~ Neunundfünfzig ~
„And that's why I smile. It's been a while, since every day and everything has, felt this right. And now you turn it all around and suddenly you're all I need. The reason why I-I-II smile”, sang Aleyna zusammen mit Avril Lavigne am nächsten Morgen, als sie sich für ihr Treffen mit Niall fertig machte. Eigentlich hatte sie schon geplant zu diesem Zeitpunkt sich auf dem Weg zu machen, aber die Musik hatte ihr mal wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Glücklicherweise.
Aleyna wollte sich gerade etwas zum Anziehen heraussuchen, als sie das Gefühl bekam, unbedingt diesen einen Song hören zu müssen.
Nun war die Kleiderfrage für einen Moment in den Hintergrund getreten, während Ali sich laut singend und tanzend durch ihr Zimmer bewegte.
Es hatte schon seine Vorteile allein zu Hause zu sein, in Anwesenheit ihrer Mutter würde sie so etwas niemals tun.
Sie hätte es sich noch nicht einmal getraut die Musik aufzudrehen, sondern hätte zu ihrem I –pod gegriffen. Aber das Gefühl einen guten Song in einem Raum aus den Boxen hallen zu hören, war unbeschreiblich und nicht zu vergleichen mit dem Klang von ein paar kleinen Kopfhörern.
„Last night I blacked out I think. What did you, what did you put in my drink?”, sang sie nun wieder und nickte mit dem Kopf passend zum Rhythmus.
Der Song war einfach so passend, schoss es ihr durch den Kopf, während sich ihre Mundwinkel von allein nach oben zogen.
Unwillkürlich fühlte sie sich an die Situation mit Niall gestern Abend im Auto erinnert, als sie das Gefühl hatte, das alle Lichter in ihrem Kopf ausgehen würden. Wie nach einem Stromausfall, hatte sich eine Gehirnzelle nach der anderen in ihr verabschiedet und nichts als Begierde zurückgelassen.
Die Begierde Niall zu berühren, ihn zu küssen.
Sie wusste nicht, was mit ihr passiert war. Nur, dass es sich richtig und falsch zur gleichen Zeit angefühlt hat und irgendwie berauschend.
Berauschend, weil es so einfach sein konnte, seinen Kopf einfach auf Standby zu setzen, während das Herz für ein paar Minuten lang die Kontrolle übernahm. Nie war sie offener, nie verletzlicher.
Aber auch die Angst, die sie sonst vor der Offenheit gehabt hatte, hatte sie nicht gespürt.
Im Gegenteil: Sie hatte sie herbei gesehen. Natürlich hatte sie Angst gehabt ihren Kopf einfach abzuschalten, denn dann war sie vollkommen entblößt, aber andererseits war es ein Gefühl von Freiheit und Glück gewesen, das sie empfunden hatte, als sie endlich losließ.
Es war riskant und dumm und naiv… aber vielleicht auch einfach nur schön.
It´s been a while, since every day and everything has felt this right, schossen ihr erneut die Zeilen des Songs durch den Kopf. Und es stimmte.
Es war wirklich eine viel zu lange Zeit her gewesen, dass sie sich so gut gefühlt hatte. Wie eine Jugendliche und keine Erwachsene. Eine Jugendliche, die auch mal dumm sein durfte und Fehler machte. Die lieben, begehren und hassen zugleich konnte, die das Gefühlwirrwar in ihrem Inneren freundlich begrüßen konnte, anstatt es mit kaltem Blick abzuweisen, weil die Vernunft die Überhand über ihr Denken hatte.
Lächelnd bewegte Ali sich tanzend zu ihrer Stereo – Anlage, um den Lautstärkeregler etwas leiser zu stellen, sonst würde sie es nie schaffen, sich fertig zu machen.
Sofort herrschte eine vollkommen andere Stimmung in ihrem Zimmer. Sie war immer noch glücklich, aber nicht mehr so überschwänglich wie vorher. Die Freude war sanfter, zarter. Ratlos stellte Ali sich vor ihren Kleiderschrank und musterte ihn skeptisch.
Eigentlich war es auch egal, was sie trug, schalte sie sich. Eigentlich... Sie warf einen kurzen Blick aus dem Fenster und stellte lächelnd fest, dass das Wetter weiterhin standhaft gut geblieben war.
Es würde wieder ein warmer Tag werden. Seufzend zog Aleyna eine einfache bequeme Jeans aus ihrem Kleiderschrank und ein weißes Shirt mit der krackligen Aufschrift : Rock my heart.
Na dann, dachte Aleyna und zog vor dem Spiegel spielerisch eine Augenbraue nach oben und fühlte sich unwillkürlich an Niall erinnert.
Sie würde eine Hand ins Feuer dafür legen, dass er genauso reagieren würde, wenn er sie sah. Aber da musste sie jetzt einfach drüberstehen.
Als sie die Klamotten schließlich schnell übergezogen hatte, warf sie einen prüfenden Blick in den Spiegel und wandte sich dann ab.
Egal, was sie jetzt tun würde, die Unzufriedenheit würde bleiben, dachte Aleyna, dafür kannte sie sich einfach viel zu gut.
Als sie sich schließlich auf den Weg machen wollte und ihre Tasche aus der hintersten Ecke ihres Zimmer ans Tageslicht beförderte, wo sie sie gestern Abend achtlos hatte fallen lassen, hörte sie ihr Handy kurz klingeln.
Viel zu aufgeregt lief sie zu ihren Nachttisch auf dem das Handy lag und stellte enttäuscht fest, dass es eine SMS von Ornella war.
Ornella, schoss es ihr durch den Kopf. Die Erinnerung an sie, war wie die Erinnerung an ein anderes Leben. Ein schlechteres Leben, das in Vergessenheit geraten sollte. Seufzend las Aleyna die Nachricht, hoffentlich handelte es sich um nichts Schlimmes.
"Hast du heute vielleicht endlich Zeit für deine beste Freundin?", fragte sie säuerlich.
Nachdem Ornella Ali am Abend ihres ersten Konzertes einfach hatte sitzenlassen, war Aleyna jeder ihrer Einladungen ausgewichen.
Meistens hatte sie auch einfach keine Zeit, wegen der vielen Proben mit den Jungs, aber selbst wenn sie Zeit gehabt hätte, hätte sie nicht gewusst, ob sie zugesagt hätte.
"Tut mir leid, keine Zeit. Musikschule", schrieb Aleyna schnell zurück.
Glücklicherweise lebte sie nicht in der Welt von Pinocchio. Ihre Nase wäre länger als die chinesische Mauer gewesen. All diese Lügen.
Aleyna hatte eigentlich nie viel gelogen, eine Notlüge hier und da, aber mittlerweile hatten sich die Notlügen zugespitzt. Es gab keinen Menschen zu dem sie wirklich ehrlich war, selbst wenn sie es gewollt hätte, es war einfach nicht möglich gewesen.
"Aleyna, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass du etwas mit einem Kerl am Laufen hast", schrieb Ornella keine Minute später zurück.
Ihre Tippkünste bei der SMS – Schreiberei waren unglaublich, aber auch vollkommen unnütz.
"Wenn ich es nicht besser wüsste", antwortete sie ihr grinsend und wie auf heißen Kohlen. "Würde ich sagen, dass du ein bisschen ungeduldig bist. Ich kann nichts für die Probezeiten der Musikschule, beschwer dich bei denen."
Dann setzte sie sich auf ihr Bett und wartete, so schnell würde Ornella nämlich nicht aufgeben.
Und da Ali sowieso zu früh dran war für das Treffen mit Niall, konnte sie sich so wenigstens etwas ablenken.
Ihr Herz schien mal wieder mit ihr durchzugehen und ihre Atmung schien nur noch stoßweise zu funktionieren.
„Vielleicht sollte ich das tun“, schrieb Ornella. „Aber ich glaube die Kerl – Theorie ist immer noch besser, also spuck's aus: Ist er ein sexy Gitarrist aus der Musikschul?“
Aleyna lachte etwas panisch auf, als sie Ornellas Nachricht las und schüttelte dann den Kopf.
„Kein Kommentar“, antwortete sie ihr.
„Okay gut, dann ein cooler Bassist oder ein sanftmütiger Pianist“, riet Ornella weiter, während Aleynas Lächeln sich vertiefte.
Im Grunde hatte sie schon recht. Oder sie war nicht ganz im Unrecht.
„Oder ein aggressiver Schlagzeuger“, fügte sie noch hinzu.
„Wieso aggressiv?“, schrieb Aleyna ihr zurück.
Was hatte sie denn für eine Vorstellung von Musikern?
„Na ja, wenn er immer auf das Schlagzeug einschlägt, kann es ja auch gut sein, dass er seine Trommel auch mal mit einem Menschen verwechselt“, argumentierte sie nicht besonders einleuchtend.
Aleyna lachte und dachte an Harry. Harry und aggressiv? Nein, er würde noch nicht einmal einer Fliege etwas zu Leide tun.
„Okay…“, antwortete Aleyna ihr deshalb nur, um die Sache auf sie beruhen zu lassen.
„Oder hast du etwas mit deinem Gitarrenlehrer angefangen?“, schrieb Ornella, die scheinbar vollkommen in ihrem Element war. Tratsch und Beziehungen, genau das konnte sie besonders gut.
„Noah ist über Vierzig!“, antwortete ich ihr empört. Was ging in ihrem kranken Kopf bloß vor?
„Man kann ja nie wissen, es gibt nicht wenige Lehrer die ihre Schülerinnen geheiratet haben und immer noch im Dienst sind.“
„Ja, das gilt aber nicht für die Mehrheit der Bevölkerung, die sich Menschen in ihrem Alter als Partner aussucht. Nur weil es ein paar Menschen gibt, die nicht mehr ganz klar sind, sollte man das nicht auf alle Anderen beziehen“, antwortete Ali ihr wütend.
„Krieg dich wieder ein, Aleyna“, schrieb Ornella. „War nur ein Scherz, auch wenn es witzig gewesen wäre, wenn es die Wahrheit gewesen wäre, aber da du dich dagegen so vehement wehrst…Oder warte…machst du das nur um ihn zu beschützen?“
„Wenn denn?“, entgegnete sie Ornella.
„Na deinen erfahrenen Pauker.“
„Du hast sie doch nicht mehr alle!“, rief Aleyna wütend aus und stand von ihrem Bett auf, um ihr genau diese Worte zu schreiben.
„Na gut, na gut, dann nicht. Eigentlich wollte ich mich nur bei dir melden, um dich zu fragen, ob wir etwas zu viert machen wollen.“
„Was heißt denn zu viert?“, fragte Aleyna und verstand die Welt nicht mehr.
Aber wenn sie ehrlich zu sich war, war es nicht Ornella, die sich verändert hatte, sondern sie selbst. Vor ein paar Wochen noch hätte sie sich Ornellas Verhalten angepasst, nur um ihre Freundschaft nicht aufs Spiel zu setzen.
Doch jetzt war sie es leid, sich für andere Menschen zu verändern. Sie war nun mal kein Mädchen wie Ornella und daran konnte sie nichts ändern und wollte es auch nicht mehr.
„Na, Ich, David, Du und dein Macker.“
„Du und David seid wieder zusammen?“, fragte ich sie fassungslos.
Was hatte dieser Idiot machen können, dass Ornella ihn wieder zurück haben wollte. Wahrscheinlich gar nichts, widersprach Ali sich selbst. Ornella hätte ihn auch so genommen, nur weil er älter war als sie.
Frustriert schüttelte sie den Kopf. „Und ich habe keinen Macker!“, fügte sie wütend hinzu.
„Ja, wenn du dich wie eine gute Freundin verhalten hättest, wüsstest du das…..und ich glaub dir kein Wort. Da ist ein Kerl im Spiel, das rieche ich.“
Wow, auch wenn ein solcher Riechsinn unglaublich war und unmöglich, sie wollte ihn definitiv nicht haben.
„Na, wenn das so ist, viel Spaß beim Suchen. Du wirst nämlich nichts finden“, schrieb sie standhaft.
Ornella würde nichts aus ihr herausbekommen, vor allem, weil es dort eigentlich nichts gab.
Wie gesagt eigentlich.
Uneigentlich gab es da ein paar verwirrende Küsse, leidenschaftliche Aussetzer und eine Band.
Aber sonst nichts. Ihre Freundin wollte vorher nichts über Alis Leben wissen, als es noch scheinbar uninteressant war und nun würde sie nichts erfahren, weil sie es so wollte.
Sie war keine Marionette und erst recht nicht, war sie lebensmüde.
Sie wusste doch noch nicht einmal, ob die Sache mit der Band funktionieren würde. Und selbst wenn, dieses Wissen konnte sie nicht mit Ornella teilen, sie konnte es mit niemanden teilen.
„Unterschätze niemals die Kraft einer Ornella Johnson. Aber wenn ich mal tippen dürfte, würde ich sagen es ist der heiße Gitarrist“
Wütend schmiss Ali ihr Handy achtlos in ihre Umhängtasche, ohne Ornella zu antworten. Sie würde ihr sicherlich nicht noch mehr Futter zum Tratschen geben.
Das konnte doch nicht wahr sein!
Ohne noch einmal auf die Uhr zu schauen, machte Aleyna sich schließlich auf den Weg und schloss die Tür geräuschvoll hinter sich. Der Tag konnte nur noch besser werden.
**********
Niall war spät dran. Wie immer.
Eigentlich sollte er sich langsam daran gewöhnen, aber trotzdem durchfuhr ihn jedes Mal, wenn er ein Blick auf die viel zu schnell gehenden Zeiger der Uhr warf, ein kurzer Anfall von Panik. Gefolgt von dem Gefühl der Ernüchterung.
Aber obwohl er diese Situation schon tausendmal erlebt hatte, konnte er sich trotzdem nicht daran gewöhnen.
Veränderungen machten ihm in der letzten Zeit mehr zu schaffen als vorher, musste er sich eingestehen.
Niall hatte Wochen dafür gebraucht, endlich zu kapieren, dass Ali Teil ihrer Band war und kein Windhauch, der an ihnen vorbeiwehen würde.
Er brauchte ein ganzes Wochenende um zu verstehen, dass er tatsächlich einen Plattvertrag hatte und seine Musik nun endlich veröffentlichen konnte.
Und wenn er an Ali dachte, war er sich bewusst, dass er noch lange brauchen würde, um zu verstehen, was es mit ihr auf sich hatte.
Immer wieder in der letzten Zeit war ihm bewusst geworden, dass nicht alle Dinge und Menschen so einfach zu durchschauen waren, wie er gedacht hatte.
Dass ihm gerade diese Tatsache jetzt bewusst werden musste, ärgerte ihn maßlos, aber besser spät als nie. Eigentlich wollte er schon längst bei Ali sein um sie abzuholen, dummerweise ohne ihr vorher Bescheid zu sagen. Als ihm gestern Abend, als er schon fast zu Hause war, eingefallen war, dass sie nicht zu Fuß laufen musste, wollte er sie nicht weiter belästigen und hatte beschlossen einfach da zu sein und sie abzuholen.
Im Geiste hatte er sie da bereits mit offenen Mund und geweitetem Blick gesehen, dass ihn wie immer zum Lachen bringen würde.
Gestärkt von dieser Vorstellung hatte er sich zu dieser, sich nun wirklich blödgestaltenen Idee entschlossen.
Allerdings hatte er da noch nicht seinen Drang zur Unpünktlichkeit eingeschlossen, aber da Ali ähnlich gestrickt war, war er guter Dinge sie noch zu Hause anzutreffen. Trotzdem ließ er sich nicht nehmen sein Auto etwas zu beschleunigen in der Hoffnung, dass alle anderen Verkehrsteilnehmer mit schwimmen würden, aber vor ihm war eine lahme Ente – ja sie war weiblich – nicht in der Lage über genau 50 km/h zu fahren und so den Verkehr eher aufzuhalten, als sich strikt an die Regeln zu halten und keine Strafe zu kassieren.
In der Fahrschule hatte er mal etwas von gegenseitiger Rücksichtsnahem gehört, fuhr es ihm durch den Kopf.
Da hatte die Schecke vor ihm wohl leider geschlafen oder den Kurs geschwänzt.
Wütend trat Niall auf die Bremse, gerade noch schnell genug, denn sonst wäre er mitten in den kleinen Mini der Dame vor ihm gelandet.
Und dann wäre ihr höchstwahrscheinlich heißgeliebter Mini auf dem Schrottplatz gelandet, wo er seiner Meinung nach auch hingehörte.
Doch die Grazie ließ sich von Nialls Vollbremsung nicht aus der Ruhe bringen und fuhr in weiterhin gemäßigtem Tempo weiter, während seine Hände ums Lenkrad sich verkrampften, sodass seine Knochen hervortraten.
Manchmal fragte er sich, wie man solche Menschen auf die Allgemeinheit loslassen konnte, geschweige denn in den Straßenverkehr.
Als sie schließlich an eine Ampel kam, die gerade eben auf Gelb wechselte, trat Niall auf das Gaspedal, um die Ampel vor dem nächsten Lichtwechsel passieren zu können.
Allerdings hatte er die Frau, die weiterhin vor ihm fuhr und sich penetrant nicht dazu durchringen ließ auf zumindest 60 km/h zu beschleunigen, nicht mit einberechnet.
Diese stoppte sofort, als sie das gelbe Licht sah und blieb gute zwei Meter vor der Haltelinie mit quietschenden Reifen stehen.
Niall, dem mal wieder nichts anderes übrig blieb als zu bremsen, fluchte laut und hupte zweimal. Wie konnte man nur so beschränkt sein, dachte er und gestikulierte wild mit seinen Händen in Richtung der Frau, die ihn nicht zu sehen schien oder ihn ignorierte.
„Argghhh“, entfuhr es ihm wütend, während er die Hände auf das Lenkrad schlug. Das konnte doch nicht wahr sein.
Jetzt musste er auch noch auf die nächste Grünphase warten. Vielleicht sollte er sich ihr Kennzeichen merken, ein Foto machen und sie anzeigen, wegen Belästigung im Straßenverkehr oder Ähnlichem. Aber dann würde er noch mehr Zeit verlieren.
Zeit, Zeit, Zeit, durchfuhr es ihn. Nichts als die Zeit.
Er musste wieder runterkommen, wenn er in so einer Laune war, war ein Streit mit Ali nicht weit entfernt und dass wollte er möglichst vermeiden, wenn es möglich war. Obwohl… einen gewissen Reiz hatte es schon.
Aber sie war ihm gnädiger gestimmt, wenn sie nicht das Gefühl hatte, ihm den Hals umdrehen zu wollen.
Niall schaltete das Radio an, um sich abzulenken, fluchen würde ihm in dieser Situation nichts bringen.
Glücklicherweise hatte er seine CDs heute Morgen aus dem Kofferraum geholt, ein Tag ohne Musik oder schlimmer noch mit Harrys Musik, obwohl man das auch nicht als Musik charakterisieren konnte und er wäre durchgedreht.
Auch wenn es ihm zusammen mit Ali sogar beinahe Spaß gemacht hatte, Harrys Unsinn zu hören, es hatte sicherlich nicht am tollten Song gelegen, dass er eine positive Erinnerung an ihn hatte.
Aus seiner Anlage konnte er jetzt den Gitarrengriff von Red Hot Chilli Peppers Snow (Hey Oh) hören.
Es war der Song, denn Ali gestern versucht hatte zu summen, mehr oder weniger erfolgreich.
Niall nickte mit zum Song und sang die Melodie leise mit, während er mit seinem Fingern auf dem Lenkrad trommelte und sich langsam wieder entspannte.
Sofort sprangen seine Gedanken wieder zu Ali.
Wenn sie so offen war wie gestern, wenn sie lachte und sich für ihre Fettnäpfchen nicht schämte, dann konnte er nicht anders, als mit ihr zu lachen und spaßen.
Es war so einfach ein Gespräch mit ihr zu führen, selbst wenn sie nie ein richtiges Gespräch geführt hatten, ohne den Gedanken den jeweils Anderen ausstechen zu wollen zu haben.
Natürlich war sie manchmal verrückt. Wenn sie einfach ohne jeden Grund das Fenster öffnete, um zu singen, versuchte an alkoholische Getränke zu kommen mit nur einem Ausweis in der Hand oder meinte, ihn besiegen zu können, aber er mochte diese Eigenschaft an ihr.
Sie machte immer etwas, dass er nicht von ihr erwartet hätte. Und sie brachte ihn ebenfalls dazu, Dinge zu tun, die er niemals dachte, dass er sie jemals tun würde.
Er war sich sicher, dass auch er sie verändert hatte, aber das war nur natürlich.
Niall war älter als sie, er beeinflusste sie aus ganz elementaren Gründen.
Aber, dass sie auch fähig war, ihn zu verändern, hatte er nicht gedacht.
Manchmal sah er sie an und war einfach nur fassungslos darüber, wie anders sie doch war, als die meisten anderen Menschen, die er kannte.
Er war sich aber auch bewusst, dass sie nicht immer so war. Er hatte Zeiten mit ihr erlebt, in denen die Anpassung sie noch vollkommen im Griff hatte, die ihr immer als Mensch und als Musikerin im Weg gestanden hatte.
Auch jetzt noch, wusste er nicht, ob er sie ganz kannte, jede ihrer Facetten und Charaktereigenschaften, denn für so verschlossen hielt er sie auch noch nach all der Zeit.
Aber was das Schlimmste und zugleich Beängstigte an Aleyna war, dass sie ihn dazu brachte, sich selbst vollkommen zu vergessen.
All seine Ideale, Vorschriften und Leitsätze, seine Vernunft. Sie schien sie scheinbar mit einem Wink wegzuwischen und alles, was blieb war eine grenzenlose Leere, die sein Verlangen einzunehmen schien.
Wenn sie da war, möchte er nicht mehr, er wollte. Er dachte nicht nach, sondern halte. Und auch wenn er schon vorher oft assoziativ gehandelt hatte, ihm war bewusst, dass sie den Wunsch danach noch weiter verstärkte.
Er sollte aufhören darüber nachzudenken, fuhr er sich selbst an, als er weiter die Straße entlang fuhr und die dumme Putte endlich abgehängt hatte.
In diesem Fall brachte ihn Nachdenken einfach nicht weiter. Er würde zu ihr hinfahren, sie würden reden und vielleicht würde er herausfinden, dass alles, was er sich nun eingebildet hatte, im Grunde falsch und überholt war.
Niall hatte zu viel gedacht und gleichzeitig auch gar nicht, heute würde er diesen Zwiespalt in den Griff bekommen müssen ohne jeden Zweifel.
Als er schließlich in die Straße einbog, in der Aleynas Haus lag, hatte er sich soweit entspannt, dass er es sich zu traute das Treffen heute heil zu überstehen.
Einer von beiden musste ruhig bleiben, auch wenn Niall eigentlich nicht der Typ für eine sachliche Argumentation war, heute musste er es sein, wenn sie nicht mit dem Kopf gegen die Wand prallen wollten.
Aber so war das nun mal, wenn ein leidenschaftlicher Streithahn auf den Anderen traf.
Schnell stieg Niall aus, schlug die Autotür hinter sich zu und machte sich langsam auf den Weg zum Haus.
Doch, als er beinahe angekommen war, konnte er vor sich einen Mann ausmachen, der auf der Treppe zur Haustür stand und mit einem Schlüssel rumfuchtelte.
Nein, lass es nicht ihr Vater sein, dachte Niall. Er hatte jetzt noch nicht den Nerv ihren Eltern zu begegnen, wer wusste, was Ali ihnen über ihn erzählt hatte.
Er war nun wirklich nicht der Typ, denn ihre Eltern mögen würden.
Seufzend machte er sich schon einmal auf das Schlimmste gefasst – Hatte Ali nicht gesagt, dass ihre Eltern verreist waren? – und sprach den Mann mit dem Dreitagebart an.
„Oh Hallo“, sagte der Mann und drehte sich zu ihm um, um ihn schnell zu mustern. Ein freundlicher Ausdruck lag auf seinem Gesicht, während er sich über das Kinn fuhr.
„Hallo, ich bin Niall“, stellte Niall sich höflicherweise vor, Ali hatte ihrem Vater sicherlich von ihm erzählt.
Verwirrt sah ihn der Mann an, während er die Stirn runzelte.
„Ich bin hier, um Aleyna abzuholen“, klärte er ihn auf. Jetzt musste es doch Klick machen.
„Oh…Okay“, erwiderte er leicht verwirrt. Was hatte er denn jetzt?
„Und Sie sind…“, versuchte er es nochmal.
„Oh Entschuldigung“, entgegnete er ihm endlich, während er sich über den Nacken fuhr. „Ich bin Aleynas Onkel Scott.“
Jetzt war es an Niall ihn verwirrt anzusehen. Warum hatte ihr Onkel ein Schlüssel für ihr zu Hause?
„Willst du mit reinkommen, dann kannst du sie gleich mitnehmen“, bot Scott ihm immer noch leicht verwirrt an.
Es war ihm anzusehen, dass ihm die ganze Situation nicht ganz angenehm war. Er wusste nicht, was er mit Niall anfangen sollte.
„Ja, danke“, antwortete Niall, als sie eintraten.
Unwillkürlich begann Niall die Umgebung zu mustern, in der Aleyna sich regelmäßig aufhielt.
Ein heller, lichtdurchfluteter Raum mit großen Fenstern, aber ohne jedes Anzeichen von Leben. Es war wie in eine Kunstgalerie einzutreten. Sterile weiße Räume ohne jegliche Dekoration. Aber im Gegensatz zu der Kunstgalerie gab es noch nicht einmal Bilder, die die Stimmung des Raumes verändern könnten.
„Aleyna!“, rief Scott die Treppe hinauf, wo Alis Zimmer lag. „Aleyna!“
Er bekam keine Antwort. Stille.
Schnell warf er Niall einen kurzen Blick zu, der nur die Schultern zuckte.
„Ich komme gleich“, wandte er sich an Niall und lief die Treppe hoch, um erneut nach Ali zu rufen. Aber seine Suche blieb erfolgslos, denn als er die Treppe wieder runter kam, zuckte er erneut hilflos mit den Schultern.
„Sie ist nicht da“, fügte er noch hinzu. Beinahe hätte Niall über seine Worte lachen können, sie klangen sehr hilflos, doch er besann sich eines Besseren.
„Ist nicht so schlimm, wir haben uns eigentlich im Park verabredet, also wird sie schon losgegangen sein“, erklärte Niall seine Anwesenheit und versuchte unauffällig Abstand zu gewinnen.
Gedankenverloren nickte Scott, bis seine Aussage bei ihm angekommen war und ein verblüffter Ausdruck auf sein Gesicht trat.
„Sie hat sich heute mit dir verabredet?“, fragte er Niall ungläubig. Er nickte. Wieso auch nicht?
„Dann musst du…“, stammelte er. Wurde ihm wieder bewusst, dass Niall der neunmalkluge und arrogante Typ war, von dem Ali ihm erzählt hatte?
„Dann musst du ihr wirklich wichtig sein“, sagte er schließlich und taxierte Niall in die Küche, die ebenfalls steril und sauber war, aber leblos wirkte. Wie das ganze Haus, fuhr es Niall durch den Kopf. Als ob kein Leben hier stattfinden würde.
„Wieso?“, entgegnete Niall ihm. Wieso war er Ali wichtig? Weil er sich mit ihr an einem Dienstag traf und nicht am Sonntagabend, wie all die anderen bösen Kerle?
„Setz dich“, wies ihn Scott an, während dieser sich versuchte zu fassen.
Benahm er sich immer wie ein zerstreuter Professor, oder hatte Niall ihn so aus dem Konzept gebracht?
Niall bekam ein ungutes Gefühl, irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht.
„Kaffee?“, fragte Scott ihn, ohne Nialls Frage zu beantworten.
Niall nickte.
Während Scott ihm eine Tasse dampfenden Kaffee einschenkte, fragte sich Niall, wann er das letzte Mal mit einem Menschen gesprochen hatte, der älter als er selbst war.
Es war lange her. Sehr lange. Und er konnte sich auch nicht daran erinnern, dass er jemals mit den Eltern- oder auch Verwandten seiner Ex- Freundinnen gesprochen hatte und dabei war Ali noch nicht einmal seine Freundin.
„Es ist schön, dass gerade heute jemand für Aleyna da ist“, fing Scott an zu erzählen, als er sich schließlich zu ihm gesetzt hatte.
„Mich wollte sie nicht bei sich haben, aber es ist schön, dass sie sich nicht vor allen verschließt. Ich denke, das habe ich wohl auch dir zu verdanken. Gehst du zusammen mit Aleyna in die Musikschule? Bestimmt, sie ist ja den ganzen Tag ununterbrochen dort, sie nimmt das ganz schön ernst.“
Aleyna war den ganzen Tag in der Musikschule? Mit ihm? Sie verschloss sich?
Verdammt nochmal, was wurde hier gespielt?
Es war ganz klar, dass Ali ihren Onkel belogen hatte. Denn sie hatte jeden Tag mit Niall und den Jungs verbracht, ununterbrochen.
Sie hatte Scott nichts von No Name erzählt, gar nichts. Vielleicht hatte sie es ja ihren Eltern erzählt, versuchte Niall sich zu beruhigen, und nicht gleich der ganzen Verwandtschaft. Aber trotzdem: Ihr Onkel schien ihr nah zu stehen, oder er zumindest ihr, sie musste ihn doch nicht deswegen belügen. Gerade wollte Niall ihren Onkel fragen, worum es sich bei all diesen Rätseln handelte, da sprach er weiter.
„Es ist auch wirklich nicht einfach für sie in letzter Zeit gewesen. Ihre Mutter ist schon seit ein paar Wochen beruflich unterwegs und sie kann sich einfach an niemanden wenden. Ich weiß selbst nicht genau, wie ich einen Zugang zu ihr bekommen soll. Aber dir scheint sie zu vertrauen, sonst hätte sie dich heute nicht treffen wollen…“
Wenn Niall nicht so verwirrt von all diesem neuen Wissen wäre, hätte er über Scotts Redefluss lachen können. Er erinnerte ihn so an Aleyna.
Aleyna.
Was hatte sie nur gemacht? Ihr Onkel wirkte regelrecht verzweifelt, er schien erleichtert darüber zu wirken, dass Niall sich nun angeblich ihrem Problem widmete, was auch immer dieses Problem war.
„Vielleicht…“, begann Scott wieder und sah Niall für einen kurzen Augenblick suchend in die Augen. Niall nickte unterstützend.
„Vielleicht könntest du ihr helfen, zu verzeihen. Seit ihr Vater vor zwei Jahren gestorben ist war sie nicht an seinem Grab, noch nicht einmal bei seiner Beerdigung. Sie und ihre Mutter streiten sich jedes Mal darüber, aber das weißt du sicherlich. Ich verstehe sie auch, dass musst du mir glauben“, sagte Scott und sah ihm bittend ins Gesicht.
„Aber es ist nicht richtig mit so viel Groll im Herzen durchs Leben zu gehen, das tut ihr einfach nicht gut. Vor allem heute, am Todestag ihres Vaters sollte sie nicht allein sein mit ihrem Schmerz.“
Sie hatte ihn belogen. Sie hatte ihn die ganze Zeit über belogen, ist das Einzige, was Niall jetzt durch den Kopf ging. Ihr Vater war tot und sie erzählte es ihm nicht, stattdessen spielte sie selbst Psychotherapeutin und versuchte ihm Ratschläge zu geben, wie er mit seinen Eltern wieder ins Reine kommen könnte.
„Ihr Vater ist tot…“, murmelte Niall ungläubig, doch Scott schien nicht zu verstehen, dass er ihm gerade etwas vollkommen Unbekanntes anvertraut hatte.
„Du bist auch Musiker, oder?“, fragte Scott ihn. Niall sah ihn fassungslos an. Wollte er jetzt das Thema geschickt wechseln?
Also, ich wollte dir nur mal eben sagen, dass das Mädchen mit dem du ganze 4 Wochen verbracht hast und die deine Vergangenheit besser kennt, als ihre Jackentasche, dich die ganze Zeit nur belogen hat. Und was gibt's sonst Neues?
„Ja, ich bin Gitarrist“, antwortete Niall trotzdem.
„Dann haben du und Aleyna ja viele Dinge gemeinsam, auch wenn ihre Mutter sicher nicht gerne hören wird, dass du Musiker bist“, antwortete Scott ihm.
„Wieso?“, fragte Niall dümmlich.
„Das hat sie dir wohl verschwiegen“, sagte Scott seufzend. „Aleynas Vater war auch Musiker. Er hatte eine Band und als sie keinen Erfolg hatte, ist er daran zerbrochen. Alis Mutter, meine Schwester hatte ihn kennengelernt nachdem er aufgehört hatte Musik zu machen, aber er kam nie wirklich davon los und hatte es erneut versucht mit ähnlich geringem Erfolg. Meine Schwester hat ihn wirklich geliebt, vielleicht sogar zu sehr, um jetzt eine gute Mutter für Ali sein zu können, aber sie waren einfach zu verschieden. Und dann kam der Autounfall eines Nachts nach einem seiner Konzerte.“
Er hatte das Gefühl im falschem Film gelandet zu sein.
Sprach er von der gleichen Ali mit der er die letzten Zeit verbracht hatte, die Ali, die gute Ratschläge gab, sorglos war und nur geprägt durch die negative Erfahrung mit ihrem Vollpfosten von Ex – Freund und ihrer hirnlosen Freundin? Diese Ali sollte die ganze Zeit über eine andere gewesen sein?
Aber woher sollte er dann wissen, dass die anderen Dinge, die sie ihm erzählt hatte auch nur gelogen waren?
Verdammt nochmal, er hatte die ganze Zeit gewusst, dass etwas mit ihr nicht stimmte.
Sonst wäre sie nie so verschlossen gewesen, aber er hatte gedacht, dass sie sich geöffnet hatte nachdem sie diesen einen Nachmittag so von ihm gedemütigt wurde.
Er hatte sich in diesem Moment dafür gehasst, sie wegen ihrer schlechten Erfahrungen so bloßzustellen nur damit sie besser singen würde und nun?
Vielleicht hatte sie ihn schon die ganze Zeit belogen.
Sie hatte ihrer Mutter und ihrem Onkel nichts von No Name, dem Plattenvertrag, ihm erzählt. Ali hatte das Wohl der ganzen Band aufs Spiel gesetzt nur um für ein paar Augenblicke dem Traum ihres Vaters näher zu kommen.
Gott, sie war genauso wie all die Anderen.
Niall hatte ihr alles, wirklich alles über sich erzählt, sie kannte die Vergangenheit aller Jungs, nur ihre hatte sie immer im Verborgenen gehalten.
I'm tired of being what you want me to be. Feeling so faithless, lost under the surface, schossen ihm die Zeilen seines Lieblingssongs durch den Kopf. I've become so numb, I can't feel you there. Become so tired, so much more aware. I'm becoming this, all I want to do is be more like me and be less like you.
Er hatte immer gedacht, dass diese Zeilen perfekt auf ihn und seine Eltern zu treffen würden, aber in diesem Moment musste er nur an Aleyna denken.
Er wollte nicht, dass diese Erinnerung diesen Song trüben, aber so war es nun mal: Der Song suchte sich seine Erinnerung aus, nicht andersherum.
Er wollte hier weg. Weg von Aleynas Onkel, der nicht aufhören konnte zu reden. Weg von Ali, ihrem Haus, die Erinnerungen an sie.
Ein kleines Mädchen hatte ihn täuschen können und dabei dachte er, er hätte schon alles gesehen.
„Na ja du kannst dir ja vorstellen, dass meine Schwester nicht gerade begeistert davon war, als ihre Tochter ein Instrument lernen wollte so wie ihr Vater. Er war damals schon oft unterwegs und kam nur alle paar Tage mal nach Hause. Er war kein schlechter Vater und Ehemann, auch wenn du mir das sicher nicht glauben kannst. Trotz allem hat er seine Familie geliebt. Meine Schwester hat Ali dann letztendlich erlaubt ein Instrument zu lernen – ein Verbot hätte Aleyna wohl nicht davon abhalten können – unter der Bedingung, dass sie es ernst nehmen und eine richtige Musikschule besuchen würde. Sie hatte Ali immer von Rockkonzerten und Ähnlichem isoliert und nachdem ihr Vater gestorben ist wurde es immer schwerer für sie mit anzusehen wie sich ihre Tochter voll und ganz der Musik verschrieben hatte. Das ist es auch heute noch“, floss es erneut aus ihm heraus, während Niall der Wunsch überkam einfach seine Ohren vor all diesen Worten zu verschließen, die ihn nur noch wütender machten.
Trotzdem musste er Scott dankbar sein. Er hatte ihm die Wahrheit erzählt, Aleyna nicht.
Und wenn er schon einmal dabei war die Wahrheit zu erfahren, dann sollte es auch gleich die ganze sein.
Die ganze Zeit über lag ihm eine Frage auf den Lippen: Wieso war Aleyna wütend auf ihrem Vater, wenn sie doch versuchte ihm nachzueifern?
Niall stellte Scott die Frage einfach, auch wenn er höchstwahrscheinlich nicht lange hätte warten müssen, bis er sie selbst beantwortet hätte.
„Sie hat es dir doch nicht ganz erzählt“, stieß Scott bedauernd auf als Reaktion auf Nialls Frage, während er sich erneut über seinen Bart fuhr.
„Nun ja das Auto von Aleynas Vater ist auf der Autobahn von der Straße abgekommen und geradewegs in einen Baum gerammt, der ein paar Meter entfernt stand“, versuchte er es Niall zu erklären, aber Niall konnte ihn nur verständnislos ansehen.
„Aber es war doch ein Unfall?“, fragte er fassungslos, so gemein konnte noch nicht einmal Aleyna sein, dass sie ihren Vater für seinen Tod verurteilte.
„Ja, aber es waren keine Bremsspuren zu erkennen... rechtlich gesehen war es Selbstmord, auch wenn meine Schwester es weiterhin abstreitet."
Geräuschvoll schob Niall seinen Stuhl zurück und stand auf.
Er musste hier weg, er konnte das einfach nicht mehr. Er war noch nicht einmal fähig Mitleid zu empfinden, alles in ihm schrie, dass Aleyna ihn nur belogen hatte und er gnadenlos auf sie hereingefallen war.
„Ich muss los“, verabschiedete er sich flüchtig von Scott, der ihn perplex ansah und lief zur Tür hinaus.
Draußen angekommen wagte er noch nicht einmal kurz auszuatmen, sondern warf ein Blick auf sein Handy.
6 Anrufe in Abwesenheit von Aleyna.
Wütend stopfte er das Handy wieder in die Tasche und stieg in sein Auto.
Nur weg hier, dachte er, als er den Motor anmachte.
Erst als er Aleynas Haus nicht mehr im Rückspiegel sehen konnte, gestattete er sich einen Moment in sich zusammenzusacken. Er war vollkommen leer.
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Ja, ihr könnt mich ruhig hassen für dieses Kapitel - es hätte so schön sein können - aber irgendwann musste Alis Geheimnis ja mal gelüftet werden.
Ich hoffe ihr stürzt euch jetzt nicht auf Niall mit Morddrohungen, ja er ist gemein, aber auch einfach verletzt und fühlt sich von Ali hintergangen.
Wie wird es nun also weiter gehen? Habt ihr Ideen?
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