Zweites Kapitel
Die unteren Ebenen von Coruscant waren ein Ort, an den das Sonnenlicht längst nicht mehr hinkam. Die Luft war schwermütig, durchzogen von Abgasen und dem unablässigen Rauschen von Maschinen. Überall in den dunklen Gassen und überfluteten Märkten hatte das Verbrechen die Kontrolle übernommen. Die Menschen, die hier lebten, hatten weder Hoffnung noch Zuflucht. Ahsoka Tano fand sich genau hier wieder, in einer Welt, die das perfekte Versteck für sämtliche Verbrecher - wie jetzt auch sie - darstellte.
Sie hatte sich in einem verlassenen Lagerraum versteckt, der von der ständigen Feuchtigkeit und dem Schmutz der unteren Ebenen geplagt war. Es gab keinen Ort, an dem sie sicher war, aber dieser hier fühlte sich zumindest für den Moment sicher genug an. Ihr Blick war auf den Boden gerichtet, ihre Gedanken kreisten unaufhörlich um alles, was geschehen war – ihr Ausschluss aus dem Orden, der Verrat an ihr und ihre Beinahe-Exekution. Sie war verloren, doch mehr denn je spürte sie, dass sie eine Entscheidung treffen musste. Eine Entscheidung, die sie zu einem neuen Weg führen würde.
Plötzlich durchbrach ein unheimliches Surren die Stille des verlassenen Raumes. Ahsokas scharfe Sinne ließen sie aufhorchen, und ihre Hand fuhr instinktiv an ihre Seite, an der immer ihr Lichtschwert hing. Doch sie hatte ihre Lichtschwerter im Jedi-Tempel zurückgelassen, da es zu gefährlich gewesen wäre, sie zu holen. Sie hatte nichts mehr, außer der Macht.
Ein Droide trat aus den Schatten – ein silberner Protokolldroide. Ahsoka war sofort auf der Hut. „Ahsoka Tano," sagte der Droide mit klarer Stimme. Sie musterte ihn misstrauisch. „Wer bist du? Was willst du von mir?"
Der Droide machte eine kleine, mechanische Pause, bevor er mit einer Stimme fortfuhr, die so neutral wie möglich klang. „Ich bin der Überbringer einer Botschaft. Mein Meister wünscht, mit dir zu sprechen."
Ein kaltes Gefühl breitete sich in Ahsokas Magen aus. „Und wer ist dein Meister?", fragte sie misstrauisch.
Der Droide antwortete nicht, sondern aktivierte einen kleinen Holo-Projektor an seiner Seite. Innerhalb eines Augenblicks erschien ein blauer Holo-Bildschirm, der die vage Silhouette eines Mannes zeigte. Ahsoka starrte auf das Bild und erstarrte. Es war Count Dooku – der ehemalige Jedi-Meister, der nun der Anführer der Separatisten und ein Sith-Lord war.
„Ahsoka Tano," sagte Dooku mit seiner tiefen, bedächtigen Stimme. „Es ist eine Ehre, endlich mit dir zu sprechen."
Ahsoka spürte ein Ziehen in ihrer Brust. Sie wollte ihn abweisen, sich von ihm abwenden, doch der Moment war gekommen, den sie gefürchtet hatte. „Dooku," antwortete sie scharf, die Worte fast wie ein Hieb. „Was willst du? Warum sollte ich dir überhaupt zuhören?"
Dooku neigte den Kopf, sein Blick schien sowohl mitleidig als auch prüfend. „Weil wir beide von denen betrogen wurden, denen wir einst dienten."
Ahsoka zog die Augenbrauen zusammen. „Die Jedi haben mich verraten, ja. Aber du bist ein Verräter. Du hast den Weg des Krieges gewählt."
„Nicht den Krieg," antwortete Dooku ruhig, „sondern die Freiheit. Die Republik ist das verkommene Gebilde, das sie immer war. Die Jedi sind ihre Handlanger. Du hast das selbst erfahren, Ahsoka. Die Wahrheit ist unaufhaltsam."
„Was willst du damit sagen?" fragte sie, ihre Stimme knisterte vor Misstrauen und Wut. „Ich sage dir, dass du mit mir den Weg der Macht finden kannst. Der Weg der Freiheit, fernab der Fesseln der Jedi." Dookus Stimme war eindringlich. „Du bist wie ich. Du hast erkannt, dass die Jedi dich im Stich gelassen haben. Dass sie dich verraten haben, und die Demokratie in der Republik ist nichts weiter als eine Illusion."
Ahsoka ballte die Fäuste, versuchte, sich gegen die Worte zu wehren. „Und was soll ich jetzt tun? Mich dir anschließen? Dein Krieg, deine Lügen, dein Verrat?"
Dooku's Holo-Bildschirm verzog sich zu einem leichten Lächeln. „Was du als Verrat siehst, ist in Wahrheit eine Befreiung. Die Sith kämpfen nicht nur um Macht, sondern um die Chance, die Galaxis von der Verrottung zu befreien. Die Jedi sind die wahren Verräter, Ahsoka. Und du bist zu stark, um weiterhin in ihrer Dunkelheit gefangen zu bleiben."
Ahsokas Gedanken rasten. Es war, als würde sich ein Schleier in ihrem Kopf heben. All die Zweifel, all die Jahre der Enttäuschung über die Jedi, all der Schmerz. Und doch spürte sie den Widerstand in sich. Sie wollte nicht der Dunkelheit erliegen. Aber was hatte sie noch für eine Wahl? „Und was willst du von mir?" fragte sie leise.
„Ich will, dass du dich mir anschließt," sagte Dooku. „Deine Reise ist noch lange nicht zu Ende, Ahsoka. Es gibt viel mehr, als du dir jemals vorgestellt hast. Komm zu mir. Ich werde dir beibringen, wie du die wahre Macht der Dunklen Seite entfesseln kannst. Du wirst die Wahrheit erkennen – dass die Galaxis nur durch die Macht der dunklen Seite gerettet werden kann."
Ahsoka spürte, wie ihre Gedanken und Emotionen hin und her gerissen wurden. Sie war müde, so müde von all dem. Die Jedi hatten sie verraten, die Republik war korrupt und keine echte Demokratie. Doch die Dunkle Seite – war sie bereit, ihr zu folgen?
„Wo finde ich dich?" fragte sie schließlich, ihre Stimme ruhig und fest. „Die Koordinaten hat der Droide.," antwortete Dooku. „
Ich erwarte dich auf Serenno, ein Schiff steht für dich bereit." Der Holo-Bildschirm erlosch, und der Droide übergab ihr ein kleines Datenmodul, bevor er sich umdrehte und den Raum verließ.
Ahsoka stand still und starrte auf das Modul in ihrer Hand. Ihr Herz schlug schneller, aber in ihrem Inneren wusste sie, was sie tun würde. Sie war keine Jedi mehr. Sie hatte nur noch die Macht. Und die würde sie nutzen.
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