◇ Sucht ◇
Früher
Gin wandte sich von ihm ab, nachdem er sie abrupt abgewiesen hatte. Dennoch hatte er Glück, dass er sie kennengelernt hatte, schließlich hätte er sonst noch ein halbes Jahr warten müssen, bis er einen Abend in der Bar legal verbringen konnte.
Er hatte schon mit 17 viel getrunken, was jedoch daran lag, dass er in einer schwierigen Phase gewesen war und die passenden Kontakte hatte.
Er schob das Glas in alle Himmelsrichtungen und sog nur noch
den Geruch des guten Whiskys in seine Nase. Diese braune Brühe war das, was er an solchen Tagen benötigte, denn er spürte, wie vernarrt er in sie war. Was für ein schwachsinniger Psycho er wurde, weil seine Sicherungen durchbrannten, wenn Reese von Kumpels von Collin angemacht wurde. Er ging sehr stark davon aus, dass sie nichts von Respekt verstanden und sich früher wahrscheinlich mit ihren mickrigen zehn Jahren mit einem Senior gleichgestellt hatten.
Er schnaubte verächtlich und trank das Glas in einem Zug leer. Als ihm ein Joint ins Blickfeld kam, ergriff er diesen und zog an diesem. Ihm wäre es egal, wem er gehörte, solange er weniger spüren konnte, nahm er alles in Kauf. Doch Jenna hatte es ihm mit ihrem Geruch leicht gemacht.
»Was machst du hier, Jenna? «, nuschelte er und bließ den Rauch aus. Er konnte es sich erlauben high zu werden, schließlich hatte Collin wieder seine Spielchen mit Reese getrieben. Dieser Scheißkerl wusste sich nicht in der Öffentlichkeit zu bewahren. Ihn störte es nicht, wenn Collin seine Pornos mit seinen Barbies, wohlbemerkt in der Öffentlichkeit, drehte, aber Collin hatte kein Recht die Würde eines Mädchens wie ihre zu beflecken.
»Das gleiche was du hier treibst, Liebster.«
Sie war total hinüber. Er hatte gewusst, dass sie es war, weil man ihre Fahne mit einer Mischung aus billigen Parfum meterweit hatte riechen können. Sie war jemand, der sich endlos betrank und dessen Lichtblick der Alkohol war. Warum genau, wusste er zwar nicht, aber er dachte, es genügte zu wissen, wie sehr sie hinüber war, wenn sie einen schlechten Tag hatte. Und ihm wurde dies erst recht bewusst, als sie sich kichernd bei ihm einzuhaken versuchte, wobei ihm seltsam zumute war. Was trieb sie da? Er senkte den Blick und hielt sein Glas fester, musterte instinktiv seine hervorgetreten Adern und erinnerte sich an die Zeit, in der er diese hatte schneiden wollen. Er schluckte und senkte seinen Kopf, ließ seine Augenlider fast ganz zu fallen. Sein Kiefer mahlte und sein Konzentrationspegel war völlig am Arsch.
Er saß auf einer dieser Holzhocker und hatte sich einen Platz an der Bar gegönnt. Zwar hatte er geplant seine Nacht hier zu verbringen, aber hierbei war Jenna auf jeden Fall nicht eingeplant. Er hatte sich nicht umsonst ein Loch ausgesucht, bei dem er niemanden antreffen würde, den er kannte. Aber bei Jenna hätte er es sich auch denken können. Er hielt ihr den Joint hin, doch sie schüttelte heftig den Kopf. Genervt drückte er den Joint auf das Metall des Tresens und versuchte sich vergeblich aus ihren Griff zu befreien. Ausgerechnet seine freie Hand hatte sie ergreifen müssen. Er legte sein Glas ab und drehte sich zu ihr, packte ihre Schultern und drückte sie auf den anderen Hocker. Die Bewegung geschmeidig und so schnell wie die einer Raubkatze, kontrolliert und zugleich völlig aufgelöst. Die Wirkung des Joints schien viel zu schnell auf ihn einzuwirken.
»Treib' es nicht zu weit mit den Kerlen«, säuselte er verschwörerisch, während er nach dem Glas griff, und nahm einen großen Schluck. Die Brühe ließ seine Lunge in Brand setzen. Er schloss die Augen, um sich zu sammeln, und legte mehrere Dollar auf den Tresen. Dabei leckte er sich auf die Lippen, beobachtete wie sie seine feuchten Lippen musterte und verwechselte sie für einen kurzen Moment mit Reese.
Wäre sie Reese hätte er sie herrgott nochmal geküsst und es wäre nicht dabei geblieben, dabei war er sich sicher. Diese rosigen Lippen konnten doch jeden Mann den Verstand rauben.
Er musste es langsam angehen, das wusste er, doch diese Frau katapultierte ihn in die Hölle der Feigheit. All die Jahre hasste er sich mehr und mehr sie nicht angesprochen zu haben. Abwesend warf er Jenna noch einen letzten Blick zu und machte sich schließlich aus dem Staub.
»Och Mann!«, hörte er sie noch verblasst stöhnen und er verdrehte bloß die Augen, als er noch kurz einen Blick zurückwarf. Er verstand bis heute nicht, warum er Jenna überhaupt das Leben leichter machte. Er hatte oft mit ihr geschlafen, doch er hatte dies nur getan, wenn er Abwechslung gebraucht hatte. Eine Ablenkung vom Leben, von Reese, denn er bekam ihre Veränderung mit. Ihm würde erneut speiübel werden, wenn er erneut an das Spektakel von heute Mittag dachte, denn er hatte heute eine Grenze überschritten. Er stieg auf das Raubtier und ließ dieses aufheulen, zog seinen Helm über und ließ sein Blut erneut Rauschen, wenn er sein Monster startklar machte. Zischend wartet es darauf einen neuen nächtlichen Ritt in das Labyrinth des Nachtverkehrs zu machen und beim Gedanken an Reese zog er die Lederhandschuhe hastig über. Er hatte nicht viel Zeit gebraucht bevor er die Stütze nach oben geklappt hatte und Collin im Kopf mit Dartpfeilen perfekt in der Mitte traf. Denn erst dann, bei diesen zufriedenstellenden Gedanken, brauste er davon.
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08.01.2018
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