~ Fünfundvierzig ~

„Ganz ehrlich Leute“, sagte Niall, als er die Eingangstür zu seiner Wohnung öffnete und vor ihr Liam und Harry grinsend stehen sah. Louis hatte sich währenddessen schon einmal auf der Couch bequem gemacht. Wohl gemerkt seiner Couch. 
„Habt ihr kein zu Hause?“ 

Harry und Liam lächelten ihn nur nachsichtig an, schlugen ihn einmal kameradschaftlich auf die Schulter und pflanzten sich dann neben Louis auf das Sofa, der ihnen bereits zwei Bier fertig gemacht hatte. 

„Doch, aber wir dachten wir heitern unseren leicht depressiven Freund auf, der in letzter Zeit seine Freunde ganz schön vernachlässigt hat“, entgegnete Louis lächelnd und prostete ihm still zu, während Niall zur Anlage ging und sie einschaltete. Aus den Boxen klang Fall Out Boys „Get Busy Living Or Get Busy Dying.” Wie wahr das doch wieder war. 

„Nicht schon wieder Fall Out Boy“, stöhnte Harry sogleich und hielt sich kindisch die Ohren zu. Liam zog es vor nur das Gesicht zu verziehen und die Stereoanlage mit feindseligem Blick zu durchbohren. Louis nickte nur neutral im Rhythmus mit.

„Niemand zwingt euch die Musik zu hören“, reagierte Niall sofort, während er sich auf dem Weg zum Kühlschrank machte, um sich ein kühles Bier zu holen. 
„Geht nach Hause dann könnt ihr eure geschmacklose Musik so viel hören, wie ihr wollt.“

Passend dazu sang Fall Out Boy gerade die Zeilen: 
„ This has been said so many times that I'm not sure if it matters“. Manchmal war diese Situationskomik kaum auszuhalten.
Er trank ein Schluck aus dem hohen Glas und fühlte sich sofort besser.

„Wir verzeihen dir deine ruppige Art mal, weil du einen schlechten Tag hattest“, erwiderte Harry eher zu den Anderen, als zu ihm. Aber natürlich fühlte er sich angesprochen und sogar leicht angegriffen, woher kam er denn zu dieser Erkenntnis? 

„Erstens  bin ich immer ruppig und zweitens hatte ich gar keinen schlechten Tag“, verteidigte Nuall sich sofort und ließ sich in den Sessel fallen. Na gut, dass war gelogen. Besonders gut war sein Tag nicht gewesen, auch wenn er mit Ali in musikalischer Hinsicht so etwas wie einen Durchbruch hatte. 
Andererseits hatte seine Arschloch – Skala heute ungemein zugenommen, dessen war er sich bewusst.
Er wusste nicht, wie er das wieder in Ordnung bringen sollte. So sehr, wie er es noch vor ein paar Wochen darauf angelegen hatte mit ihr zu streiten, diesmal hatte es ungewollt große Dimensionen angenommen. 
Niall konnte es nicht leugnen, es bereitete ihm einen gewissen Grad an Spaß mit ihr zu streiten, aber heute war er unter die Gürtellinie gegangen.  
Aber was hätte er sonst machen sollen?, rechtfertigte er sich für seine eigenen Gedanken. Wer nicht hören wollte, musste fühlen. Okay, das war nicht fair. 
Aber andererseits wie konnte ein Mensch, denn nur so verklemmt, verschlossen und kontrolliert wie Ali sein. 
Sie wollte noch nicht einmal zu geben, dass sie verletzt wurde. Eine Tatsache, die sich nicht leugnen ließ und für die sie nichts konnte. Aber nein, dafür musste sie sich auch noch gedemütigt fühlen. 
Er wollte lieber nicht weiter darüber nachdenken. Nicht jetzt. Vielleicht hatten die Jungs recht. Er brauchte ganz dringend Ablenkung.

„Niall?“, fragte Louis ihn nun und winkte ihm genervt zu. Nialls Blick wanderte etwas verstört zu ihm und sah ihn fragend an. 

„Was?“, fragte er ihn gereizter, als eigentlich nötig. 

„Nichts, ich dachte einfach nur, du würdest gern an der Unterhaltung teilnehmen, wo wir doch alle mit dir sprechen wollen“, entgegnete ihm Louis spöttisch.

„Und welchen gehaltvollen Beitrag habe ich verpasst?“, fragte Niall sarkastisch und warf einen herausfordernden Blick in den Raum.  
„Wir fragen uns nur, warum du so einen Scheiß – Tag hattest und wieso du das nicht zugeben möchtest.“ 

„Und?“, fragte Niall gelangweilt und spielte am Glas herum. „Schon irgendwelche interessanten Theorien aufgestellt. Dann nur raus damit.“

Als er den Dreien erneut einen Blick zu warf, registrierte er erstaunt, dass sie unsicher Blicke tauschten und miteinander fochten, wer von ihnen Niall ihre Verschwörungstheorie schonend beibringen sollte. 

„Was ist los? Spuckt´s schon aus“, forderte Niall sie wütend und hart auf. Das konnte doch nicht wahr sein? 

Sie benahmen sich wie kleine Kinder. Bis jetzt hatte er noch keinen von ihnen für eine dumme Antwort verprügelt.
Vielleicht sollte er dazu übergehen, dann würde das Unterhaltungsniveau definitiv ansteigen und Niall müsste sich weniger gehaltloses Gelabber anhören. 
Liam hatte sich aus den Blickwechseln der Drei zurückgezogen und senkte feige seinen Blick auf das Glas Bier in seinen Händen. 
Das überraschte Niall nicht weiter, Liam war kein großer Streithahn. Lieber freundete er sich mit Ungerechtigkeiten an, als gegen sie zu kämpfen und  so aus dem Schema zu fallen. Aber vielleicht konnte er auch einfach nicht anders, er war einfach anders erzogen worden, als die Anderen.
Er hatte sich an Regeln gehalten, im Gegensatz zu die, die sie einfach brachen. 
Liam konnte nicht einfach aus seiner Haut, aus Regeln, die er die letzten 20 Jahre  befolgt hatte ohne Wiederrede und Reflektion. 
Der Blickwechsel von Harry und Louis wurde währenddessen immer intensiver, manchmal waren die Gesichtsausdrücke nachlässiger, dann wieder dominanter.

„Wie sieht es eigentlich mit Alis neuem Song aus?“, fragte Liam ihn plötzlich, um die angespannte Situation zu entladen.
„Kommt sie damit klar, und kann sie ihm am Wochenende auch singen?“ 

Einerseits war er Liam dankbar für diese Nachfrage, er hatte es schließlich nur gut gemeint, andererseits hätte ihm kein schlechterer Zeitpunkt dafür einfallen können. 
Ali war das letzte Thema, über das er gerne sprechen wollte. 

„Ich weiß es noch nicht“, murmelte Niall wütend.

„Das Konzert ist in wenigen Tagen und weder der Duett – Part steht noch Alis einzelner Part. Wie stellst du dir das vor?“, fragte Liam nun deutlich angespannter. 

„Ich weiß nicht, wie ich es mir vorstelle“, fuhr er ihn entnervt an. „Ihr wolltet schließlich Boss spielen, sagt es mir also. Ich trainiere nur mit Ali und alles, was ich sagen kann ist, dass wir noch Zeit bräuchten“

„Zeit, die wir nicht haben“, merkte nun Louis an, der sich aus dem Blickkampf mit Harry gezogen hatte und dankbar für die Unterbrechung wirkte. 

Niall hätte ihn für diese dümmliche Bemerkung gerne gegen die Wand gestoßen, aber Gewalt war schließlich keine Lösung. Aber eine Möglichkeit. Eine, in dieser Situation, sehr attraktive Möglichkeit, die Suchtpotenzial hatte.

„Also habt ihr Fortschritte gemacht?“, fragte Liam nun wieder, während Niall sich langsam eingeengt fühlte, von all diesen Fragen.

„Natürlich haben wir das! Nicht, dass ich mich dafür rechtfertigen müsste“, entgegnete Niall ihm unnachgiebig.
„Ich arbeite mit ihr und ich nehme mir so viel Zeit, wie sie braucht.“

„Wir sind eine Band, wir entscheiden die Dinge gemeinsam. Natürlich musst du dich rechtfertigen“, erwiderte Liam ihm nun wieder, während sein Kopf rot anlief vor Wut. Typisch Liam, wenn er einmal ausrastete, dann aber richtig.

„Ich weiß nur, dass ihr Ali und mir dieses dumme Duett aufgezwungen habt, ohne vorher mit uns darüber zu sprechen, und sie deshalb belügt“, setzte er Liams Argument außer Kraft. 

„Als, ob es wirklich das ist, was dich wirklich aufregt“, murmelte Liam beleidigt.

„Was?“, fragte Niall nun wütend und stand ruckartig vom Sessel auf, um ihn wütend anzufunkeln. 
„Was hast du gerade gesagt?“

„Jetzt, beruhig dich mal Niall“, schaltete sich nun Harry ein und hob seine Hände unschuldig hoch.
„Wir wissen alle, dass dich das belastet, aber jetzt sind wir nun mal dran. Aber Liam hat schon recht, das ist doch nicht der wahre Grund, warum du so wütend bist, oder?“ 

Niall warf Harry einen scharfen Blick zu und musterte ihn wachsam.
Sein Ton hatte ihn überrascht. Er klang beinahe so, als ob er irgendetwas wüsste. Was hatte er verpasst? 

„Ich weiß nicht, wovon du sprichst?“, murmelte Niall. 

„Bist du dir da sicher?“, fragte Harry ihn und warf ihm einen herausfordernden Blick zu. 

„Harry“, warnte Louis ihn nun, doch Harry ging gar nicht erst auf ihn ein. 

„Ist schon in Ordnung, Louis“, entgegnete Niall ihm und versuchte ruhig ein – und auszuatmen.  

„Was Harry sagen möchte“, schaltete Harry sich erneut ein, während er von Harry mit einem wütenden Blick bedacht wurde. 
„Wir verstehen, dass dich die Situation mit Ali belastet, aber du kannst sie nicht immer als Entschuldigung dafür gebrauchen, um dich wie ein Arsch zu verhalten.“
 
Ali?

„Das hat doch gar nichts mit ihr zu tun!“, rief Niall assoziativ das aus, was ihm gerade auf den Lippen gelegen hatte. Wieso bezogen sie denn immer alles auf sie? Sie war nicht ihr Lebensmittelpunkt.

„Und womit denn dann? Denn wenn du ehrlich bist, hat Ali noch nie etwas getan, das uns gefährdet oder sogar geschadet hat. Vielleicht wäre es schön, wenn sie das Gleiche auch von dir, von uns, sagen könnte“, sagte Harry nun und erntete warnende Blicke von allen Seiten.

Hatte Ali womöglich… Nein, das konnte nicht wahr sein! 

„Ich gefährde sie nicht!“, rief er aus und schüttelte wütend den Kopf. „Ich arbeite nur mit ihr, genau das sollte ich doch tun!“ 

„Du arbeitest nicht mit ihr, du zerstörst sie“, schaltete sich nun wieder Louis ein, während Liam zustimmend nickte.

„Ach, und das sagt derjenige, der offen vor ihr zugegeben hat, dass er sie hasst“, argumentierte Niall weiter.
 
„Ja“, entgegnete Louis ihm plötzlich wieder ruhig. „Das habe ich, aber, im Gegensatz zu dir habe ich mich geändert. 
Meine Einstellung ihr gegenüber hat sich verändert.“ 

„Vielleicht sollten wir einfach mit ihr weiterarbeiten und du gönnst dir eine Pause“, schlug Liam vor, während Niall bereits den Kopf schüttelte.

„Was hat sie dir erzählt?“, fragte Niall und wandte sich direkt Harry zu, der seinem Blick standhaft begegnete.

„Nichts“, erwiderte Harry ruhig. „Aber das musste sie auch gar nicht.“ 

Harrys vieldeutige Aussagen gingen ihm langsam gegen den Strich. Er wollte klare Antworten haben. Wieso gab sich Ali mit ihm ab? Was hatte sie ihm erzählt? 

„ Vielleicht sollten wir…“, Harry stoppte und warf Louis und Liam einen bittenden Blick zu. 

„Wir sehen uns dann morgen“, sagte Louis ausladend, warf ihm einen entschuldigenden Blick zu und zog Liam im Schlepptau aus der Wohnung. 
Als die Tür schließlich ins Schloss fiel, blieb es nicht mehr lange still.

„Sie hat mir nichts erzählt, dass müsstest du eigentlich wissen, wenn du Ali kennst“, entgegnete Harry ihm ruhig, während Niall sich wieder auf den Sessel sinken ließ. 

Und er kannte Ali? 

„ Sie hasst es Schwächen zu zugeben, lieber spielt sie die Starke und schluckt ihre Tränen hinunter“, fügte er mit einem Lächeln auf den Lippen hinzu, als ob er in Gedanken versunken wäre.

„Ich wollte weder dich noch sie zur Schau stellen, in dem ich dir das erzähle. Ich habe sie nach eurer Probe getroffen, und sie sah aus, als ob sie einen schlechten Tag gehabt hätte. Aber sie wollte nicht weiter darüber sprechen, und als ich sie noch einmal darauf ansprechen wollte, waren wir schon bei ihr zu Hause angelangt und dort hat bereits ein Mädchen auf sie gewartet.“ 

„Was für ein Mädchen?“, schoss es  sofort aus Niall heraus und er musste sich zusammenreißen, um nicht wieder aufzuspringen. 
Wieso machte ihn alles, was sie betraf so wütend? 

„Keine Ahnung. Etwa in ihrem Alter, vielleicht auch älter. Groß, lange glatte Haare“, zählte Harry gelangweilt auf und verstand seine erneute Aufregung nicht.

„Ornella“, murmele Niall, als Harry ihm daraufhin einen wütenden Blick zu warf, winkte er nur ab. 
„Und was ist dann passiert?“, fragte Niall ihn. 

„Ich bin gegangen“, erwiderte Harry vollkommen verwirrt. „Aber worum es eigentlich geht...“, wollte er den Bogen zum eigentlichen Thema schlagen. 

„Und was war mit ihr?“, fuhr er ihm dazwischen. 

„Mit wem?“, fragte Harry wieder verwirrt und etwas dümmlich. 

„Ali!“, erinnerte Niall ihn genervt.
 
„Sie ist zu dem Mädchen gegangen, glaube ich.“ 

„Und dann?“, fragte er und wurde immer wütender.

Hoffentlich war sie nicht so dumm gewesen...bat Niall still.

„Weiß ich nicht“, entgegnete Harry ihm, als Niall ihm daraufhin einen vorwurfsvollen Blick zu warf, rechtfertigte er sich: 
„Ich war schließlich schon weg.“

„Schon in Ordnung“, würgte ihn Niall etwas weniger aufbrausend als zuvor ab. 

„Niall“, versuchte Harry es erneut. Diesmal ließ er ihn gewähren.  
„Ich weiß nicht, wie du und Ali miteinander arbeiten könnt, ihr könnt ja gar nicht anders als zu streiten.
Aber das letzte Mal war sie gut vorbereitet gewesen, deswegen hoffe ich, dass du es diesmal genauso gut hinbekommst. Ich vertraue dir.“

Er warf Niall einen ernsten Blick zu. 
Wieso lag ihnen auf einmal allen so viel an Alis Wohlbefinden? Und wieso war er jetzt der Sündenbock? 

„Aber verspiel es dir nicht mit ihr. Deine Methoden scheinen ihre Wirkung  zu erzielen.
Wir scheinen das gerne zu vergessen, aber denk daran: 
Sie ist immer noch ein sechzehnjähriges Mädchen. 
Und auch wenn sie vorgibt keine Gefühle zu haben und stark zu sein: Sie ist es nicht immer.“

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Tja ich Frage mich auch Warum Niall immer so austickt wenn es um Ali geht.

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