He's helping.

38.

Es stellte sich heraus, dass Yoongi absolut nicht bereit war mit Seokjin zu reden.

Also übernahm Gi wie gewohnt die Kontrolle.

"Also, Yoongi", lächelnd setzte sich Jin vor den Mintschopf. "Als erstes, erzähl mir ganz genau warum du hier bist. Warum du glaubst, dass du mit mir reden solltest", fing der Blondschopf an. Seokjin lehnte sich in seinem Stuhl nach hinten und lächelte den Jungen beruhigend an.

Verwirrt runzelte Gi die Stirn. "Na, wegen meinen Händen, oder nicht?", irritiert legte der Mintschopf den Kopf zur Seite. Was sollte die Frage denn? Es war doch Seokjin gewesen, der dieses Treffen überhaupt erst ausgemacht hatte!

Der Psychologe nickte sanft. "Schon, aber dein Händebeissen hat einen Grund. Etwas das deine innere Nervosität ausgelöst hat. Und ich habe das Gefühl, du weißt was diese Nervosität auslöst", erklärte der Blonde.

Gi schluckte laut. Natürlich wusste er warum Yoongi immer nervös war. Wegen seinem scheiß Trauma. Er vertraute den wenigsten Leuten, hatte als Kind lernen müssen, dass niemand ihn liebte und wurde von klein an behandelt wie ein Tier.

Wer würde da nicht innere Nervosität spüren.

Doch Gi wollte Jin auf keinen Fall von seiner Kindheit erzählen.

"Nein. Ich weiß nicht was du meinst", gab er daher trocken von sich, verschränkte die Arme vor seinem Bauch und trippelte nervös mit seinem Bein auf und ab. Jin nickte leicht, ließ es sich nicht anmerken, sollte er enttäuscht sein, und kritzelte irgendetwas auf einem Blatt nieder.

"Yoongi, wir sind hier gerade in einer Sprechstunde. Das bedeutet alles was du mir hier erzählst wird auch hier drinnen bleiben. Ich bin dazu verpflichtet über alles was hier passiert zu schweigen. Egal was du sagst, ich darf es nicht weiter erzählen."

Gis Atem stockte und sein Blick flackerte kurz zu Jin, welcher immer noch sein sanftes Lächeln behielt, während er in seiner rechten Hand einen Stift hielt.

Er durfte es nicht weiter sagen?

Das bedeutete... Gi könnte über Yoongis Kindheit reden. Vielleicht würde Jin dann herausfinden wie er Yoongi helfen konnte?! Der Mintschopf atmete zittrig ein. Gis Aufgabe war es schon immer gewesen, Yoongs zu beschützen, ihm zu helfen.

Und wenn Seokjin Yoongi helfen konnte, war er mehr als bereit dazu über seine Kindheit zu reden.

"Ich weiß, dass du etwas auf dem Herzen trägst. Irgendetwas, das dir wie eine Last auf den Schultern vorkommt. Egal was du machst, es klebt an dir wie Kaugummi an einem Schuh. Irgendetwas bedrückt dich. Und zu zweit können wir den Kaugummi vielleicht abkratzen."

"Gi. Wage es nicht, Miststück.", Yoons Stimme klang gepresst. Er zischte, als Gi ihn absolut ignorierte. Auch Min runzelte leicht die Stirn. "Gigi, ich bin mir nicht sicher, ob du Jin von unserer Krankheit erzählen solltest", schloss sich der Älteste Yoon an. "Yoongi, was meinst du?"

"Ich-", Yoongi stockte und betrachtete kurz die anderen Persönlichkeiten. "Ihr- Ihr alle haltet Erinnerungen von mir fern, nicht wahr? Grausame Dinge, welche ich vergessen sollte. Aber", tief atmete er durch, "Ihr helft mir schon mein Leben lang. Und müsst trotzdem mit meinen Problemen leben."

Dann blickte er schluckend hoch. "Gi, ich möchte, dass du Jin von meiner Kindheit erzählst. Ich möchte, dass jeder von euch das tut. Wie lange halten wir all unsere Probleme schon für uns? Vielleicht kann Jin uns helfen."

Sein Blick streifte Suga, "Vielleicht hilft er Suga seine Angst vor lauten Geräuschen zu überwinden, oder Yoons Agrressionen und Ausraster. Er kann Mins Klaustrophobie vielleicht heilen und Gis Angst allein gelassen zu werden. Ich möchte nicht, dass ihr leidet, aufgrund meiner Kindheit."

Und schon wurden alle Charaktere ausgeblendet. Yoongi hatte eine Entscheidung getroffen und Gi war bereit diese zu respektieren. Nun war es an dem Teenager, den ersten Schritt zu machen.

"Jin...", der Blonde lächelte den Jüngeren lieblich an. "Wie viel weißt du über das Multiple Personality Disorder?" Das Lächeln Seokjins wackelte etwas. "Oh, d-das... Ich lag wohl mit meiner Vermutung etwas daneben...", murmelte der Psychologe, welcher geglaubt hatte, Yoongi wäre bloß bipolar.

"Eine Störung, bei welcher ein Kind mehrere Persönlichkeiten entwickelt, um traumatische Ereignisse meist während der Kindheit zu verarbeiten." Kurz stockte Seokjin und blickte Gi fragend an. "Ich rede nicht mit Min Yoongi, oder?"

Gi schüttelte den Kopf.

"Nein."

"Und mit wem rede ich?", hakte der Blondschopf leise nach. Gi verkrampfte sich etwas und biss sich auf seine untere Lippe. Das hier war nicht, wie als er sich Taehyung vorstellen musste. Das hier war anders. Tae hatte er gekannt, ihn gemocht. Jin? Er war Gi fast fremd.

"Gi", hauchte der Teenager schließlich leise und senkte den Blick. Seokjin nickte leicht, grinste sanft. "Alles ist in Ordnung, Gi. Kein Grund nervös zu sein, ich versuche bloß zu helfen, ja?" Der Mintschopf nickte halbherzig.

"Erzähl mir einfach alles, was du erzählen willst. Erzähl mir über dich, über Yoongi, über irgendetwas, ganz egal was", mit verschränkten Beinen und immer noch diesem sanften Lächeln auf den Lippen nahm Jin wieder seinen Notizblock in seine Hand.

"M-Mein Name ist Gi, ich bin sechzehn Jahre alt. Yoongi ist mein bester Freund, ich liebe ihn wirklich sehr", schluckend fuhr der Teenager fort, "Ich mag Kirschlimonade und Klamotten. Meine Rolle ist es Yoongi zu versorgen. Ich schaue nach seinen Verletzungen und danach, dass es ihm immer gut geht."

Jin blickte kurz von seinen Notizen hoch.

"Weißt du auch, warum Yoongi dir diese Rolle anvertraut hat? Dass du ihn versorgst?", hakte der Psychologe langsam nach. Gi nickte erneut sanft. "Ja. Ich wurde erschaffen, als Yoongi fünf Jahre alt war. Er war oft... Schwer verletzt aber als Kleinkind konnte er sich natürlich nicht um seine Wunden kümmern."

Tief atmete Gi durch. Er hatte noch nie darüber gesprochen, wie er Yoongi kennen gelernt hatte. 

"Yoongs war noch ganz klein und in seinen Augen waren Teenager diese großen Kinder, welche auf die kleineren aufpassten und ihnen halfen", erklärte Gi. "Also entwarf sein Gehirn sozusagen mich, einen älteren Bruder, welcher ihn versorgen konnte."

Jin nickte leicht. "Yoongi hat dir also sozusagen die Aufgabe gegeben, sich um ihn zu kümmern, habe ich das richtig verstanden?" Gi blickte hoch und atmete erneut tief durch. "Ja." Kurz war es still, während Seokjin sich irgendetwas aufschrieb. 

"Gut, was kannst du mir noch über dich sagen? Was sind deine Erfahrungen mit Yoongi, wie oft kommst du raus, in welchen Situationen kommst du raus? Erzähl mir mehr über deine Rolle als Yoongis Helfer."

"Ich komme eigentlich immer raus, wenn Yoongi sich unwohl oder bedrängt fühlt", erklärte Gi, "in Situationen, welche ihm schwer zu schaffen machen." Jin summte zustimmend. "Kannst du mir ein Besipiel einer solchen Situation nennen?"

Kurz überlegte der Mintschopf. "Zum Beispiel, wenn er mit Fremden reden muss. Oder wenn Yoongi sich für irgendetwas schämt." Seokjin hob erneut den Blick und musterte die Gestalt vor sich. "Und in seiner Kindheit, wann kamst du hervor?"

Gi erstarrte.

Seine Hände fingen an zu beben und er schluckte laut. 

"Du musst mir nicht antworten, Gi. Lass dir ruhig Zeit", erklärte der Blonde lächelnd. Gi jedoch schüttelte den Kopf. Er würde das hier durchziehen. Für Yoongi.

"W-Wenn", zitternd verschränkte der Mintschopf die Arme vor seinem dünnen Oberkörper, "Wenn Miss Yoongi a-anschrie, beleidigte und", der Hals des Teenagers schnürte sich zu, doch e zwang sich dazu weiter zu reden, "Als wir auf d-der Straße lebten, da-" Seine Stimme brach ihm ab.

"Hey, tief durchatmen, Gi", sanft reichte Jin dem Jungen ein Taschentuch, "Wir sind hier in meinem Büro. In der Gegenwart. Egal was dir passiert ist, hier wird es sich nicht wiederholen, ja?"

"W-Wenn Leute Yoongi an-ange-angefa-", schluchzend zog Gi beide Knie an seinen Körper und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Er konnte es nicht sagen. Immer noch spürte er die dreckigen Hände der Obdachlosen an seinem Körper. 

In seinem Haar, an seinem Mund, seinen Beinen-

"Ich glaube, das reicht für heute, Gi. Vielen Dank dass du mir das alles erzählt hast", Seokjin beugte sich über den Tisch und rieb aufmunternd den Arm des schluchzenden Jungen. "Und ich glaube, Taehyung wartet bereits im Wartezimmer auf Yoongi."

Abrupt hörte das Schluchzen auf.

Yoongi war wieder da.

Grinsend stürzte der Kleinere auf die Tür zu riss diese auf und verschwand im Flur. Tatsächlich konnte er das brünette Haar seines Mitbewohners schon von hier aus ausmachen. Mit klopfendem Herzen rannte Yoongi auf die Tür zu. Er hatte Taehyung die letzten zwei Tage wirklich schrecklich vermisst.

Kaum hatte Tae den mintschopf erblickt, da schmiss sich dieser bereits in seine Arme und atmete tief den ihm bekannten Geruch nach Lavendeltee ein, welcher wie immer von Tae auszugehen schien.

"Oh-", Tae stolperte etwas nach hinten, umgriff jedoch seinerseits den Grünhaarigen. "Ich habe dich vermisst", nuschelte dieser in Taehyungs roten Pullover hinein, drückte sich noch näher an den Brünetten. 

Lächelnd küsste Tae den Scheitel des Jungen. "Ich dich auch. Ich liebe dich, Yoonie", flüsterte der Brünette und strich dem Kleineren über den Rücken. Yoongi öffnete den Mund, schloss ihn jedoch kurz darauf wieder.

Er konnte diese drei Worte nicht erwidern.

Doch er hoffte, das würde sich bald ändern.

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So, jetzt wissen wir ein wenig mehr über Gis Vergangenheit! Hoffentlich hat euch das Kapitel gefallen! Bis dann und voten nicht vergessen, eure M&M's ;)

1479 Wörter

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