◇ Schein, Stein, Schwarz ◇
Vergangenheit
La vieil du ciel - Armande A.
(Die Erde vom Himmel)
Die Gitter bildeten Muster aus eleganten Blumen und verschiedenen Verschnörkelungen, doch das war nicht das, was die völlige Aufmerksamkeit auf alle zog. Er musterte das Moos, das an den Gittern klebte und trat näher an sie, streckte seine Finger aus, fasste die Stäbe behutsam an und schloss die Augen. Tief atmete er den Geruch von Moos und Tod ein, atmete ihn gleich darauf aus und blickte sie an. Sie war hinter dem Gitter. Mehrere Meter entfernt. Ein Baum verstrich ihr den Anblick von ihm.
Seine ledernen Schuhe knisterten verräterisch, als er seine Schönheit näher zu betrachten wagte.
Er war vollkommen in schwarz gekleidet, passend zum Ambiente. Sie hatte sich mit Absicht so angezogen. Er nicht.
Er mochte die Farbe und verstand nicht die Haltung anderer, die sie verabscheuten und nur mit diesem einen Ereignis verbanden. Diese Sichtweise empfand er als besonders tragisch und er hasste Menschen, die redeten bevor sie nicht nachdachten. Menschen sprachen oft mit ihm ohne nachzudenken. Er musste an das nervige Mädchen von der Bib denken. Sie hatte ihn am darauffolgenden Tag wieder aufgesucht und schien wie ein wildgewordenes Tierchen zu ticken, denn sie hatte ihn vergebens mit ihrem Charme einzulullen versucht. Es war ihr selbstverständlich nicht gelungen. Er hatte mit ihr gevögelt, nicht geschlafen. Und wenn er vögelte, dann, weil er seinen Frust auslassen musste. Er war so kurz davor gewesen, laut zu schnauben und die Wut an dem Gitter vor ihm auszulassen, doch letztlich würden nur seine teueren Schuhe dran leiden und sie ihn auch noch entdecken.
Er blickte auf sein schwarzes Jacket und erinnerte sich daran zurück, worüber er zuvor nachgedacht hatte. Schwarz symbolisierte alles und auch nichts. Tod und Leben gleichermaßen. Denn nach dem Tod lebten die Kreaturen der Unterwelt und planten schon wie sie die Welt früher oder später eroberten. Er schüttelte den Kopf über seine sinnlosen Gedanken und lächelte leicht. Er hatte jedenfalls keine Angst vor dem Tod. Ihm jagte das Leben ein Schrecken ein. Er mochte Überraschungen, jedoch keine Tücken. Der Tod war eine Überraschung: Man wusste nicht, wohin er führte und gerade das war doch das Prickelndste. Zumindest für ihn.
Das Leben jedoch ließ ihn in jede Falle tappen. Er war ein hoffnungsloser Kerl. Ein Kerl, der hoffnungslos in das Mädchen verliebt war, das so unerreichbar war wie der Mond der Menschheit ohne Raketen.
Es war erschütternd zu sehen, wie sie die hellen Farben nur durch eine Bewegung zum Verblassen brachte.
Es war erniedrigend zu sehen, wie die Flüssigkeit immer wieder auf die Erde tropfte. Und am schlimmsten war die Tatsache, dass sich der Zustand dennoch nicht ändern würde.
Denn wie würden tote Personen erneut zum Leben erwachen?
Denn wer würde die Blumen an einem Grab weiterhin als fröhlich personifizieren?
Zuzusehen wie sie sich jedes Mal schwor nicht mehr herzukommen und es doch noch tat nagte an seinem Herz.
Sie stand da, völlig vom strengen Regen durchnässt und doch sah er ihre Tränen, die wie die Niagarafälle zu strömen schienen. Man sagte, Regen applaudiere einem zu, doch in Wirklichkeit trampelte dieser erbarmungslos auf einem. Dieses Mädchen, das wie ein Energiebündel in der Welt umher spazierte, schien in diesem Moment nicht mehr als eine Tote zu sein.
Menschen waren so unfassbar unbedeutend, und klein, doch dies hinderte sie nicht daran, ihre Liebsten zu schätzen und zu lieben. Sie kümmerte es nicht, ob sie nur ein minimaler Punkt auf der grünblauen Kugel war. Auch wenn sie nun leblos in der Welt herumschwirrte, liebte sie und dies empfand er als faszinierend.
Sie schuftete für diesen einen Moment, tat alles, um nur für zwei Stunden hier zu bleiben und dem Rauschen der Blätter und dem heulenden Wind zu lauschen.
Für niemanden verständlich.
Für niemanden, außer mir.
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Unseren Stalker haben wir hier mal ganz wirr und ohne Sinn :)
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