5. Kapitel
Ich lehne an der Wand. Professors McGonnagalls Worte schwirren mir unablässig im Kopf herum. „Sie und ihr Partner werden in einen Raum gebracht, dessen Wände verzaubert sind. Die Wand, vor der sie stehen, wird immer knapp hinter ihren Rücken bleiben, auch wenn sie einen Schritt vorgehen. Das tückische daran ist, dass sich die Wand nicht wieder an ihren alten Platz zurückbewegt. Ihr Ziel ist es, so lange wie möglich in den Raum zu bleiben, was sie merken werden nicht leicht sein wird, egal wie unkompliziert das jetzt klingt! Wenn man aufgibt, schießt einer von ihnen rote Funken in die Luft und ein Lehrer wird sie holen kommen. Und denken sie daran: wer am besten abschneidet, bekommt Sonderpunkte und wer am Ende am meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt unser kleines, nun ja, Turnier!"
Schon lange haben James und ich herausgefunden, dass wir und nur an die Wand lehnen müssen und unsere Hände ausstrecken um die Wände „im Schach zu halten", um so mehr als genug Platz zu haben. Was auch immer das Schwierige sein sollte, wir sind bis jetzt verschont geblieben. Auf einmal werde ich aus meinen Gedanken gerissen, weil ich höre, dass sich die Wand von James verschiebt. Ich sehe auf und bemerke, dass er auf mich zukommt. „James! Was machst du da?!", schimpfe ich wütend. Doch er beachtet mich nicht und kommt immer näher. Er bleibt erst stehen, als er sehr nah vor mir steht. „James! Du Idiot!", rege ich mich auf. „Jetzt sind wir total eingeengt!" Es wird immer schwerer für mich, die Seitenwände zu halten, weil dieser Vollidiot anscheinend besseres zu tun hat als die Wände am näherkommen zu hindern. Schließlich habe ich keine Kraft mehr und lasse erschöpft meine Hände sinken. Ich könnte mich gleich darauf Ohrfeigen, denn nun sind wir vollkommen eingeengt. Ich drücke mich so fest es geht gegen meine Wand um etwas mehr Abstand zwischen uns zu kriegen. Im schummrigen Licht erkenne ich, dass James mich die ganze Zeit anschaut. „Ist was?", fragte ich leicht unruhig. Er antwortet nicht, sondern streckt seine Hand aus und streicht mir sanft, ja irgendwie zärtlich, eine Strähne, die sich aus meinen Dutt gelöst hat, aus meinem Gesicht hinters Ohr. Er kommt noch ein bisschen näher. Jetzt kann ich seinen Atem auf meinem Gesicht spüren. Auf einmal kribbelt mein ganzer Körper. Ich bin komplett irritiert von diesem Gefühl. Plötzlich zieht James mich an sich und legt seine Lippen sanft auf meine.
Ich kann nicht mehr denken, mein Kopf ist komplett wie leer gefegt. In mir kämpfen zwei Hälften gegeneinander an. Die eine will sich irritierender Weiße an James pressen und ihn ebenfalls küssen, und die andere will zurückweichen und ihn von mir stoßen. Weil ich erst mal nichts unternehme um ihn abzuweisen, scheint James mutiger zu werden und küsst mich jetzt intensiver. Die Hälften kämpfen stärker, ich merke wie langsam die eine gewinnt und die Kontrolle über meinen Körper übernimmt. Ich kann nicht anders und presse mich an ihn. Erst vorsichtig, dann immer intensiver erwidere ich seine Küsse. James lässt eine Hand auf meinen Rücken, die andere legt er auf meine Haare. Ich stöhne leise vor Genuss und er zieht mich ganz eng an sich. Vorsichtig lege ich auch meine Arme um ihn. Küssend stehen wir da und vergessen alles um uns herum. Plötzlich wird mir bewusst, was ich grade mache! Ich stehe mit James Potter, den größten Vollidioten der Schule und meinen Erzfeind, eng umschlungen in einem sehr engen Raum, lasse ihn an meinem Körper rumfummeln, lasse ihn mich küssen und erwider auch noch seine Küsse! Sosehr die andere Hälfte wieder protestiert und dagegen ankämpft, kann ich einfach keinen Wiederstand leisten. Ich verfalle ihm immer mehr; er könnte inzwischen fast alles mit mir machen, was er wollen würde. Ich spüre, wie er vorsichtig meinen Dutt löst. Meine Haare fallen mir auf den Rücken und er fährt zärtlich mit seiner einen Hand über meine Wellen. Irgendwo in meinen Hinterkopf schreit eine Stimme, ich nicht von ihm geküsst werden und ich ihn schon gar nicht zurückküssen will, doch ich muss es einfach. Ich spüre seinen warmen Körper so nah an meinem und seinen warmen Atem, der über mein Gesicht streicht. Langsam werden unsere Küsse immer intensiver, fordernder und stürmischer. Eng umschlungen küssen wir uns immer weiter.
Irgendwann, nach vielleicht schon einer halben Stunde, in der wir nichts anderes getan haben, als uns zu küssen, kann ich überhaupt nicht mehr richtig denken. In meinen Kopf schwirren abartige Szenen herum, in denen seltsamer Weiße immer James vorkommt. Auf einmal verliere ich das Gleichgewicht und hätte mir beinahe den Kopf an der Wand angeschlagen, doch James verhindert es, indem er mich noch näher an sich zieht. Zum Dank küsse ich ihn noch intensiver und stürmischer. Ich vergesse, dass wir in einem engen Raum sind, vergesse, dass ich den größten Idioten der Schule küsse, vergesse, dass wir in Hogwarts sind. In meiner Vorstellung stehen wir auf einer wunderschönen Blumenwiese. Die Strahlen der untergehenden Sonne wärmen uns leicht. Auf einem Baum singt lieblich ein Vogel und ich hörte Wasserplätschern. Auf einmal kommt es mir so vor, als ob wir wirklich dort wären. Leicht verwirrt lösen wir uns voneinander. Erstaunt sehe ich mich um. Wir stehen auf einer Blumenwiese, die Sonne geht gerade unter, irgendwo in der Nähe singt ein Vogel und ich höre einen Bach. James schaut mich verdutzt an. Bevor ich Gefahr laufe in seinen wunderschönen haselnussbraunen Augen zu versinken, kommt mir ein Geistesblitz. „Aber natürlich!", rufe ich aus und beginne zu lachen. James sieht mich noch verwirrter an, was ich heimlich finde, ziemlich süß aussieht. „Der Raum verändert sich nach der Vorstellungskraft! Wir stehen immer noch im selben Raum!" „Das versteh ich nicht...", meint James, jetzt komplett irritiert. Ich seufze und hob zu einer Erklärung an. „Professor McGonnagall hat uns doch gesagt, was mit dem Raum „nicht stimmt" und das haben wir ihr natürlich alle geglaubt! Und weil sie gesagt hat, dass irgendetwas gruseliges passieren wird, malen sich wahrscheinlich alle aus, was das sein könnte und das geschieht dann natürlich auch!" James scheint das überprüfen zu wollen und geht auf einen Baum zu. Doch bevor er dort ist, kann er nicht mehr weitergehen. „Ich stehe vor einer Wand!", murmelt er verblüfft und geht wieder zu mir zurück. Bewundernd strahlt James mich an. „Du bist ein Genie!", haucht er.
Inzwischen haben wir jedes Zeitgefühl verloren. Wir wissen nur, dass wir schon sehr lange hier sein müssen. James grinst mich an. „Also, ich finde es hier eigentlich gar nicht so schlecht! Ich könnte es hier noch ewig aushalten!" Ich verdrehe belustigt die Augen und rücke ein Stück weg. „Mach dir bloß keine Hoffnungen!", erwidere ich. Mit hochgezogenen Augenbrauen sieht er mich an, springt auf und zieht auch mich auf die Beine. Ich lasse es verdutzt geschehen. Er sieht mir tief in die Augen und ich versinke fast sofort in ihnen. Ohne den Blick von meinen Augen zu lösen, scheint er sich auf einmal sehr zu konzentrieren. Plötzlich stehen wir wieder sehr dicht voreinander in dem engen Raum eingeschlossen. Er rückt wieder immer näher und sieht mir verführerisch in die Augen. Ich schmelze unter diesem Blick dahin und muss lächeln. Wieder schlingt er die Arme um mich, zieht mich an sich und beginnt mich wieder intensiv und sanft zu küssen. Und wieder kann ich nichts anderes machen als es zu erwidern. Nach einiger Zeit hören wir auf einmal Professor McGonnagalls Stimme, die uns verschreckt auseinander fahren lässt. „Herzlichen Glückwunsch ihr beiden! Ihr habt's geschafft am längsten drin zu bleiben! Professor Longbottom und ich kommen sie gleich holen!" Nach ungefähr 30 Sekunden wird die Tür von der Schulleiterin und Verwandlungslehrerin aufgestoßen. „Wow! Solche guten Ergebnisse hatten wir noch nie!", murmelt sie beeindruckt. „Sie können jetzt gehen! Der erste Platz für heute ist ihnen sicher!" Gemeinsam verlassen wir den Raum und treffen auf unseren Hauslehrer der uns anstrahlt. „Gut gemacht!", lobt er uns überschwänglich und ausführlich, bis er uns endlich in unseren Gemeinschaftsraum gehen lässt. Als wir außer Sicht sind, nimmt James mich auf einmal an der Hand und zieht mich in einen verborgenen Gang. Dort beugt er sich zu mir und will mich erneut küssen, doch diesmal stoße ich ihn weg. Er sieht mich mit großen Augen verwirrt an. Ich erwidere seinen Blick etwas hilflos. „Was ist los?", fragt er verstört. „Habe ich dir irgendwie wehgetan?" Ich lasse die Schultern hängen, dann hole ich tief Luft. „Es tut mir Leid James, aber ich weiß noch nicht, ob du's wirklich erst meinst!", stottere ich. Verletzt sieht er mich an und versucht meinem Blick aufzufangen, doch ich weiche ihm aus. Dann ist es auf einmal alles zu viel für mich und ich renne davon. Ich versuche mich in den Gedanken mit etwas anderem zu beschäftigen, doch ich sehe nur die ganze Zeit vor mir wie er mich verstört und traurig angeschaut hat. Tränen laufen mir über die Wangen. „Ja, ich muss wirklich wissen, ob er es ernst meint!", denke ich zittrig und versuche mich zu beruhigen.
Die anderen „Aufgaben" schweben wie im Nebel an mir vorbei. Auch an die Preisverleihung, in der Jam- nein Potter und ich den ersten Platz belegen, erinnere ich mich nur noch verschwommen. Ich kann mich nur klar an die erste Aufgabe erinnern und- und was wir getan haben. Die ZAG's kommen und gehen an mir vorüber. Ich lerne viel und verbringe meine freie Zeit mit Rose und Al oder auf dem Quiddichfeld. James sucht immer, wenn ich ihn sehe, meinen Blick, doch ich weiche ihm immer aus, weil ich seine Trauer und wie verletzt er ist nicht sehen will. Aber am meisten habe ich Angst davor, Wut darin zu erkennen.
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