hoffentlich würde Ava Niall keine Szene machen wegen dem kleinen Seitenhieb auf der Bühne. Denn obwohl Ava Niall und seine komischen Macken kannte, wenn es um ihre Ehre als Frau ging, kannte sie kein Pardon. Und Niall hatte einen wirklich wunden Punkt bei ihr getroffen. 
Aleyna traute sich noch nicht auf sie zu zu gehen, sondern entschloss sich die Situation noch weiter zu beobachten. Ihre Zweifel verflogen schnell als, Ava Niall bis über beide Ohren grinsend umarmte und Cole ihm die Hand reichte – ebenfalls lächelnd. Nur Nialls Reaktion konnte sie nicht deuten. Erleichtert atmete sie hörbar aus und senkte den Blick, konzentrierte sich dann wieder auf das Geschehen. 

Doch es schien so auszusehen, dass Niall in den wenigen Sekunden, in denen sie sich auf sich konzentriert hatte, verschwunden war. 
Auch Ava und Cole waren ein paar Schritte weiter gegangen und beobachten nun die Stellwände, die sie in der Bar am Vormittag platziert haben, um dort Listen mit Songwünschen zu sammeln. Scheinbar begeistert stellten sie fest, dass die leeren Zettel nun gefüllt mit Tinte und jeder Menge Songs waren. Vielleicht würde diese Idee die Jungs weiterhin zum Erfolg führen. Songs zu spielen, die vom Publikum gewünscht waren, war eigentlich immer erfolgsversprechend. 
Aleyna schob sich weiter durch die Menge, um Niall wieder zu finden – Ava und Cole ließ sie lieber ungestört reden, bevor Ava noch auf die Idee kam sie wegen des Gags von vorhin anzusprechen. 
In einer beinahe menschenleeeren Ecke beinahe am Ende der Bar konnte sie Niall schließlich, an eine Wand gelehnt ausmachen. Er starrte gedankenverloren in die Leere. 
Das konnte ja was werden, dachte Aleyna seufzend und ging vorsichtig ein paar Schritte vor.

Erst als sie wenige Schritte von ihm entfernt stand, schien er sie wirklich wahrzunehmen und sah zu ihr auf.

„Hey“, sagte sie bemüht lässig, doch ihr beobachtender Blick strafte ihrem Ton Lügen.

„Hey Leyna“, entgegnete Niall ihr mit einem seltsamen Lächeln im Gesicht, während er sie unverhohlen musterte. Beinahe hätte sie ihn darauf angesprochen, doch ihre sarkastische Frage blieb ihr im Hals stecken, als sie wieder in sein Gesicht sah, dass leer wirkte. 
Es war fast so, als ob er in Trance wäre. Seine Körperhaltung war entspannt, selbst sein seltsames Lächeln hätte noch als normal empfunden werden können, doch seine Augen verrieten ihnen. 
Er war zumindest psychisch nicht bei ihr, hier.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte sie alarmiert, ihre Wut war so schnell verfolgen, wie sie gekommen war. 

„Ja, ja“, erwiderte er und hob einen Mundwinkel an. Aber es war nur ein halbes Lächeln, dass er lächelte und genauso war auch seine Wirkung. Irgendwie nicht vollständig.

„Hat Ava dir Stress wegen vorhin gemacht?“, flutschte es aus Aleyna heraus, bevor sie es verhindern konnte. 

„Nein, im Gegenteil“, erwiderte er ihr kurzangebunden, starrte wieder in die Ferne und schwieg. 
Ganz im Gegenteil, wieso?, wollte sie ihn fragen. Was hat sie gesagt? War sie etwa begeistert von seiner Rackeaktion? Was bedeutet das denn schon: Ganz im Gegenteil?
Wieso schwieg er?

„Leyna?“, sprach Niall sie plötzlich an und lächelte kurz, als sie sich ertappt zu ihm umsah. Sie hätte schwören können, dass er genau wusste, was ihr jetzt durch den Kopf gegangen war. 
Und zur Bestätigung ihrer Vermutung, löste er endlich ihre Spannung und beantwortete, all die ausgesprochenen Fragen in ihrem Kopf. 

„Wir haben einen Plattenvertrag bei Ava bekommen“, sagte er ruhig und sah weg. 
Keine Emotionen dominierten seine Worte. 
Ganz im Gegenteil:  Es schien fast so, als ob er ihr irgendetwas Unbedeutendes erzählen würde. 
Wie zum Beispiel: Meine Pflanze ist eingegangen. Ich habe mir eine neue Kaffeemaschine gekauft oder ähnliches. 
Aber ein Plattvertrag war keiner dieser Situation. 
Wenn sie jemanden diese Worte aussprechen hören würde, hätte sie geschworen, dass es sich dabei um keinen neutralen Tonfall, ein paar wenige Worte und einen Blick zur Seite handeln würde. Noch nicht einmal bei Niall. 

Wenn sie sich nicht täuschte, war der Plattenvertrag das gewesen, was er immer wollte und nicht bekommen hatte. 
Und auch wenn es ihr keiner bestätigt hatte, der Grund, warum er sie in der Band haben wollte. 
Wieso freute er sich also nicht? 
Er sollte jubeln und mit seinen Freunden feiern, er hatte endlich das bekommen, für das er so hart gearbeitet hatte und so viel Ärger eingefahren hatte. 
Oder wollte er sich bloß einfach nicht vor ihr freuen?

„Herzlichen Glückwunsch“, rief Aleyna erfreut aus und versuchte seinem Blick zu treffen und aus ihm zu lesen, was ihm seine Worte ihr nicht verraten wollten. 
Aber er wich ihre Blick aus und das extra. Was war nur mit ihm los?
 
„Das ist doch unglaublich für euch. Ihr habt es wirklich verdient“, redete sie weiter auf ihn ein.
„Ihr könnt endlich eure Songs aufnehmen, ist das nicht verrückt?“, fügte sie hinzu. 

Vielleicht stand er unter Schock und ihm war einfach noch nicht wirklich bewusst geworden, was ihm gerade erzählt wurde. Aber er zeigte wieder keine Reaktion.

„Nicht nur wir, Leyna“, sagte Niall und schickte ihr ein nachsichtiges Lächeln. 

Auch wenn sie sich dafür schämte, in diesem Moment freute sie sich, dass er ihren doofen Spitznamen benutzte, das bedeutete das noch nicht alles verloren war. 
Er brauchte nur Zeit es zu verarbeiten. 

„Du auch“, fügte er hinzu. Sie nickte starr, wirklich glauben konnte sie es aber nicht. 

Es würde eine Platte geben, auf der sie mitsingen würde, selbst wenn es nur ein Song, nur eine Zeile war. 
Das widerfuhr nicht ihr, nicht Aleyna. 
Nicht dem Mädchen, dass sich in die hintersten Reihen in der Schule und auf Konzerten setzte, dass Angst vorm Singen hatte. 
Nein. 
Das hier war ein anderes Mädchen: Ali. 

Ali, die stark und schwach zugleich war, die sich mit jedem anlegte, manchmal gewann, aber auch verlor. 
Die Ali, die gesungen hatte vor Publikum im Duett mit einem Menschen, der sie gedemütigt, schweben lassen hatte und sie wieder auf den Erdboden hinunterfallen ließ.
Nur wer war sie? Aleyna oder Ali? 
Am liebsten würde sie Niall umarmen, ihm sagen, wie sehr sie sich für ihn freute, dass er es verdient hatte endlich Musik produzieren zu dürfen, aber sie traute sich nicht.
Nicht, dass es mit den anderen Jungs nicht auch so war, aber irgendwie war es einfacher gewesen, sich mit ihnen anzufreunden, als mit Niall. 
Niall und sie waren immer Gegner gewesen, sich jetzt anders zu sehen war schwer. Selbst Duzende Duette, Übungsstunden und Konzerte später.

„Deine Eltern wären sicher mächtig stolz auf dich“, sagte sie schließlich leise das, wovon sie dachte, dass es ihm wichtig wäre. 
Sie wusste nicht, ob sie Recht hatte, aber zumindest blickte er auf und sah sie überrascht an. Als ob er nicht glauben konnte, was sie gesagt hätte, dass sie sich gemerkt hatte, was er ihr über seine Eltern erzählt hatte.

Aleyna versuchte ihm einen aufmunternden Blick zu schenken, doch er sah über diese rein freundlich, aber nicht wirklich ernst gemeinte Floskel hinweg und musterte sie weiterhin. 
Sie konnte nicht sagen, dass er es auf eine herablassende Art und Weise tat, so war es nicht, und deswegen konnte sie im dergleichen auch nicht vorwerfen.
Es war eher so, dass er sie ansah, als ob er sie noch nie gesehen hatte. Er wirkte verblüfft. 
Wieso war es auf einmal so komisch zwischen ihnen geworde? Fragte sie sich, als sie versuchte irgendwie seinem Blick Stand zu halten. 
Sie hatte das Gefühl, dass er aus ihrem Blick all ihre Gedanken lesen konnte. Sie fühlte sich seltsam entblößt. Wieso sah er sie so an?
Es war ihr fast lieber, er würde sie anschreien und mir ihr streiten, anstatt Aleyna so neugierig zu mustern. 
Bevor ihr Schweigen zu lang wurde und sie seinem Blick nicht mehr standhalten konnte, hörte sie plötzlich hinter ihr jemand etwas sagen. Es war Harry.

„Habe ich gerade richtig gehört oder bekommen wir einen verdammten Plattenvertrag?“, fragte dieser grinsend und stellte sich neben Aleyna. 

Sie lächelte ihn dankbar an. Wieder einmal hatte er sie aus einer brenzlichen Situation gerettet. Danke, Harry.  
Niall nickte nur auf Harrys rhetorische Frage.

„Das kann doch nicht wahr sein, Alter!“, rief nun Louis aus, der sich neben Niall gesellte und ihn ungläubig ansah.
„Endlich, ich dachte sie würde uns für immer schmoren lassen..“ 

Mit sie war wohl Ava gemeint. Aleyna konnte nicht anders, als zu lachen, als sie Louis sah, der sich so aufrichtig freute.
Er war ihr immer so ernst und erwachsen erschienen, seine Freude nun hatte etwas Kindliches, Aufrichtiges. 
Er sah fast so aus, als ob ihm die Tränen kamen. 

„Niall, was hast du? Das ist das, was wir uns immer gewünscht hatten. Weißt du noch, als wir damals hierhergekommen sind und dachten die Welt im Sturm erobern zu können?
Wir sind jetzt ein paar Jahre älter, aber wir haben es geschafft“, rief er aus und stieß Niall in die Seite.

Nun steckte selbst Ali ein dicker Kloß im Hals, sie hatte Louis so nicht eingeschätzt. Im Endeffekt war er auch einfach nur ein vernarrter Musiker, der alles für seine Leidenschaft tun würde. 

„Stimmt das mit dem Vertrag wirklich?“, fragte nun auch Liam misstrauisch, der es endlich auch zu ihnen geschafft hatte. 
Wie immer ein Spätzünder, dachte sie schmunzelnd.

„Ja, Alter, es stimmt“, sagte Harry und schlug ihm zur Bekräftigung auf die Schulter. 

„Das ist doch nicht wahr“, erwiderte dieser ungläubig. 
So eine Reaktion hatte sie erwartet, wenn auch nicht so ausgefallen. 
Dass die Jungs sich freuen würden und jubeln, sich aber gleichzeitig auch fragten, ob das überhaupt war sein konnte und nicht einer ihrer vielen Träume, die am Morgen verschwinden würden, um ein Gefühl des Verlust zurück zu lassen. 
Aber, dass was, Niall gerade abzog, war einfach nicht normal. 

„Wow, in ein paar Monaten werden wir in unseren Lieblings CD – Laden gehen und unsere Platte kaufen können“, sagte Harry gerade grinsend zu Liam, der die Sache nicht ganz so optimistisch sah.

„Wenn wir eine CD rausbringen, wird sie sicherlich nicht in allen Läden zu kaufen sein, niemand wird eine CD einer noch unbekannten Band kaufen wollen, die bringt doch kein Umsatz“, entgegnete er neutral, doch hinter dieser Rationalität, konnte Ali nur Freude erkennen.

„Jetzt mach das doch nicht wieder schlecht, dann wird die Platte halt nur in ausgewählten Läden zu kaufen sein, ist doch egal. Hauptsache wir werden sie überhaupt irgendwie los“, antwortete Harry und stieß Liam spielerisch in die Seite, bevor sie sich kurz aber herzhaft umarmten.

„Na komm her, Leyna“, sagte Harry und streckte einen Arm nach ihr aus, um sie zu umarmen. 
„Du bist unser Glücksbringer“, flüsterte er grinsend, während Aleyna nur nickte.

Auch Liam umarmte sie komischerweise in Eigenintiative. Verwundert schloss Ali auch um ihn ihre Arme und wenn sie sich nicht täuschte, hatte sie eine kleine Träne auf seinem Gesicht glitzern sehen, die nachdem sie sich von ihm löste nicht mehr auszumachen war. 
Aber sie konnte sich vorstellen, was für eine Erleichterung das für ihn war. Nachdem er nicht an der Musikhochschule angenommen wurde, war es immer bergab gegangen und jetzt endlich wurde er für sein Talent und seinen Fleiß belohnt. Vielleicht würde er irgendwann No Name nicht als Alternative, als Notnagel sehen, sonders als Chance, sich im Endeffekt doch für das Richtige entschieden zu haben. 
In der Musikhochschule hätte er sicherlich seine Musik nicht aufnehmen können.  
Bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, befand sie sich in Louis' Armen, der sie kurz, aber nicht weniger herzlich, an sich drückte. 
Alle schienen irgendwie im Reinen mit sich selbst und allen Anderen zu sein, nur Niall stand wieder abseits.

„Okay, lass uns feiern gehen“, sagte schließlich Louis und beendete damit die Euphorie zum richtigen Zeitpunkt.  
„Ich komme gleich“, sagte Niall, als die Anderen sich bereits auf den Weg nach draußen gemacht hatten. 

„Okay, aber lange warten wir nicht mehr, wir sind schließlich im Musikbusiness zu Hause, da ist das Leben schnell, wir müssen mit dem Trend mithalten“, entgegnete Harry grinsend und ging mit Louis und Liam an seiner Seite. 

Aleyna blieb bei Niall, aber anscheinend hatten die Jungs nichts anderes erwartet, denn sie fragten nicht warum. 
Nur Harry drehte sich kurz um und zwinkerte ihr verschwörerisch zu. 
Sie verdrehte nur die Augen, dann wandte sie sich wieder ernst Niall zu.
 
„Was ist mit dir los?“, fragte sie ihn direkt. Es würde nichts bringen die Tatsachen zu leugnen. 
„Wieso kannst du dich nicht freuen? Berichtige mich, wenn ich falsch liege, aber das war doch das, was du immer wolltest?“ Sie verstand ihn einfach nicht.

„Ali“, begann Niall seufzend und tat mal wieder so, als ob er einem kleinen Kind erklären musste, warum das Gras grün und nicht rot war.
„Wir haben diesen Plattenvertrag auch schon vorher verdient und hätten wir uns mehr angestrengt hätte uns auch eine andere Plattenfirma unter Vertrag genommen. 
Ava hat im Grunde mit uns die ganze Zeit nur gespielt. Sie wusste, dass wir gut waren, nur nicht das, was in ihr Konzept passt. Deswegen hat sie uns immer weiter verändert, um uns zu der Band zu machen, die sie wollte. Und das konnte sie auch ohne Probleme machen, weil sie ein Druckmittel hatte: Den Plattenvertrag. 
Ich glaube, dass war dir bewusst, auch wenn es dir keiner gesagt hat, aber du warst schlau genug, um es dir selbst zusammenzureimen. Ich kann mich nicht freuen, während Ava drei Meter entfernt von uns steht und sich darüber freut, ein bisschen Gott spielen zu können.“ 

Ali schüttelte verwirrt den Kopf und sah sich dann nach hinten um, um auf Avas Blick zu treffen, den sie wirklich nicht treffender beschrieben konnte, als mit Selbstzufriedenheit und Stolz. 
Vielleicht war es nicht fair von Ava so gehandelt zu haben, aber Ali kannte schließlich nicht alle Hintergründe und Niall neigte dazu die Tatsachen unnötig negativ darzustellen. 
Er wollte seinen Stolz nicht verlieren, das war ihr klar, ihr würde es ähnlich gehen. 
Nur war es nicht falsch, sich nur nicht zu freuen, um etwas Würde zu bewahren?
Ja.
Denn so zerstörte Niall sich seine Sternstunde selber.

„Na und?“, erwiderte Ali unerwartet eindringlich. 
„Du hast einen Plattenvertrag. Davon träumen tausende Musiker und du hast ihn. Ist doch egal, wieso du ihn bekommen hast oder, was du dafür tun musstest. Ich kann verstehen, dass manches davon würdelos war, ich musste schließlich auch mitmachen. Aber lässt du dir davon die gute Laune verderben? Du hast Ava doch bewiesen, dass du gut genug bist, denn schließlich, wollte sie No Name schon länger unter Vertrag nehmen, sonst hätte sie nicht so viel Aufwand betrieben. Glaub mir, sie wollte euch unbedingt…“

„Warum auf einmal so optimistisch, Leyna“, antwortete Niall ihr unerwartet aktiv und stieß sich von der Wand ab. 

„Im Moment könntest du mir sogar ein Maroon 5 Album schmackhaft machen.“

„Ja, ich weiß du liebst die Band“, sagte er, bevor sie protestieren konnte. 

„Ich habe einfach etwas verstanden, wofür du noch etwas länger brauchen wirst“, erwiderte sie selbstbewusst und stemmte die Hände in die Hüfte.

„Und was bitte, wenn ich fragen darf?“, fragte Niall ironisch grinsend. 

„Dass Menschen, die uns nichts Gutes wollen uns im Endeffekt nur zu Höchstleistungen anspornen“, erwiderte sie ernst.
Und dann wieder mit einem Grinsen im Gesicht: „Und, dass du noch einen Song schreiben musst, wenn wir irgendwann unsere eigene Musik spielen wollen.“ 

Niall senkte ergeben seinen Blick und begann zu lachen. 
„Du bist ein wirklich merkwürdiger Mensch, Aleyna“, sagte er, während sie langsam den Ausgang ansteuerten.

„Danke für das Kompliment“, antwortete Ali ironisch.
„Kann ich nur zurückgeben.“

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Tja, endlich ein Plattenvertrag.
Aber Niall nicht so voller Freude.

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