~ Dreiundsechzig ~
„Wie - Du hast den Song noch nicht fertig? Hast du noch alle Tassen im Schrank? Das Konzert beginnt in einer Viertelstunde und wir haben keinen Song!", schrie Louis Niall durchs Telefon an.
„Louis?", fuhr er ihm dazwischen. „Der Empfang im Auto ist wirklich gut - du musst nicht so schreien."
Diesen Seitenhieb konnte er sich einfach nicht nehmen lassen. Wenn Louis schon einmal in hundert Jahren aufgebracht war, musste er das schließlich ausnutzen, dachte er schmunzelnd.
„Das ist wirklich nicht die richtige Zeit für Witze, Alter", wies sein Freund ihn wütend zurecht. „Weißt du, ich dachte diese „Zu spät kommen Sache" wäre nur so eine Allüre von dir, um deinem Rockstar - Image gerecht zu werden, aber ich glaube langsam entwickelt sich das in die falsche Richtung."
Niall konnte nicht anders, als erneut zu lachen.
Humor war bei dieser Angelegenheit wohl doch durchaus gefragt. Sonst würde Niall die ganze Sache nicht durchstehen können. Er war schließlich auf dem Weg zu einem Konzert, auf dem er nur für Ali singen würde, um sich bei ihr zu entschuldigen.
Also wenn es einen Zeitpunkt gab, um Humor sinnvoll zu nutzen, dann doch jetzt.
3 Tage lang hatte er sich im Haus seiner Eltern versteckt, um an seinem Song zu schreiben, während die Jungs ein Konzert auf die Beine gestellt, Ali unauffällig dazu eingeladen hatten und nur darauf gewartet, wann Niall endlich anrufen würde, um ihnen die Begleitung für den Song zu geben.
„Was soll ich sagen?", entgegnete Niall gespielt arrogant. „Ich habe es halt einfach drauf."
„Du weißt, dass Ali nicht alles mit sich machen lässt und wenn sie merkt, dass sie auf einem No Name Konzert ist, wird sie abhauen wollen. Wir können also eigentlich froh sein, wenn sie überhaupt bleibt. Aber wenn du noch nicht einmal den Song fertig hast können wir das auch eigentlich gleich knicken. Weißt du eigentlich wie viel wir auf uns genommen haben, um heute spielen zu können?", fuhr ihn Louis erneut an.
Niall nickte. Er hatte recht.
Sie mussten den Besitzer der Bar anflehen, um dort so kurzfristig spielen zu können - natürlich ohne Bezahlung.
Das Konzert war nur durch ein paar Flyer angekündigt gewesen, auf denen noch nicht einmal ein Bandname verzeichnet war, damit Ali ihn nicht zufällig entdeckte.
Ava hatte Ornella an einem passenden Moment abgepasst und ihr den Flyer in die Hand gedrückt und ihr versichert, dass es ein tolles Konzert werden würde.
Ganz schön blauäugig Nialls Meinung nach, denn woher hätten sie wissen sollen, dass Ornella kommen würde?
Geschweige denn davon, dass sie Ali mitnahm.
Aber sie hatten Glück gehabt.
Denn keine fünf Sekunden später hatte Ornella bereits Ali angerufen und sie lange überredet, bis diese zugesagt hatte. Eigentlich hatten sie wirklich unverdientes Glück gehabt, aber das brauchten sie auch, wenn alles funktionieren sollte.
„Ich weiß", pflichtete Niall Louis nun wieder bei. „Aber was soll ich tun? Ich habe den Text einfach nicht fertig bekommen."
Er hatte geschrieben und geschrieben, verworfen und wieder neu getextet, aber keine Worte schienen passend zu sein, für dass, was er hatte ausdrücken wollen.
„Gut, hast du eine andere Idee, was wir jetzt machen können?", gab Louis schließlich klein bei.
Louis war niemand der lange gemachten Plänen nachhing, er machte lieber Neue. In dieser Hinsicht war er einfach unkompliziert. Liam hätte wahrscheinlich schon die nächste Katastrophe gewittert, aber Louis war dafür bekannt Sachverhalte sachlich zu erörtern und auszuwerten.
„Ja, ich singe einfach einen anderen Song", sagte Niall es gerade heraus, es brachte ja nichts die Dinge zu verschweigen.
„Warst du nicht derjenige, der gesagt hat, dass Ali noch nicht einmal mit einem eigenen Song zufrieden sein wird? Und jetzt willst du ihr eines deiner abgeschmackten Cover aufdrängen?", fragte Louis ihn ebenso gerade heraus.
Niall hatte mit diesem Einwand gerecht.
Er selbst hatte sich diese Frage schon ungefähr tausend Mal gestellt, aber im Endeffekt war es doch so:
Er hatte keine andere Wahl.
„Hast du einen besseren Vorschlag?", fragte Niall ihn ruhig, es würde nichts bringen sich jetzt zu streiten. Es war vollkommen sinnlos.
„Ach mach doch, was du willst", murmelte Louis nur, während er ihm belustigt zu hörte.
„Bist du gleich da, damit wir wenigstens den Song noch einmal durchgehen können?", besann sich Louis eines Besseren.
Er hatte wohl auch mittlerweile gemerkt, dass Diskussionen mit Niall nicht zur gewünschten Einigung führen würden.
„Nein, ich habe noch mindestens 50 Kilometer vor mir", erwiderte Niall achsenzuckend.
„Hast du mir eigentlich überhaupt nicht zugehört?", blaffte Louis ihn an. „Das Konzert beginnt in 15 Minuten, und du hast vor dem Mikrofon zu stehen!"
„Tja, wird schwer, wenn du mir nicht die Kunst des Teleportieren möglichst kurz erläutern könntest", witzelte Niall.
„Ich hasse dich, Niall. Ich hasse dich wirklich", entgegnete Louis ihm wütend. „Ich verstehe schon, warum Ali weggelaufen ist."
Niall, der den Schalk in Louis' Stimme nicht überhört hatte, spielte mit.
„Dann musst du dich wohl vor das Mikrofon stellen, bis ich wieder da bin", entgegnete er ihm grinsend, ohne auf seinen Seitenhieb einzugehen.
„Aber dann sag bitte nicht, wie unsere Band heißt - nur damit wir uns ein paar peinliche Situationen sparen ", fügte er noch hinzu.
Diese Retourkutsche konnte er sich einfach nicht mehr verkneifen. Louis wollte ihm gerade noch etwas an den Kopf werfen, doch soweit ließ es Niall nicht kommen und legte auf. Dann seufzte er noch einmal kurz auf und wandte sich wieder der Straße zu.
Der Tag würde noch schwer genug werden.
„Ornella, bitte nicht wieder in die erste Reihe", jammerte Aleyna, als sie zusammen mit Ornella die kleine Bar am Stadtrand betrat.
Ornella steuerte mal wieder - David im Schlepptau - auf die erste Reihe vor der Bühne zu.
„Wieso denn nicht?", entgegnete diese ihr fröhlich und zog erneut an Davids Arm, als ob er ein ungezogenes Kind wäre, das nicht hören wollte.
„Weil...", stammelte Ali.
Weil erste Reihen blöd waren. Weil man in ersten Reihen auf arrogante Arschlöcher mit blauen Augen treffen konnte, die sich für Gott hielten. Weil ...weil...weil nur Groupies in der ersten Reihe standen.
„Die Bar ist doch hinten", rettete sie sich noch einmal, denn die gerade aufgeführten Gründe würden ihrer Freundin wohl nicht reichen, um sie zu überzeugen, sondern nur neugierig machen.
„In Ordnung", gab Ornella nach und steuerte direkt die Bar an. „Aber du holst dann die Getränke."
Ali nickte, damit konnte sie leben.
Eigentlich hatte sie gar nicht vorgehabt sich mit Ornella zu treffen, aber ihre Mutter würde morgen wieder kommen und das war ihr letzter Tag in Freiheit.
So einfach würde sie in nächster Zeit nicht mehr auf ein Konzert kommen, denn langsam gingen ihr die Ausreden aus und die Operetten, die sie schon gesehen hatte.
Außerdem: Sie hatte keine Freunde mehr außer Ornella und die wollte sie nicht auch noch verlieren und deswegen hatte sie schließlich zugestimmt, allerdings ohne das Wissen, dass David auch mit von der Partie sein würde.
Als sie sich vorhin bei Ali getroffen hatten, hatte Ornella sie sofort vorwurfsvoll angesehen und gesagt:
„Hey! Wo ist denn dein sexy Musiker? Ich dachte ,er kommt mit!"
Und damit hatte sie Aleyna alle Karten aus der Hand genommen. Natürlich hatte sie versucht Ornella zu überzeugen, dass es keinen Musiker gab, aber all ihre Erklärungen hatten sich ins Leere verlaufen, weil Ornella ihr einfach nicht glauben wollte.
Sie hatte auch gar nicht versucht weitere Erklärungsversuche zu starten, dieses Kapitel war endgültig vorbei, so leid es ihr auch tat.
Und es tat auch jetzt immer noch weh zu wissen, dass sie gleich zwei Stunden einer Band zu hören durfte und sich einzugestehen, dass sie nicht mehr auf einer Bühne stehen würde.
Denn so viel Angst es ihr auch gemacht hatte, sie hatte es genossen. Weil sie auf einmal ein anderer Mensch sein durfte. Sie konnte auf der Bühne sein, wer sie wollte und war trotzdem sie selbst gewesen, ohne es genau zu wissen.
Aleyna vermisste es zu Proben zu gehen, lange Abende in versifften Bars und Clubs zu verbringen, sie vermisste es sogar mit den Jungs zu streiten und natürlich vermisste sie auch Niall.
Denn so idiotisch und widerlich er sich ihr gegenüber verhalten hatte, war er der erste Mensch gewesen, der sie scheinbar so gemocht und respektiert hatte, wie sie war.
Aber sie würde nicht weiter an ihn denken.
Es war vorbei, redete sie sich immer wieder ein. Morgen würde ihre Mutter wieder da sein und dann würde Aleyna wieder normal zum Gitarrenunterricht gehen und das aufholen, was sie verpasst hatte, während sie diese naive Bandsache verfolgt hatte.
Sie würde sich wieder regelmäßig mit Ornella treffen, ihr Abitur machen und studieren. Ihre Mutter würde zufrieden sein, Noah würde zufrieden sein und Scott auch.
In den letzten 5 Wochen hatte sie egoistisch und egozentrisch gehandelt, das würde nun vorbei sein.
Nur diesen letzten Abend noch, versprach sie sich, den würde sie noch genießen, bevor das echte Leben sie wiederhatte.
„Bist du schon gespannt auf die Band?", fragte Ornella sie und riss sie aus ihren Gedanken, während sie sie scherzhaft in die Seite boxte.
„Hey!", rief Aleyna aus und lächelte ein wenig. „Ja, ein bisschen."
Eigentlich war sie mit nicht besonders großen Erwartungen zu diesem Kozert gegangen.
Ornella hatte ihr den Flyer gezeigt, es war eine stinknormale Cover - Band, die anscheinend noch nicht besonders bekannt war, da sie in einem kleinen Club und ohne Namen spielten. Aber das war No Name vor wenigen Wochen auch gewesen, durchfuhr sie der Gedanke, denn sie eigentlich hatte nicht zulassen wollen.
Die Situation hier fühlte sich so vertraut an. So hatte es vor 5 Wochen angefangen, erinnerte sie sich. Aber damals war alles anders gewesen, tadelte sie sich für ihren Gedanken, um bloß kein Gefühl von Sentimentalität aufkommen zu lassen. Wenn sie an diese Zeit zurückdachte, hatte sie das Gefühl, ihr Leben damals unter Kontrolle gehabt zu haben.
Sie hatte kein besonders interessantes oder aufregendes Leben gehabt, aber es gab so etwas wie Alltag.
Sie ging zum Gitarrenunterricht, hatte hart für die Schule gearbeitet und hatte Ziele.
Aber 5 Wochen im Sumpf von No Name und jegliche Normalität war dahin. Keine Träume mehr, keine Ziele. Nur eine endlose Leere und Ahnungslosigkeit.
„Ornella", wollte Aleyna sich an sie wenden, doch anstatt auf das Gesicht ihrer Freundin zu treffen, traf sie auf zwei Gesichter, die dabei waren zu verschmelzen.
Und das keinen 20 Zentimeter von ihr entfernt.
Ali verdrehte die Augen und machte sich eine gedankliche Notiz: Keine Verabredungen mehr mit Ornella und David.
Doch so sehr sie auch versuchte, sich von den Beiden nicht verunsichern zu lassen, es half alles nichts.
Sie benahmen sich pubertär und unhöflich, aber eigentlich waren sie nur glücklich. Und Aleyna war neidisch auf ihr Glück.
Nicht weiter darüber nachdenken, ermahnte sie sich. Davon würde es auch nicht besser werden.
Also stand sie da, die Ellenbogen auf die Theke gelehnt, starrte auf die leere Bühne und versuchte nicht weiter über Ornella, David oder sonst jemanden nachzudenken.
Obwohl die Beiden es ihr nicht besonders einfach machten, da sie ihr alle drei Sekunden mit ihren Ellenbogen in die Seite stießen, weil ihre Zärtlichkeiten unkontrollierte Bewegungen forderten.
Als das Licht schließlich gedimmt wurde, konnte Ali nur beruhigt ausatmen und sich wieder entspannen. Die Dunkelheit machte vieles einfacher, als ob sie plötzlich in einer völlig anderen Welt wäre.
„Hey", sprach sie nun auch wieder Ornella atemlos an, die bis über beide Ohren grinste.
„Hey", entgegnete Aleyna etwas weniger enthusiastisch.
„Habt ihr schon mal etwas von einem Hotelzimmer gehört", fuhr sie fort und biss sich sofort auf die Zunge. Diese Bemerkung hatte sie sich einfach nicht verkneifen können.
„Hast du schon mal etwas von keinem Geld gehört", schoss Ornella sofort grinsend zurück. Aleyna seufzte und Ornella drückte sie kurz an sie.
„Ach komm schon, ich weiß, dass du deinen Typen vermisst, aber du hättest ihn einfach mitbringen sollen."
Ali versuchte gar nicht erst, ihr zu widersprechen, sodass Ornella sich zufrieden zurücklehnte und David erneut an sich zog. Alis schnippische Bemerkung blieb ihr im Hals stecken, als sie einen Blick auf die Bühne warf, die nun gefüllt war.
„Das kann doch nicht wahr sein", murmelte sie fassungslos.
Liam, Louis und Harry standen dort ein paar Meter von ihr entfernt auf der Bühne und wirkten etwas verloren im Scheinwerferlicht.
Was machten sie hier? Wieso spielten sie hier? Warum spielten sie ohne ihren Bandnamen? Und wo verdammt nochmal war Niall?
Fragen über Fragen schossen auf sie ein und keine Einzige konnte sie gewissenhaft beantworten.
Womit hatte sie das verdient? War es denn nicht schon schwer genug, so über die Jungs hinwegzukommen? Musste ihr jetzt auch noch direkt vor Augen geführt werden, was sie nicht mehr hatte, nie mehr haben würde?
„Was ist los?", raunte ihr Ornella zu, die überraschenderweise ihren Ausruf gehört hatte.
„Nichts", murmelte sie tonlos. Ornella, die ihr nicht glauben wollte, warf einen Blick auf die Bühne und pfiff leise durch die Zähne.
„Mmmh", murmelte sie noch angetan.
Hatte sie die Drei denn gar nicht wiedererkannt?, fragte sie sich. Das Konzert lag schon lange zurück, aber trotzdem -hatte sie sie wirklich vergessen?
Ali hatte keine Zeit sich über Ornellas Schwärmereien aufzuregen, ihr Blick war gebannt von den Jungs auf der Bühne.
Nun sah sie wie sich Louis - seine E - Gitarree über die Schulter hängend -zerknirscht auf dem Weg zum Mikro machte, während sein Blick suchend durch die Menge glitt. Gut, dass sie sich nach hinten gestellt hatten, dachte Ali erleichtert. Trotzdem - sie sollte gehen. Aber wohin?
Und wie sollte sie ihr plötzliches Verschwinden Ornella erklären? Selbst wenn sie jetzt gerade beschäftigt war, spätestens am Ende des Konzertes würde sie merken, dass sie nicht mehr da war. Sie musste bleiben.
„Hey Leute", begann Louis zu der Menschenmenge zu sprechen. Man merkte ihm deutlich an, dass ihm die ganze Sache unangenehm war.
Und trotz alldem wollte sie nur eins wissen: Wo war Niall? Und wusste er von diesem Konzert?
„Wir sind heute leider nicht ganz vollzählig", fuhr er fort und sah neben sich zu Harry und Liam. Zusammen sahen sie aus wie Schutzwall. Entschlossen und unumstößlich.
„Unser Sänger verspätet sich leider, deswegen müsst ihr euch wohl fürs Erste mit uns begnügen."
Es sollte witzig klingen, doch die Wut, die hinter Louis' Worten steckte, war zumindest für sie unüberhörbar. Unwillkürlich musste sie lächeln, auch wenn sie es nicht wollte. Denn wütend zu sein war so einfach. Wütend und enttäuscht.
„Also dann fangen wir mal an", wandte er sich kurz an die Jungs. Liam setzte sich ans Klavier und Harry ans Schlagzeug.
„Dieser Song ist für unsere Sängerin, die heute leider nicht da sein kann", fuhr er fort und für einen kurzen Augenblick setzte ihr Herzschlag aus.
Er sprach über sie. Sie. Sie widmeten ihr einen Song. Aleyna hörte ein angespanntes Gemurmel durch die Menge gehen.
„Keine Sorge nicht alle Musiker laufen uns davon. Wir haben nur einen blöden Tag erwischt", fügte er noch hinzu, um die Situation wieder etwas zu entspannen und sofort hörte Aleyna ein paar Menschen leise lachen.
Und dann fing Louis doch tatsächlich an zu singen.
Aleyna war von dieser Tatsache so erschrocken, dass sie die ersten Zeilen des Songs nur damit beschäftigt war, ihre Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen.
Als nächstes musste sie registrieren, dass Louis sich mit dieser Schnapsidee keinen Gefallen getan hatte, denn er konnte nicht singen.
Glücklicherweise hatte er sich für einen Simple Plan Song - Everytime -entschieden, weshalb seine leicht schiefen Töne nicht besonders auffällig waren und eher dem Stil getreu. Schmunzelnd kam ihr der Gedanke, wie es wäre, Niall vorzuschlagen von nun an alle Simple Plan Songs von Louis singen zu lassen.
Es wäre sicher witzig gewesen ihn mit dem Wissen zu sticheln, dass seine Stimme niemals so schief klingen konnte. Er hätte sich hundertprozentig aufgeregt, ihr Verwünschungen an den Kopf geworfen und dann zum Gegenschlag angesetzt. Und dann hätten sie sich wieder in den Haaren gehabt so wie immer.
Aber das war jetzt vorbei, ermahnte sie sich. Aus gutem Grund.
"Then we jumped in the car and drove as far as we could go, just to get away", sang Louis gerade und Ali wusste ganz genau, das er sie in der Menschenmenge ausgemacht hatte. In seinem Blick, der nun auf Ihrem ruhte, lang etwas Vertrautes, Intimes. Dieser Blick musste ihr gelten und obwohl sie es ganz und gar nicht wollte, musste sie wehmütig lächeln.
Vor wenigen Wochen noch hatte Louis sie abgrundtief gehasst und jetzt? Er und die anderen Jungs sangen für sie. Sie wäre auch gern mit den Jungs früh am Morgen einfach ins Auto gestiegen und weggefahren.
Egal wohin, hauptsache weg.
"We talked about our lives, until the sun came up. And now I'm thinking about how I wish I could go back, just for one more day."
Jedes Wort, jede Zeile, jede Strophe brannte sich in ihr Gedächtnis, denn alles, was er sang war wahr.
Er hatte diesen Song nicht ohne Grund ausgewählt, trotzdem überraschte sie jede neue Zeile von Neuem.
Es war, als ob er ihre Geschichte - No Names Geschichte - erzählen würde, und obwohl nur sie vier sie kannten, wurden nun ein paar mehr Menschen Teil dieses Geschehens, ohne es wirklich zu bemerken.
„Every time I see your face, every time you look my way, it's like it all falls into place. Everything feels right, but ever since you walked away, you left my life in disarray all I want is one more day, it's all I need, one more day with you", stieg Louis in den Refrain rein und gab einfach alles.
Aleyna hätte nicht gedacht, dass er sich jemals selbst so in Bedrängnis bringen würde, aber er tat es und obwohl er zu wissen schien, dass er nicht besonders gut war, er sang trotzdem weiter.
Aber nicht nur er gab alles, auch Liam und Harry schienen heute besonders motiviert.
Harry höchstwahrscheinlich, weil sein Schlagzeug endlich wieder zum Einsatz kam und Liam - tja, vielleicht einfach nur, damit man sein Instrument hinter all dem Getrommel noch irgendwie zu hören bekam.
Auch ihre Blicke ruhten auf ihr, erstachen sie beinahe.
Sie hatten nicht die Reichweite und Intensität, wie sie einst Nialls Blicke hatten, denn sie waren viel weicher und freundlicher, aber allein ihr Versuch ehrte sie.
Sie wollten noch einen Tag mit ihr. Und das obwohl sie höchstwahrscheinlich wussten, dass sie sie belogen hatte. Niall hatte es ihnen sicherlich nicht verschwiegen, dafür war er einfach nicht der Typ. Er machte seinem Ärger Luft, immer. Und Aleyna war da eine gute Zielscheibe, aber die Jungs schienen es vorerst auch zu tun.
„When the car broke down we just kept walking along, 'Til we hit this town ,there was nothing there at all but that was all okay. We spent all our money on stupid things. But if I look back now, I'd probably give it all away. Just for one more day"
Unwillkürlich meldete sich Aleynas Kopfkino zur Stelle und Bilder begannen vor ihrem geistigen Auge zu entstehen.
Bilder von ihr und den Jungs in einem alten verrosteten Auto, vielleicht sogar Harrys und Nialls.
Auf der Fahrt hätten sie sich bestimmt darum gestritten, welches Album gespielt wurde.
Es würde einen heftigen Schlagabtausch zwischen Louis und Niall geben, während Harry sich entspannt zurücklehnen und dösen würde und Liam sich beleidigt seine Kopfhörer in die Ohre stecken würde, um so zumindest zu seinem eigenen inneren Frieden finden zu können.
Irgendwann würden sie feststellen, dass der Sprit alle oder eine Sicherung durchgebrannt war und wutentbrannt auf einem Seitenstreifen einer menschenleeren Straße zum Stehen kommen, die nächste Tankstelle oder Autowerkstatt Kilometer entfernt.
Es hätte so viel Spaß gemacht, schmunzelte Aleyna. Und dieser Soundtrack hätte sie begleiten können. Gedankenverloren warf sie wieder einen Blick, wo sich Louis und die Jungs gerade zu ihrem fulminanten Finale bereit machen.
Denn ohne jede Ankündigung, ohne dass Aleyna es hätte ahnen können, begannen die Drei gemeinsam zu singen.
Ali hatte die Mikros, die sie nun vor Harrys Schlagzeug und Liams Keyboard stehen sah, bis jetzt gar nicht entdeckt, aber sie hatten ganz sicher schon vorher dort gestanden.
Sie hatte sie einfach nur nicht gesehen.
„One more day with you", waren die ersten Worte, die sie gemeinsam durchs Mikrofon schmetterten.
Es klang so schief, dass es für andere Menschen vielleicht peinlich geklungen hätte.
Vielleicht hätten sie sich sogar für die Jungs geschämt, aber Aleyna rührten ihre Versuche nur.
Und sie zogen ihre Show wacker durch. Kein einziges Mal bis zum Ende des Songs hörte einer der Jungs auf zu singen, weil er gemerkt hatte, wie schief er doch klang.
„Every time I see your face, every time you look my way, it's like it all falls into place. Everything feels right. But ever since you walked away, you left my life in disarray. All I want is one more day - It's all I need. One more day with you "
Der Applaus nach diesem Musikspektakel der besonderen Art war, wie erwartet, etwas zurückhaltend.
Aleyna konnte Louis dabei beobachten, wie er leise über sich selbst und die Leute schmunzelte und dann immer wieder einen unsicheren Blick zum Eingang warf, als ob er auf etwas wartete.
Vielleicht war es die Erlösung von seinen Leiden, überlegte Aleyna grinsend. Denn noch so ein Song und das Publikum würde vielleicht nicht mehr ganz so gnädig wie vorhin reagieren.
Was hatten die Drei sich dabei nur gedacht?
Ohne Sänger aufzutreten war wohl mehr als riskant. Das mussten sie doch wissen. Und was würde Niall sagen, wenn er es herausfinden würde?
Sie hatte er regelmäßig dafür zusammengestaucht, dass sie das Wohl der Band aufs Spiel setzte. Zuletzt als er ihren Lügen auf die Schliche gekommen war.
Das hatte sie nicht mehr zu interessieren, wies sie sich zurecht. Es war Nialls Problem, das Problem der Jungs, aber nicht Ihres.
Aber Louis, Harry und Liam hatten sich ihr gegenüber nicht ungerecht verhalten, überlegte sie weiter. Sie hatten es nicht verdient, dem gleichen Groll ausgesetzt zu sein wie Niall. Schließlich hatte Harry sogar noch ein paar Mal versucht Ali anzurufen nach dem Gespräch - dem Streitgespräch - mit Niall.
Aber sie hatte keinen der Anrufe angenommen, weil sie einen klaren Schlussstrich wollte. Und keinen Kontakt zu keinem der Bandmitglieder zu haben, erschien ihr als die beste Möglichkeit, möglichst schnell wieder zur Normalität überzugehen.
Und auch jetzt - nach dem Song der Jungs - war diese Entscheidung immer noch richtig gewesen, denn ein bisschen Kontakt mit den Jungs zu haben, würde bedeuten, jeden Tag damit konfrontiert zu werden, was sie einmal hatte und nie mehr haben würde.
Es war besser so. Aber jetzt, wo sie die Jungs immer wieder unsicher zum Bareingang sehen sah, hätte sie am liebsten all ihre Vorsätze in den Wind gestoßen und den Jungs geholfen. Sie wusste zwar nicht wie sie ihnen helfen sollte, aber im Moment war alles besser, als hier tatenlos herumzustehen.
„Das Konzert hätten wir uns echt sparen können", flüsterte Ornella ihr gerade fassungslos zwischen zwei Küssen zu.
„Und dabei hat mir die Frau, die mir die Flyer in die Hand gedrückt hat, versprochen, dass es ein einmaliges Erlebnis werden würde. Alles nur leeres Gelabber, wenn du mich fragst."
Aleyna zuckte lässig mit den Schultern, als sie ihr gerade antworten wollte, war Ornella allerdings wieder beschäftigt. Okay, fasste sie einen Entschluss. Alles war besser, als hier herumzustehen und Ornella und David beim Küssen zu zu sehen.
Sie gab sich einen Ruck und war gerade dabei sich möglichst schwungvoll von der Theke abzustürzen, als ihr Blick zum Eingang wanderte, der gerade von einem ziemliche gestressten Niall betreten wurde, der sich schnurstracks auf den Weg zur Bühne machte.
Seine blonden Haare waren zerzaust und standen zu allen Seiten ab, auf seinem blauen Shirt war ein dunkler Fleck und unter seinen funkelnden blauen Augen zeichneten sich tiefe Augenringe ab.
Einen Moment lang war sie nur von seinem Blick gebannt, während ihr Kopf sich nicht entscheiden konnte, ob er eher fasziniert oder abgeneigt auf seine Anwesenheit reagieren konnte.
Dann endlich konnte sie sich zu einem Kommentar über ihn herablassen. Da hatte jemand wohl etwas zu lange gefeiert, sinnierte sie sarkastisch.
Währenddessen war Niall bereits auf der Bühne angekommen und unterhielt sich lautstark mit Louis.
Beide gestikulierten wild in der Gegend herum, während erneut ein Raunen durch das Publikum ging. Diesmal klang es leicht genervt.
Aber wer wäre das nicht, wenn er die Situation nicht kennen würde. Auch Aleyna wurde unruhig.
Das konnte doch alles kein Zufall sein. Ornella hatte sie rein zufällig zu einem Konzert von No Name eingeladen, die zufällig nicht mehr unter ihrem Namen spielten und Niall war zufällig zu spät gekommen.
So viele Zufälle auf einmal konnte es einfach nicht geben, da war sie sich ausnahmsweise sicher.
Und es stimmte auch, denn als Ornella sich wieder von ihrem Freund hatte lösen können und einen Blick auf die Bühne warf, entfuhr ihr ein leises Zischen gefolgt von einem anzüglichem Pfeifen.
„Ist das nicht der Typ, denn wir damals auf dem Konzert am ersten Ferientag kennengelernt haben? Du weißt schon, der ein Casting veranstaltet hat."
Ornella stieß sie aufgekratzt in die Seite, während Aleyna es nur schaffte wie gelähmt zu nicken.
„Und da hinten", rief sie nun wieder aus und zeigt auf den Bühnenvorhang aus dem tatsächlich - natürlich rein zufällig - Ava kam. „Die hat mir die Flyer gegeben. Ich sollte gleich mal zu ihr hingehen und ihr sagen, dass sie sich ihre Ratschläge in den..."
„Ich muss hier raus", unterbrach Ali ihre Tirade, bevor es unschön wurde. Sie hatte keine Lust mehr auf ein ausgelüftetes Spielchen von Ava, in dem sie nur eine kleine Spielfigur war, die beliebig gesetzt werden konnte.
Nein, das war vorbei.
Aber leider hatte sie nicht damit gerechnet, dass sie in diesem Club unter der Beobachtung alle anwesenden Musiker stand, denn sie hörte jemanden von irgendwoher rufen:
„Fang an Niall, los. Sie geht."
Blitzschnell drehte Aleyna sich um, um mitten im Getümmel Cole vorzufinden, der anscheinend die Aufgabe des Beobachters übernommen hatte.
Würde er sie festhalten, wenn sie einfach gehen würde? Sie wollte es lieber nicht ausprobieren.
Auch bei den Anderen, war Coles Ausruf nicht unbemerkt geblieben, denn sie sahen sich ebenfalls ahnungslos im Raum um.
Diese Situation war ja an Komik kaum noch zu überbieten, dachte Aleyna zynisch.
Und tatsächlich sah sie Niall ans Mikro treten, aber er ging nicht so selbstbewusst und stolz wie sonst. Sie wusste nicht, ob es an seiner Haltung lag oder an seinem Gesichtsausdruck, der reservierter als sonst war, aber irgendetwas hatte sich eindeutig verändert.
Sie wollte ihn nicht ansehen. Aber sie konnte auch nicht wegblicken.
„Es tut mir leid, Ali", sprach er klar ins Publikum und durchbohrte sie mit seinem Blick.
Wie hatte er sie so schnell unter all den Menschenmassen ausmachen können? Er hatte ihren Namen genannt, aber es lag keine Ironie in seiner Stimme.
Alles, was er wollte war Intimität zwischen Ihnen zu schaffen. Sie merkte selbst, dass sie den Atem anhielt.
Sie konnte nur stur geradeaus sehen, direkt auf die Bühne, sonst nichts.
Noch nicht einmal auf Ornella, die sie neugierig musterte, konnte sie reagieren.
Vielleicht hatte sie eins und eins zusammengezählt, vielleicht hatte sie sich auch gemerkt, dass Niall sie schon damals mit „Ali" betitel hatte. Vielleicht fand sie es aber auch einfach nur witzig, dass der Leadsänger sich gerade bei einem Mädchen entschuldigte, dass so hieß wie sie.
Auf diese Theorie würde sie zumindest im Nachhinein bauen.
„Ich wünschte, es wäre mein eigener Song", fügte Niall noch hinzu und dann begann er zu singen.
Ohne jedes Brimborium, schlagfertige Sprüche oder eine provozierende Bemerkung.
Ich wünschte, es wäre mein eigener Song, hatte er gesagt. Bevor Aleyna überhaupt begreifen konnte, was Niall da von sich gegeben hatte, forderte die, ihr bekannte Melodie ihre ganze Aufmerksamkeit.
Sie hörte Niall und Louis, die für diesen Song so charakteristischen Riffs zu spielen und für einen kurzen Augenblick schloss sie einfach nur die Augen, um das Intro zu genießen. Sie liebte diesen Song.
The Reason, Hoobastank. Aber sie hatte auch nichts Anderes von Niall erwartet, er wusste, wie er die Menschen zu manipulieren hatte.
"I'm not a perfect person. There's many things I wish I didn't do. But I continue learning", sang er und hob seinen Blick, um ihr direkt ins Gesicht zu sehen.
Er sah bedrückt aus. Selbst jetzt, wo Aleyna immer noch von ihrer Wut auf ihn besessen war, konnte sie sehen, dass er sicher nicht leichtfertig mit den letzten Entwicklungen fertig geworden war.
Aber konnte Niall sich wirklich ändern? Tat es ihm wirklich leid? Wusste er wirklich, dass er nicht perfekt war oder wollte er sie bloß wieder einlullen, um ihr zu zeigen, dass er der Manipulator schlecht hin war?
Aber was würde ihm das bringen, fragte sie sich selbst. Nichts. Er brauchte sie nicht.
Er hatte alles erreicht, was er wollte.
Trotzdem - ein Teil in ihr wünschte sich ihn anzuschreien, ihm die Zeilen, die er gerade so scheinbar ehrlich gesungen hatte, an den Kopf zu werfen und gegen ihn zu verwenden.
"I never meant to do those things to you. " Niall entschuldigte sich. Er entschuldigte sich bei ihr. Vor einer großen Menschenmenge.
Was war nur in ihn gefahren?
Schmerz lag in seinem Blick, Reue. Aber auch etwas Gefährliches. Ein Funkeln, das für andere Menschen, vielleicht verwegen oder charmant ausgesehen hätte, aber Aleyna sah, dass dahinter schlichtweg nur Wut stand.
Es tat ihm leid, aber er war auch noch wütend auf sie.
Und sie wusste, dass ihm diese Wut zu stand.
"And so I have to say before I go that I just want you to know: I've found a reason for me to change who I used to be, a reason to start over new"
Er hatte sich den perfekten Song ausgesucht.
Leise und reuemütig in der Strophe. Feurig, Laut und Schmerzerfüllt im Refrain. Und passend zu dieser Situation. Aber wie sollte sie die Wahrheit hinter diesen Worten, diesen Gesten erkennen?
Niall war von Beruf Musiker. Er wusste, wie er mit den Affekten der Menschen zu spielen hatte. Er kannte ihre Schwächen, ihre Sehnsüchte. Und er wusste, dass sich jedes Mädchen, jede Frau sich wünschte, einen Song gewidmet zu bekommen. Aber so einfach würde er sie nicht einlullen.
Dachte er immer noch sie wäre ein dummes, naives Mädchen, das sich von seinem schönen Gesang, seinen funkelnden Augen und seinem reumütigen Lächeln beeinflussen lässt?
„Ich wünschte, es wäre mein eigener Song."
Sie wünschte sich das auch, denn für Niall gab es nichts Einfacheres, als einen Song glaubwürdig zu covern.
Es war fast zu einfach für ihn und dieser Tatsache schien er sich zumindest bewusst zu sein, denn sonst hätte er diese Worte nicht von sich gegeben.
Er hätte einfach gesungen.
„And the reason is you"
Sie wünschte sich, sie wäre der Grund. Wirklich. Sie wünschte, sie könnte einfach zu ihm gehen und ihm verzeihen, aber es ging nicht.
Er hatte immer recht gehabt. Sie hatte nie daran gedacht die Bandsache länger als nach den Sommerferien durchzuziehen. Es war ihr kleines Abenteuer gewesen, aber sie wusste, dass sobald ihre Mutter nach Hause kommen würde, würde es vorbei sein.
Auch wenn sie diese Tatsache lange verdrängt hatte, die Gewissheit war immer da gewesen, wenn auch tief irgendwo in ihr vergraben. Aber ein Gespräch, ein paar wenige Worte und schon war es so präsent wie nie.
Ihre Mutter würde es ihr nie verzeihen, wenn sie herausbekam, dass sie in einer Rockband gespielt hatte. Und ihrer Mutter zu liebe, verzichtete sie darauf, es weiterhin zu versuchen.
Aleyna sah sich im Publikum um, zu all den jungen Mädchen und Frauen, die hier waren.
Taten sie so, als ob Niall diesen Song für sie singen würde? Bannten sie seine Blicke auch so sehr? Fühlten sie sich für etwa 4 Minuten wie die „Ali"?
Es schien nicht danach auszusehen.
Ali wusste nicht, ob es Nialls Widmung oder sein ehrlich traurige Art es gewesen war, die sie davon abgehalten hatte, für ihn zu schwärmen, aber sie taten es nicht.
Manchmal hörte sie einige flüstern: „Ist das nicht schön?" oder „Wer ist nur diese Leyna?"
Und dann hörte sie einen Mann zu seiner Freundin sagen: „Der scheint es echt ernst zu meinen, Respekt." Woraufhin seine Freundin ins Lachen ausbrach und ihm sagte, dass sie sich von ihm auch so einen Liebesbeweis wünschen würde.
Aber das waren nur irgendwelche x - beliebigen Leute. Natürlich wirkte es auf sie so schön, weil sie nie Teil der Situation gewesen waren. Sie kannten die Geschichte nicht. Aleyna schon.
„I'm sorry that I hurt you. It's something I must live with every day. And all the pain I put you through, I wish that I could take it all away and be the one who catches all your tears. That's why I need you to hear"
Sie schloss noch einmal ihre Augen und versuchte nur seinen Worten zu lauschen. Sie machten ihr Angst und gleichzeitig fühlten sie sich so befreiend an. Wollte er das alles wirklich oder war diese Strophe nur eine Ausnahme in dem sonst passenden Song gewesen?
Als sie ihre Augen wieder öffnete lag Nialls Blick immer noch auf ihrem. Aber er lächelte nicht über ihre kleine Eigenheit oder ihre Verzweiflung.
Er hatte die ganze Zeit über noch nicht gelächelt. Untypisch für ihn.
"I'm not a perfect person. I never meant to do those things to you. And so I have to say before I go, that I just want you to know" Die Bridge.
Aleynas Herzschlag setzte einige Sekunden lang aus.
Sie wusste nicht, ob sie das überhaupt noch durchstehen würde. Denn Niall legte all seine Kraft, seinen Schmerz in diese wenigen Worte, um sie noch einmal zu überzeugen.
Und die Jungs unterstützen ihn. Harry schlug auf sein Schlagzeug, als ob es kein Morgen gab. Louis überstrapazierte die Saiten seiner E - Gitarre und Liam versuchte verzweifelt, dass sein Keyboard noch irgendwie gehört wurde.
Ali hätte gedacht Nialls besten Song bereits gehört zu haben. Vielleicht sogar seine zwei besten Songs. Numb und Perfect.
Aber dieser Song überlagerte alle Anderen. Nicht weil er technisch besser ausgeführt wurde, sondern einfach, weil er so herzzerreißend war.
Er war definitiv nicht so gut gesungen, wie die beiden Anderen, aber jetzt hatte sie das Gefühl Nialls Schmerz, seine Trauer, einfach jede seiner Gefühlsregungen mitfühlen zu können. Sie befand sich in einer Trance, sie nahm nicht mehr wahr, was rechts und links neben ihr geschah. Alles, was zählte, war dieser eine blöde Song.
Niall kämpfte nicht mit fairen Mitteln, aber das hatte er nie getan.
„I've found a reason to show a side of me you didn't know. A reason for all that I do. And the reason is you", endete er schließlich und nach seinen letzten Worten war es muchksmäuschenstill im Raum.
Kein Outro, keine witzigen Sprüche, kein Gemurmel. Nur Stille. Aleyna hörte wie sie selbst wieder Luft bekam und sich der Knoten in ihrem Hals und Herzen löste und sie seltsam geläutert zurückließ.
Sie warf einen Blick auf Ornella, die sie fassungslos ansah. Ihre haselnussbraunen Augen waren weit geöffnet und ein überraschter Ausdruck lag auf ihrem Gesicht.
„Sag mir bitte nicht, dass du diese Ali bist."
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Ich glaube ich muss nicht mehr zu den Kapitel sagen.
Was denkt ihr? Was wird Aleyna tun?
Wird sie mit Niall reden?
Was wird Ornella sagen?
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